„Der Detektiv“ ist eine Mischung aus Copkrimi und Polizistenpsychogramm, in dem Frank Sinatra als Protagonist Joe Leland den Mord an einem Homosexuellen aufklären muss und mit Eheproblemen hadert. Interessantes Detail: Roderick Thorp setzte seine Romanvorlage später mit „Nothing Lasts Forever“ fort, aus dessen Verfilmung wiederum „Stirb langsam“ wurde.
Originaltitel: The Detective__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1968__Regie: Gordon Douglas__Darsteller: Frank Sinatra, Lee Remick, Ralph Meeker, Jack Klugman, Horace McMahon, Lloyd Bochner, William Windom, Tony Musante, Jacqueline Bisset, Al Freeman Jr., Robert Duvall, Pat Henry, Patrick McVey, Dixie Marquis, Sugar Ray Robinson, Renée Taylor, Tom Atkins, Don Fellows u.a. |
Der Copthriller „Der Detektiv“ markiert die vierte von fünf Zusammenarbeiten zwischen Hauptdarsteller Frank Sinatra und Regisseur Gordon Douglas, basierend auf einer Romanvorlage von Roderick Thorp.
Wobei die wörtliche deutsche Übersetzung des Originaltitels „The Detective“ an den Tatsachen vorbei geht: Joe Leland (Frank Sinatra) ist nämlich kein Privatschnüffler im Sinne des deutschen Titels, sondern Detective bei der Polizei von New York. Er arbeitet beim Morddezernat und wird zu einem Tatort gerufen, an dem der Sohn eines prominenten Bürgers getötet wurde. Viele Kollegen rümpfen die Nase, weil das Opfer homosexuell war, doch Joe ermittelt gewissenhaft. Dazu kommt der Druck von außen: Weil der Vater des Toten ein hohes Tier ist, müssen Resultate her und zwar möglichst zügig.
Privat läuft es für Leland gar nicht rosig, denn seine Ehe mit Karen (Lee Remick) liegt in Trümmern. Er will die Beziehung kitten, sie ist geistig eigentlich schon fort. Also stürzt sich Leland in die Arbeit und sucht nach Felix Tesla (Tony Musante), dem Mitbewohner/Lover des Toten, der als wahrscheinlichster Täter gilt…
Schaut euch den Trailer zu „Der Detektiv“ an
Für Actionfans gibt es ein interessantes Detail bezüglich „The Detective“: Thorp schrieb später eine Romanfortsetzung namens „Nothing Lasts Forever“, in der Leland als Pensionär die Firmenweihnachtsfeier seiner Tochter in einem Wolkenkratzer besucht, als diese von Terroristen überfallen wird. Auch dieser wurde verfilmt und sollte ursprünglich auch mit Sinatra in der Hauptrolle besetzt werden, ehe das Projekt noch diverse Script-Änderungen durchlief und letztendlich Bruce Willis als Protagonist gecastet wurde. Die Rede ist natürlich von „Stirb langsam“, der nicht nur zum absoluten Actionklassiker avancierte, sondern auch Thorps Ausgangsmaterial deutlich überlegen ist. Von „Der Detektiv“ sollte man in filmischer Form keine ähnlichen Wundertaten erwarten, auch nicht im Bereich Schauwerte: Ein wenig Schusswaffengebrauch und kleine, weitestgehend unspektakuläre Auseinandersetzungen sind die einigen Actionmomente in diesem Mix aus Copthriller und Polizistenpsychogramm.
Dummerweise bedient das Script von Abby Mann („Der einsame Job“) keines der beiden Genres wirklich dolle. Das fängt schon bei dem Krimiplot an, der erst mit dem Auftaktmord und der Suche nach Felix auseinandersetzt, ehe dieser Handlungsstrang zur Halbzeitmarke beendet wird und Fall Nr. 2 einsetzt. Darin geht es um den Selbstmord eines Geschäftsmannes, hinter dem seine Witwe Norma MacIver (Jacqueline Bisset) jedoch mehr vermutet. Leland ermittelt und wer in seinem Leben mehr als zwei Hard-Boiled-Krimis gelesen hat, der dürfte sich kaum wundern, dass sich am Ende herausstellt, dass beide Fälle eine Verbindung haben. Ebenfalls enttäuschend ist die Tatsache, dass Lelands Ermittlungsarbeiten weder besonders umfangreich, überraschend oder gefährlich ausfallen (von einem vereinzelten Anschlag auf sein Leben mal abgesehen), sodass „Der Detektiv“ nur wenig Spannung erzeugt.
