Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Hit!

Originaltitel: Hit!__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1973__Regie: Sidney J. Furie__Darsteller: Billy Dee Williams, Richard Pryor, Gwen Welles, Warren J. Kemmerling, Sid Melton, Tina Andrews, Jenny Astruc, Yves Barsacq, Jean-Claude Bercq, Janet Brandt, Norman Burton, Frank Christi, Henri Cogan, Pierre Collet, Mwako Cumbuka, Lee Duncan, Zooey Hall, Paul Hampton, Janear Hines, Jerry Jones u.a.

Hit! Banner

Hit!

Das Cover von “Hit!” in der “Black Cinema Collection”.

Wo Drogen im Spiel sind, sehen wir nur die Opfer, während die Täter unsichtbar bleiben. Irgendwo in einer endlosen Distributionskette verborgen, die sich über den ganzen Erdball erstreckt, namenlos im Verborgenen operierend, so weit vom konkreten Wirkungsrahmen entfernt, dass kein direkter Bezug mehr möglich ist. Filme wie „Traffic“, „Blow“ oder „Barry Seal“ und Serien wie „Narcos“ oder „Breaking Bad“ ziehen uns vor allem deswegen in ihren Bann, weil sie versuchen, die Spuren zurückzuverfolgen und die Wurzel allen Übels für das bloße Auge sichtbar zu machen, dem Drogenhandel ein Gesicht zu geben… oder eben letztlich unter Beweis zu stellen, dass ein solches Gesicht gar nicht existiert.

Regisseur Sidney J. Furie (“Direct Action“) kennt sich mit unsichtbaren Bedrohungen aus. Schließlich ist er unter anderem im Spionagefilm verwurzelt und realisierte später außerdem mit „The Entity“ den Überlebenskampf einer Frau, die von einer unsichtbaren Präsenz terrorisiert wird. Wie Barbara Hershey kämpft auch Billy Dee Williams im 1973er Drogenthriller „Hit!“ in der Rolle des Nick Allen gewissermaßen gegen eine formlose Bedrohung, die sich vor der Öffentlichkeit zu verbergen weiß. Als Cop und Vater einer durch Heroin zu Tode gekommenen Tochter verfügt er allerdings über ganz andere Mittel als eine alleinstehende Mutter, die Verantwortlichen ins Rampenlicht zu zerren… und anstatt des psychologischen Terrors von „The Entity“, der durch den Affekt des Moments lebt, liefert „Hit!“ über mehr als zwei Stunden hinweg ein taktisch ausgeklügeltes Slow-Burn-Feuerwerk, das seine Lunte sehr lange brennen lässt, bis sein ultimatives Ziel endlich erreicht ist.

Strategisches Denken und emotionale Raserei ringen währenddessen natürlich trotzdem permanent miteinander, wobei der kühle Kopf am Ende fast immer die Oberhand behält. Furie entscheidet sich besonders in den ersten Minuten dafür, Distanz zu wahren, um nicht vorschnell die einfach zugänglichen Trigger des klassischen Revenge-Kinos auszulösen. Der Tod von Nicks Tochter wird beinahe schon dokumentarisch inszeniert, so wie überhaupt nahezu alles ohne intensive emotionale Beteiligung vonstatten geht, was auf der Straße passiert. Die rauen Methoden eines alternden Agenten zur Beseitigung von Drogendealern werden von der Kamera aus der Ferne im Weitwinkel eingefangen, die Verarbeitung und Verbreitung des Opiums läuft in einer langen Schnittmontage durch unzählige anonyme Hände. Anstatt des persönlichen Dramas der Hauptfigur steht das globale Gesamtbild im Vordergrund. Die Schiffsmeilen zwischen dem französischen Handelszentrum Marseille und der US-Hauptstadt Washington D.C. spannen den internationalen Geltungsrahmen der Handlung, die sich zunächst so trocken und entzündlich gibt wie der Stoff aus einem John-le-Carré-Roman. Mit den Händen ungreifbar eben. Nick Allen steht vor keiner dieser Problemstellungen, die ein einzelner Mann mit einer Schrotflinte lösen könnte.

