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The Doors

Mit dem Biopic „The Doors“ nimmt Oliver Stone die titelgebende Band, in erster Linie aber Frontmann Jim Morrison unter die Lupe. Diesen spielt Val Kilmer, der den Rest des prominenten Ensembles überstrahlt. Dazu gehören unter anderem Meg Ryan, Kathleen Quinlan, Kyle MacLachlan, Frank Whaley, Kevin Dillon, Michael Wincott, Michael Madsen, Kelly Hu und Costas Mandylor.

Originaltitel: The Doors__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1991__Regie: Oliver Stone__Darsteller: Val Kilmer, Meg Ryan, Kyle MacLachlan, Frank Whaley, Kevin Dillon, Michael Wincott, Michael Madsen, Josh Evans, Dennis Burkley, Billy Idol, Kathleen Quinlan, John Densmore, Kelly Hu, Crispin Glover, Costas Mandylor, Titus Welliver, Jennifer Rubin, Mimi Rogers, John Capodice, Debi Mazar, Oliver Stone, Wes Studi, Jennifer Tilly u.a.
The Doors

In “The Doors” von Oliver Stone überstrahlt Hauptdarsteller Val Kilmer den Rest des prominenten Ensembles, darunter Meg Ryan, Michael Wincott, Michael Madsen und Kelly Hu

Oliver Stones Biopic „The Doors“ heißt zwar wie die titelgebende Band und wurde mit den Mitgliedern Robby Krieger und John Densmore als Beratern am Set realisiert, doch eigentlich ist es ein Film über Frontmann Jim Morrison. Vielleicht ist dies auch programmatisch, bestanden die Doors in der öffentlichen Wahrnehmung doch in erster Linie aus ihrem Sänger.

Abgesehen vom Auftakt, der zeigt, wie Morrison als Kind einen Autounfall beobachtet, an dem mehrere Indianer beteiligt sind, beleuchtet „The Doors“ dann auch nur die Jahre von der Bandgründung bis zu Morrisons frühem Tod im Alter von 27 Jahren. Von Anfang an macht Stone klar, wie er seinen Protagonisten sieht: Als eine kompromisslose Künstlerseele, die ihre Vision stets verfolgt und ein Nein nicht akzeptiert. So erobert Jim Morrison (Val Kilmer) nicht nur das eigentlich vergebene Hippiemädchen Pamela Courson (Meg Ryan) mit seiner Hartnäckigkeit, sondern er dreht als Filmstudent auch umstrittene Avantgarde-Werke jenseits der Norm. Viele hassen seine Kunst, darunter auch der Dozent (Stone in einem Cameo-Auftritt), weshalb Morrison kurzerhand das Studium schmeißt, in Ray Manzarek (Kyle MacLachlan) findet er jedoch einen Freund und Bewunderer.

Ray ist es auch, der Jim dazu ermuntert seine Vision weiter auszuleben. Da Morrison schon einen ganzen Haufen an Gedichten und Songtexten verfasst hat, gründen die beiden gemeinsam mit Schlagzeuger John Densmore (Kevin Dillon) und Gitarrist Robby Krieger (Frank Whaley) die Band The Doors. Obwohl der Film die Beiträge der anderen Mitglieder würdigt, so stellt er dennoch Morrison als treibende Kraft dar: Er schreibt die ungewöhnlichen Texte über Themen wie Tod und Jenseits, er improvisiert wie in Trance auf der Bühne und im Proberaum, er hält sich nicht an die Konventionen, etwa wenn er bei einem Auftritt dem Publikum den Rücken zuwendet.

Mit ihrem einzigartigen Sound und ihrer überlebensgroßen Persona werden die Doors zu einer Erfolgsband, zu Legenden des Rock. Doch gleichzeitig werden auch die (selbst-)zerstörerischen Impulse von Morrison immer deutlicher, der sich Alk und Drogen hingibt…

