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Ride On – Die zweite Chance

Originaltitel: Longma jingshen__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Larry Yang__Darsteller: Jackie Chan, Liu Haocun, Kevin Guo, Lang Yueting, Andy On, Wu Jing, Xiao Shenyang, Yu Xing, Yu Ailei, Yu Rongguang u.a.
Jackie Chan in "Ride On - Eine zweite Chance"

Jackie Chan in “Ride On – Eine zweite Chance”.

Luo hat seine besten Zeiten als Stuntman für das chinesische Actionkino längst hinter sich. Inzwischen ist er verschuldet und muss befürchten, seinen besten Kumpel, Stuntpferd „Roter Hase“, zu verlieren, da das Tier zur Insolvenzmasse eines ebenfalls verschuldeten Freundes gehört. In seiner Verzweiflung will Luo einen Anwalt hinzuziehen, hat aber freilich kein Geld, diesen zu bezahlen. Da verweist ihn ein Freund auf seine eigene Tochter Bao. Die studiert zwar noch Jura, kommt einem Anwalt, der kostengünstig für Luo kämpfen könnte, aber am nächsten.

Das Problem: Während seiner Zeit als Stuntman war Luo stets auf Achse und stellte seine Frau und seine Tochter hinten an. Das nimmt ihm Bao sehr übel, zumal Luo nicht zugegen war, als ihre Mutter einer schweren Krankheit erlag. Doch Luo ist längst geläutert und er versucht, neben dem Kampf um „Roter Hase“, wieder eine Beziehung zu Bao aufzubauen.

Als plötzlich ein Stuntkoordinator einer großen Produktion an Luo herantritt und ihn und „Roter Hase“ verpflichten will, wird es schwierig. Denn die beiden alten Hasen liefern nach anfänglichen Startschwierigkeiten perfekt ab und fallen der Branche wieder auf. Sehr schnell beginnt infolgedessen Luo wieder, sein Wohl über das aller anderen zu stellen – auch über das von „Roter Hase“.

„Ich war immer gut genug, um wieder aufzustehen“ (Jackie Chan als Stuntman Luo in „Ride On“)

Schaut in den Film

Dramatisches mit Jackie Chan

„Ride On“ ist ein sehr rührseliger Film geworden. Vor allem gegen Ende hat man als Zuschauer beinahe das Gefühl, Regisseur und Drehbuchautor Larry Yang wolle sein Publikum vollkommen trockenlegen und das letzte Tränchen aus ihm herauspressen. Dabei ist er in der Wahl seiner Mittel teils platt plakativ. Und er arbeitet sich an sattsam bekannten Klischees ab, die zudem viel zu oft viel zu sehr überbetont werden. Doch so kitschig der Film dementsprechend auch werden mag, er steht seinem Star erstaunlich gut.

Der hat sich zuletzt in großen und hysterischen Blockbusterstreifen als Einpeitscher für das große chinesische Vaterland verheizen lassen und in diesen einiges an Charme verspielt. „Ride On“ verzichtet auf die kommunistische Parteikeule und verlegt sich auf große Gefühle. Das gibt Jackie Chan die Gelegenheit, viel von seinem spitzbübischem Wesen auszuspielen. Immer wieder kann er auch auf sein gewinnendes Lächeln setzen, selbst wenn der Mime in diesem Film so „alt“ und verbraucht wirkt wie selten zuvor.

Ein weiterer Pluspunkt des Filmes ist die zelebrierte Liebe zum Kino beziehungsweise zum Film. Dabei fokussiert „Ride On“ voll und ganz auf seinen Star und feiert dessen Verdienste für das Actionkino. Wenn Luo und „Roter Hase“ bei Dreharbeiten präsentiert werden, referenzieren die Sets, die Ausstattung oder die Kleidung von Luo auf Jackie-Chan-Hits wie „New Police Story“ oder „Der rechte Arm der Götter“/„Mission Adler“. „Roter Hase“ schaut sich in seinem Stall gerne Streifen wie „Police Story“, „Nobody“ oder „Hard to Die“ an und reißt verblüfft die Augen auf, wenn Jackie in „Rumble in the Bronx“ seinen Balkonsprung hinlegt. Und in Luos Wohnung hängen Bilder aus dem privaten Fotoalbum Chans oder aus „Der Herausforderer“ und ähnlichen Oldies.

Jackie Chan mit Roter Hase in "Ride On".

Luo mit seinem Stuntpferd “Roter Hase”.

Der den chinesischen Stuntmen gewidmete Streifen macht zudem erfahrbar, wie es ist, mit einem Stuntman leben zu müssen. Dass dieser stetig auf Achse ist und den Jobs hinterherrennt. Wie er um mehr Sicherheit kämpfen muss. Wie hilflos sich Freunde und Angehörige fühlen, wenn etwas schiefgeht. Sehr interessant ist zudem ein Abschnitt im Film, der durch den aktuellen chinesischen Superstar Wu Jing („Wolf Warrior 2“) eingeleitet wird. In diesem geht es um die immer wieder heftig geführte Diskussion um handgemachte Action versus am Computer generierte Action.

„Durch das Verwenden solcher Techniken wird es irgendwann keine Stuntmen mehr geben“ (Jackie Chan als Luo in „Ride On“)

Und obschon es nie offensiv ausgesprochen wird, wird in dem Zusammenhang offenkundig, wie sehr Jackie Chan den Film an und für sich liebt und wie sehr er sich für diese Liebe immer selbst aufgeopfert hat.

