Originaltitel: La Exorcista__Herstellungsland: Mexiko, Argentinien__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Adrian Garcia Bogliano__Darsteller: Pilar Santacruz, María Evoli, Tina Romero, Ramón Medína, Norma Lazareno, Salvador Sánchez, Julio Bracho, Pablo Guisa Koestinger, Juan Carlos Colombo, Roberto Duarte u.a. |
Die Schauspielerin María Evoli hat mit dem mexikanischen „The Inhabitant“ bereits einen sehr starken Horrorfilm in ihrer Filmografie, der auf das Thema dämonische Besessenheit baut. Für die mexikanisch-argentinische Co-Produktion „La Exorcista“ kehrt Evoli zum Thema zurück, spielt sie doch den titelgebenden Hauptcharakter der Exorzismen ausführenden Nonne Ofelia.
Die hat es sich mit der Führung der Kirche verscherzt und wird in die Provinz strafversetzt. Hier soll sie dem Priester Victor zur Hand gehen. Als der jedoch kurz nach Ofelias Ankunft verschwindet, macht sich die Nonne auf die Suche nach ihm. Sie gelangt zu einem Haus, wo sie einerseits den verstörten Priester und andererseits eine junge Schwangere auffindet.
Die schwangere Frau beginnt sich sofort gegen ihre Leibesfrucht zu richten und spricht in fremden Zungen. Ofelia versucht, die Frau und ihr Baby zu retten und führt einen extrem improvisierten Exorzismus durch. Dennoch gelingt das Unglaubliche: Frau und ungeborene Leibesfrucht überleben die dämonische Attacke.
Schaut in den Horrorfilm hinein
Eine Nonne im Kampf gegen einen Schlangendämon
Bis zu diesem Zeitpunkt unterscheidet sich „La Exorcista“ nur unwesentlich von den zuletzt wieder zahlreicheren Exorzismus-Streifen. „Der Exorzist: Bekenntnis“, „The Pope’s Exorcist“ oder der ebenfalls mit einer Exorzistin aufwartende „The Devil’s Light“ seien genannt. Es setzt Gebete, Geschrei, teuflische verzerrte Fratzen und ähnliche, teils etwas zu erprobte Ingredienzien. Nur die Tatsache, dass es sich diesmal um einen sogenannten Schlangendämon handelt, gibt „La Exorcista“ einen eigenständigen Touch.
Den Regisseur Adrian Garcia Bogliano durchaus auch für leicht trashy anmutende Momente nutzt. Etwa wenn die vom Dämon besessene Schwangere wie eine Schlange über den Boden kriecht. Ein absonderliches Bild, das der Film aber tatsächlich nur einmal nutzt und so den Bogen in Richtung Trash nicht überspannt, sondern eher in creepy Gefilden wildert.
Ein Blick auf die Uhr verrät jedoch, dass nach dieser Dämonenaustreibung noch einiges an Ungemach auf Ofelia wartet. Und wirklich: Der Dämon mag ausgetrieben sein, doch er weilt noch immer auf Erden. Zwei Tage hat er Zeit, zu alter Kraft zu gelangen sowie den ungeborenen Fötus erneut in Besitz zu nehmen und sich an ihm zu laben. Klappt das nicht innerhalb der veranschlagten zwei Tage, wird der Dämon endgültig von der Erde verbannt. Der Auftakt für intensive 48 Stunden, in deren Verlauf sich Ofelia auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss.
Ab dem Zeitpunkt, wo klar ist, dass „La Exorcista“ zu ergründen versucht, was mit Dämonen nach ihrer Austreibung geschieht, steht der Horrorfilm weitgehend auf eigenen Füßen. Während der Dämon versucht, seine alte Kraft zurück zu erlangen, beginnt Ofelia mit ihrem männlichen Sidekick Fabian, einer helfenden Hand des Priesters Victor, zu ermitteln. Wer könnte ein lohnendes Opfer für den Dämon sein? Wie kann man die Schwangere und ihr Kind schützen und vor allem: Wie heißt der Dämon? Immerhin – so will es das Genre – ist der Name eines Dämons die wichtigste Zutat für einen erfolgreichen Exorzismus.
