Originaltitel: Kingudamu 2: Harukanaru daichi e__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Shinsuke Satô__Darsteller: Kento Yamazaki, Ryô Yoshizawa, Kanna Hashimoto, Nana Seino, Shinnosuke Mitsushima, Amane Okayama, Takahiro Miura, Takayuki Hamatsu, Tôgi Makabe, Chihiro Yamamoto u.a. |
Wir sind zurück in der Zeit der sieben streitenden Reiche. Der aus der Mangaverfilmung „Kingdom“ bekannte Shin arbeitet noch immer daran, eines Tages der größte aller Generäle zu werden. Nach den Ereignissen im Vorgänger ist Shin zu einem engen Vertrauten von Eisei geworden, dem jungen König des Reiches Qin. Direkt zu Beginn von „Kingdom II – Far and Away“ muss Shin den König vor Attentätern retten.
Parallel fällt das Reich Wei in Qin ein, um es zu unterjochen und Eisei zu entthronen. Der wirft all seine Heere in den Kampf gegen Wei. Shin schließt sich den Truppen an, hofft er doch so, seinem Ziel, ein weltberühmter General zu werden, näher zu kommen.
Eine Schlacht folgt auf die nächste
Die Folge ist ein Schlachtenepos, das sich eklatant von dem Vorgängerfilm unterscheidet. Erzählte dieser noch die Heldenreise Shins in Form eines Abenteuerfilmes mit leichtem Fantasyeinschlag, eilt „Kingdom II“ von einer gritty-realen Schlachtenszene zur nächsten. Zwischen den gewaltigen Schlachten führen Regie und Drehbuch eine Handvoll neuer Figuren ein, die helfen sollen, Shin und seine Handlungen zu erden und etwas Humor in den Film zu bringen. Eine besondere Story wird dabei aber nicht ausgerollt. Regisseur Shinsuke Satô fokussiert beinahe vollumfänglich auf die erste große Auseinandersetzung und deren Teilschlachten zwischen Qin und Wei.
Da die Spektakel-Szenen ordentlich Augenfutter liefern, ist die dünne Story reichlich egal. Blöderweise wird das Hack and Slay aber irgendwann arg repetitiv in seinen Abläufen. Zumal „Kingdom II“ keinen rechten Sinn für Kriegstaktiken hat. Viele Fortschritte in den Schlachten wirken arg zufällig, Strategien erkennt man durchweg keine und keine der Parteien kommt irgendwie taktisch überlegen geschweige denn taktisch beschlagen herüber.
Dazu kommt, dass die Motive des Reiches Wei arg im Dunklen bleiben. Warum sie wirklich in Qin – und ausgerechnet da – einfallen, erfährt man nie. Ein weiteres Manko: Sämtliche Generäle im Film werden optisch seltsam überzeichnet. So wirken sie auch aufgrund der nicht erkennbaren kriegerischen Fähigkeiten wie Clowns.
Zumindest Shin hält den Zuschauer im Film drin. Der wirkt im Vergleich zum Vorgängerfilm gereifter und weniger nervig. Auch die um ihn lancierten Charaktere wirken normaler als jene aus dem Vorgänger. Und ihre Darsteller overacten nicht so extrem. So macht es durchaus Laune, der kleinen Truppe zu folgen. Zumal mit dem Charakter Kyokai ein klasse Showsteeler an Bord ist. Rund um diesen gibt es einige hübsche Entwicklungen und echtes Storytelling, doch letztlich bleibt auch dies in dem Reigen an aneinandergereihten Schlachten nur Makulatur.
Ein weiterer großer Unterschied zum Vorgänger: „Kingdom II“ ist arm an reizvollen Schauplätzen. Der Vorgänger war stetig in Bewegung und präsentierte einige wundervolle Settings. Die Konzentration auf das Schlachten-Geschehen in der Fortsetzung bindet logischerweise alle Figuren an einem Ort. Die Schauplätze kann man infolgedessen an einer Hand abzählen. Und sonderlich reizvoll ist die beackerte „Dakan-Ebene“ wahrlich nicht.
