Originaltitel: Gojira tai Kingu Ghidora__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Kazuki Omori__Darsteller: Kosuke Toyohara, Anna Nakagawa, Megumi Odaka, Katsuhiko Sasaki, Akiji Kobayashi, Tokuma Nishioka, Yoshio Tsuchiya, Kenji Sahara, Kôichi Ueda, Chuck Wilson, Richard Berger, Robert Scott Field u.a. |
King Ghidorah gehört zu den populärsten Antagonisten Godzillas. Trat er in der Showa-Ära erst im fünften Film „Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“ an, so war er im neueren Monsterverse-Ära im zweiten Teil dabei („Godzilla II – King of the Monsters“), in der Heisei- und Millennium-Ära im jeweils dritten Film: „Godzilla – Duell der Megasaurier“ und „Godzilla, Mothra and King Ghidorah“.
Der populäre dreiköpfige Drache sollte in der Heisei-Periode unter anderem deshalb ran, weil sowohl „Die Rückkehr des Monsters“ als auch „Der Urgigant“ hinter den Erwartungen zurückblieben – ironischerweise war „Duell der Megasaurier“ noch weniger erfolgreich an der Kasse. Da die „Zurück in die Zukunft“-Reihe ein harter Konkurrent am Box Office gewesen war, sollten im dritten Heisei-Film auch Zeitreise-Elemente eingebaut werden – schon zu sehen in der Eingangssequenz, in der Wissenschaftler in der Zukunft der Kadaver von Ghidorah finden, dem nach einem Kampf mit Godzilla ein Kopf fehlt. Außerdem sorgt das für einen kurzen Monsteranblick, denn für die folgende halbe Stunden haben die Kaiju komplett Sendepause. Denn Godzilla liegt nach dem Kampf gegen Biollante (siehe „Der Urgigant“) ruhiggestellt auf dem Meeresboden.
Stattdessen landet in der Gegenwart des Jahres 1992 ein UFO in Japan, was nicht nur Regierung und Armee, sondern auch die mehr oder minder seriöse Presse auf den Plan ruft. Dazu gehört auch Kenichiro Terasawa (Kosuke Toyohara), der von einem eigenen Buch träumt. Den Auftrag für einen Artikel zum UFO lehnt er ab, bringt aber spontan eine Story zu einem alten Knacker ein, dessen Einheit im Zweiten Weltkrieg von einem Dino gerettet wurde. Weil das Thema für eine seriöse Zeitschrift über übersinnliche Phänomene anscheinend Jacke wie Hose ist, kriegt er den Zuschlag, wobei die beiden Storys erfreulicherweise ein und dieselbe sind. Der Weltkriegs-Dino war nämlich Prä-radioaktive-Verseuchung-Godzilla, im UFO hocken zeitreisende Besucher aus der Zukunft, die das Godzilla-Problem an der Wurzel packen wollen und der Menschheit des Jahres 1992 ihre Hilfe anbieten. Alles total sinnig und logisch, oder?
Also stellen die Zeitreisenden eine Expedition zusammen, die zur Godzi-Sichtung ins Jahr 1944 reist, um den Dino unmutiert ins Jahr 1992 zu beamen. Klappt auch, doch dummerweise haben sich die Zeitreisenden über ihre wahre Motivation ausgeschwiegen, die dafür sorgen, dass anstelle von Godzilla nun King Ghidorah geschaffen wird, den sie kontrollieren und im Jahr 1992 randalieren lassen können…
Schaut euch den Trailer zu „Godzilla – Duell der Megasaurier“ an
Wie schon der direkte Vorgänger wildert auch „Duell der Megasaurier“ in den Blödsinnssphären der späten Showa-Ära, die sich nur so halbwegs mit dem düsteren Heisei-Ansatz vertragen. So gibt es jede Menge Unfug zum Quadrat. Die Zeitreisenden haben einen Androiden dabei, der verdächtig an „Terminator“ und vor allem „Terminator 2“ erinnert, gerade wenn er rennend wie der T-1000 ein Auto verfolgt. Warum die Zeitreisenden erst 1992 vorbeischauen und die Menschheit miteinbinden, lässt sich nur durch deren hinterlistigen Plan erklären und selbst dann nur so halbwegs. Dank doppelter Spiele, Umprogrammierung und Sinneswandel wechseln Menschen, Monster und Androiden im Film auch fröhlich die Seiten, bis kaum noch wer durchblickt, wobei sich manches davon auch nur durch Idiotie erklären lässt. Oder warum glaubt Emmy Kano (Anna Nakagawa), die japanische Zeitreisende, dass ihre beiden kaukasischen Kollegen Ghidorah nur ein bisschen in Japan randalieren lassen und dann aufhören? Sowieso: Wie viel Tod und Zerstörung ist für Emmy im Namen der guten Sache eigentlich okay?
