Originaltitel: Fear the Night__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Neil LaBute__Darsteller: Maggie Q, Kat Foster, James Carpinello, Gia Crovatin, Highdee Kuan, Ito Aghayere, Laith Wallschleger, KeiLyn Durrel Jones, Travis Hammer, Kirstin Leigh, Treisa Gary u.a. |
Die jüngste von drei Schwestern plant, in den Hafen der Ehe einzulaufen. Die älteste Schwester wird mit der Planung des Junggesellinnenabschieds beauftragt. Der soll irgendwo im Nirgendwo im elterlichen Anwesen der drei Schwestern steigen. Dabei ist die mittlere Schwester eher ungern gesehen. Die seit kurzem trockene Kriegsveteranin scheint nicht loslassen zu können, steht immer unter Strom und wittert überall Gefahr.
Damit eckt sie nicht nur bei der ältesten Schwester an. Auch die anderen Partygäste können mit der taffen Tess nichts anfangen. Die ist nach ihrer Ankunft am Ort des Partygeschehens sofort in ihrem Modus Operandi drin und meint unterschiedliche verdächtige Szenen zu beobachten. Wie recht sie mit ihren Vorahnungen hat, kann sie da noch nicht ahnen.
Mit Einbruch der Nacht wird plötzlich die junge Verlobte von einem Pfeil mitten ins Herz getroffen. Mehrere Wagen mit Lichtmaschinen umrunden das Anwesen und diverse Pfeile suchen sich ihren Weg ins Innere des Hauses. Tess weiß, dass wenn sie nicht einen Weg findet, den Angreifern ein Schnippchen zu schlagen, diese Party für alle Gäste die letzte gewesen sein wird.
Schaut in den Home-Invasion-Streifen hinein
Maggie Q gegen alle
Regisseur Neil LaBute („House of Darkness“) gibt zu keiner Sekunde vor, mit „Fear the Night“ das Genre des Home-Invasion-Filmes irgendwie renovieren zu wollen. Stattdessen hakt er die altbekannten Klischees solide ab. Führt also die Hauptfiguren kurz und prägnant ein, lässt die Sausäcke auffahren und startet den Überlebenskampf der eingeschlossenen Party-Gäste. Das dauert in „Fear the Night“ beinahe ein wenig zu lange, denn Neil LaBute findet etwas zu großen Gefallen an den Zickereien zwischen Tess und ihrer großen Schwester sowie anderen Party-Gästen.
Das ist gut für Tess, die dadurch mehr Charaktervertiefung erfährt und greifbarer wird, schadet allerdings allen anderen Figuren, die doch reichlich unsympathisch rüberkommen. Entsprechend nimmt man deren jeweiliges Ableben genauso schulterzuckend zur Kenntnis, wie die Filmfiguren selbst. Es ist schon bezeichnend, dass ausgerechnet der brutal frühe Tod der jüngsten, alsbald heiratenden Schwester wirklich ALLEN vollkommen egal zu sein scheint.
Und damit sind wir schon im Home-Invasion-Part, der gleichzeitig gefühlt nie durchstartet. Denn mehr als einmal denkt man sich als Zuschauer: Wenn die in das Haus reinwollen, warum merkt man davon nichts? In allen Szenen stehen die Angreifer einfach nur vor dem Haus. Und machen nichts, außer eben herumstehen. Die haben einen Humvee am Start, mit dem sie das ganze Haus einreißen könnten. Aber auch der steht einfach nur da.
Damit verschenken Regie und Drehbuch offensiv Möglichkeiten, um Spannung zu pumpen. Stattdessen präsentiert man uns die verbliebenen Ladys, die im Kreis hocken und sich weiterhin überwiegend anzicken. Eigentlich haben die alle einen Pfeil in den Kopf verdient. Auch Tess, die Kriegsveteranin, kommt irgendwie nie zu Potte. Entwickelt kaum Antrieb, irgendwie die Situation zu klären. Seltsam.
Damit der Film nicht vollends einschläft, wird immer mal wieder einer Lady ein Pfeil ins Auge oder in den Mund geschossen, ohne dass man jemals sehen würde, wer den Pfeil abschießt und wie viele Angreifer da eigentlich genau vor der Hütte stehen. Tess revanchiert sich immer mal wieder mit einem kurzen Ausflug ins Freie, tötet mühelos irgendeinen Lump und schließt sich hernach wieder dem Frauenkreis zum Anzicken an.
So richtig einen Plan hatte das Drehbuch von Neil LaBute für die zweite Filmhälfte also scheinbar nicht. Lange wird um das Warum des Angriffes gerätselt, doch Spannung lässt sich daraus nicht generieren und die Auflösung ist doch sehr random und egal ausgefallen.
LaBute schließt seinen Film mit einem Epilog, in dem er andeuten will, dass ein alter weißer CIS-Cop die Ausführungen der überlebenden Frauen nicht glauben will (was freilich wirklich schwer ist, bei einem Haus voller Leichen…). Was jetzt woke oder sonst wie klingen mag, sorgt aber nur für Amüsement beim Zuschauer, breitet LaBute doch selbst noch einmal sämtliche logische Fehler seines nicht wirklich schlüssigen Drehbuchs noch einmal zum Nachhorchen vor dem Zuschauer aus. Ob das so gewollt war?
Zumindest Maggie Q („The Protege – Mad for Revenge“) liefert ordentlich ab. Man nimmt der Grazie die taffe Veteranin durchweg ab. Man hätte sie allerdings gerne mehr in Action gesehen. Denn aufgrund der von mir angedeuteten Anlage des Filmes, kann sie ihre Actionwoman-Qualitäten nur in einem finalen Fight kurz aufblitzen lassen. Kat Foster („Gasoline Alley“) fällt in jedem Film durch ihr apartes Äußeres auf, so auch hier. Das Drehbuch macht es ihr mit ihrer Zickenfigur aber nicht leicht. Alle anderen Schauspieler sind weitgehend egal. Was vor allem fehlt, ist ein wirklich fieser Fieswicht. Die bleiben alle zu gesichtslos und ungefährlich.
In technischer Hinsicht kann man sich bei „Fear the Night“ nicht beklagen. Der Film ist in kinoreifen Bildern inszeniert und liefert vor allem auf dem Weg zur Partylocation zahlreiche schöne Landschaftsimpressionen. Auch der eigentliche Schauplatz wird so in Szene gesetzt, dass er nie langweilig wird. Vollkommen uninteressant gerät der Score von Adam Bosarge.
„Fear the Night“ macht keine Angst
Es hat schon was, wie Maggie Q auf dem Cover-Artwork zu „Fear the Night“ mit fetter Sportarmbrust vor einem brennenden Haus posiert. Wer sich nun entsprechendes Augenfuter von dem Film erwartet, sei ausgiebig gewarnt. Weder brennt hier die Hütte noch killt Maggie mit ausgefallenen Waffen. Messer und andere Hieb- und Stichwaffen kommen zum Einsatz, nichts davon gerät spektakulär oder derb. Pfeile verteilen hier nur die Fieswichte, die einfach nicht greifbar wirken oder bedrohlich rüberkommen.
Infolgedessen eskaliert der Film niemals durch. Kommt nie rechte Action oder wenigstens Survivalthrill auf. Der zumindest technisch höchst solide umgesetzte „Fear the Night“ lehrt niemandem die Furcht vor irgendetwas. Außer vielleicht vor Zickereien…
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 6. Oktober 2023 von Splendid Film. Der Film hat eine Freigabe ab 16 erhalten und kommt ohne irgendwelche Extras. Bei verschiedenen VoD-Portalen kann man den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |