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Hunt

Originaltitel: Heon-teu__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Lee Jung-jae__Darsteller: Lee Jung-jae, Jung Woo-sung, Heo Sung-tae, Go Yoon-Jung, Jeon Hye-jin, Jeong Man-sik, Andreas Frank, Paul Battle, Derek Chouinard, Mitch Craig u.a.
Hunt - Steelbook-Edition

“Hunt” ist die Geschichte einer unerbittlichen Maulwurfsjagd in den Reihen des koreanischen Geheimdienstes.

In den Bonusmaterialien zu „Hunt“ erklärt Hauptdarsteller und „Squid Game“-Star Lee Jung-jae, dass er ursprünglich den Plan hatte, ein Drehbuch zu kaufen und dessen Umsetzung erstmals zu produzieren. Irgendwann beschloss er dann jedoch, selbst ein Drehbuch zu schreiben. An selbigem werkelte er vier Jahre und empfand es irgendwann als folgerichtig, es selbst zu verfilmen.

Dementsprechend markiert der entstandene Actionthriller nun sein Regie- und Produktionsdebüt. Zusätzlich übernahm er eine der beiden Hauptrollen in „Hunt“. Sein guter Freund Jung Woo-sung („Steel Rain“) unterstützte ihn in der zweiten Hauptrolle nach Leibeskräften. Worum geht es?

1983 gehen sowohl in Washington als auch in Tokio Aktionen des südkoreanischen Geheimdienstes spektakulär schief. Schnell wird von einem Maulwurf in den eigenen Reihen gemunkelt. Als auch noch ein nordkoreanischer Pilot festgesetzt wird, der sich nur so in Andeutungen und Hinweisen ergeht, bricht die Jagd nach dem Verräter in den eigenen Reihen offen aus.

Dabei geraten vor allem Park und Kim aneinander. Park befehligt den Auslandsgeheimdienst und Kim den Inlandsgeheimdienst. Beide spielen in vielerlei Hinsicht ein doppeltes Spiel, doch sind sie tatsächlich Spione des Nordens? Mitten in die gegenseitigen Ermittlungen platzt der Hinweis auf ein Attentat auf den südkoreanischen Präsidenten.

Schaut in den Film hinein

Komplexes Knallbonbon aus Südkorea

Lee Jung-jae („Deliver us from Evil“) verortet die Geschichte von „Hunt“ in einem schwierigem geschichtlichen Umfeld. Anfang der 1980-iger Jahre war das Leben in Südkorea von großen Unruhen geprägt. General Chun Doo-hwan hatte sich 1979 zum Regierungsoberhaupt geputscht und schien versprochene demokratische Reformen zu verschleppen. Dagegen regte sich alsbald Unruhe, die Chun brutal niederschlagen ließ. Der großartige südkoreanische Streifen „A Taxi Driver“ bebildert das größte Massaker dieser Zeit in der Protesthochburg Gwangju eindrücklich.

Die Unzufriedenheit mit Chun war so groß, dass im Oktober 1983 bei einem Auslandsbesuch in Myanmar ein Bombenanschlag auf ihn verübt wurde. Lee ändert zwar Orts- und Namensangaben, es ist aber immer klar, worauf sein Film anspielt. Leider dürften diese geschichtlichen Hintergründe dem westlichen Zuschauer reichlich unbekannt sein. Lee setzt sie für seine Spionagemär aber als bekannt voraus und macht keinerlei echte Ausführungen zu den Hintergründen. Erklärt in einer einleitenden Texttafel gar, dass „Ähnlichkeiten“ zur Realität zufälliger Natur seien.

Lee Jung-jae und Jung Woo-sung in "Hunt"

Lee Jung-jae (links) als Park und Jung Woo-sung als Kim in “Hunt”.

In Kombination mit einer ganzen Wagenladung an wichtigen Figuren und zwei Hauptcharakteren, die sich immer mal wieder ein wenig zu ähnlich sehen und beim Zuschauer für Konfusion sorgen, macht das fehlende Ausformulieren des historischen Kontextes den komplexen Agententhriller teilweise ziemlich undurchsichtig.