Schaut euch den Trailer zu „The Doors“ an

Wenn über die Doors zu sprechen über Jim Morrison zu sprechen bedeutet, dann bedeutet über Oliver Stones „The Doors“ zu sprechen über Val Kilmer („Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen“) zu sprechen. Der Star verschmilzt mit der Rolle, bewies aber auch eine beinharte Hingabe an den Part. Er lernte 50 Doors-Songs vor den Dreharbeiten, performt 15 davon im Film und klingt dabei wie der echte Jim Morrison. Für verschiedene Stadien des Films hungerte er oder nahm zu. Diese Passion und Energie überträgt sich auch auf den Film, in dem Kilmer nicht nur drehbuchbedingt, sondern auch darstellerisch zum Gravitationszentrum wird, so gut wie alle anderen Figuren und Darsteller überstrahlt. Dabei setzt er Stones Vision des Doors-Frontmannes um: Diesem Jim Morrison geht es nicht um Geld oder Ruhm, sondern um seine künstlerische Vision abseits der Konventionen, doch gleichzeitig gehört für ihn anscheinend ein exzessives Rockstarleben mit Wein, Weib und Gesang bzw. Sex, Drugs & Rock’n Roll dazu. Dass er damit nicht nur das Establishment, sondern im Zweifelsfall auch seine Fans, seine Bandkollegen und Pam vor den Kopf stößt, stört Morrison dabei kein bisschen. Ebenso konsequent erarbeitet sich damit seine Mitgliedschaft im Club 27.

Am Set waren Densmore und Krieger zwar als Berater – doch nach ihrer Aussage hörte Oliver Stone („Snowden“) selten auf ihren Rat. Keyboarder Ray Manzarek verweigerte von Anfang an die Kooperation, doch letzten Endes waren alle drei Überlebenden Doors-Mitglieder unzufrieden mit den künstlerischen Freiheiten Stones, der sich einige Begebenheiten (z.B. in Sachen häuslicher Gewalt) ausdachte, andere dagegen umdichtete oder überdramatisierte. Doch insgesamt ist dies durchaus legitim, schließlich ist „The Doors“ immer noch ein Spielfilm, eine Interpretation des realen Jim Morrison. Schwerer wiegt allerdings, dass man Stones Konzeption seines Protagonisten als kompromisslose Künstlerseele auf dem Weg der Selbstzerstörung schnell begriffen hat, er diesem aber kaum neue Facetten hinzuzufügen hat. Es folgt der nächsten Drogenexzess, das nächste Rumgebummse, der nächste Skandal. Sicher steigern sich die Exzesse bis zu dem Punkt, an dem Morrison zugedrogt im Flugzeug randaliert, sein Publikum als Sklaven des Systems beschimpft und damit droht sich auf der Bühne nackig zu machen, aber wirklich tief unter die Oberfläche geht Stone nicht.

So bleiben auch seine Bandkameraden in Schablonen gefangen: Manzarek ist der Unterstützer, Densmore der Kritische, der zunehmend von Morrisons Verhalten angepisst ist, und Krieger der Mitläufer, der sich im Zweifelsfall von Morrison sogar zum Koksen vor dem Auftritt überreden lässt. Am ehesten Raum bekommen die beiden großen Frauenfiguren des Films. Da ist zum einen Pam, die gemeinsam mit Jim in Richtung Abgrund geht, die er einerseits immer wieder betrügt, die andrerseits aber immer noch die große Liebe für ihn ist. Die beiden können nicht mit- und nicht ohne einander. Auf der anderen Seite ist da die Journalistin Patricia Kennealy, die von Hexerei fasziniert ist, Jim schamlos anbaggert, aber gleichzeitig professionelles und privates Interesse verbindet. Sie bespricht seine Gedichtbände, sie stellt Nachforschungen an. Leider macht der Film wenig daraus: Wenn Patricia Morrison etwa damit konfrontiert, dass er an seiner eigenen Legende gestrickt und sich den angeblichen Tod seiner Eltern ausgedacht hat, dann steht das kurz im Raum, spielt danach aber nie wieder eine Rolle.

In einem Interview sagte Ray Manzarek einmal über die Hauptfigur des Films: „It’s not Jim Morrison. It’s Oliver Stone in leather pants.“ Tatsächlich mag sich Stone als durchaus schwieriger Künstler und Rauschmittelfan in Morrison wiedererkannt haben, dessen Musik er schätzte. Vielleicht spricht da auch Manzareks Abneigung gegen den Regisseur. Kaum wegzudiskutieren ist allerdings, dass Stone auch diesen Film (wie so einige andere) als eine Art Rauschzustand inszeniert. Gerade bei den Doors-Auftritten wird das klar, die Stone als rauschhafte Feste darstellt: Menschen reißen sich enthemmt die Kleider vom Leib, tanzen auf der Bühne oder um ein Feuer, doch im krassesten Rauschzustand ist Jim Morrison. Der singt, tanzt und schreit auf der Bühne, improvisiert, dass die Kollegen teilweise kaum noch mitkommen und an manchem Punkt besteht die Frage, ob das Gezeigte gerade tatsächlich oder nur in Morrisons Imagination stattfindet, etwa wenn er von der Bühne steigt, durchs Publikum läuft und mit den Fans eine Art Polonaise aufführt, während er gerade „Break on through to the Other Side“ singt. Hier kann Stone als stark visueller Regisseur glänzen, ebenso wie bei einem gemeinsamen Peyote-Trip der Bandmitglieder in der Wüste.

