Originaltitel: Droid Gunner__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Fred Olen Ray__Darsteller: Marc Singer, Matthias Hues, Rochelle Swanson, Robin Clarke, Kin Shriner, Cal Bartlett, Robert Quarry, Ross Hagen, Brinke Stevens, Bob Bragg, Lorissa McComas u.a. |
Wir schreiben das Jahr 2077. Die United States of America wurden durch ein gewaltiges Erdbeben hart getroffen. Wer es sich leisten kann, wohnt in gewaltigen Hochhäusern ein angenehmes Leben. Der Rest siecht in den Straßenschluchten der zerstörten Städte vor sich hin. In dieser Welt ist Jack Ford als eine Art Kopfgeldjäger unterwegs. Eigentlich jagt er Androiden, doch um Geld zu verdienen, nimmt er auch sonstige Jobs an. Als wir ihm das erste Mal begegnen, sucht er für einen reichen Klienten nach dessen verschwundener Frau.
Während seiner Suche klingelt auch schon der nächste Auftrag herein. Mehrere illegale Vergnügungsandroiden wurden aus einer Jupiterkolonie gestohlen und sollen gen Erde verfrachtet worden sein. Pro Android winken 100.000 Dollar für Jack. Der bekommt zudem eine Technikerin an die Seite gestellt, die ihm bei seinem Auftrag helfen soll.
Allmählich kommen beide den turbogeilen Androiden näher, müssen aber alsbald bemerken, dass die Hintermänner des Diebstahls in den höchsten Kreisen verkehren. Welle um Welle schicken die Jack und seiner Begleitung Beth mordsüchtiges Gesindel auf den Hals.
Matthias Hues wird von Lustrobotern bedrängt
Ein wenig „Blade Runner“ trifft in „Cyberzone“ auf ganz viel B-Film-Schlonz und mündet in ein Gebräu, das gar nicht mal so ununterhaltsam geraten ist. Trashfilmer Fred Olen Ray („Tödliches Inferno“) hält die „Blade Runner“-Referenzen an der kurzen Leine. Sein Held Jack ist ein Droid Gunner. Also ein Mann, der Androiden mittels technischer Gimmicks von Menschen unterscheiden kann. Die Androiden werden seit Längerem als Gefahr begriffen, wandeln sie doch unerkannt unter uns und wollen irgendwie an die Macht kommen. Entsprechend müssen sie gejagt und ausgeschaltet werden. Ein paar lachhafte Modelleffekte docken zudem an die futuristischen Straßenschluchten aus Ridley Scotts Meisterwerk an.
Ob das reicht, um von Fred Olen Rays „Blade Runner“ zu sprechen, muss jeder selbst wissen. Der orientiert sich aber lieber schnell in die Richtung, die er tatsächlich beherrscht: Trash. So erzählt er eine absolut simple Geschichte, reichert diese mit zahlreichen dummen Dialogen an und garniert das ganze Gebräu mit massig nackten Hupen und etwas Action. Während die freigelegten Moppen alle fünf Minuten um die Ecke lugen, kommt die Action in „Cyberzone“ leider unvermutet selten zum Einsatz.
Vorm Showdown herrschen kurze Ballereien und ebensolche Keilereien vor, ohne dass irgendeine Actioneinlage irgendwie in Erinnerung bleiben würde. Interessant ist eigentlich nur eine rührend altmodisch getrickste Weltraumballerei, die durchaus auch ein wenig überraschend daherkommt, liegt der erzählerische Fokus doch überdeutlich auf der zerstörten Erde. Erst im Showdown selbst gibt es mehr Action zu bestaunen. Leider ist diese arg ungelenk und teils unfreiwillig komisch inszeniert. Vor allem weil Hauptdarsteller Marc Singer („Savate“) und Co-Star Matthias Hues („Black Belt“) in ihrem Waffenposing eher an „Drei Engel für Charlie“ denn an knallharte Machotypen erinnern.
