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Hatchet – Victor Crowley

Originaltitel: Victor Crowley__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Adam Green__Darsteller: Parry Shen, Kane Hodder, Laura Ortiz, Dave Sheridan, Krystal Joy Brown, Felissa Rose, Brian Quinn, Tiffany Shepis, Chase Williamson, Katie Booth, Kelly Vrooman, Jonah Ray u.a.

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Cover

Das Cover von “Hatchet – Victor Crowley”.

Victor Crowley ist gar nicht so dumm, wie er aussieht. Während Michael und Jason ihren Opfern unzählige Kilometer nachstalken, ja, sogar dazu bereit sind, sich für den perfekten Buh-Effekt stundenlang in Kleiderschränken und unter Betten zu verstecken, scheint Crowley irgendwo in seinem Sumpf einfach einen großen Magneten installiert zu haben. Sollte ihm mal ein potenzielles Opfer entwischen, kann er sich in seine Hängematte werfen und abwarten. Denn eines ist nach Teil 4 allerspätestens klar: Die kommen wieder. Und bringen sogar noch ein paar Freunde mit.

Das recht ungewöhnliche Final Girl dieser Slasher-Reihe ist inzwischen Parry Shen, der sich abgesehen von Kane Hodder in der Rolle des Killers als einziger Darsteller unerwartet im Regular Cast eingenistet hat – gleichwohl er nicht von sich behaupten kann, alle Teile überlebt zu haben. Schon beim ersten Durchlauf musste er ins Gras beißen, durfte dann aber in jeweils neuen Rollen zurückkehren. In „Hatchet – Victor Crowley“ spielt er nun zum zweiten Mal den Charakter Andrew Yong, der als Überlebender von Teil 3 mittlerweile durch die Talkshows des Landes tingelt, um sein neues Buch über die Geschehnisse zu präsentieren. Und siehe da, das Sumpfmonster hat Recht: Mit monetären Versprechen seitens der Medien wird Andrew zurück in den Sumpf gelockt, um vor authentischer Kulisse ein Interview zu geben…

Hatchet - Victor Crowley

Gleich nach dem Eiffelturm auf Platz 2 der beliebtesten Orte für einen Heiratsantrag: Die Gruselsümpfe von Victor Crowley.

Dass Regie-Rückkehrer Adam Green ursprünglich einen Meta-Slasher im Stil von „Freddy’s New Nightmare“ im Sinn hatte, lässt sich immer noch an einigen verräterischen Anzeichen ablesen, die sich in der Exposition verbergen. So wird die comichaft überzeichnete Gewalt, mit der standesgemäß der Prolog aufgelöst wird, in die Welt des Reality-TV übergeleitet, die fast noch schriller ist als die Splatter-Einlagen bis dahin. Als „The Sabrina Show“ über applaudierendem Publikum eingeblendet wird und die blondierte Krystal Joy Brown die Treppen zur Bühne herunterstöckelt, kommt das einem Alptraum in einem Alptraum gleich. Die Nähe zur Film-im-Film-Konstellation aus Wes Cravens Freddy-Krueger-Reanimation ist spürbar, und das Drehbuch hätte es wohl problemlos ermöglicht, aus dem fiktiven Andrew Yong wieder den echten Schauspieler Parry Shen zu machen, der höchstselbst in die Sümpfe zurückkehrt – diesmal eben wirklich als Parry, nachdem er bereits als Andrew, Justin und Shawn vor Ort war. Craven nach dem Mund zu reden, wäre auf jeden Fall sinnhafter gewesen als, wie nun geschehen, einfach das gewöhnliche Sequel-Ding durchzuziehen. Denn ein allzu glaubwürdiger Slasher-Survivor ist Andrew genauso wenig wie seine Alter Egos Justin und Shawn es waren.

Gerade weil Parry eher den Typ „unbekanntes Mitglied der Star-Trek-Crew, das als erstes draufgeht“ bedient, versucht Green nun natürlich, genau mit diesem Klischee zu spielen und die entsprechende Stimmung zu bedienen. Noch mehr als in den Vorgängern, die selbst nicht gerade dem heiligen Ernst verschrieben waren, wird ein plakativ-ironischer Grundton bedient, dessen Streben nach Schärfe und Biss jedoch ein ums andere Mal in reiner Provokation erstickt. Das kann man bereits von der im Jahr 1964 angesiedelten Prologsequenz behaupten, in der die Comedians Jonah Ray und Kelly Vrooman die „awkward situation“ eines Heiratsantrags persiflieren, die vor allem im RomCom-Genre gerne für allerhand Peinlichkeiten herangezogen wird. Beim Betrachter lösen die Beiden mit der Auflösung ihrer Szene aber kaum andere Reaktionen als emotionslosen Ekel aus. Selbigen bezweckt auch die Signierstunde in einem Buchladen, die aber immerhin ihr eigenes Publikum völlig unerwartet mit der eigenen Doppelmoral konfrontiert.

Hatchet - Victor Crowley

Andrew (Parry Shen) hatte sich geschworen, nie wieder in die Sümpfe zurückzukehren. Kann ein großes Bündel Geldscheine seine Meinung ändern?