Denn der Hintergrund des unnötig komplizierten Schurkenplans ist der, dass Japan in der fernen Zukunft eine zu starke Wirtschaftsmacht geworden ist und man dies verhindern will. Also benutzen die weißen Teufel also Ghidorah, um Japan kleinzuhalten und dann auch gleich noch zu erpressen. Angesichts dieser Schurkenkonstellation und der japanisch-amerikanischen Wirtschaftsrivalität der 1980er und 1990er wurden „Duell der Megasaurier“ dann auch schnell nationalistische Töne vorgeworfen, die nicht ganz von der Hand zu weisen sind. Andrerseits waren US-Produktionen dieser Ära bisweilen auch sehr patriotisch, weshalb es eigentlich nur in den Phasen aufstößt, wenn der Godzilla-Saurier in den Zweiter-Weltkriegsszenen die japanischen Soldaten beschützt und massiv G.I.s. zertrampelt, ehe sich die Amis zurückziehen. Da muss man schon geschichtsvergessen ausblenden, mit wem Japan zu dieser Zeit im Bunde war, um nicht zumindest einen kleinen unangenehmen Nachgeschmack zu bekommen. Zumal die ursprüngliche Prämisse von Godzilla als Warnung vor den Schrecken der Atomkraft durch diese Auslegung etwas Schlagseite bekommt. So kritisierte auch Original-„Godzilla“-Schöpfer Ishiro Honda den Regisseur Kazuki Omori für jene Szene.
Doch abgesehen von all jenen Implikationen und den teilweise kaijugroßen Logiklöchern im Film hat die unnötig vertrackte Story noch einen unangenehmen Nebeneffekt: Sie lenkt immer wieder von der Monster-Action ab. Das ist schade, denn gerade in der Hinsicht hat „Duell der Megasaurier“ einiges auf dem Kasten. Sowohl Godzilla als auch Ghidorah dürfen durch japanische Großstädte wüten und putzige Hochhäuser aus Sperrholz und Gips zerlegen, ohne dass es allzu sehr nach Spielzeugland aussieht. Auch das japanische Militär erweist sich als lernfähig und setzt direkt Strahlenpanzer anstelle konventioneller Waffen gegen Godzilla ein. Wobei das Hauptaugenmerkt auf den Duellen der beiden Monster liegt, die für die Gummianzug- und Drahtseil-Verhältnisse ziemlich ansprechend choreographiert sind. Im finalen Kampf tritt Ghidorah dann in der Mechaghidorah-Variante an, die einige cool designte Extras und Waffen an Bord hat.
Die menschliche Belegschaft ist dagegen herzlich egal. Kosuke Toyohara („Deliver Us from Evil“) kann immerhin Charme einbringen, aber kaum überspielen, dass es oft eher halbherzige Drehbucherklärungen gibt, warum seine Reporterfigur überall mitmischt und sogar auf die Zeitreise mitgenommen wird. Ein eher holpriger „Zurück in die Zukunft“-Kniff ist der, dass er und Emmy sich erst zueinander hingezogen fühlen, aber zwei Minuten vor Schluss, als er klar wird, dass sie nicht im Jahr 1992 bleiben kann, enthüllt wird, dass sie eigentlich eine Nachfahrin von ihm ist.
„Duell der Megasaurier“ schleppt die üblichen Probleme der „Godzilla“-Reihe mit herum, potenziert sie dabei aber noch: Die Story ist dieses Mal (zumindest für Heisei-Verhältnisse) besonders wirrer Kokolores, das menschliche Personal egal, die Monster-Action, die große Teile der zweiten Filmhälfte füllt, dagegen richtig knorke. Das sorgt dann auch für einen mehr als okayen Unterhaltungswert, auch wenn die zahlreichen Doofheiten und Logiklücken des Treibens schon eklatant auffallen.
Starke:
Marketing Film hat „Godzilla – Duell der Megasaurier” in Deutschland auf DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Das Bonusmaterial umfasst Trailer, Filmographien, ein Making Of sowie zahlreiches Pressematerial (Fotos, Artworks, Produktionszeichnungen etc.).
© Nils Bothmann (McClane)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Marketing Film__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |