Obwohl er mit „Das Omen“, „Superman“, „Die Goonies“ und „Lethal Weapon“ gleich vier kultisch verehrte Megahits drehte, von denen drei zu Franchises ausgebaut wurden, gehört Richard Donner außerhalb von Actionfankreisen zu den eher unbekannten Regisseuren. Vielleicht weil er eher als Handwerker denn als Auteur galt, vielleicht weil er nie viel Aufhebens um seine Person machte. Dabei prägte der gebürtige New Yorker gleich mehrere Genres, neben Action auch Fantasy, Sci-Fi und Horror.
Richard Donner und die Liebe zum Film
Am 24. April 1930 kam der spätere Regisseur als Richard Donald Schwartzberg auf die Welt. Der Großvater besaß ein Kino, wodurch der junge Richard seine Liebe zum Film schnell entdeckte. Nach Abschluss der Highschool diente er bei der Navy, wurde dort Fotograph für Luftaufnahmen. Nach seiner Rückkehr ins Zivilleben besuchte er kurz die New York University, schmiss das Studium aber bald und zog noch Los Angeles, um dort Schauspieler zu werden. Als Bühnennamen wählte er Richard Donner.
Das Fernsehen als Karrieresprungbrett
Bei einer Minirolle beim Fernsehen lernte er den Regisseur Martin Ritt kennen, der Donner zu einer Karriere hinter der Kamera ermutigte und ihn als Assistenten einstellte. Später führte Donner erst bei Werbung, danach bei Folgen von Fernsehserien wie „Get Smart“, „Solo for U.N.C.L.E.“ und „Wanted: Dead or Alive“ Regie.
Sein Spielfilmdebüt „X-15“ mit Charles Bronson und Mary Tyler Moore inszenierte er 1961 zwar fürs Kino, das war vorerst aber nur ein Zwischenspiel zwischen lauter TV-Engagements. Es dauerte sieben Jahre, bis Donner wieder einen Kinofilm machte, doch „Salt and Pepper“ mit den Rat-Pack-Mitgliedern Sammy Davis jr. und Peter Lawford hinterließ bei Kritik und Publikum ähnlich wenig Eindruck wie das ein Jahr später gedrehte Drama „Twinky“ („Lolita und der Amerikaner“), bei dem Donner erneut mit Bronson zusammenarbeitete.
Superman wird zum Durchbruch für Richard Donner
Nach weiteren Fernsehengagements, darunter der TV-Film „Sarah T. – Portrait of a Teenage Alcoholic“ mit der jungen Linda Blair in der Hauptrolle, folgte dann der Durchbruch auf der großen Leinwand: „Das Omen“ wurde 1976 zum Horrorhit. Mit seinem nächsten Film „Superman“ landete Donner einen noch größeren Megaerfolg und sollte eigentlich auch das Sequel „Superman II“ verantworten, für das Donner bereits viel Material am Set des Erstlings drehte. Immerhin wurden der schurkische General Zod und seine Handlanger dort direkt eingeführt.
Doch es krachte zwischen Donner und den Produzenten, die den Regisseur feuerten und durch Richard Lester ersetzen. Trotz des Knatsches kam das von Lester deutlich komödiantischer angelegte Sequel gut bei der Kritik an, was Donner ganz unbescheiden auf die Qualität des von ihm gedrehten Materials zurückführte. 2006 erschien mit „Superman II: The Richard Donner Cut“ dann auch seine Ursprungsversion auf DVD.
„Die Goonies“ und „Lethal Weapon“ werden zu weltweiten Superhits
Es folgten zwei Flops, das Drama „Inside Moves“ und der Fantasyfilm „Der Tag des Falken“, sowie die erfolgreiche Richard-Pryor-Komödie „Der Spielgefährte“, ehe Donner mit dem von Steven Spielberg produzierten „Die Goonies“ einen weiteren Megahit landete. Mit „Lethal Weapon“ setzte der gefragte Regisseur ein Jahr später noch einen drauf: Basierend auf einem Drehbuch von Shane Black hauchte der Actionklassiker dem Buddy Cop Movie nicht nur neues Leben ein, sondern verhalf Mel Gibson zum endgültigen US-Durchbruch.
