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Cocaine Bear

In „Cocaine Bear“ steckt das Konzept bereits im Titel: Nachdem ein Schwarzbär eine Ladung Kokain vernascht, entwickelt er einen Heißhunger auf die Droge und auf Menschenfleisch. Parkranger, Polizisten, Gangster und Touris bekommen es mit der rasenden Bestie in dieser Horrorkomödie unter der Regie von Elizabeth Banks zu tun, in der unter anderem Keri Russell, Alden Ehrenreich, O’Shea Jackson Jr. und Ray Liotta mitspielen.

Originaltitel: Cocaine Bear__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Elizabeth Banks__Darsteller: Keri Russell, Alden Ehrenreich, O’Shea Jackson Jr., Ray Liotta, Isiah Whitlock Jr., Brooklynn Prince, Christian Convery, Margo Martindale, Jesse Tyler Ferguson, Kristofer Hivju, Hannah Hoekstra, Ayoola Smart, Aaron Holliday, J.B. Moore, Leo Hanna u.a.
Cocaine Bear

In Elizabeth Banks’ “Cocaine Bear” steckt das Konzept bereits im Titel

„Cocaine Bear“ – das Konzept steckt bereits im Titel, ähnlich wie bei „Snakes on a Plane“, der ebenfalls Tierhorror und satirische Töne verband, auch wenn der Bärenfilm unter der Regie von Elizabeth Banks („3 Engel für Charlie“) weniger grell daherkommt als das schräge Spektakel von David R. Ellis.

„Cocaine Bear“ hat sich zudem das „Based on true events“-Siegel auf die Fahnen geschrieben, ist aber nur eine Was-wäre-wenn-Variante einer gar nicht so spektakulären Begebenheit. In den 1980ern warf ein Drogenkurier aus einem Flugzeug seine Ware zwecks späterer Bergung durch Komplizen über einem Nationalpark ab, verunglückte beim Fallschirmsprung aus der Maschine aber tödlich. Am Boden machte sich ein Bär über das Kokain her, starb jedoch schnell an einer Überdosis. Im 1985 von „Cocaine Bear“ ist die Ausgangssituation ähnlich, doch der Schwarzbär verreckt nicht an den Drogen, sondern entwickelt einen Heißhunger auf Kokain und gleich noch einen Jieper auf Menschenfleisch, wie ein Touripärchen in einer frühen Szene erkennen muss.

Die Ereignisse führen verschiedene Parteien in den Park. Bob (Isiah Whitlock jr.), seines Zeichens Detective bei der Polizei aus dem Nationalparkumfeld, wittert nach dem Fund des abgestürzten Kuriers die Chance Beweise auf die Hintermänner zu finden. Drogenbaron Syd (Ray Liotta) will die heiße Ware wiederhaben und schickt seine rechte Hand Daveed (O’Shea Jackson jr.) zusammen mit seinem Sohn Eddie (Alden Ehrenreich) zu diesem Zweck los. Derweil ahnt noch niemand etwas von dem mörderischen Bären, während der Film sein Personal in Stellung bringt, zu dem auch ortsansässige Figuren gehören.

So schwänzen Dee Dee (Brooklynn Prince) und ihr Kumpel Henry (Christian Convery) die Schule, um den Wald zu erkunden, weshalb Dee Dees Mutter Sari (Keri Russell) nach den Kindern sucht. Auch Parkrangerin Liz (Margo Martindale) und Naturschützer Peter (Jesse Tyler Ferguson) brechen gerade in den Park auf, wo der Bär gerade seine drogeninduzierte Rampage hat…

Schaut euch den Trailer zu „Cocaine Bear“ an

Cocaine Bear

Sari (Keri Russell) muss mit der Bärin auf Tuchfühlung

„Cocaine Bear“ surft zwar auf der Eighties-Retrowelle mit, doch im Gegensatz zu „Stranger Things“ und Co. sind das hier nicht die 1980er von Steven Spielberg, Arcade-Games und Dungeons & Dragons, sondern jene von „Magnum“-Schnäuzern, Koks und Schulterpolstern – nur den starken Retrosoundtrack teilt man sich mit erstgenannten Filmen. Hier gibt es unter anderem von Berlin, Scandal und Jefferson Starship auf die Ohren. Allerdings ist vom Lokalkolorit in erster Linie doch nur in Details etwas zu merken, die Tierhorrorstory könnte eigentlich zu beinahe jeder Zeit spielen. Immerhin gibt das Eighties-Setting der Regisseurin und Drehbuchautor Jimmy Warden („The Babysitter: Killer Queen“) eine schlüssige Erklärung, warum niemand die Außenwelt via Handy über den amoklaufenden Bären informieren kann.

