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Soul of the Avenger

In „For Life or Death“ alias „Soul of the Avenger“ fährt die Seele des abtrünnigen Schattenmönchs James Lew in den Körper von Mark Pellegrino, aber dessen ehemaliger Orden ist im weiter auf den Fersen. Also gibt es auch nach der Seelenwanderung weiteres Gekicke, bei dem unter anderem Richard Norton, Karen Sheperd, Benny ‘The Jet’ Urquidez und Gerald Okamura mitmischen.

Originaltitel: For Life or Death__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Steve Kaman__Darsteller: James Lew, Mark Pellegrino, Nancy Kwan, Richard Norton, Kato Kaelin, Karen Sheperd, Rick Avery, Luke LaFontaine, Eric Lee, Harry Mok, Gerald Okamura, Benny Urquidez, Koichi Sakamoto, Nils Allen Stewart u.a.
Soul of the Avenger

In “Soul of the Avenger” alias “For Life or Death” kicken unter anderem James Lew, Richard Norton und Karen Sheperd mit

Steve Kaman war eigentlich im Kamerabereich tätig, vor allem für J. Christian Ingvordsen, aber Ende der 1990er durfte er drei B-Movies selbst inszenieren: Die beiden „Total Force“-Filme sowie „For Life or Death“, meist publiziert unter dem Titel „Soul of the Avenger“.

Allerdings ist von Anfang an klar: Viel vom Regieführen hat Kaman während seiner Zeit als Kameramann nicht gelernt. So beginnt der Film damit, dass Kaan Woo (James Lew) an verschiedenen Orten von Mönchen in braunen Roben angegriffen wird, die er zu Klump tritt. Allerdings besteht die Action schon hier aus ohne Flow zusammengeschnittenen Einstellungen, in denen man den trittsicheren Helden einfach irgendwelche Sprungkombinationen vollführen lässt. Zwischen einer Wemmserei am Strand und einer Wemmserei auf einer nächtlichen Hochhausbaustelle drückt Kaan Woo dem Penner Earl Stockman (Mark Pellegrino) noch ein paar Kröten in die Hand. Praktischerweise kreuzt Earl dann auch zum Hochhausfight auf, wo er jedoch von Henchmen-Chef Sir Xavier (Richard Norton) bemerkt und in den Tod via Fall in einen Fahrstuhlschacht befördert wird.

Doch was macht Kaan Woo in dieser Situation? Führt eine seltsame Kata auf, durch die sein Geist in Earl fährt, der nun wieder lebendig durch die Straßen tingelt, während sein Retter tot im Schacht liegt. Doch bald kommen Teile von Kaan Woos Seele in Earl durch, während die fiesen Mönche unter der Leitung ihrer Herrin Ling Li (Nancy Kwan) weiter nach ihm suchen…

Schaut euch den Trailer zu „Soul of the Avenger“ an

Regie, Schnitt und Drehbuch (jenes auch aus der Feder von Kaman) sind bei „Soul of the Avenger“ dermaßen konfus, dass man von beinahe dadaistischem Filmemachen sprechen kann – doch dafür müsste man das Gefühl haben, dass das alles so gewollt sei. Allerdings hatten Kaman und seine Crew wohl einen straighten Fantasy-Mystery-Martial-Arts-Actioner im Sinn, für dessen Umsetzung ihnen allerdings die Fähigkeiten fehlten. So produziert der Plot, wenn man diesen überhaupt so nennen darf, ein Fragezeichen nach dem anderen. Warum suchen die Bösen weiter nach Kaan Woo? Haben sie seine Leiche im Fahrstuhlschacht nicht gesehen? Beziehungsweise: Wenn ja, wieso können sie von der Leiche auf die Seelenwanderung schließen? Warum kommt Ling Lis Anwalt auf die Gedanken seine höchst gefährlichen Auftraggeber um Geld zu betuppen und tut sich dafür mit Earl zusammen, den er stolze drei Sekunden lang kennt? Soll die Erkenntnistour, auf die Ling Li und Co. Earl schicken, in die Richtung von „Angel Heart“ gehen, nur dass die Pointe dem Publikum hier direkt verraten wird? Wer sind die Typen, die Earl irgendwann zusammenschlagen, berauben und danach nie wieder auftauchen?

