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The Collective – Die Jagd beginnt

Originaltitel: The Collective__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Tom DeNucci__Darsteller: Lucas Till, Ruby Rose, Don Johnson, Mercedes Varnado, Tyrese Gibson, Paul Ben-Victor, Michael Zuccola, Eric Lutes, Brett Azar, Megan Danielle Gerald u.a.
The Collective mit Don Johnson, Lucas Till und Tyrese Gibson

“The Collective” wartet mit einer hübschen Besetzung auf, ist ansonsten aber egal.

The Collective ist eine Spionagevereinigung, die gegründet wurde, um die Unantastbaren zu Fall zu bringen. Also stinkreiche Geldsäcke, die glauben, mit ihrer Kohle alles und jeden kaufen zu können und so ungestraft außerhalb von Recht und Gesetz agieren zu dürfen. Aktuell sind die Gründer von The Collective, Liam und Hugo, hinter einem Menschenhändler her. Der gehört nicht nur per se zu den gejagten Unantastbaren, er will zudem einen Whistleblower höchstbietend verkaufen.

Dieser Whistleblower ist für The Collective von höchstem Interesse, hat er doch bei einem Hack Informationen zu all den Unantastbaren sammeln können, die Liam und Hugo seit Jahren zur Strecke bringen wollen. Blöderweise hat der Whistleblower aber auch alle Agenten des Spionagedienstes enttarnt. Das macht es dem auf Außeneinsätze spezialisierten Hugo unmöglich, selbst tätig zu werden. Ein frisches Gesicht muss ran.

Dieses gehört Sam, einem ehemaligen Staatsanwalt, der genug von seinem Bürojob hat und bei The Collective auf mehr Action hofft.

Schaut in den Actionthriller hinein

MacGyver trifft auf Sonny Crockett

„The Collective“ fühlt sich in jeder seiner 87 Minuten Laufzeit wie der Pilotfilm einer TV-Serie an. Allerdings keiner guten. Die belanglose Story mit ihrem Geseier um unantastbare Großkotze, die gejagt und eingesperrt gehören, strotzt nur so vor dummen und vor allem altbekannten Klischees. Nichts an dem Streifen ist irgendwie originär, aufregend oder – Gott bewahre – neu. Das Storytelling ist total öde geraten und im Mittelteil so krass auf Freund Zufall abgestellt, dass man teils keine Ahnung hat, aus welcher Richtung die gerade auf dem Screen steigende Action abgefeuert wurde – und warum.

Sämtliche Figuren werden mit den marginalsten Informationen eingeführt. Ganz nach der Devise: Da kommen schon noch ein paar Infos. Irgendwann. Aber ganz sicher nicht in dem hier vorliegenden Streifen. Der entwickelt seine Figuren kein Stück weiter, hat keine wirklichen Motive für deren Tun anzubieten und lässt sie einfach nur ganz viel Käse labern. Ganz abgesehen davon, dass der Spionagedienst selbst in keinster Weise irgendwie unterfüttert oder glaubhaft gemacht werden würde.

Obendrein ist das Gewese um den Whistleblower total uninteressant. Er ist eine Art MacGuffin, der die Tore für weitere Filme oder eben eine TV-Serie aufstoßen soll – mehr aber auch nicht. Spannung bekommt das Drehbuch entsprechend nie lanciert, denn aus der Existenz des Whistleblowers entsteht für keine der Parteien irgendeine konkrete Gefahr. Wirklich langweilig wird das Gebotene aber auch nicht, da Regisseur Tom DeNucci („Johnny & Clyde“) zumindest versucht, seinen Film immer in Bewegung zu halten.

Entsprechend gibt es immer wieder mal Action zu bestaunen. Beziehungsweise das, was die Regisseure aktueller B-Filme eben für Action halten. Diese speist sich überwiegend aus leidlich okay choreografiertem Geballer und etwas steifem Herumgeschubse. Explosionen und Schusseffekte kommen aus dem Rechner, die Treffereffekte auch. Aufwändigere Action-Momente findet man hier – abgesehen von einer menschlichen Fackel, die aus einem CGI-Feuer gerannt kommt!!! – keine.

