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Endgame – Das letzte Spiel mit dem Tod

Auch Joe D’Amato leistete seinen Beitrag zum italienschen Endzeitactionfilm. In „Endgame“ wird Al Cliver erst in einer TV-Show auf Leben und Tod gehetzt, ehe er Laura Gemser und deren Mutanten-Kollegen in Sicherheit eskortieren soll. Mit George Eastman, Hal Yamanouchi und Gabriele Tinti sind weitere Veteranen des Italo-Genrekinos in diesem fröhlich zusammengeklauten B-Movie dabei.

Originaltitel: Endgame – Bronx lotta finale__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: Joe D’Amato__Darsteller: Al Cliver, Laura Gemser, George Eastman, Dino Conti, Hal Yamanouchi, Gabriele Tinti, Mario Pedone, Gordon Mitchell, Nello Pazzafini, Christopher Walsh, Franco Ukmar, Bobby Rhodes, Alberto Dell’Acqua, David Brown, Michele Soavi u.a.
Endgame

Mit “Endgame” leistet Joe D’Amato seinen Beitrag zum Italo-Endzeitfilm

Zu Beginn der 1980er sprossen die Rip-Offs der erfolgreicher Endzeitactionfilme „Mad Max 2“ und „Die Klapperschlange“ in Bella Italia geradezu aus dem Boden, weshalb auch Joe D’Amato („Die Aasgeier kommen“) mit „Endgame“ seinen Beitrag zu dieser Welle leistete.

Man könnte zudem beinahe meinen, dass auch „Running Man“ Pate gestanden hätte, doch das Schwarzenegger-Vehikel entstand erst ein paar Jahre später – doch mit „Das Millionenspiel“ und „Rollerball“ gibt es weitere Inspirationsquellen für das erste Drittel, in dem Held Ron Shannon (Al Cliver) zum Spiel auf Leben und Tod antritt. Nachdem der Atomkrieg ausbrach, in seiner Folge Mutanten entstanden und große Teile der Menschheit in den Ruinen der alten Welt hausen, gibt es mit einer Menschenjagd-Show immerhin blutige Unterhaltung für die Massen. Shannon hat das Spiel bereits mehrfach als Jäger wie Gejagter gewonnen und tut es auch dieses Mal, obwohl mit seinem alten Kumpel Kurt Karnak (George Eastman) einer der Besten Jagd auf ihn macht. Die Werbung des Moderators für ein spezielles Männer-Ernährungsmittel zwischendurch erinnert an die satirischen, aber wesentlich pointierteren Werbespots aus „Das Millionenspiel“.

Während der Hatz, bei der sich Shannon und seine Verfolger putziges KISS-Gedächtnis-Make-Up ins Gesicht pinseln, ehe der Hero seine Gegner tötet oder sonstwie besiegt, trifft Shannon in den Katakomben des Spielfeldes auch Lilith (Laura Gemser). Die gehört zu jenen Mutanten, die noch normal aussehen und sich sogar auf eine höhere Entwicklungsstufe begeben haben – Lilith ist Gedankenleserin. Die schurkische Regierung hat jedoch etwas gegen die übersinnlich Begabten und nutzt die Ablenkung durch die TV-Shows gern für Todesschwadron-Einsätze gegen jene Ungewollten. Dass die Soldaten der Regierungssoldaten dabei noch SS-Schriftzüge auf Uniformen und Helmen tragen, unterstreicht ziemlich unsubtil und plump, dass dort ein übler Fascho-Staat am Werke ist.

Lilith engagiert den Überlebensprofi als Leibwächter für sich und die ihren, damit er sie aus der Stadt und Helfern bringt. Als Lohn winken 50 Kilo Gold, weshalb Shannon noch weitere Verbündete zusammentrommelt, ehe man sich auf die gefährliche Mission begibt…