In den Folgejahren inszenierte Donner alle drei Sequels, bei denen Cast und Crew zu einer Art Familie wurden – „Lethal Weapon 4“ untermalt seine Credits mit einem entsprechenden Fotoalbum. Mit seinem Cousin Steve Kahan besetzte Donner zudem ein echtes Familienmitglied als Captain Ed Murphy.
In den folgenden Jahren drehte Donner unter anderem die Weihnachtskomödie „Die Geister, die ich rief“ mit Bill Murray, das Jugenddrama „Radio Flyer“, den Actionthriller „Assassins“ mit Sylvester Stallone und Antonio Banderas sowie die weiteren Mel-Gibson-Starvehikel „Maverick“ und „Fletchers Visionen“.
Der Regisseur wird zum Erfolgsproduzent
Parallel zu seinem Regie-Höhenflug entwickelte er sich auch zum Erfolgsproduzenten: Gemeinsam mit Joel Silver, Walter Hill, Robert Zemeckis und David Giler verantwortete er den TV-Erfolg „Geschichten aus der Gruft“, fürs Kino produzierte er unter anderem „The Lost Boys“, die „Free Willy“-Reihe und „X-Men“, der mitverantwortlich für den Superheldenboom im Kino war. Den Comics war Donner sowieso verbunden: Zwischenzeitlich arbeitete der spätere Comicautor Geoff Johns als Donners Assistent, später schrieb der Regisseur mit Johns an einigen „Superman“-Comics für DC mit.
„16 Blocks“ wird Donners letzter Film
Als Regisseur wurden die Zeiten für Donner im neuen Jahrtausend weniger angenehm: Seine Michael-Crichton-Adaption „Timeline“ mit Paul Walker und Gerard Butler wurde 2003 ein handfester Flop, der Actionthriller „16 Blocks“ mit Bruce Willis und Mos Def war 2006 eher mäßig erfolgreich. Es sollte sein letzter Film bleiben. Donner musste, wohl auch aus gesundheitlichen Gründen, kürzer treten, kündigte immer wieder mal ein Sequel zu „Die Goonies“ und einen fünften „Lethal Weapon“-Film an, aber aus beiden Projekten wurde nichts.
Interessant auch die Auswahl jener Projekte, für die Donner als Regisseur in Erwägung gezogen, aber letztendlich nicht genommen wurde, darunter der Bondfilm „Sag niemals nie“, der von seinen Kompagnons Shane Black und Joel Silver geschriebene beziehungsweise produzierte „Last Boy Scout“, die Komödie „Dave“ oder „Forever Young“, ein weiteres Mel-Gibson-Vehikel.
Der Privatmensch Richard Donner
Während „Der Tag des Falken“ zwar ein kommerzieller Flop wurde, war er für den Regisseur jedoch ein großer Gewinn: Er verliebte sich in die Produzentin Lauren Shuler, die ihn dazu überredet hatte, das Script zu verfilmen. 1985, als der Film das Licht der Leinwand erblickte, gaben sich die beiden das Ja-Wort.
Ähnlich wie seine Frau brachte auch Donner seine politischen Ansichten gerne in den von ihm inszenierten und produzierten Filmen zum Ausdruck: In „Lethal Weapon“ und „Lethal Weapon 2“ wird gegen Apartheid protestiert, in „Lethal Weapon 4“ und „Assassins“ finden sich Seitenhiebe auf die Waffenlobby NRA, in letzterem zudem ein deutliches Statement gegen das Tragen von Pelzen – auch Donner lief bei Premieren gern mit einem „No Fur“-Sticker am Revers herum. Ein klares Anzeichen dafür, dass Donner eine stärkere Handschrift hatte, als viele Kritiker ihm zugestehen wollten.