Schaut in den Trailer

Billy Dee Williams wäre für den Rampage-Modus mit seinem immerzu zynisch lächelnden Lando-Gesicht auch der falsche Mann, doch wo er beim Tod seiner Filmtochter vielleicht noch die nötige Emotionalität vermissen lässt, gerät ihm sein in Stein gemeißelter Gesichtsausdruck mit zunehmender Laufzeit zum Vorteil. Wo es nämlich ein komplexes Rätsel wie dieses zu lösen gilt, braucht es jemanden, der seine Rachegelüste im Zaum zu halten weiß, bis der richtige Moment gekommen ist. Zugegeben: Mit der nun folgenden Rekrutierungsphase des Films, die sich ein wenig anfühlt wie die Zusammenstellung von Sylvester Stallones Altherrengarde aus den „Expendables“-Filmen, wirft „Hit!“ jeglichen Anspruch an ein ambitioniertes Epos über Bord. Auf köstliche Weise wird das sogar in einer späteren Szene visuell sichtbar, als die Dinge ausgerechnet in einer Kino-Vorstellung von „Der Pate“ eskalieren – ein eindeutiges Bekenntnis zum grobschlächtigen Genrefilm, der sich zu diesem Zeitpunkt längst gegenüber den ersten Anklängen eines erzählerisch anspruchsvollen Autorenwerks durchgesetzt hat.

Und mag Nick Allen bei der Rekrutierung auch so gleichförmig vorgehen wie ein Stapelverarbeitungsprogrammierer, was dem Spannungsbogen im Mittelteil nicht gerade förderlich ist, so folgt man jeder kleinen Geschichte innerhalb der großen Geschichte aufgrund der einfühlsam geschriebenen Nebenfiguren trotzdem mit großem Interesse. Gerade Richard Pryor und Gwen Welles überzeugen weit über die Erwartungen hinaus, zumal ihre Rollen jeweils mit soliden Hintergründen ausgestattet sind und sich ihnen im Laufe der Geschichte viel Gelegenheit bietet, um den eingangs erwähnten Ringkampf zwischen Rationalität und Emotionalität auszutragen. Aber auch Paul Hampton als Scharfschütze und Warren J. Kemmerling als alternder Detective haben ihre Momente. Einen ganz besonderen davon dürfen Sid Melton und Janet Brandt für sich verbuchen, die als altes Ex-Special-Forces-Pärchen bei aller Brutalität einen herzerwärmenden Höhepunkt setzen, bevor sich langsam alles dem Ende neigt. Dieses wiederum wirkt dramaturgisch erneut etwas langgezogen, da es im Grunde die Probleme des Mittelteils nochmals wiederholt – nicht aber ohne doch auf einer gewissen Ebene die Narrative zu verdichten, denn während die Operation voranschreitet, lastet der Suspense doch zunehmend auf den Schultern der Ziele, die sich vom Leben weiter bauchpinseln lassen, ohne zu bemerken, wer ihnen da gerade auf die Pelle rückt. Darüber hinaus ist „Hit!“ zumindest streckenweise in einen Rahmen von hochklassiger Cinematografie gefasst, die in einigen Einstellungen dann doch gewisse Schatten der Klasse von „Der Pate“ erahnen lässt. Auch das ist Teil der Erklärung, weshalb sich die Intensität trotz der gleichförmigen Struktur zunehmend erhöht.

Williams wacht derweil als First Lead über das Treiben und sorgt dafür, dass die einzelnen Episoden nicht zu einer losen Zusammenstellung von Kurzgeschichten geraten. Bei allem Ernst, der sich angesichts der bitteren Thematik auf der Leinwand niederlegt, ist sich weder die Hauptfigur noch ihr Film zu schade, hin und wieder leise Noten schwarzen Humors in die Abläufe einzustreuen, selbst wenn er sich mal auf eine knappe Dialogzeile kurz vor dem Schnitt zur nächsten Szene beschränkt. Überhaupt könnte man sagen, dass die angeschlagene Tonalität zu den größten Stärken des Films gehört. Weder wirkt er er verbittert noch lässt er sich zu unangemessenem Klamauk hinreißen, vielmehr entsteht im Zusammenspiel der Figuren eine organische Chemie, die Unangenehmes nicht ausspart und doch an der Menschlichkeit festhält.

