Originaltitel: Lights Out__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Christian Sesma__Darsteller: Frank Grillo, Dermot Mulroney, Scott Adkins, Jaime King, Mekhi Phifer, Amaury Nolasco, Kevin Gage, JuJu Chan Szeto, Erica Peeples, Donald Cerrone, Jessica Medina, Paul Sloan u.a. |
Veteran Duffy zieht ziellos durch die USA. Er flieht vor den Geistern seiner Vergangenheit, die ihn jeden Tag aus dem Schlaf hochfahren lassen. Eines Tages wird er in eine Prügelei in einer Bar verwickelt. Seine Vergangenheit hilft ihm, sich schadlos aus der Affäre zu ziehen. Dabei wird er von Max beobachtet. Der ehemalige Fighter erkennt sofort etwas in Duffy und schlägt ihm vor, eine Menge Geld zu verdienen.
Max will Duffy verschiedene Kämpfer vor die Fäuste bugsieren und auf ihn wetten. Der große Reibach scheint beiden sicher. Freilich lässt sich Duffy nicht ohne weiteres auf diesen Deal ein, doch er merkt schnell, dass Max das Herz am rechten Fleck hat. Zumal, da er Duffy wundervoll arglos bei seiner Schwester und deren Tochter einquartiert.
Duffy lässt sich auf die Sache ein. Beinahe unbesiegbar pflügt er durch die Fighter von Los Angeles und brüskiert damit den Fight-Promoter Sage Parker. Der kann es sich nämlich eigentlich nicht leisten, viel Geld zu verlieren, steht er doch unter der Fuchtel einer korrupten, ultrafiesen Polizistin, die ihm keinerlei Fehler verzeiht. Irgendwann ist Sage so verzweifelt, dass er sich gegen Max’ Familie richtet, um sein Geld wiederzubekommen. Freilich kann Duffy ihn auf keinen Fall gewähren lassen.
Action mit Scott Adkins und Frank Grillo
Regisseur Christian Sesma ist keiner, der Actionfreunden per se das Herz aufgehen lässt. Eher im Gegenteil. Stinker wie „Paydirt“, „Dark Alien“ oder „Operation Mindcrime“ sprechen dahingehend eine deutliche Sprache. Doch mit „Vigilante Diaries“, „The Night Crew“ oder zuletzt „Section 8“ hat er zumindest bewiesen, dass er könnte, wenn er nur wollte. Sein aktueller Film gehört zu den gelungeneren Exemplaren. Mehr noch: Fast ist man versucht, zu sagen, dass „Lights Out“ sein Gesellenstück geworden ist. Aber nur fast.
Die Geschichte von „Lights Out“ hangelt sich zunächst an beliebten Genre-Topoi entlang. Ein Veteran, der Traumatisches im Krieg erlebt und Dampf in den Fäusten hat. Ein Glücksritter, der sich seiner annimmt und ihn in die Underground-Fighting-Welt einführt, weil er sich ein bisschen Glück für sich und seinen Schützling erhofft. Das vorurteilsfreie Umfeld des Glücksritters, das den Veteranen wie ein Familienmitglied aufnimmt. Das hat man alles schon gesehen. Wird das von sympathischen Figuren getragen und ist einigermaßen ordentlich gespielt, kann das funktionieren. „Lights Out“ ist so ein Fall.
Schnell werden die ersten Fights angeschoben. Die Bösewichte werden etabliert. Das Drehbuch von „Lights Out“ mag nicht sonderlich schlau sein, aber es macht Spaß. Und man ist im Film und seinen Figuren drin. Doch auf der Mitte verliert die Erzählung den Zuschauer. Immer wieder meint man, man habe irgendwelche wichtigen Szenen oder Dialoge verpasst.
Plötzlich geht es um viel verschwundenes Geld und um Fight-Promoter Sage, der ebenso nach der Kohle sucht wie korrupte Cops, deren Rolle nie wirklich klar wird. Woher das Geld stammt, wer es geklaut hat – das wird in einem Nebensatz gereicht und ist vollkommen egal. Und trotzdem treibt genau dieses Geld nun die Handlung an und man hat eben das Gefühl, verpasst zu haben, wieso genau das geschieht.
„Lights Out“ geht der berühmte Rote Faden komplett verloren. Leider. Plötzlich ist man auch nicht mehr so toll in den Figuren drin. Drehbuch und Regie tun nun gut daran, so schnell wie möglich in Richtung Showdown abzubiegen. Der aber auch nicht mehr so reinhaut, weil man eben nicht mehr im Film drin ist. Schade.
Frank Grillo überzeugt, Scott Adkins kommt zu kurz
Den Schauspielern kann man hier keinerlei Vorwürfe machen. Denn die mühen sich durch die Bank. Vor allem Frank Grillo („Black Lotus“) steht die Heldenrolle hier prächtig. Mit Max-Darsteller Mekhi Pfifer („Die Bestimmung“) und Erica Peeples, die Max’ Schwester spielt, hat er eine hervorragende Chemie. In der Action ist er präsent, zeigt aber auch, dass er eher Brawler denn versierter Fighter ist. Entsprechend schneidert ihm die Regie auch eher kurze und sehr präzise Actioneinlagen auf den drahtigen Körper und versucht mit tricktechnischen Spielereien Druck in seine Fight-Einlagen zu bringen. Das klappt ganz gut.