Jenen Meister Petz – oder genauer gesagt: jene Meisterin Petz – erweckt der Film dann in erster Linie via Motion Capturing und CGI zum Leben, was nicht immer überzeugend aussieht, meist jedoch klar geht. Immerhin wird der tierischen Titelfigur einiges abverlangt, die im Rekordtempo Bäume erklettert, in fahrende Krankenwagen springt und ein Kokain-Paket nach dem anderen schnabuliert. Die Attacken der Bärin gehören dann auch zu den Highlights des Films. Der Spannungspegel hält sich zwar in Grenzen, die kleinen Schmadderszenen sind nett, aber auch nichts Herausragendes, doch immerhin zeigt sich „Cocaine Bear“ ziemlich kreativ bei den Auftritten der Killermaschine mit Fell. Da gibt es ein Belagerungsszenario in einer Rangerhütte, eine Verfolgungsjagd mit einem Krankenwagen oder eine Einlage, bei welcher die Bärin aufgrund ihres Drogenkonsums während einer Attacke einschläft und die potentiellen Opfer nun alles tun müssen, um das Tier nicht zu wecken. Das ist durchaus einfallsreich und sorgt für Spaß, wenn auch nicht unbedingt für Nervenkitzel.

Der Mangel an echter Spannung liegt unter anderem an dem, was Banks und Warden für Satire halten. Denn anstelle echter Figuren springen hier in erster Linie grotesk überzeichnete Arschgeigen durch die Gegend, um deren Ableben man sich kaum sorgt. Die Rangerin ist eine Nervensäge, die auf Peter scharf ist, der wiederum ein weltfremder Idiot mit Pornobalken in der Fresse. Bei den klischeehaften, nutellasüßen Bälgern ist man sich sowieso sicher, dass ihnen nichts passieren wird, während drei halbstarke Randalinskis gerade danach schreien irgendwann zu Bärenfutter zu werden. Sari ist eine gute Seele, die allerdings null Profil erhält, sodass allein Daveed und Eddie Charakterpunkte sammeln können. Zwei Freunde, die eigentlich zu nett fürs Drogengeschäft sind, von denen einer unter dem Tod seiner Frau leidet, wenngleich auch dieser Subplot nicht allzu weit führt. So gibt es dann unterm Strich zu wenige Figuren, für die man echte Sympathie empfindet, aber nicht genug Opfer und nicht genug Metzelspaß, um dann wenigstens in Richtung Funhorror/Funsplatter zu gehen, wenn die Nulpen ordentlich durch den Wolf gedreht werden.

Cocaine Bear

Daveed (O’Shea Jackson jr.) und Eddie (Alden Ehrenreich) zwangsverpflichten einen ortsanässigen Rowdy auf der Suche nach dem verschwundenen Koks

So bewegt sich „Cocaine Bear“ auf erschreckend braven und teilweise erwartbaren Storypfaden, überrascht höchstens hier und da einmal, wenn eine Figur zu einem unerwarteten Zeitpunkt aus dem Spiel genommen wird. Höchst konventionell fällt dann auch der obligatorische Showdown in der Bärenhöhle aus. Die Trefferquote der Gags ist okay, die Schlagzahl aber nicht allzu hoch. So gehört es zu den amüsanteren Momenten, wenn das ortsansässige Rowdy-Trio Daveed aufmischen will, von diesem jedoch formschön eingeschenkt bekommt – in Schadenfreude steckt eben auch das Wort Freude drin. Oft beschränkt sich die Comedy in erster Linie darauf alles ein wenig zu überzeichnen und einzelne Figuren in hässliche Eighties-Modesünden zu stecken, ohne jedoch wirklich mehr als ein paar oberflächliche Schmunzler dabei herauszukitzeln.

Die Besetzung, die sich dabei wahlweise zum Affen und/oder zu Bärenfutter macht, ist überraschend namhaft, kann jedoch unterschiedlich gut punkten. O’Shea Jackson jr. („Godzilla II“) und Alden Ehrenreich („Hail, Caesar!“) haben, wie erwähnt, die besten Rollen abbekommen und können dementsprechend starke Leistungen erbringen. Ray Liotta („Youth in Revolt“) in einer seiner letzten Rolle als Kingpin zwischen Grausamkeit und Verzweiflung (ohne das Koks kann es ihm an den Kragen gehen) wirft sein Charisma in die Waagschale, während Isiah Whitlock jr. („Brooklyn’s Finest“) als cleverer No-Nonsense-Bulle okay, aber etwas standardmäßig unterwegs ist. Letzteres trifft auch auf Keri Russell („Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“) zu, während Margo Martindale („Plötzlich Familie“), Jesse Tyler Ferguson („Untraceable“) und Kristofer Hivju („Fast & Furious 8“) als groteske Karikaturen bisweilen eher nerven als für Lacher sorgen.

So bleibt dann ein halbgarer Mix aus Eighties-Satire, Drogenschmugglerkomödie und Tierhorror, die vor allem mit den kreativen Auftritten der Titelfigur und dem Zusammenspiel der Figuren Daveed und Eddie punkten kann. Sonst werden egale bis nervige Figuren, deren Ableben man erwartet, weggeknurpst, während die überleben, von denen man es erwartet, und die Gags sind nett, aber nicht besonders kreativ. „Cocaine Bear“ – da waren Titel und Konzept letzten Endes besser als das Endergebnis.

Die deutsche DVD und Blu-Ray von „Cocaine Bear“ kommen von Universal und sind ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es unveröffentlichte und entfallene Szenen, ein alternatives Ende, ein Gag Reel, ein Making Of, eine Featurette, Aufnahmen des Table Read sowie einen Audiokommentar von Elizabeth Banks und Produzent Max Handelman.

© Nils Bothmann (McClane)

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