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Just Desserts: The Making Of Creepshow

Originaltitel: Just Desserts: The Making Of Creepshow__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2007__Regie: Michael Felsher__Darsteller: George A. Romero, Tom Savini, Tom Atkins, Adrienne Barbeau, Pasquale Buba, Rick Catizone, David Early, Ed Harris, John Harrison, Nicholas Mastandrea, Bingo O’Malley, Richard P. Rubinstein, Marty Schiff, Joanne Small, Nick Tallo, Bernie Wrightson u.a.

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Das Cover von “Just Desserts: The Making Of Creepshow”

Kind müsste man noch einmal sein. Einfach weg mit den Schulaufgaben. Ein Ruck und die Bücher und Blöcke fliegen vom Schreibtisch. Als nächstes ein Sprung vom Drehstuhl und stolpernd über die eigenen Schnürsenkel zur Kinderzimmertür hinaus. Ab die Klappleiter hoch auf den Dachboden, wo eine staubige Kiste mit alten Comics zwischen Gerümpel verstaut ist. In dem Moment, als die Dachluke durchschritten wird wie ein magisches Portal, steht sofort die Zeit still. Sie drängt eben noch nicht so unbarmherzig wie später im Erwachsenenalter, wenn sich die Ziellinie langsam nähert. Das Kind genießt alle Freiheiten, es kann sich immer und immer wieder in die gleiche Geschichte vergraben, ohne schlechtes Gewissen gegenüber all den anderen Geschichten da draußen. Es kann diese eine Geschichte unendlich machen, um einfach für immer darin zu versinken, während das Geklopfe des Besens aus der unteren Etage immer bedeutungsloser wird.

Erwachsene versuchen dieses wohlige Gefühl der Ungebundenheit von Zeit und Raum natürlich zu konservieren, indem sie sich ihre Faszination für die Lieblingsthemen aus ihren jungen Jahren zu einem gewissen Grad bewahren. Monster, Kreaturen und ihre kruden Horrorgeschichten können dann immer noch in ihren Bann ziehen. Wobei in solchen Fällen oft das Medium hinter den Geschichten mehr im Vordergrund steht, in diesem Fall das Comic. So wird der Erwachsene automatisch zum Sammler und Archivaren, der dem Zwang unterliegt, permanent den Horizont zu erweitern. Die unbefangene Freude von früher wird zur Wissenschaft erklärt – denn im fortgeschrittenen Alter hat der Mensch ja verstanden, dass Zeit doch endlich ist und nicht mit Wiederholung vergeudet werden kann. Weitere Geschichten müssen also entdeckt und kontextualisiert werden. So viele wie möglich in der verbleibenden Zeit, so tief wie möglich.

Michael Felsher, Regisseur von „Just Desserts“, scheint das Vorgehen des Erwachsenen völlig schnuppe zu sein. Er schert sich bei seiner Dokumentation zum Episoden-Horrorfilm „Creepshow“ nicht um einen sorgsamen Aufbau oder enzyklopädische Sorgfalt, vielmehr rast er blindlings von einer Episode zur nächsten, ist bereits nach einer guten halben Stunde am Ende angelangt… und fängt einfach noch einmal von vorne an. Eben genau so, wie ein Kind auf dem Dachboden sein Lieblingscomic lesen würde.

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All jene, deren Aufgabe es ist, zu analysieren und filmhistorische Einordnung vorzunehmen, sind bei der Party ausgeladen. Nicht, dass es wenig zu holen gäbe aus deren Perspektive. Kaum ein Horrorfilm der 80er verkörpert die Mischung aus kindlicher Abenteuerlust und galliger Morbidität so bildhaft wie eben „Creepshow“ – darüber mögen Kritiker und Filmwissenschaftler zur Entstehungszeit die Nase gerümpft haben, aus der Retrospektive werden sie aber von einer solchen Mischung wie die Motten vom Licht angezogen. Sicherlich hätten sie nur allzu gerne ein paar Worte zur Einordnung verloren. Felsher gibt ihnen aber keinen Raum, um über Panel-Narration zu referieren oder Hintergründe zur Geschichte des trivialen Horrorkinos bereitzustellen. Eine Bühne bietet er ausschließlich den geistigen Schöpfern hinter dem Film, den Machern, den Gestaltern und Darstellern. Denen, die an der Entstehung der Bilder selbst beteiligt waren. Und sie alle repräsentieren das Kind im Erwachsenen, als wäre zwischen der Saat 1982 und der Ernte 2007 nicht ein Vierteljahrhundert vergangen.

