In „Die Croods 2“ findet die titelgebende Sippe plus Schwiegersohn Guy ein neues mögliches Zuhause. Dort wohnen allerdings die eingebildeten Bettermans, die Guy von früher kennen und ihn von den Croods trennen möchten. Der altbekannte Voice-Cast um Nicolas Cage, Emma Stone, Ryan Reynolds und Catherine Kenner kehrt zurück, neu dabei sind unter anderem Peter Dinklage und Leslie Mann.
Originaltitel: The Croods: A New Age__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Joel Crawford__Darsteller: Nicolas Cage, Emma Stone, Ryan Reynolds, Catherine Kenner, Cloris Leachman, Clark Duke, Peter Dinklage, Leslie Mann, Kelly Marie Tran, Chris Sanders, Joel Crawford u.a. |
„Die Croods“ war anno 2013 zwar ein ziemlicher Hit an den Kinokassen, zog jedoch erst nur eine TV-Serie nach sich. Erst sieben Jahre später ging mit „Die Croods 2“ auch im Kino ein Sequel an den Start.
Das vermeintliche Paradies, das die titelgebende Steinzeitsippe zusammen Guy, dem Schwiegersohn in spe, am Ende des Erstlings fand, war anscheinend doch nicht der wahre Jakob. Guy und Crood-Papa Grug haben ihre Differenzen mittlerweile beigelegt und insgesamt funktioniert das Familiengefüge blendend, wie man bei der Abwehr einiger Raubtiere in der Eingangsszene erkennen kann. Allerdings hätten Guy und Eep gern mal ein bisschen mehr Privatsphäre als es das gemeinsame Schlafen im Familienhaufen erlaubt. Natürlich sind dort alle weiteren bekannten Figuren versammelt: Crood-Mama Ugga, Großmutter Gran, Eeps Bruder Thunk und Baby Sandy sowie diverse aus dem Erstling bekannte Haustiere. Darunter natürlich auch Belt, das Faultier, welches Guy als Gürtel trägt.
Schließlich kommt die Sippe an einem paradiesischen Ort an, an dem es reichlich Nahrung gibt, der sich aber als bewohnt herausstellt. Hier hausen die Bettermans, Freunde von Guys verstorbenen Eltern und ähnlich wie er etwas zivilisierter als die Croods. Neben Vater Phil und Mutter Hope gehört auch Tochter Dawn zu den Bettermans, was natürlich Konfliktpotential birgt: Sie ist Guy evolutionär näher, eine Jugendfreundin und trägt ebenfalls ein Faultier als Haustier und Kleidungsstück, Sash. Dass die Bettermans in Guy den perfekten Schwiegersohn sehen, von den Croods aber wenig angetan sind, kommt als Brandbeschleuniger hinzu.
Dementsprechend redet Phil Grug bei einer Saunapartie in seiner Man-Cave ein, dass es doch am besten wäre zu verschwinden und Guy zurückzulassen, damit seine Tochter beim Rudel bleibt. Während Grug auf den Trick reinzufallen droht, haben alle anderen Familienmitglieder auch ihre Konflikte…
Schaut euch den Trailer zu „Die Croods 2“ an
„Die Croods 2“ führt seinen Vorgänger würdig fort, in dem er dessen Themen aufnimmt und doch variiert. So gibt es erneut Risse im Verhältnis von Grug und Guy, dieses Mal, als der Patriarch spitzkriegt, dass Guy und Eep eventuell ihre eigene Zukunft suchen könnten. Der Konflikt zwischen den Evolutionsstufen verläuft dieses Mal zwischen den Croods und den Bettermans. Während Teil eins eher ein prähistorisches Road Movie war, spielt „Die Croods 2“ über weite Strecken im phantasievoll designten Betterman-Ressort. Dessen steinzeitliche Version von Gegenwartstechnologie lässt leichte „Flintstones“-Vibes entstehen. Beim gegenseitigen Beschnüffeln der Familien muss Eep feststellen, dass Dawn viel mit ihr gemeinsam hat: War die Höhle am Anfang von „Die Croods“ der goldene Käfig, aus dem sie ausbrechen musste, so ist es für Dawn das komfortable elterliche Anwesen. Dass die beiden zwar potentielle Rivalinnen um Guys Gunst sind, aber Dawn nicht als verwöhnte Zicke, sondern als nettes, wohlbehütetes Mädel dargestellt wird, gehört zu den Stärken von „Die Croods 2“.