Rund um Matthias Hues hat „Cyberzone“ dennoch seine besten Momente. So ist es definitiv witzig, wenn der gewaltige Hüne in den ersten Minuten von gleich vier ständig blank ziehenden Sexsklavenrobotern bedrängt und zum Geschlechtsverkehr aufgefordert wird und sichtlich nicht weiß, wie er reagieren soll. Zudem dreht das Drehbuch seinen Charakter mit einem lässigen Fingerschnippen vom angenommenen Fieswicht des Streifens zum Helden. Infolgedessen sieht man Hues tatsächlich auch mal als positive Identifikationsfigur in einem Film.
Und ab diesem Zeitpunkt beginnt „Cyberzone“ wirklich Spaß zu machen. Denn Hues hat eine tolle Chemie mit dem cool agierenden Marc Singer, was man von Rochelle Swanson als Beth gar nicht sagen kann. Die sieht zwar toll aus, ihre Szenen mit Singer funktionieren aber wirklich überhaupt nicht. „Cyberzone“ wäre also gut beraten gewesen, Hues und Singer schon viel früher zusammenzuführen. Doch leider findet Hues im Mittelteil trotz Hauptdarsteller-Credit gar nicht statt.
Was an dem Trasher außerdem gefällt, ist seine erdig braune, warme Optik und die Tatsache, dass die prinzipiell sehr abgerissenen und billigen Schauplätze dem Story-Aspekt rund um das alles zerstörende Erdbeben sehr gut stehen. Leider fehlte es ein wenig an Ideen, wie man die zukünftige Welt hätte überzeugender gestalten können. Nur wenige Ausstattungselemente haben entsprechend einen Science-Fiction-Touch – und das Ergebnis ist eher retrofuturistisch angehaucht, auch weil etwa der Held optisch eher an einen Westernhelden gemahnt.
Die Ausflüge auf den Jupiter und in eine Unterwasserstadt hätten zudem gerne häufiger und ausführlicher ausfallen dürfen. Allgemein wäre die Unterwasserstadt vermutlich ein deutlich interessanteres, wenngleich für Fred Olen Ray nicht zu finanzierendes Setting gewesen.
„Cyberzone“ macht durchaus Laune
„Cyberzone“ ist ein Film der „Solche Filme werden heute gar nicht mehr gemacht“-Kategorie. Ein einzelgängerischer, maulfauler, an einen Western-Charakter gemahnender Held stapft hier durch retrofuturistische Settings, verbiegt Kauleisten, killt menschliche Lumpen ebenso wie Androiden-Lumpen, genießt die Aussicht auf diverse freiliegende Gazongas und holt sich ultramännlich selbst die Kugeln aus dem zerschundenen Körper. Rollt dann eine Bromance an, schaltet er erst recht einen Gang höher und macht mit dem neuen Buddy die Bösewichter restlos alle.
Und dieses Gebräu funktioniert. Das liegt an dem lässig aufspielenden Marc Singer, der seinen Charakter auch mal selbstironisch aufzubrechen versteht, dem irgendwie netten Look des Streifens, dem coolen Matthias Hues, dem okayen Tempo der Chose und einigen hübschen Ideen. Zahllose dumme Dialoge tragen mal zum Amüsement, mal zum Augenrollen bei. ABER die Tatsache, dass der Film mehrfach Möglichkeiten für mehr Action liegen lässt und die gebotene Action alles andere als prall, besonders oder gar hart ausfällt, nimmt man dem Film dann doch sehr übel. Diese hätte bei einem Film dieser Bauart doch deutlich mehr kicken müssen.
WMM hat den Film im Juni 2023 auf DVD veröffentlicht. Der Film ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und kommt in zwei unterschiedlichen Cover-Varianten. Das 4:3-Bild der Veröffentlichung ist sehr überzeugend geraten und hatte sichtlich ein digitales Master als Quelle.
In diesem Sinne:
freeman
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