Originaltitel: Day Zero__Herstellungsland: Philippinen__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Joey De Guzman__Darsteller: Brandon Vera, Pepe Herrera, Mary Jean Lastimosa, Joey Marquez, Freya Fury Montierro, Yohance Levi Buie, Ricci Rivero, Jema Galanza, Shermaine Santiago, Jovit Moya u.a. |
Emon sitzt seit sieben Jahren in einem philippinischen Knast ein. Das amerikanische Ex-Special-Forces-Mitglied verteidigte bei einem Streit einen guten Freund. Mit fatalen Folgen für die Angreifer. Als wir ihn kennenlernen, erfährt er gerade, dass er wegen guter Führung vorzeitig entlassen wird. Der Berg von einem Mann freut sich riesig, endlich seine Frau Sheryl wiederzusehen und seine kleine Tochter Jane richtig kennenzulernen.
Doch da gerät er in Trouble mit Mithäftlingen. Mehrere zerdellte Knast-Visagen später kann Emon seine Entlassung vergessen. Doch er hat „Glück“ im Unglück. Denn auf den Philippinen grassiert eine neue Krankheit, die ihre Opfer zu rasenden, blutrünstigen Bestien macht. Diese dringen in den Knast ein und Emon und seine Mithäftlinge nutzen die Gelegenheit zur Flucht – zumindest jene, die das blutige Chaos in dem Knast überleben.
Mit seinem Knast-Buddy Timoy macht sich Emon auf, seine Frau Sherly und Tochter zu finden und vor den Infizierten zu beschützen. Was er da noch nicht ahnen kann: Seine Familie befindet sich bereits im gnadenlosen Überlebenskampf.
Horroraction von den Philippinen
„Day Zero“, der Titel deutet es an, widmet sich dem ersten Tag des Ausbruches einer gefährlichen Infektionskrankheit. Dabei begleitet der Film ein Pärchen, das, jeder auf sich allein gestellt, überleben muss. Dem männlichen Part kommt dabei zusätzlich die Aufgabe zu, seine Frau wiederzufinden und zu beschützen. Diese ganze Ausgangslage erinnert natürlich frappierend an „The Sadness“, der ein Jahr vor „Day Zero“ zum munteren Aderlass bat.
Hier wie da weiß keiner so recht, was eigentlich los ist. Die Behörden sind überfordert. Keiner kennt die „Regeln“ der Krankheit. Erst recht ist nicht bekannt, wie man sich ansteckt und wie man die Infizierten stoppen kann. Das große Ganze findet eher im Hintergrund statt – etwa über Radio- und Fernsehsendungen. Beide Filme konzentrieren sich mehr auf zwei ganz konkrete Heldenfiguren und lassen den Zuschauer an deren Seite die „Spielregeln“ ergründen.
Es gibt also viele Gemeinsamkeiten zwischen „The Sadness“ und „Day Zero“. Doch „Day Zero“ hebt sich durch seine actionlastige Ausrichtung deutlich vom taiwanesischen Schocker ab. Dem philippinischen Wiedergänger geht es nicht um Ekel, Splatter und tabubrechende Momente. „Day Zero“ will flott unterhalten und dem Freund deftigerer Action etwas bieten. Und dahingehend liefert der Horroractioner von Joey De Guzman, der hier erstaunlich selbstsicher seinen erst zweiten Langfilm vorlegt, ordentlich ab.
Brandon Vera und die Actionregie rocken
Die größten Pfunde des Filmes sind dabei Hauptdarsteller Brandon Vera („Buybust“) und die Actionregie. Vera ist einfach mal ein Schrank von einem Mann. Er ist physisch ungemein krass präsent und darf wuchtige Hiebe und Tritte austeilen. Ein Martial Arts Background ist erkennbar, „Day Zero“ ist aber kein Showreel für eine bestimmte Kampfsportart. Veras Power wird mittels hervorragender Kameraarbeit klasse auf die Straße gebracht. Da kracht’s schonmal gewaltig im Knochengebälk.
Am besten funktionieren Hauptdarsteller und Actionregie in einer mehrminütigen Actionsequenz kurz vorm Finish des Filmes, wenn Vera als Emon in den Kellerräumen eines Gebäudes gewalt(tät)ig unter vielzähligen Infizierten aufräumt. Zunächst verteilt er zu dynamischen, zackig-knackigen Kamerabewegungen zig blutige Headshots mit einer automatischen Waffen. Danach nietet er mit einer Handfeuerwafe, die er mittels des Gebisses eines Infizierten in einer kultigen Szene durchlädt, weitere blutgeile Fieswichte um. Das leere Magazin dieser Waffe nutzt er zum Durchstoßen des Schädels eines infizierten Lumps, nur um hernach mit einem Messer loszuschlitzen.
Eine Sequenz, die wir noch vor wenigen Jahren in ihrer ganzen Glorie so nie zu sehen bekommen hätten. Vermutlich hätte man die FSK nur mit der kompletten Entfernung der Einlage zufriedenstellen können. So bekommen wir zerplatzende Schädel, durch die Gegend spritzende Hirnmasse und ordentliche Blutfontänen zu sehen. In einer Szene filmt die Kamera sogar aus dem Mund eines Infizierten, der auf Emon zurennt. Das ist alles klasse choreographiert und inszeniert und ist ein echtes Actionschmankerl!
