Originaltitel: The Dungeonmaster__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Charles Band, David Allen, John Carl Buechler, Ted Nicolaou, Peter Manoogian, Steve Stafford, Rosemarie Turko__Darsteller: Jeffrey Byron, Richard Moll, Leslie Wing, Gina Calabrese, Daniel Dion, Bill Bestolarides, Scott Campbell u.a. |
„Herrscher der Hölle“ gehörte zu den ersten Produktionen von Charles Bands Produktionsfirma Empire Pictures, war aber gewissermaßen formativ, denn fast alle der beteiligten Regisseure waren hier das erste Mal in dieser Form am Werk, danach aber vornehmlich für Bands Firmen Empire und Full Moon tätig. Die einzigen Ausnahmen sind Band selbst und Rosemarie Turko, für die es aber nach ihrem Erstling „Underground in L.A.“ der letzte Film bleiben sollte.
„Herrscher der Hölle“ beginnt mit einer Sequenz, die in manchen PG-13-Fassungen fehlte, wenn Protagonist Paul Bradford (Jeffrey Byron) durch eine verlassene Fabrikanlage streift und irgendwann eine halbnackte, willige Dame findet, die jedoch kurz vor dem Akt von Fantasymonstern entführt wird. Das entpuppt sich – dem Horrorklischeebuch folgend – als Traumsequenz, die auch nur halb so lang wäre, würde nicht die Hälfte davon in Zeitlupe passieren. Bei der besagten Frau aus dem Traum handelt es sich nicht um die Freundin von Paul, Gwen Rogers (Leslie Wing), doch das Schicksal der Traum-Else ist schon ein minder subtiles Vorzeichen für die folgende Handlung.
Paul ist Tech-Wizard, was wörtlich zu nehmen ist. In der naiven Computerbegeisterung der 1980er können er und sein treuer Rechner alles, weshalb er damit eine super Computerbrille entwickelt hat, die Ampeln auf grün schalten kann und Geldautomaten Zaster ausspucken lassen, wenn Paul sie nur mit der Sehhilfe auf der Nase anglotzt. Sein PC spricht sogar mit Frauenstimme zu Paul, was Gwen schon etwas eifersüchtig macht, aber dagegen hat Paul den Heiratsantrag in der Tasche, der alte Charmeur. Es könnte alles so schön sein, wenn nicht der Hexenmeister Mestema (Richard Moll) das Pärchen entführen würde.
Mestema sucht einen würdigen Gegner, weshalb Paul sieben Prüfungen bestehen muss. Gut, Herkules hatte damals zwölf davon, aber so viel Geld war im Hause Empire bestimmt nicht vorhanden, weshalb sich Paul an die Erledigung dieser sieben Quests macht…
Schaut euch den Trailer zu „Herrscher der Hölle“ an
Gerade einmal gute 70 Minuten läuft „Herrscher der Hölle“, im Original „The Dungeonmaster“ oder (in den längeren Unrated-Fassungen mit etwas mehr nackter Haut) „Ragewar“ genannt. Damit wären nach Adam Riese nur rund 10 Minuten pro Aufgabe übrig, aber wir haben ja noch nicht über Vor- und Abspann, die anfängliche Traumsequenz, die überlange Exposition und die zahlreichen Zwischensequenzen gesprochen. Darin ist Gwen an einen Felsen gekettet wie ein weiblicher Prometheus in Reizwäsche, während Paul und Mestema reichlich Blech über den Widerstreit von Wissenschaft und Magie labern und die Hintergründe des Ganzen ergründen. Beispielsweise dass Mestema das Pärchen nur aus Langweile entführte, weil er einen würdigen Gegner suchte, was die wahrscheinlich schnarchigste Schurkenmotivation aller Zeiten sein dürfte. Hinzu kommt noch ein bisschen Budenzauber, etwa wenn Held und Schurke relativ unmotiviert zwei animierte Drachen gegeneinander kämpfen lassen, was wohl eine Leistungsschau für die Effektabteilung von Empire im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten sein soll.