Und da sich so viel in „Kingdom II“ nicht wie in „Kingdom I“ anfühlen darf, bekommt auch die Action einen anderen Anstrich. Die wirkte im Vorgänger nicht sonderlich wuchtig und schon gar nicht brutal. Das kann man in Teil zwei nun ad acta legen. Die Schlachten-Szenen haben Wucht. Der Auftrieb an Statisten ist irre und der Bodycount ebenso. Nur in einigen Szenen sieht man, dass Heeresteile digital vervielfältigt wurden, da wirkt alles ein wenig künstlich. Sobald es aber zur Sache geht, beharken sich echte Menschen und rammen sich Schwerter und Speere in die Körper.
Ein paar schwache CGIs finden noch um die Streitwagenabteilung des Reiches Wei statt. Zum Glück. Denn die Stürze, die man rund um diese Einheiten präsentiert, würde hoffentlich niemand echten Pferden und Stuntmen zumuten wollen. Innerhalb des Hack and Slays dürfen zumindest die Helden um Shin auch ein paar Choreografien erkennen lassen. Ansonsten geht es in den groß skalierten Actionszenen schon eher ruppig zur Sache.
In kleinen Actionscharmützeln abseits der Kriegsschauplätze geraten die Martial-Arts-Szenen von Action Director Yûji Shimomura („Re:Born“) deutlich verspielter und tänzerischer. Klasse verläuft ein tödlicher Tanz von Kyokai, in dem auch ordentlich mit Wirework gearbeitet wird. Diese Szene ist so cool anzusehen, dass man sich im weiteren Verlauf immer wieder wünscht, der Charakter würde noch einmal so loslegen. Auch Shin hat einen coolen Fight mit ausgeklügelter Choreografie abbekommen. In der fightet er gegen zwei Attentäter, die sich ihm niemals nebeneinander stehend stellen, sondern ausschließlich hintereinander stehend! Dadurch bekommt der Kampf eine vollkommen eigene Dynamik, die Staunen macht.
Und selbst in technischer Hinsicht unterscheiden sich „Kingdom I“ und „Kingdom II“. Der Vorgänger gab sich fantastischer, verspielter, bunter. Der Nachfolger ist nun eher trist anzuschauen. Das liegt am erdig braunen Hauptsetting und dem dort ständig aufgewirbelten Staub. „Kingdom II“ wirkt infolgedessen vor allem in den Schlachten beinahe monochrom. Technisch ist das Ganze aber fantastisch eingefangen und man sieht, dass der Film einiges kosten durfte. Auch der Score haut amtlich rein.
„Kingdom II“ geht seinen eigenen Weg
„Kingdom II – Far and Away“ ist eine Fortsetzung, die nicht einfach nur mehr von dem Gleichen präsentiert. Das wuchtige Schlachten-Epos unterscheidet sich in nahezu jedem Punkt von seinem locker-leichten, abenteuerlich angehauchten Vorgänger. Und das ist definitiv reizvoll. Leider vergessen Regie und Drehbuch, eine involvierende Geschichte zu erzählen. Soll man nun mit Qin oder Wei mitfiebern? Und Warum? Selbst Held Shin ist kein Ausbund an Involvement-Material, was man spätestens dann merkt, wenn Kyokai mit Wucht in die Handlung kracht und SOFORT interessanter ist als alles bislang Geschehene.
Hinzu kommt, dass ein Film, der zwei Stunden und fünfzehn Minuten lang nichts anderes präsentiert als eine Schlacht nach der anderen, sich auch Gedanken hätte machen müssen, wie er da Varianz hinein bekommt. Stattdessen fühlt sich das Kampfgetümmel in „Kingdom II“ leider durchweg gleichförmig an. Es fehlt an Highlights, an taktischen Finessen und einem spannenden Schauplatz. Zumindest ist die in den Schlachten gezündete Action ordentlich anzusehen und deutlich intensiver als im Vorgänger.
Im Großen und Ganzen aber haben wir nun zwei grundverschiedene Filme, die beide auf ihre Art gut unterhalten, aber eben auch ein paar gewaltige Problemherde aufweisen. So richtig zünden wollen infolgedessen beide nicht – und insgesamt fühlt sich „Kingdom I“ einfach unterhaltsamer und runder an. Im Übrigen wird auch in Richtung eines dritten Teils geteast, der 2023 abgedreht wurde.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 14. März 2024 von Capelight Pictures. Der Film ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und hat bis auf einen Trailer zum Film keine Extras zu bieten. Streamen kann man den Film freilich auch.
In diesem Sinne:
freeman
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