Die anderen größeren Namen im Cast haben eher kleine Nebenrollen. Dermot Mulroney („Scream VI“) macht dabei als Sage Parker so viel Laune, dass man ihn gerne häufiger gesehen hätte. Amaury Nolasco („Jarhead: Law of Return“) hat ebenfalls eher kurze, aber nette Auftritte. Bei Scott Adkins („One Shot“) verhält es sich leider ebenso. Der Mime ist Teil von drei Szenen. Alle sind immerhin mit Action verbunden. Insgesamt hätte man ihn sich aber deutlich präsenter gewünscht. Zumal auch er mit Grillo gut harmoniert. Interessant ist, dass Adkins trotz Mickerrolle sogar den Film produzierte.
Ein Komplettausfall ist Jaime King („Code Name Banshee“) als korrupte Polizistin. Die scheint mehr mit ihren Haaren (und wechselnden Frisuren) beschäftigt zu sein als mit dem Aufbau einer bedrohlichen Präsenz. Zwar stellte ihr Sesma Kanten wie Paul Sloan („Stiletto“) an die Seite, doch auch die sorgen nicht wirklich für eine echte Bösewicht-Breitseite.
Die nicht allzu zahlreiche Action baut ausgerechnet im Showdown ab
In Sachen Action weiß direkt der Einstieg zu gefallen. Ein sehr bekanntes Setting, das aktuell vor allem für Afghanistan-Action-Setpieces genutzt wird, soll hier Mogadischu doubeln. In dem verteilen Scott Adkins und Frank Grillo blaue Bohnen und steigen diverse Explosionsfeuerbälle gen Himmel. Alles angenehm aufwändig und vor allem wertig inszeniert. Hier scheint sich Sesma voll und ganz auf Luke LaFontaine verlassen zu haben, der zuletzt als Stuntkoordinator-Regular bei Jesse V. Johnson für feine Action gesorgt hat.
Im weiteren Filmverlauf sind es dann kurze und knackige Fights, in denen Frank Grillo beziehungsweise sein Double die Fäuste kreisen lassen. Diese sind durch die Bank nett anzusehen und versuchen, wie bereits erwähnt, mittels Röntgenaufnahmen von brechenden und zerberstenden Knochen sowie reißenden Organen anzudeuten, wie heftig Grillo alias Duffy hinlangt. Das wird nicht überstrapaziert und ist ein nettes Gimmick.
Der große Showdown steigt dann in einem Gym. Hier wird überwiegend mit automatischen Waffen aufeinander geballert. Dabei wird die Einrichtung gut zerlegt und es wird auch (nettes Detail) durch Wände hindurchgeballert. Aber so wirklich begeistern will die Szene nicht. Zunächst wird gefühlt gar nichts getroffen, dann plötzlich geht ein wenig Inneneinrichtung kaputt und genauso plötzlich sind auf einmal alle Bäddies tot.
Es fehlt an intimen Duellen. Außerdem darf nur Adkins einmal um sich kicken. Martial-Arts-Action gibt es also auch nicht. Und der Oberbösewicht ist genauso unpräzise umgeknallt, wie er selbst die ganze Zeit über aufgetreten ist. So wird zwar amtlich geballert und es sterben rein statistisch gesehen auch zahlreiche Goons, aber zu sehen bekommt man davon nicht viel. Das Ergebnis ist wenig mitreißend und rocken tut es schonmal gar nicht. Schade.
Technisch kann man Sesma keine Vorwürfe machen. Er arbeitet mit farbsatten Bildern, präsentiert nicht nur Hinterhöfe und hat sogar ein paar hübsch atmosphärische Bilder von Los Angeles zu bieten. Bis auf den arg leiernd wirkenden Abspann-Rapsong ist auch die Musik von „Lights Out“ sehr gelungen und teilweise fast schon zu gut für den Film.
„Lights Out“ und die Mär von den verschenkten Möglichkeiten
Der Actioner ist bis zur Filmmitte so ziemlich der beste Film, den Christian Sesma je auf den Weg gebracht hat. Die Figuren verfangen, die simple, aber sympathische Story hält im Film drin, die Bilder gefallen, die präsentierte Action passt – klasse. Doch dann verzetteln sich Regie und Drehbuch. Über jedem Fieswicht steht hier ein noch fieserer Fieswicht. Irgendwann verliert man dann den Überblick, wer hier wem ans Bein pissen will. Geht es dann plötzlich auch noch um verschwundenes, veruntreutes oder gefundenes (wer weiß das schon?) Geld, verliert man als Zuschauer den Überblick und die Lust am Film.
Die Spannung weicht aus „Lights Out“ und die Figuren, die zuvor noch richtig Spaß machten, werden richtiggehend egal. Motive und vor allem ein RICHTIGER, ein ernstzunehmender Fieswicht fehlen. Das Auftauchen vom sträflich unterbeschäftigten Scott Adkins lässt einen zumindest kurz vor Ende nochmal breit feixen, weil man weiß, jetzt wird’s knallen. Leider knallt genau das aber auch nicht mehr wirklich. Es ist einfach schade, dass Sesma nicht bei seiner Ursprungsgeschichte geblieben ist. Genau diese Fehlentscheidung kostet „Lights Out“ viele Meriten. Das Ergebnis ist keine Gurke, es hätte aber so viel mehr sein können.
Über eine physische Veröffentlichung ist mir bislang nichts bekannt. Auf diversen VoD-Portalen kann man den Film jedoch in deutscher Sprache streamen oder kaufen. Ein Schicksal, das schon die letzte Adkins/Sesma-Produktion „Section 8“ ereilte.
In diesem Sinne:
freeman
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