„Just Desserts“ ist dadurch natürlich in seinem Ausdruck auf jenes Jahr 1982 eingeschränkt und vermag nicht allzu sehr in die Tiefe zu gehen. Eher fühlt sich der Rückblick auf die Dreharbeiten von anno dazumal wie eine warme Erinnerung an, die nichts weiter im Sinn hat als die gute, alte Zeit zu würdigen. Nebenbei entsteht eine Liebeserklärung an das visuelle Erzählen mit den primären Gestaltungselementen des Filmschaffenden, Farbe und Form. Nicht umsonst steht ein Trio Infernale im Mittelpunkt, das wie nur wenige andere Namen den klassischen amerikanischen Bedtime-Story-Horror geprägt hat: George A. Romero, Stephen King und Tom Savini.

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Der Mann also, der die Toten das Schlurfen lehrte, der Mann, der den amerikanischen Nordosten in eine Brutstätte immer neuer Schreckgestalten verwandelte und der Mann, der all diese und weitere Schöpfungen der Imagination physisch real machte. Legenden auf ihrem jeweiligen Gebiet, vereint zu einem Dream Team, das die Greifbarkeit übernatürlichen Horrors in jener Zeit maßgeblich geprägt hatte. Folgerichtig kommen immer wieder Filme zur Sprache, in denen es zu Kollaborationen zwischen ihnen kam; die „Zombie“-Filme etwa oder „Stark – The Dark Half“. Es wird suggeriert, dass das Zeitalter der Gummiprothesen und Blutpäckchen durch ihre Arbeit aufblühte, wohingegen all die Vorläufer, die Episoden-Horrorfilme von Amicus beispielsweise oder die Horror-Comics der 50er von EC („Tales from the Crypt“) & Co., kaum eine Rolle in der Betrachtung spielen.

Denn was will ein Kind schon darüber wissen, welche Vorfahren hinter seinen geliebten Comicgeschichten stecken. Der Fokus liegt auf der naiven Freude an knallbunten Bildern und überzeichneten Karikaturen im Augenblick des Moments. Völlig zu Recht wird Stephen Kings überdrehte Darstellung des einfältigen Farmers Jordy Verrill aus der zweiten Episode „Mondgestein“ als eine der bemerkenswertesten Darstellungen im gesamten Film hervorgehoben, überträgt der Autor, der sonst hauptsächlich in Cameos vor der Kamera stand, seine Fähigkeit zur Einfühlung in die Gedankenwelt eines Kindes doch äußerst sehenswert auf den Körper eines Erwachsenen – nicht ohne Hilfe seines Regisseurs natürlich, der ihn zu dem übertriebenen Spiel ermutigte. Eher ernste Darsteller wie Ed Harris wirken unter all den Kindsköpfen wie die Eltern auf einer Geburtstagsparty, die sich ihrem Nachwuchs zuliebe eine Narrenkappe aufsetzen und jeden Jux mitmachen. Gleiches gilt auch für Adrienne Barbeau, die von ihrem damaligen Ehemann John Carpenter ermutigt wurde, das Angebot anzunehmen, in einem George-Romero-Film mitzuspielen – Romero sei ja schließlich ein absoluter Meister seines Fachs. Mal so von Meister zu Meister.

