In Christian Sesmas nach bekannten Mustern gefertigtem B-Actionfilm „Section 8“ verkörpert Ryan Kwanten den Ex-Soldaten Jake Atherton, der die Mörder seiner Familie umbringt, dafür ins Gefängnis wandert und aus der Haft für eine geheime Spezialeinheit angeworben werden. Zum Supportcast gehören Dolph Lundgren, Scott Adkins, Mickey Rourke und Dermot Mulroney auf Seiten der Unterstützer und Gegner des Helden.
Originaltitel: Section Eight__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Christian Sesma__Darsteller: Ryan Kwanten, Dolph Lundgren, Dermot Mulroney, Scott Adkins, Mickey Rourke, Robert LaSardo, Geoffrey Blake, Justin Furstenfeld, Maurice Compte, Tracy Perez, Jessica Medina, Paul Sloan u.a. |
Christian Sesma („Paydirt“) mag weder zu den populärsten noch zu den talentiertesten aktiven B-Filmern gehören, dafür aber zu den aktivsten. Und immer wieder kriegt der Mann populäre Namen aus der zweiten Reihe zusammen, wie etwa für „Section 8“.
Co-Autor des Films, hier im Verbund mit Josh Ridgway („Howlers“), war der ebenfalls sehr umtriebige B-Schreiberling Chad Law („Beyond the Law“), dem allerdings nicht allzu viel Originelles einfiel. Held der Chose ist Jake Atherton (Ryan Kwanten), US-Elitesoldat, den man zu Beginn im Einsatz sieht. Er will heldenhaft einen Sprengsatz entschärfen, die Einheit gerät in einen Hinterhalt, den nur er und sein Vorgesetzter Tom Mason (Dolph Lundgren) überleben. Nach dem halbwegs aufwändig produzierten Scharmützel springt der Film fünf Jahre vorwärts: Jake ist ins Zivilleben zurückgekehrt, lebt glücklich mit Frau und Sohnemann zusammen, während er in der Werkstatt seines Onkels Earl (Mickey Rourke) an Autos rumschraubt.
Als eine Latino-Gang jedoch Stress machen und Schutzgeld kassieren will, kommen Jakes Army-Killerinstinkte hervor und er prügelt die Truppe windelweich. Die revanchiert sich ganz unsportlich, indem sie Gattin und Kind des Ex-Soldaten ermorden, woraufhin er die Gangster in einem Striplokal stellt und allesamt über den Haufen ballert. Fresh (Robert LaSardo), der Chef der Gang, beteuert zwar noch, dass er das eigentlich nicht tun wollte, aber keine andere Wahl hatte, doch Jake ist so eifrig bei der Arbeit, dass er gar nicht über die Aussage nachdenkt, ehe er Fresh eine Kugel in den Kopf jagt.
Für seinen Akt der Selbstjustiz wandert Jake in den Bau, wo jedoch fünf Monate später der geheimnisvolle Sam Ramsey (Dermot Mulroney) aufkreuzt und für die Geheimorganisation Section 8 anwirbt. Als Teil der Truppe soll Jake in Zukunft Landesfeinde bei Black-Ops-Einsätzen ausschalten…
Schaut euch den Trailer zu „Section 8“ an
Die Prämisse vom angeworbenen Straftäter in Geheimdienstreihen kenn man von „Nikita“ bis „The Gray Man“ zur Genüge und auch sonst ist „Section 8“ penibel darauf bedacht ein altbekanntes Versatzstück an das nächste zu kleben. Dass die titelgebende Sektion nichts Gutes im Schilde führt, ist von Anfang an klar, zumal sich die anderen Mitglieder inklusive Chef Ramsey als sehr abknallgeil erweisen und es gar nicht gern sehen, wenn Jake irgendwelche unschuldigen Zeugen am Leben lässt. So landet auch er in Rekordzeit auf der Abschussliste der eigenen Leute, aber so viel Zeit blieb dem Drehbuchduo Law/Ridgway auch nicht, da sie ja fast ein Drittel ihres Films mit der Exposition verplempern. Im Finale werden dann gleich drei bis vier Last-Minute-Twists hintereinander abgefeuert, die in dieser Frequenz aber keinerlei Wirkung entfalten und bei genauerem Nachdenken auch teilweise ziemlicher Humbug sind. Der Rest ist schreiberische Routine ohne einen Funken Innovation, aber immerhin auch ohne größere Blößen.
