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Wolf Hound – Luftschlacht über Frankreich

Originaltitel: Wolf Hound__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Michael B. Chait__Darsteller: James Maslow, Trevor Donovan, John Turk, Michael Wayne Foster, John Wells, Ronald Woodhead, Taylor Novak, Michael Parrish, Brian Heintz u.a.
Wolf Hound - Luftschlacht über Frankreich

John-Woo-Action trifft Zweiter Weltkrieg: “Wolf Hound – Luftschlacht über Frankreich”

Ein B-52 Bomber ist in den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges mit zwei Geleitflugzeugen unterwegs, um seine tödliche Fracht über deutsch besetztem Gebiet abzuwerfen. Da tauchen zwei britische Jagdflugzeuge auf. Diese reagieren nicht auf den Funk und verhalten sich zunehmend aggressiver. Plötzlich eröffnen sie das Feuer. Als die Amis genauer hinschauen, erkennen sie an den Maschinen Hakenkreuze!

Am Ende des Luftkampfes sind sowohl die Nazis als auch die Begleitflieger abgeschossen. Der B-52-Flieger ist derart beschädigt, dass er notlanden muss. Einer der Piloten der Begleitflieger, Captain Holden, hat seinen Absturz ebenso überlebt wie einer der Deutschen. Es entspinnt sich eine erbitterte Verfolgungsjagd in einem französischen Wald.

Derweil findet sich die Besatzung des notgelandeten B-52 Bombers in deutschen Händen wieder und muss erfahren, dass die Deutschen Flugzeuge der Alliierten abschießen, sie reparieren und dann als trojanische Pferde nutzen, um unbehelligt ihre Bomben über den Alliierten abwerfen zu können. Dieses Mal wollen sie eine neue Wunderwaffe der Nazis über London abwerfen. Eine Bombe, die eine ganze Stadt zerstören kann. Ehrensache, dass die Amerikaner das nicht zulassen können.

Schaut in den Film hinein

Satte Action im Zweiten Weltkrieg

Zu Beginn von „Wolf Hound“ wähnt man sich aufgrund der patriotisch-pathetisch gefärbten Dialoge an Bord der amerikanischen Maschinen in einem reinrassigen Kriegsfilm. Auch die Tatsache, dass hier echte Flugzeuge abgefilmt werden und nicht mit CGIs gearbeitet wird, fällt sofort ins Auge. Als dann die getarnten Deutschen angreifen, entbrennt ein Dogfight, bei dem ebenfalls keine computergenierten Bilder zum Einsatz kommen.

Hier fliegen echte Piloten echte Manöver, edel eingefangen von Drohnenkameras. Auch die gezündeten Explosionen und Treffereffekte sind von Hand gemacht. Und explodieren hier getroffene Flugzeuge, zerreißt es täuschend echte Modelle. Klasse. Leider ist man dank „Top Gun: Maverick“ deutlich dynamischere Bilder gewohnt, als sie „Wolf Hound“ liefern kann.

Der Film wirkt in den Dogfights immer mal wieder sehr langsam und vor allem wenig dynamisch geschnitten. Natürlich waren die Zweiter-Weltkriegs-Maschinen bei weitem nicht so leistungsfähig wie moderne Flugzeuge, aber etwas mehr Druck und Tempo hätte schon sein dürfen. Auch wiederholen sich ein paar Effekt-Szenen spürbar zu oft. In diesem Abschnitt hat „Wolf Hound“ gefühlt noch einen sehr realistischen Anspruch an sich selbst.

Kommt der Film dann aber auf dem Boden an, weicht jedweder Realismus aus dem Film. Regisseur Michael B. Chait lässt seinen Helden nun im weißen Unterhemd mit darüber baumelndem Davidstern durch einen französischen Wald zischen und Nazis platt machen. Mit zwei Granaten und einer Stichflamme etwa zerlegt Holden mal eben einen ganzen Spähtrupp der Halunken.

Dabei erweist sich Chait als großer Fan von John Woo. In Zeitlupe einschlagende Kugeln, in Zeitlupe vor- und zurückschnellende Schlitten bei Handfeuerwaffen, in Zeitlupe ausgeworfene Patronenhülsen, in Zeitlupe aus dem Magazin-Schacht gleitende Magazine und sogar in Zeitlupe herumflatternde Tauben sprechen dahingehend eine deutliche Sprache. Im Showdown kopiert er zudem 1:1 die Spiegelszene aus „Face/off“ beziehungsweise den Standoff zwischen Van Damme und Vosloo am Bretterverhau aus dem Showdown von „Hard Target“.