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Savini sitzt derweil in seiner Effektekiste und grinst wie ein Blag mit Zwille in der Hosentasche, während er davon erzählt, wie er mal alleine mit einem 17-Jährigen die gesamte Effekte-Abteilung stellte und den Tag rettete. Hier wird dann auch noch einmal gut herausgearbeitet, wie wichtig die Kreativität der Maskenbildner, Beleuchter und Setdesigner bei den Dreharbeiten war. Gerade in solchen Disziplinen strahlt „Creepshow“ schließlich ganz besonders hell, kann man doch kaum genug kriegen vom moosbewachsenen King, von den Kakerlaken, die aus einer E.G. Marshall-Puppe platzen oder vom irren Gelächter Leslie Nielsens, der von zwei aufgeschwemmten Wasserleichen heimgesucht wird. Das Ding fühlt sich tatsächlich an wie ein Comic, wie eine Bewegtbildgeschichte mit sorgfältig ausgearbeiteten Einzelbildern… was auch „Just Desserts“ teilweise durch seine äußere Form deutlich macht, etwa durch den Vorspann im Comic-Stil.

Man sollte sich nun keine hohe Dokumentationskunst erwarten. Was Michael Felsher hier im direkten Austausch mit etlichen Beteiligten von „Creepshow“ abliefert, ist eher ein auf Spielfilmlänge ausgedehntes Making-Of als eine umfassende Rückschau auf den unendlich wandelbaren Horrorfilm der 80er. Dass ausgerechnet Stephen King als einer der wichtigsten Beteiligten nicht persönlich für ein Interview zur Verfügung stand, sondern lediglich durch Archivmaterial eingebunden werden konnte, ist ein besonders störender Makel. Aber welcher Fan dieser Zeit hört nicht gerne zu, wenn Romero und Savini mit kindlichem Glanz in den Augen aus ihrer turbulenten Vergangenheit erzählen?

Schaut in den Trailer

Informationen zur Veröffentlichung von “Just Desserts: The Making Of Creepshow”

2-Disc Limited Special Edition

„Creepshow“ ist einer der letzten verbliebenen 80er-Videothekenkracher, bei denen man, aus welchen Gründen auch immer (aber vermutlich rechtlichen), nach wie vor auf eine vernünftige deutsche Veröffentlichung warten muss. Im Ausland sind inzwischen einige schmucke Editionen erschienen, hier scheint der Titel aber teilweise ein Bootleg-Problem zu haben, und von einer neuen Disc ist über Andeutungen hinaus immer noch keine Spur in Sicht. Dabei dürften gerade hier aus nostalgischen Gründen viele Fans auf einen deutschen Release warten, ist die Synchronisation doch eng mit dem Film verzahnt.

Zumindest der ein oder andere Streaming-Anbieter hat(te?) den Streifen seit kurzem ungeschnitten, in guter Qualität und mit vollständiger Synchronisation im Programm, so dass sich die Wartezeit auf etwas Physisches etwas besser überbrücken lässt. Wenn man Romeros Episodenfilm eine neue Disc-Heimat wünschen würde, dann wahrscheinlich bei Wicked Vision. Nicht nur würde der Titel ins Portfolio passen wie Arsch auf Eimer, auch ist dort inzwischen vorab schon mal „Just Desserts“ erschienen, die 2007er-Dokumentation zum Film.

Eine generelle Affinität zu Dokumentationen kann man Wicked Vision ja schon seit längerem nachsagen. Um die „Monster Squad“-Doku „Wolfman’s Got Nards“ wurde über Jahre hinweg mit harten Bandagen gekämpft, mit dem Ergebnis, dass nun tatsächlich eine Neuauflage des Prestige-Titels erstmals im Paket mit Doku erschienen ist. „Sie nannten ihn Stick“ hatte eine überaus sehenswerte Rückschau auf den Stuntman Dar Robinson an Bord. „Der Hexenjäger“ war eine wahre Bibliothek an Dokumentationen. Und gerade erst verweilte der Wicked-Vision-Labelchef mit seinem Content Creator in L.A., um von dort aus das erste selbst produzierte Filmprojekt anzukündigen, eine Dokumentation über Vincent Price nämlich.

