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Interview mit einem Vampir – Aus der Chronik der Vampire

Neil Jordans Adaption des Erfolgsromans „Interview mit einem Vampir“ ist ein edel besetztes Horrordrama, in dem Brad Pitt als todessehnsüchtiger Farmer von Vampir Tom Cruise zum Blutsauger gemacht wird. Die epische Vampirgeschichte zeichnet die Lebensgeschichte der Hauptfigur nach, mit Kirsten Dunst als Adoptivtochter, Antonio Banderas als Leiter eines Vampir-Theaters und Christian Slater als Reporter in weiteren tragenden Rollen.

Originaltitel: Interview with the Vampire: The Vampire Chronicles__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Neil Jordan__Darsteller: Brad Pitt, Tom Cruise, Antonio Banderas, Kirsten Dunst, Christian Slater, Stephen Rea, Virginia McCollam, John McConnell, Mike Seelig, Bellina Logan, Thandiwe Newton, Indra Ové, Helen McCrory, Lyla Hay Owen, Lee Emery u.a.
Interview mit einem Vampir

Neil Jordans Horrordrama “Interview mit einem Vampir” nach Anne Rice ist mit Brad Pitt, Tom Cruise, Kirsten Dunst und Antonio Banderas edel besetzt

Mit ihren Vampirromanen gab Anne Rice dem Genre neue Impulse und so überließ man es schlussendlich ihr auch das Drehbuch für die Filmversion von „Interview mit einem Vampir“ nach ihrer eigenen, schwer erfolgreichen Reihe zu schreiben.

Reporter Daniel Malloy (Christian Slater) ist auf der Suche nach einer guten Story und findet dabei den Vampir Louis de Pointe du Lac (Brad Pitt) – der ihn gleichzeitig in gewisser Weise findet, denn auch Louis scheint für einen Zuhörer dankbar zu sein. Bereits die Konversation zwischen Reporter und Untotem ist überraschend nüchtern für einen Vampirfilm und zeigt, dass man hier einen etwas anderen und vor allem doppelbödigen Blick auf das Genre erhält.

Louis erzählt seine Geschichte, die Ende des 18. Jahrhunderts beginnt. Er ist ein todessehnsüchtiger Farmer, den der Vampir Lestat de Lioncourt (Tom Cruise) beißt und zu seinem Gefährten macht. Der Beginn eines eigenwilligen Werdegangs…

Schaut euch den Trailer zu „Interview mit einem Vampir“ an

„Interview mit einem Vampir“ wagt eine andere Herangehensweise an den Vampirfilm, was nicht allein am völligen Fehlen einer Jägerfigur der Marke Van Helsing liegt. Er vermischt den traditionellen Horror mit einer gehörigen Portion Drama, die z.B. auch in diversen „Dracula“-Verfilmungen anklang, aber selten so ausgearbeitet wurde wie hier. Denn es geht vor allem die Qualen eines ewigen Lebens, was wesentlich interessanter (und relevanter) ist als all die Dinge, die man über Kruzifixe, Knoblauch und dergleichen erfährt – schließlich biegt sich fast jede Vampirgeschichte den Mythos zurecht, wie sie gerade möchte.

Insofern bilden Louis und Lestat zwei Antipoden, die sich gleichzeitig anziehen. Ausgerechnet der des Lebens überdrüssige Louis wird mit einem ewigen Leben gestraft, während Lestat dies als Möglichkeit des gewissen- wie endlosen Spaßes wertet. Auch die kleine Claudia (Kirsten Dunst), welche die beiden später als vampirische Tochter ergänzt, kann die Kluft nicht überbrücken, verstärkt sie nach anfänglichen Erfolgen sogar. *SPOILER* So wirkt der (wiederholte) Mord an Lestat fast schon wie eine Nachstellung der Szene bei Freud, in der die Söhne der Urhorde den Vater töten. *SPOILER ENDE*