Ein „Hit!“ im eigentlichen Wortsinne lässt sich aus diesen Zutaten natürlich nicht zimmern. Dafür bleibt das Drehbuch zu schematisch, wo es drauf ankommt. Die stattliche Laufzeit von über 130 Minuten kann im Grunde nur deswegen erreicht werden, weil abgesehen von Nick Allen selbst auch jedes Mitglied seiner Crew ausgiebig vorgestellt wird und im Finale seine eigene Schlussnote setzen darf. Weil die Figuren aber interessant genug sind, dass man ihnen diesen Raum gönnt, wird aus einem vermeintlichen Defizit schließlich eine Stärke, was nicht zuletzt der stilsicheren Regie Sidney Furies zu verdanken ist, dem man eine gewisse Ausbildung in Sachen Thrill und Suspense durchaus anmerkt, trägt seine vorliegende Arbeit das Erbe der komplexen Spionagefilme aus den 60ern doch immer noch mit mehr Überzeugung im Herzen als den sich bald darauf als Welle bildenden Rachefilm. Und was Billy Dee Williams’ Lächeln angeht, nimmt man es als letzte Pointe gerne mit in den Abspann.

07 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Hit!”

Black Cinema Collection #13

Wer nach dem Allerweltsbegriff „Hit!“ googelt, findet alles Mögliche, nur sicher nicht Sidney J. Furies Regiearbeit von 1973. Um mit Supermarktketten und Akronymen aller Art konkurrieren zu können, ist dem Action-Krimi-Drama-Thriller-Gemisch mit den Jahren doch die Durchschlagskraft verloren gegangen. Als einziges Lebenszeichen erschien 2012 in den USA über Olive Films eine Blu-ray und eine DVD, die den Streifen barebone und ohne Untertitel, aber immerhin im korrekten Bildformat präsentierte. Dem Cover nach zu urteilen, auf dem Williams mit Bazooka vor einem gigantischen Feuerball zu sehen ist, versuchte man sich vornehmlich an die Action-Klientel zu richten. Und obwohl „Hit!“ durchaus ein bisschen Action zu bieten hat, werden da vielleicht auch ein paar falsche Erwartungen geschürt.

Inzwischen erschien „Hit!“ als 13. Teil der „Black Cinema Collection“, die vor knapp drei Jahren von Wicked Vision ins Leben gerufen wurde. Es handelt sich um die erste deutsche Veröffentlichung des Films seit der Videokassette… aber das soll nicht der einzige Grund für eine Neuauflage bleiben, denn auch sonst hat das 2-Disc-Set bestehend aus einer Blu-ray und einer DVD so einiges zu bieten.

Das Artwork

Blu-ray

“Hit!” erscheint als 13. Titel in der “Black Cinema Collection” – wie immer als 2-Disc-Set mit Booklet im Scanavo Case.

Zunächst einmal natürlich ein geschmackvolleres Artwork als das der US-Ausgabe. Anders als bei der „Limited Collector’s Edition“-Reihe, bei der fast immer drei Motive pro Film angeboten werden, beschränkt man sich bei der vorliegenden Sammlerreihe in der Regel auf ein existierendes Originalmotiv. Nur falls da mal gar nichts zu holen war, hat man sich doch noch ein neues Poster anfertigen lassen. Viel Auswahl fördert im Fall von „Hit!“ zumindest eine Internet-Recherche nicht zutage, aber das eine auffindbare Motiv ist dann auch auf der Front der Scanavo-Verpackung gelandet. Die schwer bewaffnete Gang posiert da in unterschiedlichen Bildebenen für die Kamera, wobei Billy Dee Williams und Gwen Welles die Chefsessel abbekommen haben. Letztere verströmt durch ihre provokative Pose Sexappeal, Ersterer signalisiert durch die Bazooka, dass er ein Mann der Tat ist, der Rest steht bereit für den Einsatz im Hintergrund. In der unteren Ecke finden wir noch eine kleine Schauplatz-Collage im Bond-Stil mit Autos und Explosionen. Gewöhnungsbedürftig, aber typisch 70er sind die steilen Kontraste, in denen die Darsteller abgebildet sind, sowie die recht seltsame Farbkombination des Hintergrunds, die fast so aussieht, als hätte man die Flagge der Kanarischen Inseln zu lange in der Sonne gelassen (und dann auch noch die Reihenfolge der Streifen vertauscht). Schicker wäre es vielleicht sogar gewesen, wenn man das Motiv stilecht in Schwarzweiß belassen hätte, zumal man mit dem fetten „Hit!“-Druck einen schönen farblichen Kontrast hätte setzen können. Aber auch so passt die Außengestaltung natürlich ideal zur Reihe. Und zum Glück hat man sich hier auch wirklich für den Originaltitel „Hit!“ entschieden, denn der deutsche Titel „Der Hit“ klingt doch einigermaßen desaströs…