Ein Making Of als eigene Veröffentlichung ohne Hauptfilm zu veröffentlichen, erscheint dennoch von außen wie ein Risiko. Am Material soll’s aber nicht liegen, denn die Veröffentlichung ist besser ausgestattet als so mancher Spielfilm im Programm.

„Just Desserts: The Making Of Creepshow“ gehört zwar nicht zur offiziellen „Collector’s Edition“-Reihe, sondern wird als Einzel- bzw. Sonderausgabe vermarktet, ist äußerlich von der Kernreihe aber kaum zu unterscheiden. Das Hochglanz-Mediabook entspricht in Sachen Design und Verarbeitung exakt den gewohnten Prestige-Ausgaben; der Unterschied liegt bloß darin, dass auf dem lose beigelegten Deckblatt nicht von der „Collector’s Edition“ die Rede ist, sondern einfach von einer „Special Edition“.

Die Verpackung

Weniger Aufwand als üblich ist in das Cover-Design geflossen. Hat der Käufer üblicherweise die Wahl zwischen drei Motiven, kommt diesmal nur ein Artwork zur Anwendung, das allerdings gleich Appetit macht auf den Inhalt. Der knallbunte Hintergrund mit seinen harten Blau-Rot-Kontrasten, dazu die Requisiten aus dem Film, die wie Müll über den Boden verstreut sind und mittendrin die 70er/80er-Ausgaben von Stephen King, Tom Savini und George A. Romero, auf einer blutigen Kiste hockend, die kurz vor der Kettensprengung steht, das ist schon ein Hingucker für jeden, der auch gerne mal reuelos zu einem Comicheft greift. Es handelt sich hierbei wohl um ein offizielles Poster, das auch schon 2016 für die zugrunde liegende US-Blu-ray von Synapse Films / Red Shirt verwendet wurde. Auf dem Backcover glänzt der Layouter mit Screenshots aus dem Film und Spezifikationsboxen, die wie Comic-Panels angelegt sind.

Fast noch besser wird es, wenn man das Buch aufklappt, denn auf den Innenseiten hinter den Discs sind zwei Seiten aus einem Creepshow-Comic abgedruckt, der Szenen aus der ersten Creepshow-Episode „Vatertag“ zeigt. Dem Inneren des Booklets entnehmen wir, dass es sich hierbei um Ausschnitte eines Comics handelt, der vom Splitter Verlag vertrieben wird. Würde Werbung immer so nahtlos und stimmig in ein Produkt eingearbeitet wären, wäre man wahrscheinlich allgemein weniger genervt von ihr, denn das Ganze passt so gut zusammen, als wäre es eigens für diesen Zweck angefertigt worden.

Mediabook

Die Aufmachung des Mediabooks stimmt schon mal auf die Filmsichtung ein.

Das Booklet

Erst recht gilt das im Zusammenspiel mit dem eingearbeiteten Booklet, das diesmal mit 32 Seiten besonders dick geworden ist, zumal die erste und letzte Seite so fest ist, dass man fast schon von einem Paperback reden muss. Aufgrund des Umfangs wurde das Booklet diesmal auch geklebt anstatt geklammert. Auch hier ist das Layout mehr als gelungen: Die Front ist aufgemacht wie die Kiosk-Ausgabe eines Comics (eigentlich fehlt nur der 10-Cent-Button), Überschriften und Zwischentitel sind im Stil von Bemerkungsfeldern in Comic Sans gehalten, die Seitenzahlen werden als kleine Sprechblasen dargestellt.