Noch dazu verhalten sich fast alle Figuren – auch jene, die nicht Mumbo-Jumbo-Schattenmönch-Orden gehören – als hätten sie menschliches Verhalten nur durch Hörensagen gelernt. Earls Freundin geht anschaffen, lässt sich von einem Freier auf einem Sofa vor den Augen ihres Freundes durchorgeln, jubelt dann aber, wenn ihr Männe den zahlenden Kunden kurz darauf im Streit vermöbelt. Wobei der Film nicht viel mit der Figur anfangen kann: Als Earl pünktlich zu Beginn des letzten Drittels beschließt clean zu werden, wird die Freundin sang- und klanglos aus dem Film verabschiedet. Noch nutzloser für den Plot erweist sich als Kang Woos bessere Hälfte, deren schlagkräftige Freundin Zani (Karen Sheperd) fast noch mehr Bewandtnis für die kaum vorhandene Geschichte hat. Garniert wird das Ganze mit einem nie wirklich erklärten Background über spirituelle Martial-Arts-Fähigkeiten, den bösen Mönchs-Orden, dessen Motivation sich auf Böse-Sein und Böse-Dinge-Tun beläuft, und den Aussteigewunsch Kaan Woos, der früher nicht nur Vollstrecker des Ordens, sondern wohl auch Lover von Ling Li war.

Zusammengetrommelt hat Kaman für den Film immerhin eine ansehnliche Horde von Stuntleuten und Martial-Arts-Darstellern, die hier meist in beiden Funktionen zu sehen sind. So geben und bekommen unter anderem Benny ‘The Jet‘ Urquidez („Bloodchamp“), Nils Allen Stewart („Play Dead“), Rick Avery („Ant-Man“), Luke LaFontaine („White Elephant“) und „Drive“-Stunt-Coordinator Koichi Sakamoto als Schattenmönche aufs Fressbrett. Vermutlich stecken sowieso oft die gleichen Leute unter den Kutten, da man maximal sechs oder sieben gleichzeitig im Bild sind, auch wenn der Schnitt vorzugaukeln versucht, dass das ganze Horden unterwegs sind. Schauspielerisch müssen sie nichts leisten, wie auch James Lew („Star Raiders“), der zwar nominell eine größere Rolle hat, in den meisten Szenen auch kämpft. Für Karen Shepherd („Thunderclap“) sind zwischen der Kickerei zwei kurze Schauspielmomente dabei, während Gerald Okamura („Rapid Fire“) in einigen begrenzt sinnigen Rückblenden als Priester in erster Linie einfach da ist. Richard Norton („Blood Street“) hat nicht nur Schlagkraft und Charisma als Chef-Vollstrecker, kommt aber nur wenig zum Zuge, während Nancy Kwan („Dragon – Die Bruce Lee Story“) als seine Herrin sich dem hemmungslos albernen Overacting hingibt. Die meiste Zeit folgt der Film allerdings Mark Pellegrino („F.T.W.“), der zwar Talent besitzen, dies aber nicht ausspielen kann: Stattdessen trottet sein Earl meist irgendwo zwischen zugedröhnt, vertrottelt und passiv durch die Szenerie und spricht so, als wäre er Billy Madison oder eine ähnliche Adam-Sandler-Simpelfigur.

In seinen wenigen Kampfszenen ist Pellegrino eher solala, sodass ihm der hakelige Schnitt und die wenig übersichtliche Inszenierung fast entgegenkommen. Bei allen anderen ist dies dagegen ein Manko, da sie den Fights stark an Dynamik nimmt. Und dennoch: So sehr sich Kaman auch bemüht, so ganz kann seine Inszenierung nicht verbergen, dass hier talentierte Leute am Start sind und die Kämpfe mit James Lew von einem Könner choreographiert werden. So gibt es doch immer noch einige nette Moves zu sehen, etwa beim Wohnungsfight, der Rückblende von Kang Woos Flucht oder im Showdown, sodass man sich vorstellen mag, dass aus „Soul of the Avenger“ in kompetenteren Händen etwas hätte werden können.

So ist der wahre Kampf bei diesem Film nicht zwischen den guten Helden und dem bösen Finsterlingsorden, sondern zwischen den talentierten Martial-Arts-Profis und dem Totalversagen in Sachen Regie, Schnitt und Drehbuch. Leider geht der Kampf schlecht für James Lew und Co. aus, deren Können hin und wieder für kurze Lichtblicke sorgt, aber letzten Ende in einem konfus geschriebenen, stümperhaft abgedrehten und komplett verschnittenen Müllfilm untergeht.

In Deutschland wurde „Soul of the Avenger“ nie veröffentlicht und auch weltweit scheint er ein Schattendasein zu fristen, von einzelnen VHS-Veröffentlichungen z.B. in den USA mal abgesehen. Aktuell kann man ihn auf der werbefinanzierten US-Streamingplattform Plex sehen.

© Nils Bothmann (McClane)

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