Das Booklet

Ein Booklet liegt innen selbstverständlich auch wieder bei, obwohl es diesmal vergleichsweise mager ausgefallen ist, was den Seitenumfang an geht. Allerdings auch, was die Seitenstärke angeht. Noch „Cotton Comes To Harlem“ hatte mit 30 Seiten ein ziemlich fettes Büchlein an Bord. Das vorliegende Booklet ist nun mit 24 Seiten gerade mal sechs Seiten kürzer, aber um ein Vielfaches dünner, einfach weil das Papier dünner geworden ist. Tatsächlich war das auch schon bei „Riot – Ausbruch der Verdammten“ der Fall, nur ist es da wegen des enormen Seitenumfangs nicht so aufgefallen. Wie auch immer, wortkarg wird es deswegen noch lange nicht, denn Christoph N. Kellerbach nimmt mal wieder den Stift in die Hand, und dem haben noch in den seltensten Fällen die Worte gefehlt. Hier ist er im Sinne der Reihe intensiv darum bemüht, „Hit!“ ins Black Cinema zu verorten, was im Film selbst vielleicht nicht unmittelbar augenscheinlich ist; zwar finden sich mit Billy Dee Williams und Richard Pryor zwei Afroamerikaner in tragenden Rollen, doch Williams’ Rolle hätte ursprünglich an einen weißen Darsteller gehen sollen (Wikipedia schreibt von Steve McQueen, Kellerbach erwähnt Charles Bronson und Gene Hackman) und anstatt schwarzer Milieus wird eher auf internationales Flair gesetzt. Den Zusammenhang knüpft der Autor, indem er einen Abriss der Geschichte des Heroins in den USA liefert und aufzeigt, wie dieser zur Entstehungszeit von „Hit!“ längst zum gesellschaftlichen Problem geworden war, das insbesondere die afroamerikanische Bevölkerung bewegte. Anschließend folgt ein mit vielen Details geschmückter Abriss der Karrieren des Regisseurs, der wichtigsten Darsteller und des Komponisten, bevor die initiale These zum Thema Black Cinema noch einmal verstärkt wird, indem behauptet wird, es sei sogar einer der wichtigsten Vertreter, gerade weil er nicht so offensichtlich darauf ausgelegt ist. Einmal mehr ein hochgradig informativer Text mit einem klaren roten Faden, der im Übrigen wieder geschmückt ist mit diversen Szenenfotos in Schwarzweiß, bevor auf der letzten Seite vor den Credits noch einmal das alte Cover der deutschen Videokassette von CIC abgebildet ist – die einzige bunte Seite im Heft.

Bild und Ton

Da Kellerbach zum Ende hin spoilert, sollte man sich aber vielleicht doch zuerst den Film ansehen. Der kommt anders als die VHS und genau wie die alte Olive-Disc im originalen 2,35:1-Breitbild, was dem epochalen Rahmen des Films absolut gerecht wird. Die vielen Schauplätze und der laufende Wechsel aus langen, ruhigen Einstellungen und schnell geschnittenen Szenen sorgt für ein recht breites Spektrum von Bildeigenschaften, auch wenn die in Beige- und Pastelltöne reichenden Farben eine zuverlässige Konstante bleiben (hier entpuppt sich die Färbung des Cover-Artworks als Omen). In Marseille überstrahlt das Sonnenlicht oft die Konturen, so dass andeutungsweise ein Weichzeichner-Effekt entsteht, während sich in Innenräumen auch mal Schatten über die Figuren legen, wie um zu zeigen, dass sie mit ihren riskanten Plänen durch unbekannte Gewässer manövrieren. Wo dann das Licht durch die Fenster dringt, dann wieder als greller Strahl wie unter dem freien Himmel von Marseille. Bei gleichmäßigen Lichtverhältnissen kommt das Korn stärker zur Geltung, aber auch ein paar Verschmutzungen werden deutlicher; an Details mangelt es aber nie, und so wird über das Bild selbst sehr viel vom Inhalt des Films transportiert.