Der Text im Booklet befasst sich nicht etwa mit „Just Desserts“, was ja im Endeffekt auch nur ein Kommentar zu einem Kommentar geworden wäre. Vielmehr liefert Christoph N. Kellerbach einen Abriss über „Die Horror-Comics und ihre Zensurgeschichte“, was sich als mehr als sinnvolle Ergänzung zur Dokumentation herausstellt. Ausgehend vom Hays Code, der ganz Hollywood vorübergehend eine Drossel verpasste, schildert Kellerbach, wie der Zensurwahn langsam auch auf die Comicbranche überschwappte, die lange Zeit im Schatten der Filmindustrie nach eigenem Ermessen schalten und walten konnte – bevor der Psychiater Fredric Wertham auf den Trichter kam, Verbrechen, Sex und Gewalt in Bildergeschichten als Wurzel allen Übels zu identifizieren und dazu beizutragen, sie auszuradieren… mit massiven Folgen für die gesamte Branche, von EC Comics bis Marvel. Der Zusammenhang zu „Creepshow“ bleibt grob, wird aber spätestens dann offensichtlich, als der Autor die Sozialisierung Stephen Kings und George A. Romeros erwähnt, die mit den Gruselgeschichten von damals groß geworden waren und in den 80ern schließlich zu ihrer Renaissance beitrugen. Der äußerst lesenswerte Text mit einer Netto-Länge von etwa 13 Seiten wird aufgelockert durch diverse Poster, Archivfotos und Comic-Auszüge. Eine Beschäftigung mit dem eingeklebten Heft wird unbedingt empfohlen, gerne auch vor dem Filmkonsum, da keinerlei Spoiler oder dergleichen zu befürchten sind, sondern sich der Text im Gegenteil als wunderbare Einstimmungshilfe eignet.

Für Stimmung sorgt auch das einladende Menü im Comic-Stil, das bei schleichender Synthie-Mucke ein Panel aus einer Heftseite mit sich bewegenden Vorschaubildern zum Leben erweckt. Da drückt man doch gerne auf „Start“.

Bild und Ton

Bei der Bewertung der Bildqualität ist zunächst einmal zu bedenken, dass im Jahr 2007, als „Just Desserts“ gedreht wurde, die Blu-ray zwar bereits auf dem Markt war, sich dort jedoch noch kaum verbreitet hatte. Mehr noch als heute war die DVD der vorherrschende Standard. Selbst moderne Ultra-HD-Releases, die altes Bonusmaterial der 00er Jahre meist auf einer zusätzlichen Blu-ray an Bord haben, zeigen solche Extras lediglich in Standard-Auflösung. „Just Desserts“ bietet erfreulicherweise HD-Qualität, auch wenn das Bild im Interlaced-Format (1080/60i) vorliegt. Die in 1,78:1 gedrehten Interviews bieten den typischen, leicht sterilen Digitallook mit leicht blassen Farben, ermöglichen aber durch die hohe Schärfe die Darstellung vieler Details. Selbstverständlich variieren die Charaktereigenschaften des Bildes inklusive des Formats je nach Quelle beim verwendeten Archivmaterial, unter dem Strich wird aber ein homogenes Seherlebnis geboten, das auch auf modernsten HD-Fernsehern seinen Zweck mehr als erfüllt.

Die Tonspur ist im DTS-HD-Master-Audio-Stereoformat abrufbar und überzeugt mit glasklaren Sprachaufnahmen bei den Interviews, deren Stimmen auch angenehm mit dem dezent eingesetzten Soundtrack im Hintergrund abgemischt sind. Das ist es im Endeffekt auch, worauf es bei einem solchen Format ankommt. Wer des Englischen nicht mächtig ist oder zumindest gerne eine Hilfestellung hätte, kann natürlich auch eine deutsche Untertitelspur dazuschalten.

