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Eight for Silver

Originaltitel: Eight for Silver__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Sean Ellis__Darsteller: Boyd Holbrook, Kelly Reilly, Alistair Petrie, Roxane Duran, Nigel Betts, Stuart Bowman, Simon Kunz, Amelia Crouch, Max Mackintosh, Tommy Rodger u.a.
Eight for Silver wird auch als The Cursed vermarktet US Blu-ray Cover

“Eight for Silver” wird auch als “The Cursed” vermarktet.

Ende des 19. Jahrhunderts lebt die Landadelsfamilie Laurent ein angenehmes Leben. Da taucht plötzlich ein Roma-Clan auf und erhebt – berechtigte – Ansprüche auf Teile des Grundbesitzes der Familie. Seamus Laurent, Kopf der Familie, engagiert daraufhin Söldner, die ein wenig auf den Busch klopfen sollen. Doch das endet in einem Massaker. Kurz bevor die Anführerin der Roma lebendig begraben wird, stößt sie einen Fluch aus.

Wenig später haben alle Laurents dieselben verstörenden Träume. Dann wird auch noch Edward, der jüngste Spross der Laurents, von einem Freund mit einem eigenartigen silbernen Wolfsgebiss gebissen. Kurz darauf verschwindet der Junge und im Umfeld der Familie häufen sich vermeintliche Tierattacken mit meist tödlichem Ausgang.

Als der Pathologe John McBride in der Gegend auftaucht, sichern sich die Laurents seine Dienste. Und der Wissenschaftler beißt sofort an. Zunächst versucht er, den Vorgängen mit Wissenschaft zu begegnen, doch bald merkt er, dass es auf den Ländereien der Laurents nicht mit rechten Dingen zugeht.

Schaut in den Film hinein

Werwolf, Vogelscheuche oder doch etwas anderes?

John McBride, die Hauptfigur von „Eight for Silver“, der mancherorts auch als „The Cursed“ vermarktet wurde, hat seine Familie an die Bestie von Gévaudan verloren. Das passt zwar zeitlich überhaupt nicht ins Setting von „Eight for Silver“, denn dann müsste McBride doch deutlich über 100 Jahre alt sein, den Filmfan jedoch lässt diese Aussage leicht frohlocken. Sofort kommen Bilder von „Pakt der Wölfe“ hoch und denkt man, eine Art inoffizielle Fortsetzung zu goutieren. Und obschon dies nicht der Fall ist, gibt es durchaus Anknüpfungspunkte.

Denn wie Christophe Gans’ Meisterwerk besticht auch „Eight for Silver“ mit einer unfassbar dichten Atmosphäre und einem Overload an Bildgewalt. Storytechnisch spielt Regisseur und Drehbuchautor Sean Ellis („Operation Anthropoid“) direkt von Anfang an mit den Erwartungen seiner Zuschauer. Präsentiert ein Szenario aus dem 1. Weltkrieg, bei dem einem Verwundeten eine Silberkugel aus dem Körper operiert wird. Das löst plötzlich Erinnerungen bei dem Operierten aus – an seine Kindheit.

Rund um das Abschlachten der Roma wird weiter viel um das Silber geteast. Immer wieder schweben Werwolf-Motive über der mit Bedacht erzählten Geschichte, die eine enorme Sogwirkung zeitigt. Plötzlich könnte „Eight for Silver“ aber auch ein Vogelscheuchen-Horrorfilm sein. Ja sogar bislang unbekannte Kreaturen könnten hier für Angst und Schrecken sorgen. Dieses Spiel mit den Erwartungen funktioniert klasse. Und Ellis stellt komplett darauf ab, gibt nichts auf Jump Scares oder billige Schockeffekte. Das Grauen ist hier schleichend und sorgt für Unbehagen.

Was durch die kalte Bildsprache, in der nur knallig rote Blutflecken und saftiges Grün der Wälder und Wiesen Kontrapunkte setzen, untermalt wird. Mit zunehmender Laufzeit ist der Schauplatz des Filmes überwiegend in Nebel gehüllt, was für eine überbordende Bildpoesie sorgt. Vor allem, wenn der Nebel irgendwann in Feuer getaucht ist. Die detailverliebte Ausstattung und die authentischen Kostüme sorgen für nur noch mehr Augenfutter. Ein lange nachwirkender Moment ist das in einer festen, statischen Totalen präsentierte Massaker an dem Roma-Clan.

