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Family Man

Vom Single-Yuppie über Nacht zum Familienvater. Im weihnachtlich angehauchten „Family Man“ macht Nicolas Cage diese wundersame Wandlung durch, als ihm eine himmlische Macht einen Blick in ein alternatives Leben aufzeigt. In dem ist er nur noch Mittelklasse-Malocher, aber mit seiner College-Flamme Téa Leoni verheiratet und zweifacher Vater.

Originaltitel: The Family Man__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2000__Regie: Brett Ratner__Darsteller: Nicolas Cage, Téa Leoni, Don Cheadle, Jeremy Piven, Saul Rubinek, Josef Sommer, Harve Presnell, Mary Beth Hurt, Amber Valletta, Makenzie Vega, Jake Milkovich, Ryan Milkovich, Lisa Thornhill, Francine York, Ruth Williamson u.a.
Family Man

Im weihnachtlich angehauchten “Family Man” erlebt Yuppie-Single Nicolas Cage ein Familienwunder

Um die Jahrtausendwende war Nicolas Cage zwar relativ frisch gebackener Actionstar, wollte aber weiterhin die Bandbreite des Kinos ausnutzen, war also auch in Werken wie dem Scorsese-Drama „Bringing Out the Dead“, der Kriegs-Romanze „Corellis Mandoline“ oder der weihnachtlich angehauchten Dramedy „Family Man“ zu sehen.

Protagonist Jack Campbell (Nicolas Cage) hat allerdings wenig Sinn für das Fest der Liebe, ist er doch Single mit flüchtigen Beziehungen und Workaholic, dessen einzig wahre Liebe die zu seiner Arbeit als Präsident eines Konzerns ist. Da müssen die Kollegen auch mal an den Feiertagen zum Notfall-Meeting kommen, wenn eine wichtige Fusion nebst Börsengang ansteht. Die Rückrufbitte einer Verflossenen muss da ebenfalls hinten anstehen. Dabei handelt es sich um Jacks College-Freundin Kate Reynolds (Téa Leoni) – Jacks Praktikumszeit in London vor 13 Jahren ließ das Traumpaar zerbrechen. Jack ist kein Ekelpaket wie Scrooge, aber dennoch kann man Anklänge von Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte erkennen, wenn der Powerbroker die Leere in seinem Leben mit Konsum und Arbeit füllt.

Als Jack bei einer gefährlichen Situation in einem kleinen Laden deeskalierend wirkt, erregt er die Aufmerksamkeit von Cash (Don Cheadle), mit dem er ein Gespräch beginnt. Was in Jacks Leben fehle, will dieser wissen. Der Workaholic entgegnet, dass er alles habe, was Cash nur höhnisch quittieren kann. Denn der ist ein ungewöhnlicher Gesandter des Himmels, zur Stelle für einen Crash-Kurs in Charakterverbesserung, ähnlich wie die nie gezeigte Zeitschleifenmacht in „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

So wacht Jack am nächsten Tag in einem Eigenheim in New Jersey auf, neben Kate, begrüßt von ihren beiden Kindern. Er soll einen Einblick in das Leben erhalten, das er hätte führen können, wäre er 13 Jahre zuvor nicht nach London gegangen…

Schaut euch den Trailer zu „Family Man“ an

Zwar ist Weihnachten nur der Ausgangspunkt der Handlung, die sich über mehrere Wochen hinweg zieht, und doch ist „Family Man“ quasi mit den Attributen eines Weihnachtsfilms bzw. einer Weihnachtsgeschichte aufgeladen. Von daher dürfte es nur ganz besonders naive Naturen verwundern, dass Jack am Ende das alternative, anfangs vermeintlich unbequeme Leben nicht aufgeben will, um Status und schnödem Mammon zu huldigen. Immerhin: Hundertprozentig märchenhaft dreht das Drehbuch von David Diamond („Evolution“) und David Weissman („When in Rome“) die Chose im Finale nicht, endet aber natürlich mit einer herzigen Note und optimistischen Zukunftsaussichten, wobei zuvor auch noch mal ordentlich auf die Kitschtube gedrückt wird. Natürlich ist das alles gänzlich vorhersehbar und verläuft in absolut bekannten Bahnen, weshalb man sich schon fragen darf, warum „Family Man“ viel zu lange 125 Minuten für sein bisschen Plot benötigt.