Die meiste Action, die vor allem gegen Ende deutlich ruppiger wird und neben blutigeren Abgängen auch auf dem Boden verteilte Hirnmasse beinhaltet, geht dabei auf das Konto von Neu-MacGyver Lucas Till („Wolves“). Der Mime macht in dem Film einen ganz soliden Job und kommt sympathisch rüber, erinnert in seinem Auftreten und seiner Art jedoch überdeutlich an die Figur seiner Hitserie. Und macht mit seinem TV-Gesicht „The Collective“ noch TV-iger.

Als sein Chef Liam sorgt „Miami Vice“-Star Don Johnson („Dead Bang“) alleine schon aufgrund seiner Präsenz für viel Glanz in der Hütte. So richtig engagiert wirkt er allerdings nicht. Und er darf nicht viel mehr machen, als weltmännisch den Boss geben, auf Bildschirme starren und Telefonate führen. Als Liams Buddy Hugo erleben wir Tyrese Gibson („The System“). Der hat leider keine gute Chemie mit Lucas Till, was blöd ist, da beide gemeinsam den Film tragen müssen. Während diesem Abschnitt wirkt Gibson mit seiner aufgesetzten Coolness beständig, als drücke er sich einen „Fast & Furious“-Sportwagen aus der Kimme.

Als luschiger Menschenhändler-Lump nervt Paul Ben-Victor („Plane“) mit Overacting Deluxe. An seiner Seite sieht Ruby Rose („The Doorman“) zumindest hübsch aus, darf aber nichts zum Film beitragen. Interessanter fällt die Besetzung der zweiten wichtigen Lady im Film auf. Hier gibt Mercedes Varnado ihr Filmdebüt. Wrestling-Fans ist sie besser bekannt als Sasha Banks. Entsprechend hat sie auch ein paar physische Momente abbekommen, die aber leider allesamt seltsam steif und ungekonnt wirken. Zudem sieht Sasha Banks schon immer besser aus als sie spielt.

Optisch deuten nur ein paar wirklich schöne, von Zwielicht geflutete Schnittbilder an, dass die Macher von weiterführenden Ambitionen beseelt waren. Das geht im Handlungsteil dank langweiliger Settings, sparsamer Ausstattung und wirklich langweiliger Bilder im 90er-Jahre-TV-Serien-Format schnell wieder verloren. Und auch der Score könnte kaum langweiliger und generischer geraten sein.

„The Collective – Die Jagd beginnt“ wird wohl kaum in Serie gehen

Vier Actionszenen hat „The Collective“ dem Actionfan zu bieten. Vor allem die zweite Sequenz an einem Strand ist dabei so mies geskriptet und ultratrashy umgesetzt, dass einem auf dem heimischen Sofa jedwede Hoffnung bezüglich der nachfolgenden Minuten verlässt. Zum Glück berappelt sich der arg nach einem Pilotfilm müffelnde und aussehende Streifen nach dieser Talsohle wieder. Er weiß dabei nichts irgendwie Interessantes zu erzählen, macht dies aber mit ordentlichem Tempo, sympathischer Hauptfigur und bekannten, leider nicht sonderlich engagierten Gesichtern in den Nebenrollen.

Das größte Problem jedoch ist, dass in dem Actionthriller ein egaler Held mit egalen Kompagnons gegen einen egalen Bösewicht um eine andere egale Figur kämpft, nur um irgendetwas Egales zu verhindern – oder auch nicht. Und egal ist genau das Wort, das „The Collective“ am Allerbesten umschreibt. Was auch immer daraus entstehen sollte – eine Serie oder eine Filmreihe – es wäre mir in der hier gereichten Form reichlich egal. Und dass im Finale zwei vollkommen random in den Film geschmissene Menschlein im Swingerclub-Outfit den größten Teil der Lumpen abräumen, werde ich „The Collective“ wohl nie verzeihen.

3 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Palatin Media und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten. Extras zum Film gibt es trotz netter Besetzung keine. Ich hätte mir ein Sasha Banks Interview definitiv mal angehorcht. Auf verschiedenen VoD-Plattformen kann man den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Palatin Media__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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