Für „Hit!“ existieren erwartungsgemäß nur Mono-Tonquellen, was hier besonders schade ist, da es doch viele Momente gibt, in denen zumindest eine echte Stereo-Spur das Ambiente noch lebendiger hätte gestalten können, denke man nur an die Autoverfolgungsjagden, Schüsse, Explosionen und Szenen mit vielen Menschen an den Häfen. Der über zwei Kanäle laufende Monoton der englischen und deutschen Tonspur kompensiert die Räumlichkeit, wo er nur kann – lässt den vom Akkordeon und dissonanten Streichern getriebenen Soundtrack in die Gehörgänge sinken, das Gemurmel sich im Hintergrund ausbreiten, während vorne die Charaktere reden oder auch mal Waffen abfeuern. Extrem weit sind der deutsche und englische Ton nicht auseinander, obwohl Letzterer insgesamt mehr Dynamik aufweist. Der größte Makel des deutschen Tons ist wohl das in ruhigen Momenten deutlich hörbare Hintergrundrauschen… und vielleicht die Synchronisation selbst, die in einigen Momenten seltsam artifiziell wirkt (man lausche beispielsweise nach ca. einer Stunde Laufzeit in die Unterhaltung der beiden Agenten, die Nick im Auto verfolgen).

Die Audiokommentare

Wenn es noch einen Nachweis gebraucht hätte, dass „Hit!“ gerade für die schwarze Community ein wichtiger Film ist, dann ist er wohl im Audiokommentar von Justin Murray gefunden. Der betreibt nämlich den Kanal „Black Media Man Cave“, auf dem er sich ganz und gar dem schwarzen Film in allen Dekaden widmet. Spätestens jetzt sollten sich damit auch die grundsätzlich von Beginn an widersinnigen Vorwürfe erübrigt haben, man setze lediglich mittelalte, weiße Männer als Experten ein, um das Black Cinema einzuordnen. Rein inhaltlich bleibt Murray recht deskriptiv und beobachtend, er bezieht sich oft auf die konkrete Szene und versucht sie entsprechend ins Gesamtbild einzuordnen.

Die „mittelalten, weißen Männer“ Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese setzen ihre Reihe trotzdem weiter fort und sind in einem zweiten Kommentar zu hören. Dort frönen sie wie gewohnt ihrer filmwissenschaftlichen Analyse und schweben dabei im Gegensatz zum ersten Kommentar weit über den Bildinhalt hinaus, um etwa den Regisseur oder den Hauptdarsteller genrehistorisch einzuordnen. Das ist wie immer hochgradig informativ und dabei auch unterhaltsam anzuhören und selbst nach so vielen Einträgen der Reihe ins gleiche Sujet gelingt es ihnen, immer noch neue Aspekte anzubringen, auch wenn sich verständlicherweise einige Bezüge inzwischen wiederholen. Gerade in Ergänzung mit dem Booklet hat man aber wieder das Gefühl, den Hauptfilm rundum gewürdigt zu sehen.

Die Extras

Dabei gibt es aber doch sogar noch mehr zu entdecken. Wie etwa den zweiten Teil der Diskussionsrunde „There’s A Riot Going On“ mit PD Dr. Andreas Rauscher und Prof. Dr. Marcus Stiglegger. Ein wenig unglücklich ist es, dass das 30-minütige Gespräch praktisch keinerlei Bezüge zu demjenigen Film beinhaltet, auf dessen Veröffentlichung es erschienen ist. Erst in Minute 24 wird in einem Halbsatz eine Parallele zwischen „Hit!“ und „Pulp Fiction“ gezogen (es geht um den McDonald’s-Burger aus „Hit!“, der von Tarantino durch den Big-Kahuna-Burger wieder aufgegriffen wird… und der in vorliegender Veröffentlichung übrigens auch den Innendruck des Sleeves ziert). Dennoch zieht die Unterhaltung über die Parallelen zwischen klassischer Blaxploitation und dem New Black Cinema Spike Lees bzw. Tarantinos Postmoderne wieder in ihren Bann, auch wenn dieser Schwerpunkt nicht zum ersten Mal aufgegriffen wird und daher keine große Überraschung mehr ist. Das Gespräch endet übrigens nicht offen, sondern mit einer Verabschiedung. Fraglich ist also, ob es überhaupt noch weitere Episoden geben wird oder ob stattdessen nicht demnächst neue Featurettes den Platz einnehmen werden…

Bonus

Sidney-J-Furie-Biograf Daniel Kremer kümmert sich um den “Trailer from Hell”.

