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Extreme Justice – Ein Cop nimmt Rache

Originaltitel: Extreme Justice__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Mark L. Lester__Darsteller: Lou Diamond Phillips, Scott Glenn, Chelsea Field, Yaphet Kotto, Andrew Divoff, Richard Grove, William Lucking, L. Scott Caldwell, Larry Holt, Daniel Quinn, Thomas Rosales Jr., Ed Lauter u.a.
Extreme Justice

Lou Diamond Phillips und Scott Glenn spielen die Hauptrollen in Mark L. Lesters „Extreme Justice“

„Extreme Justice“ ist ein ziemlich unterhaltsamer B-Actionthriller von Mark L. Lester („Commando“, „The Base“), auch wenn der deutsche Videoverleih den Film mit dem unpassenden Untertitel „Ein Cop nimmt Rache“ verschandeln musste.

Hauptthema dieses Streifens ist die geheime Spezialeinheit S.I.S. (Special Investigation Service), welche Schwerverbrecher beschattet, um sie auf frischer Tat zu ertappen. Diese gibt es wirklich, weshalb man vermutlich im Film versucht zu zeigen, dass die Einheit anfangs eine sinnvolle Einrichtung war. Gleich die Auftaktszene gehört der S.I.S. und ihrem Chef Dan Vaughn (Scott Glenn): Ein Räuber überfällt einen Laden, tötet den Besitzer und will flüchten. Doch draußen wartet die S.I.S. und nietet ihn um. Das ist zwar recht martialisch, aber sehr stimmungsvoll gemacht: Die dunkle Straße, das sich langsam postierende Exekutionskommando usw.

Dabei wird aber ein Mitglied des Teams verletzt und man braucht Ersatz. Hierfür will Dan seinen früheren Partner Jeff Powers (Lou Diamond Phillips), der sich gerade mal wieder wegen übertriebener Härte rechtfertigen muss – auch wenn er damit zum Ziel kam. Der knallharte Gesetzeshüter, der für das Richtige öfter mal die Vorschriften übertritt und trotzdem strengen moralischen Prinzipien folgt: Das Urbild des Cops im Actionfilm, von Dirty Harry und ähnlichen Charakteren geprägt, hier von Phillips verkörpert.

Dan rettet Jeff vor der Suspendierung und bietet ihm einen Job bei der S.I.S. an, da man ihn eh versetzen wollte. Jeff freut sich darüber nicht immer an umständliche Vorschriften gebunden zu sein und nimmt an. Doch nach einigen Einsätzen kommen ihm doch arge Zweifel daran, ob die S.I.S. wirklich das Richtige tut…

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„Extreme Justice“ ist einer der ersten Filme in dieser Richtung; später schlugen unter anderem „Scarred City“ und „Counterforce“ in dieselbe Kerbe. Wie in allen Filmen dieser Art versucht man hier zu zeigen, dass die Polizeivorschriften teilweise zu streng sind, aber besser als die Cowboymentalität derartiger Einheiten, die leicht zu Todesschwadronen werden. So versucht Lester auch hier zu zeigen, welchen Strapazen die Cops ausgesetzt sind. Jeff bekommt bald moralische Zweifel, verstärkt durch die Tatsache, dass seine Freundin Kelly Daniels (Chelsea Field) Polizeireporterin ist und ihn mit Fragen konfrontiert, andere Teammitglieder zerbrechen an der Arbeit und der gnadenlose Vollstrecker Dan reagiert damit zum großen Teil auf seine persönlichen Verluste (Freundin weg usw.). Das gelingt, auch wenn dieser ganze dramatische Part sich immer gegen kurze Momente behaupten muss, in denen es z.B. verdammt cool ist, wie Dan einige mörderische Bankräuber ohne viel Federlesen via Desert Eagle aus dem Weg räumt.

An der Art der Action gibt es an sich nichts zu motzen, denn Lester ist hier ganz der Profi und inszeniert die Actionszenen trotz B-Klasse sehr fetzig und packend. Doch an der Masse hapert es, obwohl das erste Drittel top anfängt: Hier gibt es viele Schießereien, teilweise bei Übungen (egal ob Combat-Schießen auf dem Schießstand oder privates Geballer auf Bierflaschen), teilweise im Einsatz, wobei das geniale Bank-Shoot-Out ein Traum ist. Zudem geizt Lester (wie üblich) nicht mit blutigen Einschüssen. Doch in der Mitte gibt es nur einen kurzen Einsatz, gegen Ende eine recht aufwendige Verfolgungsjagd und die finale, harte, aber ebenfalls etwas zu kurze Prügelei. Hätte Lester hier die Actionmenge des ersten Drittels behalten – es wäre ein echtes Genrehighlight geworden.

Die Story reißt zwar keine Bäume aus und ist nicht innovativ, aber dennoch flott gemacht. Ohne Längen erzählt Lester uns die übliche Story vom Cop in einer derartigen Situation, der geläutert wird und im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern seiner Einheit das Richtige tut. Große Überraschungen gibt es nicht, denn das übliche Muster (Einsätze laufen schief und verstärken die Zweifel des Helden, man vertuscht die Existenz der Einheit, man versucht ihn am Aussteigen zu hindern usw.) wird hier abgespult. Aber immerhin temporeich erzählt und glaubwürdig gemacht, sodass der Film hier solide Spannung bietet. Die Inszenierung ist zudem für B-Verhältnisse top und hat auch beinahe Hollywoodniveau, wobei hier vor allem Fans der etwas dreckigeren Machart angesprochen werden.

Lou Diamond Phillips („Pentagramm“) ist als Held leider etwas blass und es mangelt ihm trotz seines nicht zu verachtenden Schauspieltalents etwas zu sehr an Ausstrahlung, weshalb man ihm die Härte seines Charakters nicht so recht abkauft. Zur Entschädigung gibt es einen großartigen Scott Glenn („Training Day“) als Gegenpart mit viel Charisma und auch die S.I.S. kann mit Yaphet Kotto („Leben und sterben lassen“) und Andrew Divoff („Blast“) noch zwei begnadete Darsteller ins Feld werfen. Chelsea Field („Last Boy Scout“) ist gut, Ed Lauter („Spiel ohne Regeln“) als skrupelloser Polizeichef toll und der Rest der Darsteller ist auch recht ordentlich.

So ist „Extreme Justice“ ein sehr unterhaltsamer B-Actionthriller, den Mark L. Lester top inszeniert hat. Leider nur gut und nicht großartig, da die Menge der harten, kraftvollen Feuergefechte durchaus höher sein könnte.

Nachdem das deutsche Verleihvideo mit FSK 18 leicht, die Kaufvideos und Fernsehfassungen mit FSK 16 stark gekürzt waren, blieb lange Zeit nur der Griff zum ungeschnittenen Video von X-Vision oder ausländischen DVDs. Mittlerweile ist der Film auch hierzulande ungekürzt auf einer hübsch gestalteten DVD bei Film Art erschienen.

© Nils Bothmann (McClane)

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