Die Audiokommentare

Eine deutsche Synchronisation existiert erwartungsgemäß nicht, dafür sind aber noch zwei Audiokommentare mit dabei. Einer wurde solo von Regisseur Michael Felsher eingesprochen. Felsher, der neben Regie auch Produktion und Schnitt übernahm, beginnt mit einer allgemeinen Vorstellung seiner eigenen Person, lässt dann Ausführungen zur Strategie des produzierenden Studios folgen und macht sich schließlich Gedanken über aktuelle und zukünftige Vertriebsformen des Films und des vorliegenden Audiokommentars, um dem Zuschauer, wo auch immer er gerade zuhören mag, für das Interesse zu danken – es sei denn, das Medium der Wahl sei eine Torrent-Seite, in dem Fall tausche man das „Danke“ gegen ein „Fuck You“. Im Hauptteil des Kommentars kommt Felsher dann auf die logistischen Herausforderungen zu sprechen, die sich durch die örtliche Verteilung der Interviewten ergaben, die zwischen Pittsburgh, Toronto, New York und L.A. verstreut waren. Die Umstände der Dreharbeiten in all diesen Orten werden anschließend im Detail beleuchtet. Für eine gewisse Person scheint Felsher übrigens nicht allzu viel übrig zu haben, habe sie doch ein schwieriges Verhalten an den Tag gelegt, das es ihn daran zweifeln ließ, das Interview überhaupt zu führen. Um wen es sich handelt, bleibt unklar, denn der Name der Person bleibt ungenannt.

Der zweite Kommentar ist kein Kommentar im klassischen Sinne. Man könnte eher von einer alternativen Interview-Spur sprechen, die den Kreis der im Film auftretenden Sprecher erweitert. Es ist wiederum Michael Felsher, der hier die Moderation übernimmt, nur dass er diesmal keinen Monolog hält, sondern Interviews mit drei Filmbeteiligten führt, die zu Felshers Bedauern bei der Produktion von „Just Desserts“ nicht zur Verfügung standen. So nutzt er nun das Audiokommentar-Format, um Schauspieler John Amplas (spielte die Leiche in „Vatertag“), Requisiteur Bruce Alan Miller und Make-Up-Effekt-Assistent Darryl Ferrucci zumindest auf diesem Wege doch noch zu einem Teil des Projektes werden zu lassen. Die Interviews erfolgen nicht synchron zueinander in einer großen Runde, sondern eines nach dem anderen, so dass die organische Komponente eines konventionellen Kommentars fehlt, zumal der Bezug zum laufenden Film im Hintergrund nicht vorhanden ist. Aber man bekommt auf diesem Wege natürlich wertvolle zusätzliche Einblicke aus drei neuen Perspektiven geboten. Die Interviews reichen dann auch bis kurz vor Ende, und für die letzten sechs Minuten wechselt Felsher einfach wieder in den Alleinunterhalter-Modus.

Ein wenig schade ist es, dass keiner der beiden Kommentare über deutsche Untertitel verfügt; andererseits ist es aber nachvollziehbar, dass man sich den zusätzlichen Aufwand für einen Titel außerhalb der Collector’s-Reihe sparen wollte.

Das Bonusmaterial

Aber es gibt auch einen großen Batzen an Video-Extras, die fast durchgehend (also überall, wo es Sinn ergibt) untertitelt sind. Kameramann Michael Gornick, der als Regisseur später auch die Fortsetzung „Creepshow 2“ drehte, ist im ersten Feature namens „Creepshow Days“ (8 Min.) zu sehen. Gemäß seines Jobs referiert er hauptsächlich über die Wirkung dessen, was er einfing; Stephen Kings Darstellung des Jordy Verrill beispielsweise oder Tom Savinis Spezialeffekte. Besonders eklig sind seine detailreichen Ausführungen zur Arbeit mit den Kakerlaken aus der letzten Episode; so habe er sich nach Drehschluss noch draußen entkleidet, um kein Ungeziefer ins Haus zu schleppen, nachdem er in Nahaufnahmen festgestellt hatte, dass sich auf den Kakerlaken selbst noch Milben befanden, die mit bloßem Auge gar nicht zu sehen waren.

Tom Savini’s ‘Behind the Screams’“ (26 Min.) ist eine unkommentierte B-Roll, bei der die Kamera auf einige von Savinis Kreaturen gerichtet ist und mehrere Takes von ihren Bewegungen aufzeichnet, unter anderem vom Creeper, der vor dem Fenster lungert. Wegen der qualitativ suboptimalen Bildquelle wird das Ganze verkleinert in einem Rahmen dargestellt. Nicht sehr nahrhaft, zumal auch für Interessierte an Spezialeffekten nicht viel über die Funktionsweise der Effekte offenbart wird, aber aus archivarischen Gründen eine nette Beigabe.