Das fehlende Maß in der Tonalität gerät dann auch schnell zu einem zentralen Problem. „Hatchet – Victor Crowley“ ist einerseits punktuell brutal, andererseits durch seinen Humor und die leider nicht mehr immer überzeugenden praktischen Effekte aber auch unnötig sanft. Er bietet manchmal ziemlich freche Ideen auf, gibt sich an anderer Stelle aber auch wieder unnötig bieder. Man weiß lange Zeit nicht, was man überhaupt erwarten soll von diesem vierten Teil, der ja traditionell eine ziemlich klar definierte Aufgabe hat: Unsterblich machen soll er den Killer nach beendeter Trilogie, ihn überführen in eine endlose Franchise, die keine Endgültigkeit mehr kennt.

Dazu interessiert sich der Schöpfer aber zu wenig für seine eigene Kreatur. Relativ unkoordiniert lässt Green sie durch die Gegend torkeln, ohne ihre Mythologie weiterzuentwickeln. Im Grunde befindet sich Crowley seit Teil 1 in einer Ellipse, die den letzten Auftritt von Leatherface in „Texas Chainsaw Massacre“ enthält, als er mit der Kettensäge in den Sonnenuntergang tanzte. Nur dass diesmal eben ein Beil als Tanzpartner dient. Ein einziges Mal scheint man eine Weiterentwicklung wahrzunehmen, als Crowley ein noch lebendes Opfer perfide als Köder einsetzt, so wie man es vielleicht von einem Predator erwarten würde. Derartige Ansätze bleiben aber unterentwickelt, und Crowley bleibt am Ende der eigenschaftslose Klumpen, der er im Grunde immer war.

Hatchet - Victor Crowley

Wenn ihr schon mal da seid, haltet Ausschau nach dem Spinosaurus.

All das bricht dem Film aber nicht das Genick. „Knack“ macht es erst im völlig einfallslosen Umgang mit Set und Kulisse. Wer mit Graus an die Flugzeug-Szenen aus „Jurassic Park 3“ zurückdenkt, wird hier erst recht Zeter und Mordio fluchen, denn der Hauptteil bietet kaum mehr als die Bruchlandung aus „Jurassic Park 3“ in extra lang und extra billig. Weiße Scheinwerfer imitieren von außen ein Blitzgewitter, Darsteller werden durch die aufgeplatzten Fenster von Komparsen anstatt vom Luftzug nach außen gezogen. Den Aufprall sieht man natürlich nicht, was wohl auch besser so ist, denn manchmal ist es besser, die Spezialeffekte der Fantasie zu überlassen.

Irgendwann liegt also die Röhre einer Passagierkabine auf einem Hügel und wird zum zentralen Setpiece, mit dem Green so rein gar nichts anzufangen weiß. Mögliche Suspense-Builder wie eine am Boden eingeklemmte Passagierin bei langsam steigendem Regenwasserpegel oder ein ums Wrack schleichender Crowley werden komplett verschenkt, die Gruppendynamik der Eingeschlossenen flattert wie ein Fähnchen im Wind von unglaubwürdig nach albern und wieder zurück. Man wünscht sich schnell, der Berserker möge doch bitte einfach die Außenwand abreißen und kurzen Prozess mit den Insassen machen, so wie es Leatherface im Netflix-Remake mit dem Partybus tat, doch nichts dergleichen geschieht. Kostbare Zeit verrinnt vom 85-Minuten-Budget, während die Gruppe einfach dasitzt und Blödsinn redet. Dem Skript fehlt es entschieden an Dynamik, was Crowley unter dem Strich dann doch wieder dumm dastehen lässt, weiß er die Schale doch einfach nicht zu knacken und agiert ähnlich passiv wie seine Beute… als würde man dem Swamp Thing einen Zauberwürfel in die Hände drücken und zusehen, wie es sich eine Stunde lang den Kopf kratzt.

Hatchet - Victor Crowley

Victor Crowley hat noch mehr Musik im Blut als Tom Hanks in “Big”!.

Die letzte Pointe ist natürlich eine mit Ansage, und dann ist da auch schon der Abspann… und eine After-Credits-Szene, die uns noch einen fünften Teil androht. Bis der erschienen ist, hat man aber schon längst vergessen, dass „Hatchet – Victor Crowley“ überhaupt gedreht wurde. Zuerst geht der Humor daneben, dann liefert nicht einmal der Schlachter ab – da würde ich auch die Düse machen.

3 von 10

Informationen zur Veröffentlichung

Schaut in den Trailer

Anders als bei den anderen beiden Fortsetzungen hatte die FSK bei „Hatchet – Victor Crowley“ nicht genug zu beanstanden, um der ungeschnittenen Fassung die 18er-Freigabe zu verwehren. Beim vierten Teil kann man also auch bedenkenlos zur Amaray Keep Case von Tiberius greifen. Die hat in Sachen Extras vor allem zwei Audiokommentare zu bieten – einmal mit Writer / Director Adam Green, Cinematographer Jan-Michael Losada, Editor Matt Latham und Make-up FX Artist Robert Pendergraft , sowie einmal mit Green und den Darstellern Parry Shen, Laura Ortiz and Dave Sheridan. Die Mediabooks von Nameless Media haben keine andere Ausstattung zu bieten, sondern enthalten lediglich eine DVD mit identischem Inhalt als zweite Disc, sowie ferner ein 20-seitiges Booklet mit Text von Wolfgang Brunner. Streamen kann man den Slasher-Streifen von 2017 natürlich auch auf mehreren Plattformen.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sunfilm / Tiberius__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Ja (Deutschland)__Blu Ray/DVD: Ja / Ja

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