Originaltitel: Hunt Club__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Elizabeth Blake-Thomas__Produktion: Mark L. Lester__Darsteller: Mena Suvari, Casper Van Dien, Will Peltz, Maya Stojan, Mickey Rourke, Jessica Belkin, David Lipper, Jeremy London, Jason London, Kipp Tribble, Kenny Yates u.a. |
Eigentlich ist Cassandra in Trauer. Sie hat sich gerade von ihrer impulsiven Freundin Tessa getrennt. Da wird sie in einem Diner von einem Vater-Sohn-Gespann angesprochen. Sie bieten der runtergerockt wirkenden Frau eine Unterkunft an und laden sie ein, an einer Jagd teilzunehmen, an deren Ende sie 100.000 Dollar gewinnen könne. Ein wenig zu forsch ergreift Cassandra sich die ihr bietende Gelegenheit.
Mit Jackson und dessen Vater Carter reist sie auf eine kleine Insel, wo diverse Annehmlichkeiten wie eine heiße Dusche auf sie warten. Zu dem Trio gesellen sich noch mehr Leute, die ebenfalls an der hoch dotierten Jagd partizipieren wollen. Schnell wird Cassandra klar, dass Carter eigentlich ein Frauenhasser ist, der anderen in ihrer Männlichkeit gekränkten Losern die Möglichkeit zur Jagd auf Frauen gibt.
Auch Cassandra soll gejagt werden. Allerdings ist sie für eine Art Initiationsritual vorgesehen, denn Carters Sohn Jackson soll bei diesem Jagdausflug endlich zum Mann werden und seine erste Frau töten. 24 Stunden müsse Cassandra überleben, dann würde sie die 100.000 Dollar erhalten. Doch die junge Frau hat nicht vor, sich in ihr Schicksal zu ergeben.
Menschenjagd mit Casper Van Dien und Mickey Rourke
„Hunt Club“ stammt aus dem Jahr 2022. Im gleichen Jahr begab sich Casper Van Dien schon einmal auf Menschenjagd. In „The Most Dangerous Game“, einem Quasi-Remake des Subgenre-Klassikers „Graf Zaroff“, veranstaltete er ebenfalls Jagden auf unbedarfte Opfer. Im Vergleich zu dem eher tranigen „The Most Dangerous Game“ hat „Hunt Club“ aber ein paar interessante Elemente aufzubieten.
Zum einen ist der Streifen stark feministisch aufgeladen. Wenn hier die männlichen Jäger von Casper Van Diens Carter aufgepeitscht werden, werden alle Klischees bemüht, die aktuell durch das Internet geistern und belegen sollen, wie unterdrückt die heutige Männlichkeit doch ist. Aufgrund Van Diens süffisantem Spiel und den herrlich überzogenen Dialogzeilen wird die satirische Note des Ganzen mehr als offensichtlich.
Was auch Not tut, denn als ernst gemeintes feministisches Manifest kann man den krude erzählten Streifen nun nicht wirklich begreifen. Wenn irgendwann Cassandra mit weiblicher Unterstützung gegen die Jäger zu Felde zieht, wird jedwedes irgendwie geartetes Sendungsbewusstsein durch zynische Kills (inklusive Kastration) und ebensolches Verhalten der Heldinnen derart exploitativ konterkariert, dass niemand die fette Feminismus-Umerziehung befürchten muss.
Der Film, im Übrigen inszeniert von einer Frau (Elizabeth Blake-Thomas), will überzogen unterhalten. Und der nicht eben als Feingeist bekannte Mark L. Lester („Showdown in Little Tokyo“) hat als Produzent dafür gesorgt, dass genau das passiert und der Zuschauer nicht allzu viel über Incels und Co. nachdenken muss.
Der zweite interessante Punkt an „Hunt Club“ ist eine nicht zwingend unerwartete, dafür aber angenehm konsequent durchgezogene Wendung um Hauptfigur Cassandra, die dem Film einen neuen Dreh/Drall gibt und zum Ende clever genutzt wird, um die Türen für weitere Fortsetzungen sperrangelweit aufzustoßen.
Wo der Film leider kaum abliefert, ist der Menschenjagd-Aspekt. „Hunt Club“ installiert das Grundthema etwas blöd. Lässt einzelne Jäger der Jagdgesellschaft schon viel früher jagen als andere. So bekommt man mehr oder weniger mehrere Menschenjagden, aber keine hat richtigen Impact, keine hat eine eindrückliche Länge und keine funktioniert beim Zuschauer. Immerhin jagen hier für den Film und seine Handlung egale Figuren andere egale Figuren. Und von einer Jagd kann man bei dem Untergeholzgestolper auch nicht wirklich sprechen.
