Originaltitel: On Fire__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Nick Lyon und Peter Facinelli__Darsteller: Peter Facinelli, Fiona Dourif, Asher Angel, Lance Henriksen, Ashlei Foushee, Glenn Morshower, Michael Vincent Berry, Laurie Coker, Jillian Goldman, Johnny Horn, Dana Wing u.a. |
Noch geht in der kleinen Stadt Colburg alles seinen gewohnten Gang. Doch immer wieder gehen besorgte Blicke der Einwohner in Richtung einer Nachbargemeinde. Über dieser steht seit einiger Zeit eine Rauchsäule, die immer bedrohlichere Ausmaße annimmt. Doch die Winde stehen gut und Colburg scheint außer Gefahr. Eine Mitarbeiterin des Notrufs ist die erste, die von Anrufern Warnzeichen für eine Verschärfung der Lage erhält.
Kurz darauf ist gewiss: Eine Feuerwalze rast auf Colburg zu. Dave und Sarah Laughlin, die die Lage zunächst wie viele falsch einschätzen, schicken sich an, mit ihrem Sohn Clay und Großvater George das gemeinsame, nicht versicherte Haus feuerfest zu machen. Dave fährt infolgedessen los, um ein paar letzte Besorgungen zu machen. Doch in genau dieser Zeit kommt das Feuer dem Haus der Laughlins bedrohlich nahe.
Als Dave zu seinem Haus zurück will, verwehren ihm die Rettungskräfte die Durchfahrt. Die Lage ist längst zu brenzlig. Daves taffe Frau hat derweil längst Opa und Sohnemann in ein Auto geladen und sucht nach einem Ausweg aus der Flammenhölle. Dave überwindet alsbald die Barrikaden der Rettungskräfte – zu groß ist die Sorge. Als er seine Familie findet, hat das Schicksal selbige bereits ausgedünnt und das Feuer hat sie allesamt eingeschlossen. Der verzweifelte Kampf ums Überleben hat längst begonnen.
Feuerinferno mit Lance Henriksen
„On Fire – Der Feuersturm“ setzt zu Beginn voll auf seine Audiospur. Während wir zuschauen, wie ein kleiner Funke zu einem gewaltigen Waldbrand wird, hören wir News von rund um die Welt. In allen geht es um Waldbrände. Eine akute Gefahr, die dank des menschengemachten Klimawandels immer größer wird. Alleine im Jahr 2022 wurden laut deutschem Umweltbundesamt in Deutschland 2397 Waldbrände gezählt. Diesen fielen 3058 Hektar Wald zum Opfer. Beide Zahlen lagen weit über dem bisherigen Durchschnitt – der Hauptgrund: Die immer mehr zunehmende Trockenheit in Deutschland.
„On Fire“ nimmt diesen auch für Amerika geltenden Umstand auf und versucht nun, mit seiner Geschichte ein Mahnmal vor diesen Entwicklungen zu setzen. Dafür wählt das Drehbuch von Nick Lyon und Ron Peer einen sehr intimen Ansatz und fokussiert beinahe vollumfänglich auf eine kleine Familie und deren verzweifelten Überlebenskampf. Nur eine Notruf-Mitarbeiterin spielt eine weitere wichtige Rolle für den Film, wird zugunsten der Familie Laughlin aber ebenfalls stark zurück gepegelt. Anhand ihrer Figur wird vor allem offensichtlich gemacht, wie hilflos der Mensch angesichts manch selbstverschuldeter Katastrophen ist.
Ansonsten bleibt der Film rundweg bei Familie Laughlin. Die flieht mal vor den Flammen, verschanzt sich in scheinbar sicheren Gebäuden und muss mit allerlei Unwägbarkeiten neben der Flammenhölle klarkommen. So ist Sarah hochschwanger, Dave wird sich irgendwann schwer verletzen und Opa George erweist sich gerne als sehr störrisch, hat er doch seit dem Tod seiner Ehefrau mit dem Leben abgeschlossen. Für Dramatik ist also gesorgt.
Leider schlägt diese nie so wirklich beim Zuschauer durch. Familie Laughlin ist sympathisch und bietet dank sehr guter Schauspieler viel Identifikationsfläche, aber trotzdem ist man in ihrem Überlebenskampf nie so wirklich drin. Das Hauptproblem: Der Katastrophenfilmanteil von „On Fire“ knallt nicht genug. Regisseur Nick Lyon („Bullet“) versucht zwar alles, um seine Feuersbrünste glaubhaft zu machen, man durchschaut die Tricks aber zu leicht.
