Originaltitel: Bill & Ted’s Bogus Journey__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Peter Hewitt__Darsteller: Keanu Reeves, Alex Winter, William Sadler, Joss Ackland, Pam Grier, George Carlin, Amy Stock, Jim Martin, Hal Landon jr., Annette Azcuy, Sarah Trigger, Chelcie Ross, Chris Matheson, Ed Solomon u.a. |
Das Idiom von Bill und Ted im Original machte klar: Auf das „Excellent Adventure“ konnte als Gegenstück nur noch die „Bogus Journey“ folgen. In Deutschland folgte auf die treffend betitelte Reise durch die Zeit dann „Bill & Ted‘s verrückte Reise in die Zukunft“, was den Filminhalt allerdings weniger gut wiedergibt.
Denn Bill S. Preston (Alex Winter) und Ted Logan (Keanu Reeves) reisen hier kaum durch die Zeit und schon gar nicht groß in die Zukunft. Dort hat der schurkische De Nomolos (Joss Ackland) allerdings die Schnauze voll von den Wyld Stallyns und deren erlösender Musik, weshalb er einen Coup durchführt und den Erfolg der Rockband verhindern will. Zu diesem Zweck schickt er zwei Roboter in Bill-und-Ted-Form (ebenfalls Alex Winter und Keanu Reeves) in die Gegenwart, um den Triumph der Jungmusiker bei der Battle of the Bands im Jahr 1991 zu verhindern. Dass dieser eingängliche Umsturz an futuristische Machtergreifungen in Stoffen wie „Superman“ oder „Star Wars“ erinnert, unterstreicht die parodistischen Absichten der Macher.
Die beiden Chaoten bereiten sich auf ihr großes Konzert vor, gemeinsam mit ihren Freundinnen, den (mittlerweile neu besetzten) Prinzessinnen Elizabeth (Annette Azcuy) und Joanna (Sarah Trigger), die sie Erstling aus dem Mittelalter retteten und die nun zur Band gehören. Bills (Ex-)Stiefmutter Missy (Amy Stock) hat seinen Vater (J. Patrick McNamara) verlassen und ist nun mit Teds Dad (Hal Landon jr.) verheiratet. Es gibt also viele Wiederkehrer auf Figuren- und Castebene, darunter auch Bills und Teds Mentor Rufus (George Carlin), der den Schurken aus der Zukunft folgt, um seine Schützlinge zu retten.
Das läuft jedoch vorerst schief, denn das Duo wird von seinen Robo-Ebenbildern in die Wüste gelockt und dort gekillt. Doch Bill und Ted geben nicht so leicht auf und suchen noch im Jenseits, egal ob in Himmel, Hölle oder dem Reich des Todes, nach einem Weg zurück zu ihren Liebsten und ihrem wichtigen Konzert…
Schaut euch den Trailer zu „Bill & Ted’s verrückte Reise in die Zukunft“ an
Auf den ersten Blick klingt „Bill & Ted‘s verrückte Reise in die Zukunft“ nach einem fokussierteren Film als sein Vorgänger. Es gibt echte Schurken und mehr Fallhöhe, da ja nicht nur das Weiterleben von Bill und Ted, sondern auch jenes ihrer besseren Hälften in Gefahr ist. Das ist schon mal konkreter als der Zusammenbruch einer zukünftigen Ordnung. De facto macht das jedoch wenig aus: Die bösen Robo-Doppelgänger verwüsten die Bude von Bill und Ted, grabbeln deren Mädels an und beschließen irgendwann diese umzubringen, sind aber ähnlichen Deppen-Dudes wie ihre Vorbilder und kriegen kaum was auf die Kette. De Nomolos (übrigens der Name von Drehbuchautor Ed Solomon rückwärts gelesen) salbadert in der Zukunft etwas rum und taucht in der Gegenwart zum Finale auf, wo er aber auch null gefährlich wirkt.
Außerdem zerfällt auch „Bill & Ted‘s verrückte Reise in die Zukunft“ wie sein direkter Vorgänger in lauter kleine Episoden. Die Titelfiguren schauen in der Hölle, im Reich des Todes und im Himmel vorbei, wobei sich auch diese Sphären in lauter Einzellocations aufteilen. In der Hölle treffen die beiden ihre persönlichen Alpträume, wenn sie nicht gerade dem Teufel von der Klinge springen, im Himmel gibt es verschiedene Teilbereiche, die auch eher mit Blick auf individuelle Gags gestaltet sind. Außerdem spielen große Teil im San Dimas der Gegenwart, wo das Duo irgendwann auch noch den Tod (William Sadler) und zwei Alien-Ingenieur-Kreaturen dabei hat. Soviel also zu Kohärenz und Fokus, denn auch der zweite Teil ist eine Ansammlung von Sprüchen, kreativen Einfällen und bekloppten Ideen, in welcher der Einzelmoment mehr zählt als das große Ganze.