Problematisch wird es nur, wenn sich „Section 8“ an dem versucht, was die beiden Autoren und Regisseur Christian Sesma für Charakterzeichnung oder Dramatik halten. Also werden immer wieder Aufnahmen der ermordeten Familie zwischengeschnitten, als ob das geneigte Genrepublikum sonst den Auslöser des Ganzen vergessen würde. Außerdem sülzt Jake in zwischenzeitlichen Füllszenen wahlweise Onkel Earl oder Army-Buddy Tom die Ohren voll, um nochmals sein Dilemma und seinen Schmerz offensiv an die Zielgruppe zu bringen. Der Look des Ganzen ist ausgebleicht, die Menge an Statisten aus Budgetgründen augenscheinlich begrenzt, aber ansonsten ist „Section 8“ solide ohne eigene Handschrift inszeniert. Das angestrebte internationale Flair durch die Einblendung der Namen der Schauplätze (die in der Realität wahrscheinlich alle sehr nahe beieinander liegen) wird allerdings nicht erreicht.
Auch im Bereich der Action ist eher solide Pflichterfüllung als wirklich inspirierte Arbeit angesagt. Es gibt Nahkämpfe, Shoot-Outs und kleinere, aber eher unspektakuläre Verfolgungsjagden zu Fuß oder mit dem Auto. Sesma inszeniert bis auf ein paar kleine Schnitzer (z.B. Achsensprünge im Finalkampf) solide, die Choreographie durch Stunt Coordinator Luke LaFontaine („White Elephant“) ist ordentlich. Die Set-Pieces sind gut über den Film verteilt, dank regelmäßiger Einsätze von Jake oder des als Antagonisten aufgebauten Leonard Locke (Scott Adkins). Der ist als besonders effektiver Section-8-Mann für die ganz kniffeligen Einsätze an Bord, wozu auch das Liquidieren von nicht mehr benötigten Ex-Mitgliedern gehört. Dementsprechend bestreiten er und Jake auch den Endfight, der einen okayen, aber auch nicht berauschenden Showdown abgibt – womit er gut zum Gesamteindruck des Films passt.
Zu den Schwachstellen gehört Hauptdarsteller Ryan Kwanten („Kill Chain“), der mit Lederjacke, Frisur wie ein begossener Pudel und stets gesenktem Blick den traumatisierten, aber toughen Actionhelden mehr schlecht als recht gibt. Wesentlich besser steht da der prominente Supportcast da: Scott Adkins („John Wick 4“) setzt als eiskalter Profi Akzente, während Mickey Rourke („Picture Claire“) als Onkel und Ratgeber sein Können durchschimmern lassen kann. Dolph Lundgren („Dark Angel“) als väterlicher Freund ist okay, Dermot Mulroney („Scream VI“) ein ganz brauchbarer Bösewicht und Robert LaSardo („Sky Sharks“) darf seine Schurkenfresse in einem besseren Cameo präsentierten. Ansonsten nach ganz erinnerungswürdig sind Maurice Compte („Born a Champion“) in einem Minipart als Generalstaatsanwalt sowie Tracy Perez („Charlie Says“) in einer Nebenrolle als Section-8-Kollegin Jakes.
„Section 8“ ist kein komplett schlechter, aber leider vollkommen uninspiriert nach Schema F geschriebener B-Actionfilm, unauffällig-solide inszeniert mit okayen Standard-Krawallszenen, von denen am ehesten die Scott-Adkins-Einsätze im Gedächtnis bleiben. Das ist unterer Durchschnitt, den sich der geneigte Genrefan mal ansehen kann, aber bei dem Cast hätte da mehr drin sein müssen.
In Deutschland wurde „Section 8“ von Sony bei der FSK eingereicht und ab 16 Jahren freigegeben, allerdings noch nicht auf einem physischen Medium ausgewertet. Man kann den Film lediglich kostenpflichtig bei Portalen wie YouTube, Amazon Prime oder AppleTV+ streamen.
© Nils Bothmann (McClane)
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