Manchmal sind es simple Beleuchtungstricks, die Feuer verdeutlichen sollen. Mal sind es – ordentlich – in den Film eingefügte Stock-Footage-Aufnahmen echter Waldbrände. Ab und an wird auch mit echtem Feuer gezündelt. Und last but not least kommen die am wenigsten überzeugenden Momente – wie so oft – aus dem Rechner. Das ergibt einen insgesamt durchwachsenen Eindruck, der auf die Spannung drückt. Weil die Bedrohung einfach nicht real genug wirkt. Zumindest wird eindrücklich dargestellt, wie schnell sich das Feuer „bewegen“ kann und wie schnell sich vermeintlich sichere Situationen ins Gegenteil verkehren.
Trotzdem gelingt es Lyon nicht, einzelne Spannungsmomente so richtig auszukosten. Familie Laughlin entkommt den brenzligsten Situationen teils deutlich zu leicht. Sich anbietende Spannungsbringer, etwa die Schwangerschaft von Sarah, nutzt Lyon ebenfalls nicht wirklich aus. Insgesamt wäre er wohl gut beraten gewesen, seinen mit 75 Minuten arg kurzen Feuersnack etwas zu erweitern. Etwa um mehr Familienmomente, um den Laughlins noch mehr Platz im Herzen des Zuschauers freizuräumen.
Zumal die Familie, wie bereits erwähnt, gut gespielt wird. Peter Facinelli („Running with the Devil“) macht dabei als Dave einen sehr ordentlichen Job. Interessant ist, dass Facinelli gegen Ende der Dreharbeiten die Regie von „On Fire“ übernahm, weil Nick Lyon positiv auf Covid-19 getestet wurde. Das nenne ich Einsatz. Allerdings wird Facinelli von der intensiv aufspielenden Fiona Dourif („Cult of Chucky“) mehr als einmal an die Wand gedrückt. Frau Dourif ist als schwangere Löwenmama eine echte Wucht.
Asher Angel („Shazam!“) macht als Sohnemann Clay auch wirklich gar nichts verkehrt. Und Lance Henriksen („Pumpkinhead“) spielt seinen vor Trauer teils regelrecht verbitterten George absolut fantastisch. Ashlei Foushee ist als Notruf-Mitarbeiterin vielleicht einen Tacken zu emotional, liefert aber ebenfalls ordentlich ab.
In technischer Hinsicht habe ich bereits einiges zu der Darstellung des Feuers gesagt. Rundherum gibt es auch kleinere Feuerstunts. Der Eindrücklichste ist eindeutig jener einer in Flammen stehenden Frau. Insgesamt ist „On Fire“ grundsolide in Szene gesetzt, kommt dabei aber über die Optik gediegener DtV-Filme selten hinaus.
Zumindest gelingen dem Kameramann Philip Roy immer mal wieder faszinierende Bilder der Flammenhölle, die die gleichzeitige Schönheit und Zerstörungskraft von Feuer toll einfangen. Hier und da gibt es allerdings auch ein paar sehr schwierige, sprich wenig schöne Rückprojektionen zu sehen. Wer richtig einen raushaut, ist Soundtrack-Maestro Sacha Chaban, der mit seinem Score wirklich einen auf Katastrophenkino macht.
„On Fire – Der Feuersturm“ bietet insgesamt solide Unterhaltung
„On Fire“ ist final ein eher intim angelegter Katastrophenfilm, der beinahe vollumfänglich auf seine teils richtig toll gespielte Heldenfamilie setzt. Das sorgt für eine gewisse Grundspannung und lässt auch keine echte Langeweile aufkommen, so richtig drin ist man in dem Überlebenskampf aber trotzdem nicht. Einfach weil die Katastrophenfilm-Komponente um die Darstellung entfesselter Feuersbrünste nicht richtig funktioniert.
Es ist „On Fire“ hoch anzurechnen, dass er nicht vollends auf CGI-Feuer setzt und Mittel und Wege findet, trotzdem ab Minute 15 von Feuer zu Feuer zu switchen, wirklich bedrohlich für unsere Helden wirkt das aber alles nicht. Und dem Film fehlen ganz eindeutig richtig intensive Einzelszenen, in denen die Spannung mal so richtig Purzelbaum schlägt. Das Ergebnis ist auch aufgrund seiner Kürze ein flotter Snack für den Katastrophenfilm-Heißhunger zwischendurch, macht aber nicht ansatzweise satt.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 28. März 2024 von Dolphin Medien. Der Film ist mit einer Freigabe ab 12 ungeschnitten und kann freilich auch gestreamt werden.
In diesem Sinne:
freeman
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