Originaltitel: The Best Man__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Shane Dax Taylor__Darsteller: Dolph Lundgren, Nicky Whelan, Luke Wilson, Scout Taylor-Compton, Brendan Fehr, Ryan Devlin, Andrey Ivchenko, King Orba, Chris Mullinax, Wes Hager, Scott Martin u.a. |
Cal ist mit seinem Team unterwegs, um im Auftrag eines reichen Typs dessen entführte Tochter Brook zu befreien. Die Befreiung verläuft zunächst komplett nach Plan. Doch ausgerechnet in den letzten Augenblicken des Einsatzes läuft alles aus dem Ruder. So gut wie alle Teammitglieder fangen sich eine Kugel, zwei werden tödlich verletzt.
Nach dem Einsatz ziehen alle drei Überlebenden die Reißleine. Sie haben genug von ihrem gefährlichen Job. Ein Jahr später will Cal die Lady, die er mit seinem Team gerettet hat, ehelichen. Der Vater von Brook reserviert dafür ein gewaltiges Ressort. Cal bittet derweil seine ehemaligen Mitstreiter Anders und Bradley zu den Feierlichkeiten. Mehr noch: Bradley soll als Best Man, als Trauzeuge, seinen Mann stehen.
Das Wiedersehen der drei Kampfmaschinen verläuft erstaunlich harmonisch. Ganz im Gegenteil zu der Hochzeit, denn die wird von einem Team Söldner gecrashed. Der Anführer hat eine gemeinsame Vergangenheit mit Cal, Anders und Bradley und will von Brookes Vater die eine oder andere Million erpressen. Während die Hochzeitsgesellschaft schnell das Zeitliche segnet, schalten Cal und Co. in den Angriffsmodus.
Unterhaltsame Action mit Dolph Lundgren
Wenn der Vorspann von „The Best Man“ läuft, zuckt man einige Male zusammen. Da tauchen Namen wie Corey Large und Daniel Zirilli auf. Während Large („Paradise City“) vom Actiongülle-Studio 308 Ent. hier nur produzierte, werkelte Regie-Nulpe Zirilli („Renegades“) auch am Drehbuch herum. Glücklicherweise scheint der Einfluss BEIDER Männer auf „The Best Man“ sehr gering gewesen zu sein, denn der ist insgesamt ordentlich geraten.
Steigt ein mit der Befreiung von Brook, bei der einige Teammitglieder von Cal und diverse Entführer teils ziemlich harsch aus dem Leben gerissen werden. Es spritzt zwar ein bisschen zu viel offensichtliches CGI-Blut, aber die Stuntmen des Streifens schmeißen sich teils brutal effektiv zu Boden. Danach steigt dann der stärkste Part des Filmes. In diesem bricht kein einziger Schuss und wird niemandem das Fressbrett verbogen.
Stattdessen schauen wir Cal, Bradley und Anders beim Interagieren zu. Und die drei haben eine tolle Chemie. Die Dialoge sind kurz angebunden, aber schön melancholisch. Und Luke Wilson, Brendan Fehr und Dolph Lundgren spielen richtig stark. Dazu gesellt sich die mal wieder wunderhübsch anzusehende Nicky Whelan („Trauma Center“), die sich von der Testosteron-Abteilung null einschüchtern lässt. Richtig viel Erotik versprüht zudem Scout Taylor-Compton (Rob Zombies „Halloween“) als Schwester von Brook. Alles mündet in eine wundervoll schief laufende Hochzeitszeremonie, bei der Regisseur Shane Dax Taylor („Masquerade“) und seine Schauspieler ein großartiges komödiantisches Timing beweisen.
Das macht richtig Spaß, ist kurzweilig und mit so vielen augenzwinkernden Momenten angereichert, dass man sich beinahe wünscht, „The Best Man“ würde in diesem Duktus verweilen. Doch dann sprengen die Lumpen die Hochzeit. Auch hier ist der Film noch ganz bei sich, lässt die Lumpen ganze Heerscharen an Hotelbediensteten und Hochzeitsgästen abmurksen und hält eine kleine Überraschung bereit, aus der er aber im weiteren Verlauf so gar nichts macht.