Wird dann Cassandra aktiv und dreht den Spieß um, entwickelt sich eher eine Art Actionfilm-Abräumen. Mit einer Menschenjagd hat dies nichts zu tun. Zumindest geht der Bodycount hoch und werden Mark-L-Lester-typisch ein paar derbere Bluteffekte in den Ring geworfen. Diese sind zwar handgemacht, aber so durchsichtig, dass die FSK-16-Freigabe für die hart gemeinten Momente mehr als in Ordnung geht.
Inszenatorisch dominieren Laubwaldsettings den Film. Bei Tage werden diese an schönen Farben und ordentlichen Bildern gereicht. In der Nacht dominiert eine arg aufdringliche Komplementärfarben-Optik. Über weite Strecken ist die Optik zudem sehr schmucklos geraten und wirkt in zahlreichen Dialogszenen arg TV-ig. In Sachen Ausstattung fällt sofort auf, dass alle Charaktere in westerntypischer Kleidung herumrennen. Warum das so ist, wird nie erklärt, und wirklich gut aussehen wollen die billig anmutenden Klamotten auch nicht.
Wem man keinerlei Vorwürfe für irgendwas machen kann, ist mal wieder Casper Van Dien. Der Mann hat aktuell einen Lauf und schafft es tatsächlich, selbst den billigsten Tand mit seiner Performance aufzuwerten. Auch hier ist er bei seinen frauenfeindlichen und „Der Mann muss wieder zum Mann werden“-Pamphleten voll in seinem Element. Und auch sonst tropft ihm der Spaß an der Freude in all seinen Szenen aus jeder Pore.
Als seine rechte Hand erleben wir zudem Mickey Rourke („Homeboy“). Der darf hier ebenfalls den frauenhassenden Drecksack geben, hat insgesamt aber nur wenig Screentime und kaum eindrückliche Szenen. Als Heldin Cassandra erleben wir Mena Suvari („Badge of Honor“), die eine insgesamt nett forsche Figur entwirft, der man auch die fürs Finale benötigte Taffheit abnimmt.
Flankiert wird Frau Suvari von Maya Stojan („Sinners and Saints“, „Marvel’s Agents of Shield“), die als beherztes Tough Cookie ordentlich unter den Lumpen aufräumen darf, von Regisseurin Blake-Thomas aber in ein absolut lächerliches Outfit gesteckt wurde, dass viel von Stojans Coolness zunichte macht. In kleinen Nebenrollen geben die Brüder Jeremy London („Wolvesbayne“) und Jason London („Left to Die“) zwei formvollendete Dreckschweine. Leider werden beide vom Skript ein wenig verschenkt.
„Hunt Club“ – ein wenig mehr Hunt im Club wäre toll gewesen
„Hunt Club“ verschenkt seine Menschenjagd-Thematik arg leichtfertig. Gerne hätten Regie und Drehbuch mindestens eine Jagd ausführlicher und packender präsentieren dürfen. Zumal das Motiv der Jäger gut in unseren aktuellen Zeitgeist und zu einigen arg abgehobenen aktuellen Diskussionen passt. Doch die erste Hälfte des Actioners wirkt unpräzise, zerklüftet und wenig zusammenhängend. So findet man eigentlich erst im zweiten Teil in den Film hinein, wenn offenkundig wird, was die Figur der Cassandra wirklich antreibt und welche Motivationen sie hat.
Es startet ein großes Kerle-Abräumen, das von „Hunt Club“ sehr exploitativ ausgeschlachtet wird. Die so eher grobmotorisch und wenig feinfühlig gereichte Female-Empowerment-Note müffelt da bereits schon länger nach einem bloßen Rechtfertigungsgrund für die Selbstjustiz der Heldinnen. Man sollte den Streifen also nicht zu ernstnehmen. Hat auch Casper Van Dien nicht getan und haut wieder eine großartige Performance als Fieswicht raus. So wirklich erquickend macht aber auch das den lahmen, billig anmutenden, in der Action unbeholfen inszenierten und in Nebenrollen schlecht gespielten Menschenjagdfilm ohne echte Menschenjagd nicht.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt mit einer grob wirkenden, in den Nebenrollen ab und an unpassend rüberkommenden Synchronisation von PLAION. Der Film ist ab 16 freigegeben und uncut. Neben ultrakurzen Promo-Clips haben es keine weiteren Extras zum Film auf die Datenträger geschafft. Den Film kann man auch bei verschiedenen VoD-Plattformen streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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