Boyd Holbrooks („Predator: Upgrade“) Figur des Pathologen wird zunächst faszinierend beiläufig in den Film geworfen. So als wäre er nur irgendeine Nebenfigur. Doch Holbrook zieht den Film fortan immer bestimmter an sich, bringt die bereits erwähnten „Pakt der Wölfe“-Vibes ein und sorgt mit seiner zupackenden Art für eine zunehmende Zuspitzung der Ereignisse. Irgendwann geht er im Actionheldenmodus auch alleine auf die Jagd, baut Fallen und stellt sich dem Untier der Handlung. Hier ist der Film dann voll und ganz bei sich und lässt den Zuschauer nicht mehr los.

Eine ähnlich starke Entwicklung macht die mal wieder großartige Kelly Reilly („Bastille Day“) als Mutter der Laurent-Familie durch. Zu Beginn wirkt sie wie ein Goodie des Filmes. Sie legt ihre Brüste frei, schaut entrückt und wirkt vollkommen egal. Doch ihre Figur wandelt sich extrem, wird mit ihrer zupackenden Art zum eigentlichen Oberhaupt der Familie, für die sie wie eine Löwin zu kämpfen bereit ist. Zum Glück verkneift sich der Film ein Anbandeln der beiden wahren Alphatiere.

Apropos Alphatiere: Die Kreaturen des Filmes sehen für meine Begriffe echt cool aus. Seltsame Mensch-Tier-Hybriden, irritierend hellhäutig und reichlich blutrünstig. Sie sorgen für – handgemachte – offene Brüche, blutige Wunden und schrecklich zugerichtete Leichen. Gereicht werden die Kreaturen in einem Mix aus Man-in-a-Suit-Effekten und gut funktionierenden CGI-Einlagen. Eine grandiose Autopsie einer der Kreaturen erinnert in ihrem Blut- und Glibberwahn und ihrer puren Lust an der Eskalation mit verstörendem Finish direkt an Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“.

Schade ist, dass Ellis meint, die Wucht der Kreaturenangriffe mit Kameraspielereien verstärken zu müssen. Vornehmlich beginnt jene bei den Attacken immer stärker zu zittern, was irgendwann auch den Eindruck aufkommen lässt, dass so ein paar Effektmakel übertüncht worden seien. Prinzipiell hat man aber nicht den Eindruck, dass dafür eine Notwendigkeit vorhanden gewesen sei. Und vor allem im größer angelegten Gemetzel im Showdown hätte man schon lieber alles richtig gesehen – und eben nicht verwackelt.

„Eight for Silver“ bietet angenehm klassischen Gothic-Horror ganz alter Schule

Wer auf das aktuelle Jump-Scare-Kino steht, der wird mit „“Eight for Silver“ vermutlich seine liebe Not haben. Der Film lässt sich Zeit zur Etablierung seiner Handlung, lässt seinen Figuren Raum zur Entfaltung und Entwicklung und ist lange Zeit herrlich unkonkret dahingehend, wovon nun eigentlich die Gefahr ausgeht. Nebelverhangene Sets dürfen atmen, die beunruhigende Musik dräuen und die Atmosphäre sich zunehmend verdichten. Die Folge ist ein creepy Gefühl – den gesamten Film hinweg.

Klar schlagen die Kreaturen des Filmes immer mal wieder zu und sorgen für amtlich Gesplatter und Gore, doch selbst hier stellt der Film nie auf egale Erschrecker ab. Das Gemetzel, die cool designten Figuren und das Blutgespritze stehen wie die tollen Darsteller, die erlesene Bebilderung und die sogartige Inszenierung im Dienste der extrem atmosphärischen Erzählung dieses Gothic-Horrors. Das ist nicht fehlerlos, aber mühelos einer der besseren Horrorfilme der letzten Jahre.

7 von 10

Universal Pictures vermarktet den Film in unseren Breiten und hat ihn irgendwo auf dem Wege mal wieder im Streaming-Umfeld absaufen lassen. Infolgedessen kann man ihn auf verschiedenen VoD-Plattformen gegen einen Obolus streamen. In den USA gibt es den Streifen als „The Cursed“ von dem Label Decal – Neon auf DVD und Blu-ray.

In diesem Sinne:
freeman

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