Originaltitel: Coyote Run__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Shimon Dotan__Darsteller: Michael Paré, Peter Greene, Macha Grenon, Roc Lafortune, Michel Perron, Ian MacDonald u.a. |
Pershing ist der versoffene Hilfssheriff einer kleinen Stadt im Nirgendwo, wo es nichts Besonderes ist, wenn andere Saufbrüder der Stadt angetüdelt Flugzeug fliegen, auf der Hauptstraße direkt vorm Sheriff’s Department landen und sich willfährig in die Knastzelle sperren lassen. Zum Rausch ausschlafen. Eines Tages verläuft Pershings Dienst aber noch ungewöhnlicher. Da lassen ihn nämlich Schüsse automatischer Waffen hochschrecken.
Er eilt zum Ort des Geschehens und kann gerade noch ein paar Kugeln auf die flüchtenden Schützen abfeuern. Einen der Lumpen kennt er nur zu gut. Doch eigentlich kann das nicht sein, ist der Mann, den Pershing mit dem Gesicht verbindet, doch in irgendeinem egalen Krieg in Afrika verreckt.
Doch Pershing hat Recht. Sein alter Bekannter nennt sich inzwischen Santier und versucht die Macht in der Unterwelt an sich zu reißen. Doch so hochtrabend seine Pläne auch sein mögen, er hat ein Problem: Pershing ist nicht bereit, die zahlreichen Toten in seiner Kleinstadt einfach hinzunehmen. Unerbittlich heftet er sich an Santiers Fersen.
Actionthriller mit Michael Paré
Man sollte meinen, dass man mit einer derartigen Story-Prämisse doch einen unterhaltsamen Actionthriller auf die Beine gestellt bekommen könnte. Doch Shimon Dotan („Diamond Dogs“) will das nach einem Drehbuch von Rod Hewitt („Killing Yakuzza“) einfach nicht gelingen. „Coyote Run“ entpuppt sich als extrem geschwätziger, sehr lahmarschiger Actionthriller-Versuch, bei dem nicht viel zusammengeht.
Die Story wird überraschungsfrei abgespult. Weder verfangen Santiers Bemühungen, nach der Unterweltkrone zu greifen, noch Pershings zufallsgetriebene und wenig nachvollziehbare Suche nach dem Lump. Einzig die irgendwann ins Geschehen geworfene Hure Sierra bringt etwas Schwung in den Film, da sie mit Pershing eine wirklich tolle Chemie hat.
Natürlich lernt Pershing sie da kennen, wo die meisten B-Film-Ermittlungen starten: Im Stripschuppen. Witzigerweise tanzen hier die Damen durchgehend angezogen vor keinem Publikum. Trainieren vermutlich immer. Egal. Nicht egal ist einem, dass rund um die Lumpen im Film beständig Versuche gestartet werden, sich an Tarantino dranzuhängen. Die Folge sind pseudocoole Dialoge, die einem richtig schnell auf den Zünder gehen.
Damit man nicht zu schnell wegpennt, darf Pershing immer mal wieder rüde werden. Und zumindest hier liefert „Coyote Run“ ein wenig ab. Blutige Durchschüsse, Halstreffer und Messer in verschiedenen Körperpartien lassen das Blut spritzen. Leider sind die flotteren Momente schneller vorbei, als sie angefangen haben. Ausgiebige Keilereien oder gar Verfolgungsjagden gibt es keine.
Fast schon enthusiasmiert nimmt man angesichts des bisher recht öden Treibens zur Kenntnis, dass die Figuren sich bereits 30 Minuten vor Schluss zum Showdown verabreden und in ordentlicher Zahl auf einem Friedhof zusammenkommen. Hier wird es doch kein Großgemetzel geben? Leider nein. Denn wiederholt wird sich nur eine Bulette ans Ohr gequatscht und wenn dann doch mal ein Schuss bricht, wird nach Begutachtung der Leiche gleich weiter gelabert.
Sogar ein Schauplatzwechsel in eine Scheune bringt keinerlei höheroktanige Abwechslung. Es wird nur noch öder. Was für ein Showdown. Zumindest kann man den beiden Antipoden Michael Paré („Crawlers“) als Pershing und Peter Greene („Alarmstufe: Rot 2“) als Santino keine großen Vorhaltungen machen. Beide liefern sogar mehr, als „Coyote Run“ verdient hat.
Vor allem Greene hat einfach so eine wunderbar seltsame Ausstrahlung, die noch dadurch unterstrichen wird, dass seine Figur alle Nase lang mit von irgendwo herbeigezauberten Schlangen hantiert und seine Gegenüber so noch mehr einschüchtert. Macha Grenon („In deiner Haut“) liefert als Sierra ebenfalls super ab. Der Rest der Darsteller läuft nur unter ferner liefen.
Die Optik von „Coyote Run“ passt sich weitgehend an die erzählerischen Qualitäten des Filmes an und gerät reichlich langweilig. Nur zu Beginn ist Regisseur Dotan sichtlich um schräge Perspektiven und mal etwas andere Einstellungen bemüht. Das lässt er allerdings ganz schnell wieder fallen. Die Musik zum Film ist da. Ich habe sie gehört – nur hängengeblieben ist rein gar nichts.
„Coyote Run“ hätte lieber „Coyote Sleep“ oder „Coyote Dead“ heißen sollen
„Coyote Run“ macht gefühlt keinerlei Anstalten, über seine zu langen 97 Minuten hinweg irgendwann mal Spannung oder Tempo aufzubauen. Zunehmend demoralisierter schaut man so den ziellosen Story-Entwicklungen zu und sehnt den großen Showdown herbei. Denn der könnte sich aufgrund der im Filmverlauf angedeuteten Kaltschnäuzigkeit beim Abfeuern der Gewalttätigkeiten durchaus lohnen.
Tja, und dann entpuppt sich sogar der Showdown als gewaltige Luftnummer, bei der man irgendwann gar nicht mehr versteht, wer hier warum auf wen schießt und warum kaum jemand irgendwas trifft. Zwei Tote später fällt dann endlich der Vorhang und das Leid hat ein Ende. Danke dafür.
„Coyote Run“ erschien auf VHS noch ungeschnitten und lief sogar uncut im TV, auf DVD schaffte es aber immer nur eine geschnittene Version. Am 28. April 2023 schaffte Imperial Pictures nun Abhilfe und veröffentlichte den Film uncut mit einer Freigabe ab 18 auf DVD. Diese kommen mit zwei verschiedenen Coverartworks und bieten solide Bild- und Tonqualität.
In diesem Sinne:
freeman
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