So waren viele der beteiligten Regisseure, darunter John Carl Buechler („Freitag, der 13te – Jason im Blutrausch“), David Allen („Puppetmaster II“) und Ted Nicolaou („Subspecies“), davor (und manchmal auch danach) primär als Trickspezialisten und/oder Second-Unit-Regisseure tätig, oft für Charles Band. Viele durften ihre jeweilige Prüfungssequenz nicht nur in Szene setzen, sondern auch schreiben, doch sonderlich viel eigener Stil ist darin nicht zu erkennen. Was wohl vor allem am Debütcharakter liegt, aber auch daran, dass kaum eine Geschichte richtig atmen kann. Selten dauert eine Episode länger als fünf Minuten und meist werden sie auf die gleiche Weise aufgelöst: Paul drückt einen Knopf am Computerarmband, in das sich sein getreuer Rechner mit der Frauenstimme verwandelt, und dieses löst dann die Probleme – in der Regel via Laserstrahl, mit dem man Zombies, Steingiganten und anderes Kroppzeug prima plattmachen kann. Das ist natürlich wenig aufregend, wenn der Held seine Allzweckwaffe immer bei sich trägt und diese nur in Ausnahmesituationen nicht oder nicht sofort funktioniert.
Immerhin dürfen die Masken-, Make-Up- und Trickspezialisten von Empire sich mal richtig austoben in den Episoden. Ein einer Eisgalerie erwachen lauter Figuren von Fabelwesen und historischen Persönlichkeiten zum Leben, was wie eine Vorübung für Anthony Hickox‘ wesentlich besseren „Waxwork“ wirkt, ein Steingigant verfolgt Paul in putzig-veralteter Ray-Harryhausen-Anmutung durch einen Canyon, ein Dämon namens Ratspit hetzt ihm putzige Zombieschurken auf den Hals. Am ehesten Laune machen „Heavy Metal“ von Charles Band („Puppet Master: Axis Termination“), in der Paul seine Holde aus den Klauen der Glam-Metal-Band W.A.S.P. retten muss, die eine Horrorversion ihrer selbst spielen und die Episode mit ihrer Mucke unterlegen; die von Steve Stafford inszenierte und von Hauptdarsteller Jeffrey Byron geschriebene Serienmörder-Episode „Slasher“, die aus dem ewig gleichen Ablauf der Prüfungen etwas ausbricht; und „Desert Pursuit“ von Ted Nicolaou, die halbwegs aufwändige Action im „Mad Max“-Stil bietet. Besonders langweilig dagegen ist „Cave Beast“ von Peter Manoogian („Destroyers“) und noch dazu reichlich unsinnig, denn eigentlich besteht Paul die Prüfung nicht, aber es geht trotzdem weiter im Text.
So sind dann die zahlreichen Masken und Tricks der eigentliche Star. Sicher, man sieht dem Ganzen immer an, dass alles etwas kostengünstiger und weniger perfekt als bei Hollywood-Konkurrenz ist, aber einen B-Charme und Liebe zum Detail kann man den FX nicht absprechen. Weniger gut sieht es da im darstellerischen Bereich aus. Jeffrey Byron („Metalstorm – Die Vernichtung des Jared-Syn“) ist ein reichlich blasser Held, Gwen Rogers („Die Rückkehr des Unbegreiflichen“) verbringt viele ihre Szenen irgendwo angekettet, was in der Episode „Desert Pursuit“ ironisch angemerkt wird, aber ihre Untätigkeit und ihr mäßiges Schauspieltalent nur bedingt wettmacht. Richard Moll („Terminal Force“) erinnert vom Auftreten und von der Stimme an eine Kopie von Clancy Brown, ohne an dessen Begabung oder Charisma heranzukommen, kommt aber noch etwas besser weg als Byron und Rogers, aber wohl auch nur, weil sein Overacting sich ins Gedächtnis brennt.
„Herrscher der Hölle“ stellt durch seinen episodenhaften Charakter und die zahlreichen beteiligten Trickspezialisten das Dilemma vieler Charles-Band-Produktionen besonders gut heraus: Es gibt dort reichlich fähige FX-Leute, die mit kleinen Mitteln charmante Dinge auf B-Niveau kreieren können, doch selten war mal jemand da, der die Masken, Effekte und Einfälle mal in einen inszenatorisch oder erzählerisch aufregenden Rahmen bringen konnte. So hat „Herrscher der Hölle“ zwar besonders viele verschiedene Monster und Szenarien, ist dafür aber auch besonders langweilig, wenn gerade nicht die Trickspezialisten am Werk sind. Aber hübsch bunt ist er immerhin.
In Deutschland ist „Herrscher der Hölle“ bisher nur auf VHS erschienen bei CBS/Fox, ungekürzt ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-Ray gibt es ihn in den USA und Großbritannien.
© Nils Bothmann (McClane)
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