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The Equalizer 3 – The Final Chapter

Mit „The Equalizer 3“ legen Denzel Washington, Regisseur Antoine Fuqua und Drehbuchautor Richard Wenk das finale Kapitel der Reihe vor. Dieses Mal verschlägt es den Helden nach Italien, wo er bei einem Auftrag angeschossen und wieder gesund gepflegt wird. In dem Örtchen, in dem seine Retter wohnen, treibt auch die Mafia ihr Unwesen und bekommt es mit dem Ex-CIA-Agenten zu tun.

Originaltitel: The Equalizer 3__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Antoine Fuqua__Darsteller: Denzel Washington, Dakota Fanning, David Denman, Andrea Scarduzio, Andrea Dodero, Gaia Scodellaro, Remo Girone, Eugenio Mastrandrea, Salvatore Ruocco, Bruno Bilotta, Daniele Perrone u.a.
The Equalizer 3

Mit “The Equalizer 3” liefern Denzel Washington und Regisseur Antoine Fuqua das letzte Kapitel der Reihe ab

Da „Infinite“ coronabedingt seinen Kinostart verlor und seine Premiere im Streaming feierte, ist „The Equalizer 3“ der erste Kinofilm von Antoine Fuqua seit dem direkten Vorgänger, sieht man vom limitierten, in erster Linie auf die Award-Saison ausgerichteten Run von „Emancipation“ ab.

Zu Beginn bauen Regisseur Fuqua und Drehbuchautor Richard Wenk („The Protégé“) voll und ganz auf die mythische Aura von Robert McCall (Denzel Washington): Ein Mafiaboss kommt zu einem von ihm betriebenen Weingut zurück und findet seine Wachleute größtenteils dahingemetzelt vor. Im Keller wartet McCall auf ihn, vermeintlich von zwei Überlebenden in Schach gehalten. Doch dies ist nur eine Falle des Equalizer, der in gewohnter Manier seine Stoppuhr stellt und die siegessicheren Mafiosi innerhalb von neun Sekunde erledigt. Nur seine positiven Seiten werden der Ein-Mann-Armee zum Verhängnis, als er einen Mafiajungen nur verwarnt, von diesem aber eine Kleinkaliberkugel in den Rücken bekommt.

In der Nähe einer kleinen Ortschaft in Süditalien wird der schwer verletzte McCall schließlich halbtot in seinem Auto gefunden und zu dem Arzt Enzo Ariso (Remo Girone) gebracht, der ihn wieder zusammenflickt. Ähnlich wie im Erstling – obwohl das Publikum McCalls Fähigkeiten bereits kennt – beschäftigt sich „The Equalizer 3“ lange mit Alltag des ehemaligen CIA-Killers. Dessen Reha-Maßnahme besteht aus Treppensteigen in dem Dorf am Hang, während er die Bewohner des Örtchens besser kennenlernt, darunter der nette Fischverkäufer, die adrette Café-Besitzerin und der freundliche Dorfpolizist. Quasi eine Ersatzfamilie für den Ex-Agenten, ein menschlicher Kontakt, analog zu der jungen Prostituierten aus dem Erstling.

Mit seinem Italien-Setting ist relativ klar, welche Bedrohung „The Equalizer 3“ auffährt: Die Mafia. Die erpresst nämlich Schutzgeld in dem kleinen Örtchen, während der Don Vincent Quaranta (Andrea Scarduzio) das Geschäft erweitern will. Doch mit McCall haben die Mafiosi nicht gerechnet…

Schaut euch den Trailer zu „The Equalizer 3“ an

Lange dauert die Exposition von „The Equalizer 3“, doch sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Die Bewohner des kleinen Örtchens sind hart arbeitende Leute mit Familie und großen Herzen, die Robert in ihre Mitte aufnehmen. Mit Aminah (Gaia Scodellaro) liegt eine Romanze in der Luft, die vom Drehbuch aber nie so wirklich fortgeführt wird. Zeitgleich sind die Mafiosi komplett hassenswerte Subjekte, die Leuten die Hände absäbeln, Rollstuhlfahrer als Zeichen der Warnung aus dem Fenster werfen und Väter vor den Augen ihrer kleinen Töchter bedrohen. Vincent ist der Oberschurke für die großen Pläne, sein kleiner Bruder Marco (Andrea Dodero) führt die Schutzgeld-Crew auf Motorrädern an. Menschliche Regungen scheinen den Schurken fremd zu sein, sodass „The Equalizer 3“ geschickt Wut auf diese Bösewichte aufbaut und die Schadenfreude umso größer wird, wenn McCall dann letzten Endes zur Tat schreitet.

Doch genau in dem Punkt bleibt „The Equalizer 3“ stark hinter seinen Vorgängern zurück. Zählt man das Scharmützel am Anfang nicht mit, dann gibt es nur zwei der typischen Equalizer-Aufräum-Einlagen. Und diese sind fast schon keine klassische Action mehr, da McCall seine Kontrahenten quasi nur noch aus dem Hinterhalt umnietet und vor allem im Finale eher an einen Slasher-Killer der Marke Michael oder Jason erinnert. Dass er mal auf so etwas wie Gegenwehr trifft, kommt nur an ein, zwei Stellen kurz vor. Ansonsten dreht er die Gegner einfach hinterrücks durch den Wolf, das aber auf besonders ruppige Weise. Denn McCall killt bevorzugt aus nächster Nähe mit Eispickel, Schürhaken oder Drahtschlinge, verteilt aber auch Kopfschüsse oder bricht Arme. Manchen Gegnern schaut er beim Todeskampf zu, in einem Falle sogar für mehrere Minuten.

Allerdings begnügt sich Wenks Drehbuch nicht mit der einfachen Selbstjustizplotte um den Privatkrieg zwischen McCall und der Mafia, sondern macht auch noch einen Nebenschauplatz auf. In einem Subplot geht es um Dschihadisten, die Drogen an die Mafia verkaufen, weshalb McCall die CIA-Analytikerin Emma Collins (Dakota Fanning) informiert. De facto ist das Ganze – trotz eher bemühter Anbindungen an den Mainplot – vollkommen egal, wird wahllos aufgegriffen und fallen gelassen. Mal eine Razzia hier, mal eine kurze Info da, hin und wieder Gespräche zwischen McCall und Emma. Das sorgt nicht nur für eine Reunion des „Man on Fire“-Duos Washington/Fanning, sondern auch für einen Pay-Off am Ende des Films, fühlt sich aber auch stets so an, als ob es handlungsmäßig nur zu diesem Zweck da ist.

So ist „The Equalizer 3“ immer dann am besten, wenn sich Fuqua sich auf das Wesentliche konzentriert. Wenn der Helden den Schurken droht oder sie mit kleinen Gesten in ihre Schranken weist, dann hat auch der dritte Teil diese McCall-Bad-Ass-Momente, die sehr einnehmend wirken. Auch die Inszenierung ist gewohnt souverän, wenn Fuqua ein Italien darstellt, das gleichzeitig Postkarten-Urlaubsfeeling verströmt und Hort übelsten Mafiatreibens ist. Er findet starke Bilder, etwa wenn die Kamera den Motorradgangstern bei ihrer Fahrt durch die Gassen folgt. Und tatsächlich inszeniert der Actionvirtuose auch diesen Film erstaunlich kurzweilig, sodass die rund 110 Minuten erstaunlich flott, aber auch eben etwas ereignisarm vergehen: Wenn der Showdown vorbei ist, hat man das Gefühl, dass der Film eigentlich gerade erst wirklich angefangen hat, dass danach eigentlich noch etwas kommen müsste. Denn sonderlich handlungsreich ist der Privatkrieg zwischen McCall und der Mafia nicht, da er meist direkt für klare Verhältnisse sorgt und sich die Ereignisse dadurch gar nicht so groß hochschaukeln.

Dass McCall dabei meist nur aus dem Hinterhalt meuchelt und dieser „Equalizer“ auch das „Final Chapter“ darstellen soll, könnte auch am Alter des fast 70-jährigen Denzel Washington („Training Day“) legen. Freilich legt er die Rolle auch betont älter als in den Vorgängern an. Das aber gewohnt souverän und mit viel Charisma, sieht vom erstaunlich schlecht gespielten Moment an, in dem er angeschossen wird. Dakota Fanning („Once Upon a Time in Hollywood“) ist der einzige andere bekannte Name auf der Besetzungsliste, hat aber begrenzte Screentime und so wenig prägnante Szenen, dass sie nie groß glänzen kann. Zumindest vom Gesicht bekannt her ist David Denman („Greenland“) als ihr CIA-Kollege, der aber nur in ein paar Einzelszenen zu sehen ist. Andea Scarduzio („Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1“) und Andrea Dodero („Blocco 181“) spielen ihre Schurken eindimensional, aber charismatisch, während unter den Darstellern der Einheimischen vor allem Gaia Scodellaro („You, Me and the Apocalypse“) als Café-Besitzerin, Remo Girone („Mein Name ist Vendetta“) als weiser Arzt und Eugenio Mastrandrea („A.C.A.B. – All Cops Are Bastards“) als aufrechter Polizist Akzente setzen.

Auch „The Equalizer 3“ kann auf Fuquas souveräne Inszenierung und einen starken Denzel Washington setzen, bietet die gewohnte McCall-Coolness und -Härte und kann mit dem frischen Italien-Setting aufwarten. Doch leider kommt der Mainplot kaum in die Puschen, die Nebenhandlung um die CIA-Jagd nach Terroristen wirkt unschön drangeklatscht und die Action besteht fast nur noch aus slasherartigem Gemeuchelt aus dem Hinterhalt – leider der schwächste Film der Reihe.

Sony bringt „The Equalizer 3“ am 31. August 2023 in die deutschen Kinos, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sony__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 31.8.2023 in den deutschen Kinos

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