So macht der Film wenig aus seiner Prämisse, dass der arbeitswütige Single-Geldsack mit einem Leben in Mittelklasseverhältnissen und der Versorgung von zwei kleinen Kindern vollkommen überfordert ist. Erst kommt eine hysterisch-überdrehte Passage, in der Jack vergeblich nach seinem Ferrari sucht und ebenso vergeblich Zugang zu seinem früheren Apartment-Gebäude und seinem früheren Büro haben möchte – die kaum zum sonst eher ruhigen Ton des Films passt. Danach gibt es eine Szene, in der Jack mit dem Wickeln absolut nicht klarkommt, sonst wird viel Potential für Komik verschenkt, denn alle weiteren Schwierigkeiten seinerseits werden kaum gezeigt. Außerdem laufen alle weiteren Konflikte gleich ab: Jack sorgt für Verstimmung, weil er auf Annehmlichkeiten seines früheren Lebens verzichten muss (z.B. schweineteure Anzüge besitzen) oder sich unsensibel verhält (z.B. zu Kate beim Vorspiel anstelle von „Ich liebe dich“ irgendwelchen Dirty Talk sagt), Kate ist kurz sauer, verzeiht ihm aber, weil er ja so ein doller Kerl ist und die Familie ja das Allerwichtigste. Die Kiddies sind vor allem zuckerschnutig, großäugig und nutellabackig, damit das mit der Traumfamilie besonders unterstrichen wird. Immerhin gibt es ein paar ganz amüsante Momente, nach dem Tochter Annie (Makenzie Vega) merkt, dass Papa Jack nicht der Alte, sondern wie ausgetauscht ist.

Damit das Hohelied auf das Familienglück dem Publikum nicht mit voller Wucht ins Gesicht geknallt wird, stellt „Family Man“ die Vor- und Nachteile beider Lebensstile gegenüber. Für die Familie habe sowohl Jack als auch Kate Lebensträume aufgegeben, mit dem Geld muss gehaushaltet werden und man hat sich im Gewohnten eingerichtet, weshalb Familien-Jack seit Jahren als Reifenhändler arbeitet. Dass dies dem hohlen Leben von Wall-Street-Jack immer noch vorzuziehen, ist sicherlich nachvollziehbar, denn dessen Vorteile sind ja fast allein monetärer Natur. Sonderlich subtil oder gewagt geht die Regie von Brett Ratner („Hercules“) auch nicht vor, eher mit dem Holzhammer. Etwa wenn Jack überlegt den Willi in eine Ehefrau zu stecken, die nicht seine eigene ist, dann kommt Kumpel Arnie (Jeremy Piven) als moralische Instanz um die Ecke, um ihn vom Fremdgehen abzuhalten. So ist es erstaunlich, dass Ratner in den stillen Momenten zwischen Jack und Kate eine überraschende Zärtlichkeit und Emotionalität hinbekommt, sodass „Family Man“ in diesen Szenen am besten funktioniert.

Das liegt auch an den beiden Leads. Nicolas Cage („Sympathy for the Devil“) kann die beiden Jacks überzeugend darstellen, kann sowohl die leisen Töne als auch die gelegentlichen Ausraster angesichts des ungewollten Lebensumsturzes. Téa Leoni („Bad Boys – Harte Jungs“) gibt die verständnisvolle, patente Lebenspartnerin, die Chemie mit Cage hat. Verschenkt ist Jeremy Piven („American Night“), der nur eine biedere Rolle als bester Kumpel hat, ohne jedoch den frechen Charme vieler seiner anderen Rollen. Don Cheadle („Avengers: Endgame“) als unkonventioneller Engel ist okay, aber auch nicht gerade schwer gefordert, in Nebenrollen sieht man die bekannten Gesichter von Saul Rubinek („Gridlocked“), Josef Sommer („Die etwas anderen Cops“) und Amber Valletta („Transporter – The Mission“).

Zwei gute Leads mit Chemie in einer vorhersehbaren, überlangen und reichlich kitschigen Romantic Dramedy – und für eine Komödie sehr zurückhaltend und wenig witzig. „Family Man“ ist ein Weihnachtsmärchen der Zuckerbäckersorte, formelhaft und phasenweise eher öde. Da dann doch lieber nochmal Vorbilder wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ oder „Ist das Leben nicht schön?“.

„Family Man“ wurde von StudioCanal, ehemals Kinowelt auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 6 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es drei Audiokommentare, ein Behind the Scenes, Trailer und Interviews mit Cast und Crew.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: StudioCanal/Kinowelt__FSK Freigabe: ab 6__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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