Am ehesten gelingt dies noch durch das moralische Dilemma, in das der wackere Ermittler in der Filmmitte stürzt: Er presst ein Geständnis aus dem sichtlich psychisch gestörten Felix heraus, erhält dafür eine Beförderung, der Verwirrte dagegen den elektrischen Stuhl. Leland muss mit dem Wissen leben, dass er einen Unschuldigen in den Tod geschickt hat, was ihm eigentlich von Anfang an bewusst war. Noch dazu bringt es ihm zwar beruflichen Erfolg, aber kittet seine Ehe nicht und auch auf der Arbeit erhält in erster Linie den Respekt der Kollegen, die er nicht leiden kann. Denn „Der Detektiv“ zeichnet Leland als prinzipientreuen Mann, der zwar mit manchem hadert, Reservierungen gegenüber Homosexualität hat, die Schwulen jedoch mit gebührendem Respekt und ohne die Vorurteile seiner Kollegen behandelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten seines Reviers ist Leland auch nicht korrupt, was ihn gegen Ende des Films vor eine weitere, schwere moralische Entscheidung stellt.
Als Geschichte eines fehlbaren Polizisten sammelt „Der Detektiv“ Punkte, als Geschichte von dessen Ehekrise leider nicht. Der verzweifelte Kampf um die Zuneigung seiner Frau rutscht viel zu oft in seichtes Kitschniveau ab. Douglas („Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“) inszeniert zwar mit Zurückhaltung und trotzdem wirkt sein Film in jenen Phasen oft eher wie eine drittklassige Seifenoper. Zumal sich „Der Detektiv“ in diesen Passagen repetitiv anfühlt, wenig neue Einblicke in die beiden Figuren liefert, sodass alle Plotstränge um Leland und Gattin wie schwere Bremsklötze in dem eh schon nicht allzu temporeichen Film liegen.
Frank Sinatra („Die erste Todsünde“) ist zwar nicht der ganz große Charakterdarsteller, meistert die Hauptrolle jedoch recht überzeugend als Detektiv auf einem schmalen Grat zwischen Erfolg und Lebenskrise. Allerdings ist „Der Detektiv“ dann auch derart auf seinen Hauptdarsteller zugeschnitten, dass kaum jemand anders Raum hat. Ralph Meeker („Das dreckige Dutzend“) als schmieriger Kollege kann noch ein paar Akzente setzen, andere bekannte Namen wie Jacqueline Bisset („Wilde Orchidee“), Robert Duvall („Widows“) oder Tom Atkins („Lethal Weapon“) dagegen weniger, während Lee Remick („Telefon“) trotz der zweitmeisten Screentime eine eher schwache Vorstellung abliefert, was dem Endergebnis auch nicht gerade zum Vorteil gereicht.
So ist „Der Detektiv“ unterm Strich eine Mischung aus drögem Standardkrimi, recht interessanter Schilderung eines moralischen Dilemmas und banal-egaler Ehekrisegeschichte. Ein Film, der viel will, aber nur Bruchteile davon erreicht, ebenso solide wie altbacken inszeniert. Da gab es anno 1968 schon wesentlich modernere Genrefilme, wenn man etwa „Bullitt“, in dem Bisset ebenfalls mitspielte, zum Vergleich heranzieht.
Die aktuellen DVD- und Blu-Auflagen von „Der Detektiv“ in Deutschland kommen von Nameless Media und sind ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Als Bonusmaterial gibt es den Trailer zum Hauptfilm.
© Nils Bothmann (McClane)
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