Dadurch kommen andere Aspekte etwas zu kurz, gerade wenn viele Figuren sporadisch auftauchen und dann wieder verschwinden, etwa der B-Schauspieler Tom Baker (Michael Madsen), mit dem Morrison eine Freundschaft verband. Das wird dadurch potenziert, dass Stone hier gerade auf der Höhe Popularität war und selbst Mini-Parts mit etablierten oder zukünftigen Stars besetzen konnte, die dadurch kaum zum Zuge kommen. Michael Madsen („63lbs“) als Tom Baker ist nur ein Beispiel darunter, man kann ebenso gut Michael Wincott („Nope“) als Produzent, Kelly Hu („Maximum Impact“) als Rays Lebensgefährtin, Crispin Glover („Lucky Day“) als Andy Warhol, Mimi Rogers („24 Stunden in seiner Gewalt“) als Fotographin oder Punk-Legende Billy Idol („Bullet Point“) als Roadie nennen. Ganz zu schweigen von den Leuten, die damals noch kaum jemand kannte: Costas Mandylor („Born a Champion“) taucht als italienischer Graf auf, Titus Welliver („Escape Plan 2“) sprüht Morrison und Kennealy als übereifriger Cop in einer Szene mit Pfefferspray voll.

Meg Ryan („Presidio“) hingegen hat mehr zu tun und kann die facettenreiche Natur ihrer Figur zu einfangen. Das freundliche Hippie-Girl, der Abstieg in den Drogensumpf, die Ausraster angesichts der Untreue ihres Lebensgefährten. Teilweise labil, teilweise schlagfertig („You actually put your dick in this woman?”), aber nie widersprüchlich. Ähnlich gut ist Kathleen Quinlan („Asphalt Kid“) als ihre Rivalin um Jims Gunst, die hinter der toughen Fassade Brüche erkennen lässt. Kyle MacLachlan („Twin Peaks“), Kevin Dillon („On the Line“) und Frank Whaley („Retroactive“) machen das Beste aus ihren eher eindimensionalen Rollen, wobei Dillon am meisten glänzen kann, irgendwo zwischen Bewunderung des Frontmannes und der Abneigung gegen dessen Unzuverlässigkeit. Dillon und Whaley bekamen Unterricht in der richtigen Bedienung der Instrumente von den realen Doors-Vorbildern, auch wenn im Film in erster Linie Kilmers Gesang mit Originalmusik der Doors gemischt wird. Deren Musik wird auch im Film (neben ein paar anderen Songs von Bands wie Velvet Underground) konstant gespielt, was „The Doors“ zu einem sehr hörenswerten Erlebnis macht.

So liefert Oliver Stone seine persönliche Jim-Morrison-Interpretation als optischen und akustischen Rausch ab, der sich bei der Schilderung seines Protagonisten künstlerische Freiheiten nimmt und von der Powerhouse-Performance Val Kilmers profitiert. Der ist noch vor der Inszenierung das größte Pfund, mit dem „The Doors“ wuchern kann, denn allzu facettenreich gerät Stones Morrison-Portrait nicht, nicht zuletzt da Nebenfiguren und Subplots stark an den Rand gedrängt werden. Ein lohnenswertes Seherlebnis ist das Ganze trotz seiner Schwächen aber allemal, nicht zuletzt wegen Kilmer.

„The Doors“ wurde in Deutschland von Arthaus/StudioCanal auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Neben der Kinofassung gibt es auf neueren Releases auch den Final Cut, der allerdings etwas kürzer ist, da Stone für diese Version eine Szene entfernte. Auch das Bonusmaterial unterscheidet sich je nach Auflage stark. Quasi jede Version enthält den Audiokommentar von Oliver Stone, ansonsten sind je nach Fassung noch Interviews, Making Ofs, Trailer, ein Musikvideo und/oder entfallene Szenen mit an Bord.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Arthaus/StudioCanal__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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