So sieht der Tod aus wie aus Ingmar Bergmans „Das siebente Siegel“, spielt gern Spiele und ist immer etwas mopperig, die Helden besuchen schräge Welten und kommen trotz akuter Deppenhaftigkeit immer wieder durch. Zeitreiselogik ist wie schon im Vorgänger kaum vorhanden, was im Finale immerhin ganz amüsant aufgegriffen wird, wenn die Wyld Stallyns und De Nomolos einander immer einen Schritt voraus sind. Dank gesteigertem Budget sieht die Umsetzung der Einfälle des Drehbuchduos aus Chris Matheson („Mike the Detective“) und Ed Solomon („Super Mario Bros.“) in Sachen Kostüme und Szenenbild etwas edler aus als im Erstling und bei den Musikrechten war mehr Knete für große Namen da, weshalb es unter anderem von KISS, Megadeth und Faith No More auf die Ohren gibt. Blöderweise ist die Trefferquote in Sachen Gags etwas durchwachsener als in der ersten „Bill & Ted“-Inkarnation. Manches ist auf seine Weise recht lustig (z.B. der Spielemarathon gegen den Tod), anderes dagegen eigentlich nur albern (z.B. so gut wie alle Gags um die Alien-Ingenieure).
Hierzulande kommt erschwerend dazu, dass der Blitz in Sachen Synchrokreativität kein zweites Mal einschlug. Anstatt das Idiom der Synchro des Erstlings fortzuführen oder die Jugendsprache von Bill und Ted im Geiste adäquat ins Deutsche zu übertragen, versucht sich die Synchro an einer wörtlichen Übersetzung. Also ist Bill S. Preston nicht mehr der „Herrscher über die Sülznasen“, sondern „der Ehrenwerte“, sein Kompagnon nicht mehr „Ted ‘Das Nashorn’ Logan“, sondern „Ted Theodore Logan“. Doch dadurch klingt die Synchro von „Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft“ in erster Linie bemüht, kommt weder an den Witz des Originaltons noch an die kreative Albernheit der Synchro des Erstlings heran – hier fällt die Wahl der Tonspur wesentlich leichter als beim Vorgänger.
Man fragt sich bei „Bill & Ted‘s verrückte Reise in die Zukunft“, ob es ein Zufall oder ein gewollter Gag ist, dass in wichtigen Nebenrollen zwei Hauptschurkendarsteller aus großen Actionsequels der unmittelbaren Vorjahre gecastet wurden. So spielt Joss Ackland eine weniger memorable Softversion seiner „Lethal Weapon 2“-Rolle, während „Stirb langsam 2“-Bösewicht William Sadler als Tod für viele kleine Highlights sorgt. Hauptattraktion des Films bleiben natürlich Keanu Reeves („John Wick: Kapitel 4“) und Alex Winter („Death Wish 3“), die mit unglaublicher Chemie zwischen einander überzeugen und hier als Robo-Doppelgänger nochmal auf andere Weise aufdrehen dürfen. George Carlin („Scary Movie 3“) tritt – wie viele andere Cast-Rückkehrer – merklich in den Hintergrund. Lediglich Amy Stock („Das Grauen am See“) kann sich eindrucksvoll in einer Seance-Szene zurückmelden – als Cameo nehmen die Drehbuchautoren Matheson und Solomon daran teil. In einer Nebenrolle darf Pam Grier („Coffy – Die Raubkatze“) Akzente setzen, während Annette Azcuy („Awake to Danger“) und Sarah Trigger („Kid – Einer gegen alle“) zwar irgendwie die weiblichen Hauptrollen innehaben, aber nie so wirklich Eindruck hinterlassen können.
So ist auch „Bill und Ted’s verrückte Reise in die Zukunft“ kaum mehr als eine Ansammlung von Blödel-Ideen und verrückten Einfällen, die vor allem von ihren sympathischen Protagonisten-Dudes getragen wird. Zwar mit etwas mehr Budget im Rücken und knalligerem Soundtrack, dafür aber einer weniger guten Trefferquote in Sachen Gags, wodurch das zweite Abenteuer der coolen Airheads eine Nummer schwächer als sein Vorgänger ausfällt.
Nach einer DVD-Veröffentlichung bei MGM/20th Century Fox kommen die aktuellen DVD- und Blu-Ray-Veröffentlichungen von „Bill & Ted’s verrückte Reise in die Zukunft“ von Koch Films und sind ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es zwei Audiokommentare, ein Making Of, Trailer und eine Bildergalerie.
© Nils Bothmann (McClane)
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