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Viking Vengeance

Originaltitel: The Head Hunter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Jordan Downey__Darsteller: Christopher Rygh, Cora Kaufman

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Cover

“Viking Vengeance” erschien bei Indeed Film unter anderem als Blu-ray/DVD-Mediabook.

Es kann eine Herausforderung sein, Filme aufzuspüren, die ihre Kraft aus der Stille beziehen, der Abwesenheit von Kommunikation. Vermutlich war das schon immer so. Selbst in der Zeit der Stummfilme ging es zuallererst darum, den nicht abbildbaren Lärm anhand von Gestik und Mimik visuell zu imitieren. Die Quintessenz menschlicher Existenz versucht man üblicherweise im Zentrum des Beisammenseins zu finden; in Beziehungen, in Familien, unter Freunden oder im bunten Trubel einer Großstadt, deren Lichter nie erlöschen. Die meisten Erzähler suchen eben dort nach dem Kern ihrer Geschichte, wo Menschen sind, wo Dialoge ausgetauscht werden, die als soziales Rauschen eine Aura der Lebendigkeit entstehen lassen. Aber manchmal kann der Kern auch in der Peripherie liegen, gerade dort, wo sich das Leben nicht abspielt. Man muss eben nur mit der Kamera dort sein.

„Viking Vengeance“, dessen deutscher Titel irreführend an archaisches Kriegsspektakel im Blut und Schlamm der alten Zeit appelliert, ist bereits mit der allerersten Aufblende genau im toten Winkel der Peripherie. Der Krieger (Christopher Rygh), alleiniger Träger der gesamten Handlung, bewegt sich schnaufend nach links aus dem Bild heraus, um ein Monster zu bekämpfen, doch die Kamera folgt ihm nicht. Sie verharrt auf der Stelle und begnügt sich mit dem nun verwaisten Lager, einem trostlosen Stillleben aus Bäumen, Gras und Erde. Ein erster Fingerzeig für den kargen Inszenierungsstil, den Jordan Downey für die nächsten 70 Minuten auserkoren hat; keineswegs nur aus Budgetgründen, sondern durchaus mit einem künstlerischen Hintergedanken.

Wir haben es zwar nicht etwa tatsächlich mit einem Stummfilm zu tun, aber die wenigen gesprochenen Textzeilen, die ihren Weg aus der von drahtigen Barthaaren verschlossenen Mundhöhle des Kriegers finden, könnten auf einem DIN-A4-Blatt Platz finden. Noch dazu ist Shakespeare Universen entfernt. Atonales Grunzen eines Einsiedlers, der ja letztlich auch keine Notwendigkeit verspürt, mit irgendwem anders zu kommunizieren als mit seinem Pferd.

An seiner Stelle kommuniziert die Bildregie mit uns, schiebt uns unauffällig Informationspakete zu. Beiläufig erfahren wir Fragmente über die Hintergründe des Mannes. Er trägt die Last mit sich, Vater eines Mädchens zu sein, das von einem Monster getötet wurde. Er tötet seinerseits Monster im Auftrag eines Königreiches, dessen Mauern aus der Ferne in einer kurzen Einstellung mal aufblitzen; sich ihnen nähern, geschweige denn einen kurzen Blick ins Innere wagen, das dürfen wir nicht. Ebenso wenig dürfen wir den Kämpfen gegen die Ungeheuer beiwohnen. Lediglich ihre Köpfe bringt der furchtlose, weil desillusionierte Barbar zurück in den Bildkader, um sie als Trophäen an der Wand aufzuspießen. Und Wunden, schrecklich tiefe Furchen, die er jedoch durch eine wundersame Mixtur aus den Eingeweiden seiner Beute zu heilen weiß. Nicht nur ein Barbar also, sondern ein Alchemist, wenn nicht Magier. Unter Schmerzen trägt er sie abends auf, lindert sie in der Nacht, am nächsten Tag repariert er seine Rüstung und zieht gestärkt in den nächsten Kampf. Ein freudloser Kreislauf des Tötens und Regenerierens und Tötens.

Downey erzeugt aus dem Alltag seiner Hauptfigur eine ungeheuer dichte Atmosphäre, die sich aus der Kollision der spröde-naturalistischen Kulisse (gedreht u.a. in den Gebirgstälern Kaliforniens und Norwegens) mit Einsprengseln aus dem Fantasy-Bereich ergibt. Letzteres erscheint im Kontext der reduzierten Machart ungemein reizvoll, zumal es sich eben um eine niedrig budgetierte Indie-Produktion handelt. Entsprechend geschieht die Abkehr von der rein erdgeschichtlichen Dimension überwiegend im Kopf des Betrachters, der die fehlenden Spezialeffekte kurzerhand hinzudichtet. Nur selten erlaubt sich die Regie mal Konkretisierungen des Sagenhaften, wie die mit einem Augenblinzeln wieder vergangene Einstellung vom Rücken eines Riesen, der wie eine Schaumkrone auf rauer See zwischen den Gebirgswipfeln verschwindet.