Schaut euch den Trailer zu „Endgame“ an

Bei Joe D’Amato als Regisseur und Co-Autor, der das Drehbuch gemeinsam mit Aldo Florio („2020 – Texas Gladiators“) schrieb, durfte man nicht sonderlich viel Feinsinn oder Fingerspitzengefühl erwarten. Schon das Spiel auf Leben und Tod ist eine Art besserer Lückenfüller, bevor die Haupthandlung losgeht, die wiederum aus der üblichen Endzeit-Odyssee mit Begegnungen mit lauter schrägen Gestalten, die einem ans Leder wollen, besteht. Shannon bleibt selbst für einen B-Helden ein ziemlich stumpfer und eigenschaftsfreier Klotz, bei dem man sich noch nicht mal sicher ist, ob er überhaupt Geldnot hat oder warum er so oft bei der mörderischen Spielshow mitmacht. Auch sonst ist er ein Stoiker, der oft weniger cool als eher verkniffen wirkt. Seine Kumpane zeichnen sich dann auch durch grobschlächtige Stereotype aus, aber immerhin haben sie Eigenschaften: Da ist der einäugige Lehrmeister Bull (Gabriele Tinti), der bärenstarke Koloss Kovack (Mario Pedone), ein Kampfkunstmeister (Hal Yamanouchi), der direkt auch einfach nur Ninja heißt, sowie Kijawa (Nello Pazzafini), der eine coole Miniarmbrust am Handgelenk trägt – naja, der hat wohl doch kein echtes Profil. Natürlich taucht auch Kurt nochmal auf, der Shannon entweder unterstützen oder verraten wird, daraus zieht „Endgame“ dann immerhin ein Minimum an Spannung.

Dramaturgisch ist erwartungsgemäß ebenfalls wenig zu holen bei „Endgame“. Die Reise durch die Wastelands läuft ohne große Höhen und Tiefen ab, auf im Dutzendpack dahingemetzelte Gegner kommen immer mal wieder einzelne Verluste unter den Nebenfiguren, aber für sind die putzigen Helferlein ja da. Einen echten Bösewicht vermisst man auch: Karnark ist eher Frenemy mit einer Zwischenposition, der sabbelnde Fanatiker Colonel Morgan (Gordon Mitchell) ist nur während Exposition und im Finale am Start. Einige Gegner wie die blinden Mönche haben erst gar keinen Chef, während eine Horde von Tiermutanten immerhin einen hübsch widerlichen Fischmenschen als Anführer hat, der allerdings nur für rund 20 Minuten in dem Film vorkommt und schon vor dem Finale den Geist aufgibt. So ist dann zwischen den Spektakelszenen immer mal wieder gepflegter Leerlauf angesagt, wenn D’Amato seine Figuren minutenlang bei Belanglosigkeiten wie dem Herumwandern in der Landschaft filmt oder man endlos über Dinge wie das Möglicherweise-Erlöserkind in der Mitte der Mutanten salbadert. Dass die Figuren sich alle naselang selbst widersprechen, beweist letzten Endes nur, wie egal das Ganze unterm Strich dann auch ist.

Die postapokalyptische Zukunft findet budgetbedingt natürlich vor allem in Kiesgruben und Lagerhallen statt, doch immerhin hat D’Amato ein gewisses Händchen für Atmosphäre und einige recht sehenswerte Einfälle. So sind die regressiven Mutanten, die vor allem als Affen- und Fischmenschen auftreten, auf gutem B-Niveau designt sowie zurechtgemacht und gleichzeitig ein Kontrast zu den progressiven Mutanten um Lilith – letztere rennt sogar mit einem nonnenartigen Schleier herum. Auch die futuristischen Vehikel im „Mad Max“-Style sind mit Blech, Sperrholz und einem Mindestmaß an Kreativität gestaltet worden, auch wenn es in der B-Note Abzüge gibt, weil ein Auto mit Flammenwerfer nicht so wirklich zum Einsatz kommt. Der Abschluss des Films ist auch ganz nett, wenn auch (inhaltlich wie inszenatorisch) beim ein Jahr zuvor erschienenen „Rocky III“ abgepaust – immerhin nicht das offensichtlichste Vorbild im italienischen Rip-Off-Lande.

In Sachen Action zählt hier eher Masse als Klasse, sodass die Statisten gleich im Zehnerpack über den Jordan gehen, nur eben selten besonders ausgefeilt. So rennen die blinden Mönche mit Schwertern und Äxten gegen die knarren- und granatenbewehrten Helden an, um einfach niedergemäht oder in die Luft gejagt zu werden, was auch filmisch immer mit simpelsten Schuss-Gegenschuss-Verfahren aufgelöst wird. Ähnlich klobig fällt beispielsweise ein Fight zwischen Shannon und einem Martial-Arts-Jäger bei der Spielshow aus, bei dem erst der eine den anderen einfach nur immer wieder zu Boden tritt, ehe das Spielchen mit vertauschten Rollen stattfindet. Besser sehen da schon die Motorradstunts aus, gerade wenn sich die Helden mit zig Mutanten auf knatternden Zweirädern auseinandersetzen. Immerhin bietet „Endgame“ genug Geballer, Gerase und Geprügel der handwerklich einfachen Art, um für anspruchslose Unterhaltung in den Actionszenen zu sorgen. Dummerweise wird mit der großen Schlacht gegen die bösen Mutanten die beste (und eigentlich letzte richtige) Actionszene schon nach rund zwei Dritteln verpulvert. Eine folgende Rettungsaktion ist eher unspektakulär, das Finale entscheidet der Telepathenjunge, indem er den Pazifismus der netten Mutanten mal kurz gut sein lässt und die Nazi-Soldaten von einem telekinetisch gesteuerten MG abschießen lässt, unter knuffigen Pappmache-Felsen begräbt oder zum Selbstmord mittels Knarre im Mund zwingt. Anklänge an Erfolgsfilme wie „Carrie“ und „Scanners“ sind vorhanden und der Dreikäsehoch wächst nach der Aktion bestimmt zu einem psychisch stabilen jungen Mann heran.

Mit einer Barttracht Marke Snake Plissken light und ohne großes Mienenspiel absolviert Al Cliver („Geheimkommando C.I.A.“) die Hauptrolle als eines von vielen Italo-Genre-Gesichtern. In diese Kategorie gehört auch der ungleich besser aufgelegte George Eastman („Die Barbaren“) als unbarmherziger Karnak, der seinen Kollegen mit großer Spielfreude regelmäßig die Szenen klaut. Exploitation-Queen Laura Gemser („Zwei außer Rand und Band“) gibt sich ungewohnt zugeknöpft, kann aber auch als Unschuld vom Lande punkten, während Gordon Mitchell („Die Rückkehr der Wildgänse“) als Fascho-Leader zwar wenig präsent ist, dann aber mit geiferndem Overacting für Trash-Laune sorgt. Weitere Akzente setzen Mario Pedone („The Last Warrior“) als Bud-Spencer-Ersatz und Hal Yamanouchi („Sindbad – Herr der sieben Meere“), der tatsächlich Kampfsport zu beherrschen scheint und ein paar zumindest ansatzweise elegante Kicks raushaut.

So bleibt „Endgame“ dann unterm Strich hinter einem „Fireflash“ zurück, steckt aber Klamotten wie Fulcis eher drögen „Die Schlacht der Centurions“ in die Tasche. Denn die Action hier ist zwar eher grobstollig, tritt aber in größerer Menge und regelmäßigen Abständen auf, während Einfälle wie die blinden religiösen Fanatiker oder die Tiermenschen-Mutanten für Abwechslung sorgen. Sonderlich filigran oder spannend ist das nicht, originell oder gewitzt ebenfalls nicht, aber dafür ist immerhin meist was los. Das Plakatmotiv mit dem futuristischen Gladiator, das unterm anderem in Deutschland Verwendung fand, verspricht natürlich mal wieder einen wesentlich aufregenderen und teureren Film als man letzten Endes bekommt.

„Endgame“ hat eine bewegte Freigaben- und Kürzungsgeschichte hinter sich: Im Kino ab 18 und ungekürzt, auf VHS ungeprüft und gekürzt, bei DVD-Erstveröffentlichung ungekürzt mit SPIO/JK-Freigabe. Inzwischen ist der Film neu geprüft und ungekürzt ab 16 freigegeben worden und mit diesem Siegel auch auf Blu-Ray und DVD von Mediacs/Leonine erhältlich. Als Bonusmaterial gibt es ein Interview, Trailer und eine Bildergalerie.

© Nils Bothmann (McClane)

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