Parallel wird die Figur der Ofelia, grandios gespielt von Maria Evoli, ordentlich mit Leben gefüllt. Der Zuschauer verliert nie den Draht zu der Figur und drückt der sowohl grazil und zerbrechlich als auch kämpferisch und unnachgiebig anmutenden jungen Dame ständig die Daumen. Abgesehen von dem fast väterlichen Sidekick Fabian bleiben die Figuren um sie herum zwar weitgehend blass, das liegt aber auch an der Anlage des Filmes selbst, der überdeutlich auf Ofelia fokussiert.
Was bei dem Duell zwischen Dämon und Nonne besonders gefällt, ist die vorherrschende dichte Atmosphäre und die Tatsache, dass Regie und Drehbuch beständig versuchen, die Spannung zu halten. Hier folgen auf gruseligere Szenen also keine lockerleichten Dialoge oder auflockernde Momente. Stattdessen lässt „La Exorcista“ nach seinem überraschenden Neustart um die Wiedererstarkung des eigentlich ausgetrieben geglaubten Dämons nicht mehr locker.
Dabei sind nicht alle spannenden Momente neu oder innovativ. Mitnichten. Aber selbst bekannte Spannungsklischees werden hier so effektiv bedient, dass sie innerhalb des Filmerlebnisses funktionieren. Das hohe Tempo der Erzählung trägt seinen Teil zum Gelingen des Streifens bei. Genau wie die edle Finsteroptik und der vorwärtstreibende Soundtrack. Die extrem provinziellen Settings und die Technikarmut an den Schauplätzen lassen den Film zudem sehr zeitlos wirken. Schade ist, dass man die ebenfalls immer sehr finster wirkenden Naturszenarios nicht effektiver nutzte.
Die Spannungsszenen kommen dabei weitgehend ohne große Gewalteskalationen aus. Der Film möchte mehr mit seiner Atmosphäre als mit Gore punkten. Auch die „Austreibungsszene“ ist im Vergleich zu sonst arg überdrehenden Entsprechungen des Exorzismus-Kinos geradezu zurückhaltend. Rund um den Schlangendämon übernimmt der Computer die Visualisierung und sorgt für funktionierende, wenngleich auch etwas unspektakulär bleibende Effekte.
„La Exorcista“ geht eigene Wege im Exorzismus-Einerlei
Zu Beginn von „La Exorcista“ wähnt man sich auf breit ausgetretenen Pfaden. Nach einem Eröffnungsschock startet der große Exorzismus-Bohei, den man schon oft genug zu sehen bekommen hat. Doch wer nun glaubt, es gehe in diesem Duktus mit immer neuen Austreibungen weiter, der irrt. Denn tatsächlich startet „La Exorcista“ nun erst so richtig durch. Beschreitet neue Wege im Exorzismus-Genre. Unterfüttert den ausgetrieben geglaubten Dämon mit interessanten Fähigkeiten, baut mit Ofelia eine extrataffe Gegnerin auf und lässt beide in ein ultimatives letztes Duell starten.
Diese Wendung hat Pfiff und der Film bringt seine Power durchaus auch auf die Straße. Kurzweilig und temporeich bringen sich die beiden Kontrahenten in Stellung. Gleichzeitig spielt sich die tolle Maria Evoli in die Herzen der Zuschauer und hält sie mühelos in den Ereignissen drin. Zwar erlebt der Zuschauer noch so manchen ungeschliffenen, leicht ins Trashige tendierenden Moment, wird aber letzten Endes trotzdem stark unterhalten.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 14. März 2024 von der Busch Media Group. Letztere hat eine Freigabe ab 16 für die Datenträger beantragt und sollte diese auch problemlos erhalten.
In diesem Sinne:
freeman
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