Diese Rezeptur funktioniert über weite Strecken erstaunlich gut, weil das Übernatürliche immer nur kurzzeitig im Bildhintergrund oder in diffusen Details angedeutet wird. Nicht nur kann das magere Budget dadurch effektiv kaschiert werden, auch gelingt es dem Film, mit marginalen Mitteln eine glaubwürdige Welt zu erschaffen, gerade weil man dem Erzähler glaubt, dass er einen guten Grund hat, dort zu verweilen, wo die Ereignislosigkeit herrscht. Problematisch wird es höchstens, wenn es die Handlung doch mal erfordert, konkreter zu werden. Für einen Film, der sich im Original „The Head Hunter“ nennt, zu Produktionszeiten sogar einfach nur „The Head“, ist es unvermeidlich, die Trophäensammlung des Kriegers auch mal längere Zeit in Nahaufnahme zu zeigen. Hier zerfällt die Illusion schnell, entlarvt man einige der Monsterfratzen doch zu einfach als Maskerade, die den geltenden Ansprüchen an das naturalistische Szenenbild nicht standhalten kann. Als schließlich der Kampf gegen den Erzfeind näher rückt, löst der Regisseur diese Problematik aber trotz der gesteigerten Schlagzahl von Fantasy-Elementen wieder elegant durch einen assoziativen Schnitt und eine Trickeffekt-Ästhetik, die altmodische, mit Stop-Motion und Modellfiguren veredelte Abenteuerfilme um Geister und tanzende Skelette zu ehren scheint, bis hin zu Sam Raimis „Army of Darkness“. Mündend letztlich in ein überraschend starkes Ende, das wahrlich sitzt wie ein gut platzierter Kinnhaken und die so behutsam in zarten Nuancen erzählte Geschichte mit einem Knalleffekt abrundet.

Wenn es um den dramaturgischen Aufbau geht, wird die Raimi’sche Marionettenmeisterei entsprechend schnell von bitterernstem Drama verscheucht. In den Details hat dieses Fantasy-Horror-Abenteuer der Holzklasse etwa mit den Arthaus-Dramen aus derselben Sparte verblüffend viel gemein; befasste sich zum Beispiel nicht auch jemand wie Béla Tarr in seinem doppelt so langen und viel tiefer in der Philosophie verhedderten „Turiner Pferd“ mit Routinen der Abgeschiedenheit und nutzte wiederkehrende Einstellungen, um im filmischen Korsett einen tristen Alltag zu erschaffen? Ausgiebige Panoramen, in denen die Außenwelt malerisch gerahmt wird, Äste, die darin knacken, die unappetitliche Heilmasse, die in Einmachgläser abgefüllt wird, der Wind, der in Schüben das kleine Fenster zur Hütte aufstößt… eine Kettenreaktion von zirkulierenden Abläufen, die im ersten Moment alle für sich repetitiv wirken und sich letztlich doch zielstrebig zu etwas Bedeutsamem aufbäumen.

Erhofft man sich aufgrund der Vermarktung ein veritables Gemetzel zwischen Wikingern und Monstern, wird man sich also ganz schön verdutzt im leeren Wald wiederfinden, starrend ins Nichts aus Ästen und betäubt vom Rauschen des Waldes, durch das sich lediglich vage Echos weit entfernter Schlachten bahnen. „Viking Vengeance“ ist eine winzig kleine Produktion, die ganz genau weiß, wo ihre Grenzen liegen. Tollkühn in der Verschmelzung von Fantasy-Horror und Low-Budget-Drama vor historischer Kulisse, bescheiden in der Wahl seiner Waffen, jedoch kraftvoll und erfahren im Umgang damit, entfaltet Jordan Downey unter Verzicht auf große Worte einen rührenden Abgesang auf einen Krieger, wie er selbst einem klangvollen Namen wie Conan als Schlusskapitel hätte schmeicheln können. Der minimalistische Erzählfokus aus den Randbereichen der eigentlichen Legenden geht sicherlich Richtung Special Interest, aber das war ja auch bei ähnlich gelagerten Filmen wie „Am Anfang war das Feuer“, „Valhalla Rising“ „Sauna – Wash Your Sins“ oder „Hagazussa“ nicht anders. Etwas mehr Budget für mehr Realismus bei den Maskeneffekten und noch höhere Produktionswerte (Kamera, Setpieces, Kostüme) vor der ohnehin bereits malerischen Natur, dann hätten wir es mit einer grell leuchtenden Genre-Perle aus dem Reich der Schweigsamkeit zu tun… ohne dafür die Schwerpunkte von Regie und Drehbuch auch nur einen Deut verändern zu müssen.

Schaut in den Trailer von “Viking Vengeance”

07 von 10

Informationen zur Veröffentlichung

Produziert im Jahr 2018, erschien „Viking Vengeance“ ein Jahr später über Indeed Film für den Heimkinomarkt auf Blu-ray und DVD. Neben der einfachen Keep-Case-Variante gibt es auch ein Mediabook, in dem beide Medien als „2-Disc Limited Collector’s Edition“ vereint sind. Die Sonderverpackung kommt mit einer L-Card für die technischen Spezifikationen und nutzt das Backcover für ein zusätzliches Motiv, den Kopf von einem der Monster, die die Wand des Kopfjägers zieren. Im Inneren wartet ein 20-seitiges Booklet mit dem Text eines ungenannten Autoren, der einer Filmkritik ähnlich ist, gefolgt von einem Interview mit Hauptdarsteller Christopher Rygh. Geschmückt werden die Seiten ferner von atmosphärisch gestalteten Szenenfotos und alternativen Artworks.

Die Blu-ray bietet den Film ungeschnitten in 1080p-Auflösung (Format: 1,78:1) mit deutschem und englischen DTS-HD Master Audio 5.1-Ton. Weiterhin enthalten sind zwei Audiokommentare mit dem Regisseur und seiner Crew, von denen einer eher auf Story-Aspekte und der andere eher auch technische Faktoren fokussiert ist. Mit weiteren Extras sieht es eher mager aus; es gibt noch eine zweiminütige Featurette sowie den Trailer im Original und in der deutschen Fassung sowie ferner eine Trailershow zum Programm von Indeed Film.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Indeed Film / WVG__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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