Trotzdem kann man kaum glauben, was man hier sieht: „The Best Man“ macht richtig Laune. Blöderweise fällt er urplötzlich komplett auseinander. Drehbuch und Regie kriegen sich nicht mehr fokussiert und präsentieren mit den Bösewichten, der flüchtenden Braut, dem nach einer Waffe suchenden Cal, dem die Schwester von Brook beschützenden Bradley und dem massiv zurückschlagenden Anders fünf verschiedene Schauplätze und damit verbundene Charaktere, denen man offensichtlich allen gerecht werden wollte.
Dementsprechend springen Kamera und Erzählung arg zufällig zwischen den Charakteren und den Schauplätzen hin und her und lassen sich größtenteils wenig Zeit, den jeweiligen Charakter richtig wirken zu lassen oder dessen Lage zuzuspitzen. So werden einzelne Figuren teils gefühlte Ewigkeiten aus dem Film genommen. Und auch die Action kommt so gar nicht ins Rollen.
Mehr als einmal wünscht man sich, „The Best Man“ würde zumindest Cal, Bradley und Anders zusammenführen und gemeinsam losschlagen lassen, aber es passiert nicht. Und so macht jeder für sich sein persönliches, leider jeweils arg unspannendes „Stirb Langsam“-Szenario durch.
Zudem entwickelt man gar kein Gefühl dafür, wie viele von den Lumpen nun eigentlich schon abgemurkst wurden. Infolgedessen misslingt auch noch der Showdown total, weil man ihn gar nicht als solchen begreift. Wenn bei dem dann auch noch eher leere Worthülsen und keine blauen Bohnen durch die Luft surren, fühlt man sich von dem Actioner gar nicht mehr verstanden. Schade.
Optisch und technisch kann man „The Best Man“ keine Vorwürfe machen. Das wunderbar weitläufige Ressort/Riesenhotel wird ordentlich bespielt. Leider wird bei den Ballereien nur CGI-Putz aus den Wänden geballert und bleibt das Hotel viel zu unzerstört, es ist aber dennoch ein prächtiger und vor allem wertiger Schauplatz. Auch die Optik fällt wertig und vor allem filmisch aus. Keinerlei Eindruck hinterlässt derweil die Filmmusik.
In der Action dominieren immer knackig kurze Konfrontationen. In diesen wird überwiegend geballert. Auch Dolph Lundgren („Creed II“) zeigt nichts von seinen Martial-Arts-Fähigkeiten, allerdings wirkt er hier allgemein sehr sehr steif in seinen Bewegungen. Trotzdem verursacht er einen ordentlichen Bodycount. Auch Brendan Fehr („The Commando“) macht eine gute Figur als Lumpenkiller. Luke Wilson („Gasoline Alley“) tut sich da schon schwerer, spielt dafür von allen dreien am besten.
Was der Action fehlt, ist ein wirklich präsenter, richtig fieser Bösewicht. „The Best Man“ fährt zwei Oberfieswichte auf, die aber beide nichts reißen. Zudem fehlt es an Aufwand und am Willen, mehr auf handmade-Effekte zu setzen. Denn während die Stuntmen dabei bleiben und sich teils mit sehr zackigen Bewegungen zu Boden fallen lassen, was die Einschläge der Kugeln sehr wuchtig wirken lässt, macht das etwas lustlos herumspritzende CGI-Blut viel von der Wirkung kaputt.
Grandioser Start, egales Finish: „The Best Man“ hätte richtig rocken können
Nach den ersten 45 Minuten war ich regelrecht begeistert von „The Best Man“. Irgendwie funktionierte hier alles richtig gut und vor allem die vier Hauptdarsteller Lundgren, Fehr, Whelan und Wilson harmonierten prächtig. Alleine wie Lundgren hier augenzwinkernd den klavierspielenden Womanizer gibt, der nur zu gerne mal einen über den Durst trinkt, ist richtig charmant anzusehen.
Doch sobald der Film in seinen eigentlichen Actionpart umschaltet, geht nicht mehr viel zusammen. Alles wirkt zerfasert, unfokussiert, zerdehnt, unspannend und voller unnötiger Nachlässigkeiten, in denen etwa erfahrene Lebensbeender nicht einfach nachprüfen, ob ein Lump nun tot ist oder nicht. Es mehren sich dumme Szenen, dumme Entscheidungen und die Action startet nie wirklich durch. Mehr und mehr verliert „The Best Man“ seine Zuschauer… und das ohne Not.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Splendid Film und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten. Extras zum Film hat es leider keine. Bei Amazon Prime und ähnlichen VoD-Diensten kann man den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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