‘Horror’s Hallows Grounds’ mit Sean Clark“ (15 Min.) ist das am besten durchproduzierte Feature unter den Extras. Es handelt sich um eine Episode der gleichnamigen TV-Serie, bei der Making-Of-Produzent und Regisseur Sean Clark die Drehorte bekannter Filme besucht und unterhaltsame Querbezüge zieht. In der vorliegenden Folge geht es natürlich um die Locations, in denen „Creepshow“ entstand. In Regie, Schnitt und redaktionelle Aufbereitung wurde spürbar viel Aufwand gesteckt. So lässt sich Clark immer wieder in den gleichen Perspektiven filmen wie die Darsteller im Film und auch die Kameraführung wird 1:1 imitiert. Als Gaststar ist im zweiten Teil Tom Atkins mit dabei, der in „Creepshow“ den Vater aus der Rahmenhandlung spielte. Die lockere Unterhaltung zwischen ihm und Clark nimmt für eine letzte Pointe dann einen überraschenden Ausgang…

Beim „Vintage 1982 ‘Evening Magazine’ Event“ (8 Min.) handelt es sich um ein TV-Special für den Sender KDKA-TV. Dem Alter des Beitrags gemäß ist hier natürlich weniger HD-Qualität zu erwarten als vielmehr die Laufstreifen eines ausgeleierten VHS-Tapes, also eine Menge Retro-Power. Romero wird zunächst als Meister der wandelnden Toten anhand von Ausschnitten aus „Night of the Living Dead“ und „Zombie“ vorgestellt, dann geht es in die typische Werbe-Making-Of-Ecke. Die mit Gummi-Hexennase und E.T.-Figur ausgestattete Moderatorin macht im Übrigen nicht unbedingt den Anschein, jemals einen Romero-Streifen gesehen zu haben.

Bonus

In den 80ern gab es kein Netflix. Da schaute man zur Not auch sowas.

Der nächste Auswahlpunkt in der Reihe ist eine mit klassischer Musik untermalte Bildergalerie (8 Min.) mit rund 80 Archivfotos von Schauspielern, Sets und Spezialeffekten.

Weiter geht’s mit der 1986er Dokumentation „Scream Greats: Volume One“, die sich voll und ganz um Tom Savini und seine Spezialeffekte dreht. Wer einmal viele seiner blutigsten und ekligsten Effekte gerafft auf 53 Minuten am Stück sehen will, kommt hier voll auf seine Kosten, denn ausgespart wird hier fast nichts. Nur die Bildqualität des Video-Features kommt natürlich nicht an die meist in HD restaurierten Hauptfilme heran. Alternativ kann man sich das Ganze sogar mit begleitendem Audiokommentar von Savini persönlich im Gespräch mit Michael Felsher anschauen. Untertitel gibt es aber leider wie beim Hauptfilm nur für die Haupttonspur, nicht für den Kommentar.

Zur Abrundung warten sozusagen als Dessert dann noch drei erweiterte Interviews mit George A. Romero (10 Min.), Tom Savini (8 Min.) und Comiczeichner Bernie Wrightson (5 Min.), die ihre im Film geäußerten Punkte noch einmal weiter ausführen dürfen. Das macht in der Summe selbst ohne die Audiokommentare fast zweieinhalb Stunden Zusatzunterhaltung. Aus Platzgründen sind dementsprechend auf der beigelegten DVD neben dem Hauptfilm mitsamt der Audiokommentare nur die „Creepshow Days“, das „Evening Magazine“-Event und die Bildergalerie enthalten, alle anderen Inhalte findet man exklusiv auf der Blu-ray.

Nun gilt es also nur noch zu hoffen, dass irgendwann auch mal „Creepshow“ in einer schönen Veröffentlichung bei uns landet. Der Platz neben „Just Desserts“ wird jedenfalls so lange schon mal warmgehalten.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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