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The Assassin

Originaltitel: Salsu__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Kwak Jeong-deok__Darsteller: Shin Hyeon-jun, Lee Mun-shik, Hong Eunki, Choi Sung-won, Lee Jung-Min, Kim Byeong-chun, Park Jae Hoon u.a.
The Assassin deutsches DVD Cover

Schwertkampfaction aus Südkorea: “The Assassin”.

Inan ist ein Assassin und zählt als der beste Vertreter seiner Zunft. Da ereilt ihn bei einem eigentlich unspektakulären Auftrag eine Art Panikattacke. Inan sucht einen Arzt auf, der ihm eröffnet, dass er an einer schweren Krankheit leide und er sterben werde, wenn er nicht bald einem weniger aufregenden Lebensstil fröne. Geschockt von der Diagnose, versucht der Auftragskiller seine Lage zu überspielen. Doch sein Zustand spricht sich schneller herum, als ihm lieb sein kann.

Zahlreiche Lumpen wollen ihm nun ans Leben und den Ruhm einsacken, den gefährlichsten Assassin gemeuchelt zu haben. Inan flieht vor den Anschlägen auf sein Leben in die Provinz. Hier hofft er zudem, ein ominöses Heilmittel in Form einer speziellen Pflanze zu finden. Stattdessen läuft er zunächst einmal einer patenten und schroffen Gastwirtin und deren quirligen Sohnemann in die Arme. Die beiden nehmen Inan auf. Er revanchiert sich, indem er in der Gastwirtschaft aushilft. Während er sich damit abzufinden scheint, seinen Lebensabend auf diese gemütliche Art und Weise ausklingen zu lassen, braut sich viel Ungemach zusammen.

Das kleine Städtchen, in dem er untergeschlüpft ist, befindet sich nämlich unter der Knute eines korrupten Beamten, der zum einen den florierenden Opiumhandel in der Gegend befeuert und zum anderen enge Kontakte zu in den nahen Bergen lebenden Banditen hat. Mehr und mehr schickt sich der Beamte an, die Kontrolle über die Gegend an sich zu reißen. Dabei gerät ihm sehr bald Inan in die Quere. Als die Banditen entschieden zu weit gehen, macht sich Inan für seinen letzten Kampf bereit.

Schaut in den Film hinein

Schwertkampfaction aus Südkorea

Ich muss wenig charmant mit den Schwächen von „The Assassin“ einsteigen. Diese schlagen dem Zuschauer nämlich leider auch direkt zu Beginn entgegen. Das beginnt tatsächlich schon beim etwas unglücklich teasenden Titelmenü der deutschen Datenträger. Hier tönt einem zu einem stilvollen Standbild nämlich eine Musik entgegen, die einen sofort denken lässt: Ich will sehen, was dieses geniale Musikstück untermalt. Dass die eigentliche Filmmusik recht höhepunktlos und monoton ausfällt, kann man zu dem Zeitpunkt ebenso wenig ahnen, wie die Tatsache, dass das tolle Musikstück nur unter dem Abspann ertönt.

Läuft dann der Film, folgt direkt der erste echte Abturner. Regisseur Kwak Jeong-deok (Drehbuch zu „Ashfall“) entschied sich für einen absolut klaren Digitallook, der „The Assassin“ wenig filmisch wirken lässt. Es stellt sich in einigen Szenen sogar der berühmt berüchtigte Soap-Effekt ein. Obendrein zieht der Regisseur seine Bilder niemals auf. Es gibt keine großen Naturpanoramen. Alles Epische geht dem Film vollkommen ab. Der Fokus ist immer extrem verengt.

Shin Hyeon-jun als Inan in "The Assassin"

Shin Hyeon-jun als Inan in “The Assassin”

Last but not least wirkt die Action extrem gebremst. Erinnert fast an japanische Samurai-Filme, in denen zwei Kontrahenten aufeinander zustürmen, einmal das Schwert schwingen und irgendwann fällt einer von beiden um. Overacting dominiert die Nebenrollen, etwas seltsamer Humor scheint immer mal wieder durch. Kurzum: „The Assassin“ machte mir den Einstieg wirklich extrem schwer. Mehr als einmal dachte ich zu Beginn: Das wird nichts. Ich sollte mich glücklicherweise täuschen.