So stark diese Momente auch sind und so sehr sie auch hinter die Kulissen der Filmindustrie blicken lassen, sie bleiben leider Stückwerk. „Ride On“ tut sich schwer, all das in eine flüssig erzählte Geschichte zu verweben. Immer wieder gerät die Geschichte um „Roter Hase“ so unangenehm in den Hintergrund.

Und das ist schade, denn die Beziehung zwischen Luo und „Roter Hase“ ist der echte emotionale Mittelpunkt des Filmes. Wenn „Ride On“ präsentiert, wie Luo und „Roter Hase“ einst zusammenfanden, hat er den Zuschauer im Sack. Und Jackie Chan und sein tierischer, klasse dressierter Co-Star harmonieren prächtig. In kurzen Featurettes im Bonusmaterial sieht man zwar, dass das Pferd Chan häufiger piesackte, biss und trat, aber man erkennt auch, was für eine Verbindung beide hatten. Immer wieder sieht man Chan das Pferd herzen und streicheln.

Jackie Chan bei einer Massage.

Luo massiert den Rücken eines Lumps.

Und freilich hilft „Roter Hase“ auch aktiv mit, die Beziehung zwischen Luo und seiner Tochter zu kitten. Doch das verfängt bei weitem nicht so stark wie die Beziehung zwischen Stuntman und Stuntpferd, die beide wundervoll eigensinnig gezeichnet wirken. Und in deren gemeinsamen Szenen ein teils wundervoll beiläufiger Humor für Auflockerung sorgt.

Jackie Chan macht derweil in all seinen Szenen eine gute Figur. Ihm gehen die gefühlsduseligen wie die actionreichen Momente wirklich gut von der Hand. Flankiert wird er von durch die Bank okayen Darstellern. Einzig auf den Love Interest von Luos Tochter hätte der Film gerne verzichten dürfen, da dieser mit ziemlichem Overacting nervt. In kleineren Nebenrollen treten zahlreiche bekanntere Gesichter des chinesischen Actionkinos auf. Von Wu Jing über Andy On („Abduction“), Yu Xing („Die letzte Schlacht am Tigerberg“) bis Yu Rongguang („Three Kingdoms“) reicht die Palette.

Actiontechnisch hat „Ride On“ drei größere Actioneinlagen zu bieten. In allen dreien gerät Luo mit den immer gleichen Geldeintreibern aneinander, denen er im typisch akrobatischen Jackie-Chan-Stil ordentlich die Hammelbeine langzieht. Die dritte Konfrontation stellt dabei das Schmuckstück der Action dar und präsentiert ihren Star in bestechender Form. Hier gibt es ein paar sehr schelmisch arrangierte Momente, in denen Chan seinen typischen, körperlichen Slapstick abbrennt.

Jackie Chan und Liu Haocun in "Ride On"

Luo und sein Töchterlein Bao.

In zahlreichen Szenen des Filmes, die mit Stunts rund um „Roter Hase“ zu tun haben, wirkt Chan häufiger gedoubelt. Ab und an hängt er auch sichtlich in Seilen. Es sei ihm vergönnt. In einigen dieser Szenen wird das Pferd dankenswerterweise von CGI-Modellen gedoubelt. Leider ist das dank schwacher Effektarbeit überdeutlich sichtbar und wird häufig sehr konfus geschnitten. Vollkommen überflüssig muten ein paar mit echten Pferden gedrehte Stürze an, die ich persönlich nicht brauche, weil sie einfach immer zu krass aussehen.

„Ride On“ ist einer der besten Jackie-Chan-Filme seit Jahren

Das größte Problem des neuen Streifens von Jackie Chan ist seine Laufzeit. „Ride On“ ist mit 125 Minuten viel zu lang geraten und lässt dies den Zuschauer auch immer mal wieder spüren. Vor allem in der zweiten Filmhälfte, wenn es plötzlich um die Rolle von Stuntmen geht, um die Verdrängung echter Stunts durch CGI-Gefrickel und nebenbei auch irgendwie um Luo und dessen Beziehungen zu seiner Tochter und seinem Pferd, findet der Film keine einheitliche Linie mehr. Wirkt sehr episodisch und unfokussiert.

Davon abgesehen gefällt die gefühlige Ausrichtung des Filmes, weil sich Chan damit sichtlich wohler fühlt als mit herz- und ideenlosen Streifen der Marke „Vanguard“, „The Knight of Shadows“ oder „Bleeding Steel“. Zudem sind Chan und sein tierischer Co-Star einfach nur herzig in ihren Interaktionen. Die Verbeugung des Filmes vor der Karriere seines Stars gefällt ebenfalls und auch wenn die ganzen Momente um Stuntmen im Film etwas drangehängt wirken, sind auch sie für sich gesehen sehr gelungen. Das Ergebnis ist nicht wirklich rund und überzieht im Finale mit dem Drama, bietet insgesamt aber sehr sympathische Unterhaltung.

6 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 24. August 2023 von PLAION PICTURES und ist mit einer FSK 12 ungeschnitten. Ein Mediabook mit Blu-ray und 4K Ultra HD wird ebenfalls erscheinen. Zwei kurze Featurettes zum Film präsentieren Einblicke hinter die Kulissen der Dreharbeiten. Trailer runden die Extrasektion ab. Freilich kann man den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: PLAION PICTURES__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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