Das obligatorische Promotion-Paket ist selbstverständlich auch wieder dabei. Es besteht aus dem englischen Originaltrailer, einem einminütigen Radiospot und einer besonderen Beigabe, einem der berühmten „Trailers from Hell“, diesmal mit Daniel Kremer. Kremer ist nicht nur selbst Regisseur etlicher Kurz- und einiger Langfilme, sondern auch der Autobiograf von „Hit!“-Regisseur Sidney J. Furie und daher besonders qualifiziert ist, den Originaltrailer in unbearbeiteter Schmuddel-Qualität zu kommentieren und dabei kurzerhand eine Kurzanalyse des gesamten Films abzuliefern.

Und dann wäre da noch eine Bildergalerie, die uns Lügen straft, dass es nur ein, zwei Poster zum Film gebe; die Recherche durch das Label hat nämlich mindestens noch zwei weitere Poster aus dem Ausland gefunden, die nicht so einfach online zu finden sind. Dazu gibt es noch Lobby Cards, Stills sowie VHS-Cover mit weiteren zusätzlichen Motiven.

Bonus

Justin Murray vom Kanal “Black Media Man Cave” steuert einen Audiokommentar und zwei kurze Featurettes zur Edition bei.

Soviel zu „Hit!“. Wo man aber schon Justin Murray für den Audiokommentar an der Angel hatte, dachte man sich: Wieso nicht noch sein weiteres Repertoire durchstöbern? In Murrays „Blax History Month“, einer 28-teiligen Kurzvorstellung von Filmen mit Bezug zur Blaxploitation, fand man mit „Ghettobusters“ und „Cotton Comes To Harlem“ zwei Filme, die bereits in der „Black Cinema Collection“ erschienen sind und die das Bonusmaterial von „Hit!“ nun abrunden. Die 6 bzw. 4 Minuten langen Beiträge sind grob nach dem Honest-Trailer-Konzept aufgebaut, behandeln ihren Gegenstand dabei aber ungleich würdevoller. „Ghetto Busters“ wird von Murray sogar als einer seiner Lieblingsstreifen bezeichnet, was ihn aber nicht davon abhält, seine Flaws hervorzuheben.

Alle englischsprachigen Features sind natürlich auch mit deutschen Untertiteln abspielbar, der Hauptfilm auf Wunsch sogar mit englischen Untertiteln. Blu-ray und DVD sind abgesehen von der Auflösung wieder deckungsgleich… zumindest fast, denn das Easter Egg lässt sich ausschließlich auf der Blu-ray finden. Bei Problemen mit der Suche hilft unser Hinweis auf Seite 2 gerne weiter. Bis dahin bleibt nur viel Spaß zu wünschen mit einem weiteren hochinteressanten Beitrag zu einer Themenreihe, die auch nach fast drei Jahren ihren Reiz nicht verloren hat.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie

Hit!

Emotionales inszeniert Sidney J. Furie bewusst immer aus der Distanz.

Hit!

Am Mienenspiel seiner Darsteller ist er aber dennoch sehr interessiert.

Hit!

Von Drogengeld lässt es sich offenbar recht gut leben. Wenn man an der Spitze steht.

Hit!

Ungeachtet der ernsten Thematik wird nicht immer nur Trübsal geblasen.

Hit!

Ob Mr. Kidd und Mr. Wint aus dem James-Bond-Abenteuer “Diamantenfieber” hier Pate gestanden haben?

Hit!

Die Vorbereitungen für den großen Coup laufen auf Hochtouren.

Hit!

Das Leben imitiert die Kunst.

Hit!

So viel Taktik, so viel Strategie… und dann wird doch die große Wumme raugeholt.

Die Black Cinema Collection bei den Actionfreunden:

01: Slaughter [1972]
02: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs [1970]
03: Strasse zum Jenseits [1972]
04: Ghetto Busters [1988]
05: Die Organisation [1971]
06: Foxy Brown [1974]
07: Car Wash [1976]
08: Coffy [1973]
09: Visum für die Hölle [1972]
10: Black Caesar – Der Pate von Harlem [1973]
11: Cotton Comes to Harlem [1970]
12: Riot – Ausbruch der Verdammten [1969]
13: Hit! [1973]
14: Vampira [1974]
15: Sugar Hill [1974]
16: Hell Up In Harlem [1973]
17: Friday Foster [1975]
18: In the Heat of the Night [1967]
19: Cooley High [1975]
20: Hammer [1972]

Sascha Ganser (Vince)

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