Und natürlich werden Freund wie Feind von einschlagenden Kugeln durch die Gegend geschmissen und überschlagen sich die Stuntman kunstvoll, wenn sie von Explosionen erfasst werden. In der Action ist der Film dann auch ganz bei sich. Überdreht und macht Laune. Und wenn der Showdown 45 Minuten vor Schluss startet, fühlt man sich als Actionfan voll und ganz verstanden. Explosionen, Feuerbälle, massig Geballer, alles drin, was drin sein muss.

Leider speist sich das Finish des Showdowns erneut aus Dogfights. Und erneut scheitert „Wolf Hound“ daran, diese packend zu inszenieren. Zumindest nimmt sich der Film jetzt selbst längst nicht mehr ernst und präsentiert ein wundervoll krachig doofes Finale.

Leider hat Michael B. Chait nicht auf all seine Figuren wirklichen Bock. Sein Held Holden ist schon eine ziemliche Nullnummer. Auch weil James Maslow in der Heldenrolle arg bemüht wirkt und mit seinen Versuchen, beständig verkniffen zu gucken und seine dünnen Ärmchen anzuspannen, sehr belustigt. Zudem erfährt man null über den Helden der Chose. Er scheint Jude zu sein, mehr Informationen gibt es nicht.

Auch seine Kameraden bleiben durch die Bank blass. Einer sieht Holden zudem so ähnlich, dass man teils einen Knoten im Kopf bekommt, wenn Holden vermeintlich an mehreren Schauplätzen zeitgleich herum hirscht. Dafür machen die Nazis im Film Laune. Hier leuchtet sogar ab und an etwas Verrücktes im Tarantino-Stil durch. Vor allem John Turk („Transformers 3“) als Colonel Krieger und Michael Wayne Foster („Embattled“) als dessen rechte Hand haben sichtlich Spaß an ihren Rollen und gehen richtig in ihnen auf.

In technischer Hinsicht erfreut der Film mit einem angenehm wertigen Look. Immer mal wieder sieht der Film deutlich teurer aus, als er vermutlich war. Vor allem die Flugzeuge werden schon toll in Szene gesetzt. Bis auf den teils behäbigen Schnitt in den Dogfights ist die Action zupackend und flott in Szene gesetzt. Es fehlt aber leider ein wenig Impact und auch die Tatsache, dass die Figuren meist an einer Kugel verenden, passt nicht so gut zu den zahlreichen Woo-Referenzen. Musikalisch hat der Film ein hübsches marschähnliches Thema an Bord.

Sobald „Wolf Hound“ am Boden ist, funktioniert er prächtig

Sobald der Film sich darauf besinnt, was er eigentlich sein möchte, nämlich ein netter Actionfilm, der sich und seine grundlegende Thematik des Zweiten Weltkrieges nicht ernst nimmt, funktioniert er richtig toll. Auch die Storyidee um die trojanischen Flugzeuge ist vielleicht nicht neu (siehe Charles BronsonsWenn die Hölle losbricht“), macht aber dennoch Laune und passt zu dem dann längst angeschlagenen, lockeren Ton. Wer sich also keine historisch akurate Abhandlung von „Wolf Hound“ erwartet und den Film als reinen Actionfilm akzeptieren kann, der dürfte eine Menge Spaß mit dem Actionkrawall haben.

Der hat allerdings auch zahlreiche Problemherde. Die Dogfights sind leider zu behäbig und schwach geschnitten, die Heldenfiguren sind extrem langweilig, die grandiosen Bösewichter werden zugunsten der Helden brutal in die zweite Reihe gerückt, die Dialoge sind teilweise noch dümmer als der Film und er ist schlicht und ergreifend viel zu lang! Wenn „Wolf Hound“ nach dem Showdown noch eine sinnlose Drama-Szene nachschiebt, ist man tatsächlich geneigt, vorzeitig auszuschalten, einfach weil es sich anfühlt, als wolle der Film kein Ende nehmen. Ein ökonomischerer Schnitt hätte also nicht nur der Flugaction gut getan.

6 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Dolphin Medien und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Freilich kann man den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

 

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Copyright aller Filmbilder/Label: Dolphin Medien__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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