Denn sobald die Krankheit von Inan installiert ist und in einem Fish-out-of-Water-Szenario aus dem weltbekannten Assassin ein Bediensteter einer schlagfertigen Lady wird, beginnt der Film von Minute zu Minute mehr zu wachsen. Auch weil der brutal stoisch agierende Shin Hyeon-jun („Bichunmoo“) als Inan eine wahnsinnig charismatische Ausstrahlung hat und mehr und mehr in die Situation seiner Figur hineinzieht. Ein lockerer, luftiger Humor bestimmt die Szenerie und die Story läuft wirklich erstaunlich rund.

Der Killer und die Gastwirtin im südkoreanischen Salsu

Der Killer und die Gastwirtin

Mit zunehmender Laufzeit weicht dann der Humor aus dem Film. Man spürt, wie sich die Ereignisse verdichten. Einige heftige Overacting-Momente erweisen sich immer mal wieder als Störfeuer, reißen aber nicht mehr aus der Dramaturgie heraus. Die ist spätestens zur Filmmitte todernst unterwegs und schont weder Freund noch Feind. „The Assassin“ wird immer düsterer, in Stimmung und Bildsprache. Dabei geht auch der Soap-Effekt dankenswerterweise verloren.

Und die Action legt deutlich zu. Präsentiert Schwertkämpfe durchaus mal aus der Point-of-View-Perspektive und lässt Inan auf umfangreiche Gegnerhorden prallen. Dabei killt er mal mit einem Streich, mal nach längeren Duellen. Ein erstes tänzerisch choreographiertes Highlight ist Inans Kampf gegen einen sehr jugendlichen Gegner, der von einem ehemaligen Mitglied der Korea-Pop-Band RAINZ gespielt wird: Hong Eunki. Hier bekommt man bereits eine Ahnung, was im nachfolgenden Showdown abgehen wird.

Hong Eunki als Bösewicht in "The Assassin"

Hong Eunki (links) als Bösewicht in “The Assassin”

Der beginnt zwar mit einem Downer, indem er den Zuschauer Großteile der Action nur hören lässt, aber sobald Inan dann onscreen loslegen darf, bekommt der Actionfan cooles Swordplay geboten, das nun auch deutlich tänzerischer und eleganter choreographiert ist. Lang und ausladend darf nun gestorben werden und auch mal Blut spritzen – insgesamt hält sich der Film mit allzu brutalen Momenten aber zurück. Und es mischen sich im Showdown gar Fantasy-Momente unter, wenn ein Charakter plötzlich bereits getötete Charaktere wieder zum Leben erweckt und so für noch mehr Action sorgt.

„The Assassin“ wächst von Minute zu Minute

Was am Ende bleibt, ist ein Film, der nach einem echten Fehlstart mit zunehmender Laufzeit immer mehr an Qualität zulegt. Die Story ist geradlinig und funktional. Vor allem die Hauptdarsteller agieren ordentlich. Eine gewisse Grundspannung ist durchgehend vorhanden. Leider sind die Bösewichter weitgehend ziemliche Hampelmänner, wodurch „The Assassin“ so manche Chance zur Spannungssteigerung vergeigt. Auch von Inan hätte man gerne viel mehr erfahren.

Aber da die Action parallel zur zunehmend düsterer werdenden Stimmung immer mehr an Qualität zulegt, kann man zunehmend leichter über manche Problemherde hinwegsehen. Ein epischer Swordplay-Kracher der Marke „The Swordsman“ oder „Brotherhood of Blades“ kommt dabei nie heraus, dafür hatte „The Assassin“ aber auch sichtlich nie die Kohle. Das Low-Budget-Werk schlägt sich trotzdem wacker und weiß für 100 Minuten ordentlich zu unterhalten.

5 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 28. Juli 2023. Parallel erscheint ein Mediabook mit der 4K UHD und einer Blu-ray zum Film. Leider bieten alle Datenträger keinerlei Extras zum Film. Zumindest das stilvoll aufgemachte Mediabook wartet mit einem Buchteil auf, in dem der Regisseur von „The Assassin“ ausführlich zu seinem Film befragt wird. Hier klingt unter anderem mehrere Mal die schwierige finanzielle Lage der Produktion an. Der Swordplay-Actioner hat ungeschnitten eine Freigabe ab 16 erhalten und kann bei den verschiedensten VoD-Plattformen auch gestreamt werden.

In diesem Sinne:
freeman

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