Doch kriegt man diese Problemherde geregelt (oder kennt man etwa den bereits erwähnten „A Taxi Driver“) erlebt man eine spannende und vor allem temporeiche Story aus Spionage und Gegenspionage, Maulwurfsjagd und Systemumsturz-Versuchen, die am Ende alles schlüssig und nachvollziehbar auflöst. Der größte Pluspunkt sind dabei die beiden wunderbar grau schattierten Hauptfiguren Park und Kim, für die das Drehbuch bis in die letzten Minuten immer neue Entwicklungen und Wendungen bereithält. Nur rund um Park patzt das Drehbuch im Finale und lässt eine plausible Motivation missen, aber da walzt eine Großactionszene viele verwirrte Gedanken platt.

Jung Woo-sung als Kim in Hunt

Kim mag die großen Kaliber.

Denn obschon „Hunt“ vornehmlich auf seine Story und seine Charaktere setzt, glänzt der Streifen immer wieder mit fantastischen Actionszenen. In einem Theater in Washington darf es ein erstes Mal knallen. Hier wird zu Fuß hinter fiesen Attentätern her gehetzt, die ihre Verfolger den Todeswalzer im Kugelhagel tanzen lassen. Platzende Bloodpacks und großzügig verteilte Blutwolken deuten an, dass der Film kein Kind von Traurigkeit wird. Und zwischendurch rennen Agenten mitten in Handgranaten-Explosionen hinein und werden durch sie herum geschleudert.

Und auch in den nachfolgenden Actionszenen behält „Hunt“ die härtere Gangart bei. Bei einer hübsch inszenierten Straßenschlacht in Tokio werden sowohl diverse Agenten als auch Autokarosserien von Kugeln zerfetzt. Eine kurze Actioneinlage in einem koreanischen Laden endet feurig furios und präsentiert Männer, die inmitten einer Explosion stehen, durch den Boden krachen und hier erst recht mitten im feurigen Inferno landen. Irres Augenfutter.

Lee Jung-jae und Jung Woo-sung im südkoreanischen Agententhriller.

Wer ist hier wer?

Daran schließt sich der große Showdown an, in dem durchgehend mit großkalibrigen Automatikwaffen geballert wird. Zahllose Menschen sterben, es gibt Autokollisionen und ein Big Bang markiert das Finale. Letzterer ist nicht vollends perfekt getrickst, aber trotzdem sehr wuchtig, brachial und überraschend. Als Actionfan kann man auch aufgrund der sauberen und auf Wucht ausgerichteten Inszenierung nicht klagen.

Auch abseits der Action kommt der Film im absolut tauglichen Kinolook daher. Dabei ist der Film rau und gritty in seiner Anmutung, hat nicht viel von dem sonst üblichen Hochglanzlook südkoreanischer Blockbuster. Allerdings passt diese Optik auch mehr zum ziemlich rauen Ton des Filmes, in dem vor allem bei den Verhören der koreanischen Geheimdienstler extrem brutal und gnadenlos hingelangt wird, was teils sehr lange nachwirkt.

„Hunt“: Harter Agententhriller mit Knallfaktor

Was am Ende bleibt, ist ein Actionthriller, der sich nicht auf seine grandiosen Actionszenen verlässt, sondern durchaus Aufmerksamkeit von seinen Zuschauern für seine komplexe Story einfordert. Starke Darsteller, angenehm vielschichtige Figuren, internationale Schauplätze, ein flottes Tempo und ein hohes Maß an Spannung machen „Hunt“ zusätzlich zum Genuss.

Ein stärker herausgearbeiteter historischer Kontext hätte aber vor allem der Immersion eines westlichen Publikums sicherlich nicht geschadet. Davon abgesehen gibt es aus meiner Sicht außer ein paar kleineren Nachlässigkeiten auf Seiten des Drehbuchs kaum etwas an dem unterhaltsamen Knallbonbon zu kritisieren.

8 von 10

Der Film erscheint am 27. Juli 2023 von Plaion auf DVD und Blu-ray und als 4K UHD im Steelbook. Der Film ist ungeschnitten ab 16 freigegeben und kommt mit überraschend vielen Extras. Die meisten davon sind rund um die Aufführung des Streifens in Cannes entstanden. Man wird den Film freilich auch streamen können.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Plaion__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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