Vor allem hat „Interview mit einem Vampir“ viel Spaß an der Dekonstruktion der Mythen, was sich immer wieder in sehr lustigen Momenten niederschlägt (z.B. bei Lestats Erziehung von Claudia). Vor allem beim Vergleich zum klassischen Vampirfilm fällt der Humor auf, z.B. dass die Vampire zwar am liebsten leicht bekleidete, junge Frauen beißen (was ja dem Klischee entspricht), aber zu großen Teilen mehr oder minder offen homosexuell sind. Die Figur des Vampir war ja eh schon immer erotisch, bei Anne Rice ist sie dann vor allem homoerotisch.

Als Drama funktioniert „Interview mit einem Vampir“ überraschend gut, obwohl die Handlung an sich stets auf einem Level bleibt. Zwar gibt es ein Vampirmassaker im letzten Drittel, das man als Showdown werten könnte, doch so wirkliche Tempoerhöhungen oder rasante Plottwists bietet Neil Jordans („Die Fremde in dir“) Film nicht. Insofern ist es schon konsequent, wenn der Reporter am Ende des Interviews sagt, dass dies es doch noch nicht gewesen sein könne, doch trotzdem weiß „Interview mit einem Vampir“ zu fesseln – ein paar Hänger muss man zwar entschulden, doch dies ist nicht so tragisch.

Dies liegt sicherlich auch daran, dass Jordan den Film äußerst bildgewaltig inszeniert, gleich mehrfach lodern Flammenmeere, wenn es zu Auseinandersetzungen kommt (ungeheuer eindrucksvoll der Blick auf die brennende Stadt vom Schiff aus). Auch Ausstattung, Kostüme, Masken und sonstige Effekte sind top, wobei die Theater-im-Film-Szenen scherzhaft auf das Grand Guignol, den Vater des Horror- bzw. Splatterfilms, hinweisen. Was noch ironischer wird, wenn es bei dem Massaker im Theater derbe Effekte wie einen via Sense zerteilten Vampir zu sehen gibt.

Der Cast liest sich wie eine Liste von Schönligen, doch die Besetzung passt zu den dandyhaften Vampiren. Brad Pitt („Bullet Train“) zeigt, dass er auch ein extrem guter Schauspieler ist (was damals noch zu beweisen war), und auch Tom Cruise („Top Gun: Maverick“) holt jenes Können hervor, dass er für Filme wie „Cocktail“ ungenutzt ließ. Wahnsinnig gut auch Kirsten Dunst („Jumanji“) in jungen Jahren. Stephen Rea („Werwolf – Das Grauen lebt unter uns“) hat wenige Szenen, ist darin aber großartig, während Antonio Banderas („Uncharted“) etwas steif daherkommt und eine der weniger einprägsamen Performances abliefert. In gewisser Weise gilt auch für Christian Slater („Silent Assassins – Lautlose Mörder“), aber der kommt auch nur in der Rahmenhandlung vor.

Stellenweise mutet Neil Jordans Film in seiner etwas kalten Art selbst leicht vampirisch an, da die Dramaturgie schon recht unaufgeregt ist, doch dafür funktioniert er auf anderer Ebene: Er spielt ausgesprochen clever mit Vampirmythen, ist durchweg gut besetzt und stilvoll bebildert – da verzeiht man diese kleine Schwäche gerne.

Warner hat „Interview mit einem Vampir“ in Deutschland auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial variiert je nach Medium und Auflage: Die Standard-DVD hat lediglich Texttafeln zu Stab und Besetzung an Bord, die Special-Edition-DVD und die erste Blu-Ray-Auflage zusätzlich einen Audiokommentar des Regisseurs, eine Dokumentation, Trailer und ein Vorwort, während es bei der Blu-Ray-Neuauflage noch eine weitere Doku zum Vampir-Phänomen um Louis und Lestat dazu gibt.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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