Ebenfalls stark ist der Culture Clash zwischen den Neandertaler-Croods, die im Betterman-Haushalt teilweise wortwörtlich mit dem Kopf durch die Wand gehen, und ihren Lackaffen-Gastgebern, die bei allem technologischen Fortschritt gerne mal den gesunden Menschenverstand vermissen. So hat ihr Panic Room für Tochter Dawn keine Luftlöcher – es könnten ja Schlangen reinkommen. Auch die Slapstickgags, die regelmäßig vorkommen, sitzen meistens, zumal es mal wieder amüsante Sidekicks gibt. Leider wurde der Part von Fan-Favorit Belt nicht vergrößert. Dafür kann man sich erneut an einem famosen Creature Design erfreuen, bei dem zu den bekannten Wesen dieses Mal unter anderem Landhaie, Wolfsspinnen und die Farmtiere der Bettermans hinzukommen. Wieder besticht der Film durch die kreative Kreuzung heute bekannter Spezies, als seien diese aus ein- und demselben Urtier hervorgegangen.
Technisch ist auch „Die Croods 2“ hochwertig, wobei das Design aller Figuren merklich überarbeitet wurde. Das ist teilweise feiner, teilweise aber auch weniger charmant als im Erstling, doch bei den sieben Jahren Wartezeit wollte man wohl den Weiterentwicklungen Animationstechnologie gerecht werden. Das Ergebnis ist gewohnt hochwertig in Design und Umsetzung; außerdem konnte man den Voice-Cast des Erstlings wieder zusammenbringen, obwohl die Produktion des seit 2013 in der Entwicklung befindlichen Sequels mehrfach unterbrochen und zwischenzeitlich sogar abgesagt wurde. Nicolas Cage („Renfield“) spricht Grug erneut zwischen Tatkraft und Beschränktheit als Familienoberhaupt, Emma Stone („The Amazing Spider-Man 2“) und Ryan Reynolds („Free Guy“) geben das Teenager-Steinzeitpaar charmant. Während Peter Dinklage („Avengers: Infinity War“) merklich Freude an der Rolle des aufgeblasenen Phil Betterman hat, stehen ihm Leslie Mann („Motherless Brooklyn“) als Hope und Kelly Marie Tran („Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“) als Dawn in kaum etwas nach. Auf Crood-Seite kehren außerdem Clark Duke („Kick-Ass“) als Thunk, Catherine Keener („Sicario 2“) als Ugga und Cloris Leachman („The Bronx Bull“) als Gran zurück, ebenfalls auf gewohntem Niveau.
Konzentrierte sich der Vorgänger vor allem auf die Lovestory zwischen Eep und Guy sowie Grugs Ablehnung des Neuzugangs, so bekommen die Damen der Crood-Sippe hier etwas mehr Raum – der Familienzwist ist hier nicht nur eine Sache unter Männern. Natürlich steht am Ende die nicht unbedingt neue Message, dass man andere Menschen so akzeptieren soll wie sie sind und sich gegenseitig Freiheiten gönnen. Das Finale hat eine Referenz in Richtung eines großen Monsterfilmklassikers parat, kann aber nicht verbergen, dass „Die Croods 2“ im Schlussakt etwas schwächelt: Es gibt viel animierte Action, die irgendwann etwas ermüdet, dafür wenig Witz, auch wenn die Amazonen-Truppe leichte Seitenhiebe auf Fantasyfilme und Power-Metal-CD-Cover zulässt.
Insofern hat „Die Croods 2“ ähnliche Stärken und Schwächen wie Vorgänger: Ein starkes Design, ein toller Voice-Cast und ein witziger Steinzeit-Culture-Clash stehen einer eher einfachen, nicht gerade originellen Geschichte und einer altbekannten Moral gegenüber. Das Ergebnis ist im zweiten Anlauf etwas schwächer geraten, die Vor- überwiegen aber weiterhin die Nachteile. Und Belt gehört immer noch zu den besten Sidekicks der Animationsfilmgeschichte.
Knappe:
Universal hat „Die Croods 2“ in Deutschland auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht, ungekürzt ohne Altersbeschränkung freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar, drei Kurzfilme, entfallene Szenen, ein Gag Reel und mehrere Featurettes.
© Nils Bothmann (McClane)
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