Im Vorfeld darf Brandon Vera mit Hand und Fuß, einer Axt sowie zahlreichen Hieb- und Stichwaffen lernen, wie man die Infizierten aufhält. Alles mit entsprechend blutigen Folgen. Dabei setzt der Film auf einen äußerst gelungenen Mix aus CGI- und Handmade-Effekten und erstaunt vor allem aufgrund der Qualität der digitalen Bluteffekte. Davon könnte sich so manche jüngere Actionproduktion eine dicke Scheibe abschneiden.
Horror und Darsteller rangieren ebenfalls auf hohem Niveau
Doch auch der Horror kommt in „Day Zero“ nicht zu kurz. Zum einen sehen die Infizierten aufgrund gelungener Maskenarbeit hübsch creepy aus. Zum anderen präsentiert Regisseur Guzman ein paar starke Spannungsmomente. Absolutes Highlight ist hierbei ein „Tanz“ von Sherly um eine Ecke eines Kellerganges, der auch dank hervorragender Kameraarbeit spitze funktioniert.
Zudem hatte Guzman die Idee, seine Infizierten „einschlafen“ zu lassen. Immer, wenn keine Opfer in der Nähe sind, sacken sie in sich zusammen und warten auf Geräusche. Immer mal wieder müssen sich unsere Helden nun durch die „schlafenden“ Infizierten hindurch schleichen. Das funktioniert immer wieder stark und zeigt auch, dass man im Film und seinen Figuren drin ist.
Das liegt vor allem auch an den guten und äußerst sympathisch rüberkommenden Hauptdarstellern. Mary Jean Lastimosa sieht als Sheryl nicht nur zum Niederknien aus, sondern spielt sie auch toll. Vor allem mit ihrer Filmtochter, die von Freya Fury Montierro gespielt wird, hat sie eine tolle Chemie. Das gilt auch für Brandon Vera, der mit der Kleinen so herzlich interagiert, dass sich die Figuren in den Momenten einfach nur lebensecht anfühlen. Ich muss zugeben, dass ich das Vera nicht zwingend zugetraut hätte. Doch der Mime spielt auch sonst sehr stark.
Apropos Freya Fury Montierro: Ihre Figur ist stumm und gehörlos. Was Guzman auf eine weitere interessante Idee brachte: Immer wenn Montierros Jane mit ihren Eltern kommuniziert, zieht der Regisseur jeglichen Ton aus der Szenerie. Der Film ist vollkommen stumm. Dabei übersetzt er das mittels Gebärdensprache „Gesagte“ nicht. Stattdessen lässt er die „Sprechenden“ mimisch und mit kleinen Gesten so agieren, dass man trotzdem hinreichend weiß, um was es geht. Wie gesagt, es ist erst Guzmans zweiter Langfilm. Klasse.
Woran es „Day Zero“ sichtlich fehlt, ist Geld. Wer genau darauf achtet, wird schnell bemerken, dass in dem Film durchgehend in Räumen interagiert und gekillt wird, in denen es keine Fenster gibt. Der ganze Film scheint beinahe vollständig in irgendwelchen mal größeren und mal kleineren Kellerräumen gedreht worden zu sein. Oder auf den Philippinen baut man halt keine Häuser mit Fenstern. Mittels seiner Abteilung für die Ausstattung kann Guzman die drohende Eintönigkeit gerade so verhindern. Etwas trostlos wirken die Schauplätze so aber allesamt.
Das Fehlen jeglichen Tageslichtes kommt dem Film aber auch zugute. Der wirkt so nämlich angenehm düster (ohne wichtige Details zu schlucken), was der insgesamt bedrohlichen Atmosphäre des Filmes hilft.
„Day Zero“ haut geil rein
Die Geschichte von „Day Zero“ baut auf die Faszination, an der Seite der Hauptfiguren die „Regeln“ einer neuen Ausnahmesituation zu erforschen und diese richtig einzuordnen. Entsprechend entdeckt man die Welt des Filmes erst nach und nach. Regie und Drehbuch von „Day Zero“ etablieren dies dergestalt, dass man als Zuschauer gerne mitzieht. Denn das Tempo ist hoch, die Figuren sind sympathisch und die Handlung ist angenehm spannend. Natürlich gibt es auch diverse Klischees und vermeintlich altbekannte Szenen und Verhaltensweisen von Charakteren zu sehen, diese stören aber nicht zu sehr.
So kann man sich voll und ganz in die Heldenreise von Brandon Veras Emon hineinfallen lassen und der Kante beim flotten, stark choreographierten und mit diversen Härten versehenem Überlebenskampf zusehen. Dabei haut „Day Zero“ ein paar starke Szenen raus, von denen vor allem die große Aufräumsequenz gegen Ende weit über den Film hinaus strahlt. Davon bitte bald mehr.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Lighthouse Home Entertainment. Die brachten „Day Zero“ auch im Mediabook heraus. Der Film hat ungeschnitten eine wohlverdiente FSK 18 kassiert und vom deutschen Verleih eine in den Nebenrollen lieblose Synchronisation verpasst bekommen. Streamen kann man den Horror-Actioner freilich auch.
In diesem Sinne:
freeman
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