2010 erschien die von ihm autorisierte Biographie „You’re the Director… You Figure It Out“ von James Christie. Das Vorwort schrieb sein Weggefährte und Freund Mel Gibson, mit dem er insgesamt sechs Filme drehte. Am 5. Juli 2021 starb Donner an Herzversagen aufgrund von Atherosklerose in West Hollywood im Alter von 91 Jahren. Mit Lauren Shuler-Donner war er bis zum Tage seines Todes verheiratet, der Filmwelt hinterließ er gleich mehrere Megahits.
Die Filmographie von Richard Donner
1953 | Ihr Star: Loretta Young (TV-Serie) |
1956 | Abenteuer im Wilden Westen (TV-Serie) |
1957 | Wagon Train (TV-Serie) |
Perry Mason (TV-Serie) | |
1958 | Der Kopfgeldjäger (TV-Serie) |
Westlich von Santa Fe (TV-Serie) | |
1959 | Unwahrscheinliche Geschichten (TV-Serie) |
1960 | Route 66 (TV-Serie) |
1961 | Die X-15 startklar |
1962 | The Eleventh Hour (TV-Serie) |
The Nurses (TV-Serie) | |
Sam Benedict (TV-Serie) | |
Combat! (TV-Serie) | |
1963 | The Lieutenant (TV-Serie) |
Mr. Novak (TV-Serie) | |
Philbert (Three’s a Crowd) (Kurzfilm) | |
Auf der Flucht (TV-Serie) | |
1964 | Twelve O’Clock High (TV-Serie) |
Gilligan’s Insel (TV-Serie) | |
Solo für O.N.C.E.L. (TV-Serie) | |
1965 | FBI (TV-Serie) |
The Trials of O’Brien (TV-Serie) | |
Verrückter wilder Westen (TV-Serie) | |
Mini-Max (TV-Serie) | |
1966 | Jericho (TV-Serie) |
Gefährlicher Alltag (TV-Serie) | |
1968 | The Banana Splits Adventure Hour (TV-Serie) |
Salz und Pfeffer | |
1970 | Die Assistenzärzte (TV-Serie) |
Lolita und der Amerikaner | |
1971 | Sarge (TV-Serie) |
Sheriff Cade (TV-Serie) | |
Ohne Furcht und Sattel (TV-Serie) | |
Cannon (TV-Serie) | |
1972 | Teufelskreis der Angst (TV-Serie) |
The Sixth Sense (TV-Serie) | |
Die Straßen von San Francisco (TV-Serie) | |
1973 | Ein Ganz besonderer Ort |
Kojak – Einsatz in Manhattan (TV-Serie) | |
1974 | Lucas Tanner |
Senior Year | |
Petrocelli (TV-Serie) | |
Der Sechs Millionen Dollar Mann (TV-Serie) | |
1975 | A Shadow in the Streets |
Sarah T. – Portrait of a Teenage Alcoholic | |
Bronk – Auf eigene Faust | |
Bronk (TV-Serie) | |
1976 | Das Omen |
1978 | Superman – Der Film |
1980 | Max’s Bar |
Superman II – Allein gegen alle (ersetzt durch Richard Lester) | |
1982 | Der Spielgefährte |
1985 | Der Tag des Falken |
Die Goonies | |
1987 | Zwei stahlharte Profis – Lethal Weapon |
1988 | Die Geister, die ich rief… |
1989 | Geschichten aus der Gruft (TV-Serie) |
Lethal Weapon 2- Brennpunkt L.A. | |
1991 | Drei Wege in den Tod (Two-Fisted Tales) |
1992 | Radio Flyer |
Lethal Weapon 3 – Die Profis sind zurück | |
1994 | Maverick |
1995 | Assassins – Die Killer |
1997 | Fletcher’s Visionen |
1998 | Lethal Weapon 4 – Zwei Profis räumen auf |
2003 | Timeline |
2006 | 16 Blocks |