Wir zelebrieren Actionfilme, die rocken!

Immaculate

Originaltitel: Immaculate__Herstellungsland: USA, Italien__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Michael Mohan__Darsteller: Sydney Sweeney, Simona Tabasco, Álvaro Morte, Benedetta Porcaroli, Niccolò Senni, Giampiero Judica, Giorgio Colangeli, Dora Romano u.a.
Immaculate mit Sydney Sweeney

Sydney Sweeney als Nonne in “Immaculate”.

Sydney Sweeney („Reality“) hat ganz aktuell ein mörderisches Momentum. Und sie – ganz clevere Geschäftsfrau – nutzt das vollumfänglich aus. Nicht jede Entscheidung wirkt glücklich – „Madame Web“ sei genannt –, aber aus Fehlern kann man ja auch lernen. Mich erreicht Frau Sweeney kaum bis gar nicht, auch weil mich die Themen ihrer aktuellen Filme nicht catchen. Doch es gibt eine aktuell in den deutschen Kinos laufende Ausnahme.

Da versprachen erste Stimmen einen Horrorfilm abseits des PG-13-Setzbaukasten-Prinzips der Marke „Blumhouse“, das in meinen Augen dem Genre mehr schadet als nützt. „Immaculate“ ist der Titel und eine Art Nunsploitation-Wiedergänger sollte dabei herausgekommen sein. Das klang spannend. Nach der Kinovorstellung meinten einige Zuschauer auf mir bislang so noch nicht begegnete Art und Weise laut statuieren zu müssen, wie sie den Film fanden. Das schwankte zwischen „krass“ und „was für eine Scheiße“. Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen.

Schwester Cecilia wird nach einem Zwischenfall an ihrem ersten Stift nach Italien versetzt. Hier kommt sie in einem Kloster unter, in dem physisch und psychisch angeknackste Nonnen ihren Lebensabend verbringen. Direkt an ihrem ersten Tag muss die Novizin hier mehrere Gelübde ablegen. Darunter auch ein Keuschheitsgelübde. Cecilia macht das nichts aus. Sie hat sich voll und ganz Gott verschrieben.

Sie fügt sich in den folgenden Tagen gut ein in die neue Umgebung. Findet Freundinnen, begleitet ältere Nonnen auf ihrem letzten Weg und fühlt sich eigentlich wohl. Doch sie leidet schnell unter gesundheitlichen Problemen. Als sie immer weiter abbaut, bringt eine ärztliche Untersuchung Erstaunliches ans Tageslicht. Cecilia, die noch nie Sex hatte, ist schwanger!

Die katholische Kirche feiert dieses Wunder sogleich und wartet auf die Niederkunft des neuen Heilands. Doch rund um Cecilia häufen sich fortan die seltsamen Vorkommnisse. Menschen sterben oder verschwinden und die Leute um sie herum verhalten sich immer seltsamer. Trägt Cecilia da wirklich einen Heiland aus? Und wie kam selbiger eigentlich in ihre Gebärmutter?

Schaut in den Film hinein

Trashy Nonnenhorror mit hohem Unterhaltungsfaktor

„Immaculate“ platziert sich irgendwo zwischen den Jump-Scare-Eskapaden der „The Nun“-Streifen und dem Nunsploitation-Neuwerk „Benedetta“. Dabei ist „Immaculate“ vor allem zu Beginn nah dran an den „The Nun“-Streifen. Zwischen den Bildern, die zeigen, wie sich Cecilia in dem Kloster einlebt, steigen immer mal wieder unheilvolle Kamerafahrten durch das wundervoll düstere Klostergemäuer. Am Ende stehen mal Schockversuche und mal lässt Regisseur Michael Mohan (Macher des unfassbar üblen „The Voyeurs“ mit – na klar – Sydney Sweeney) die aufgebaute Spannung vollkommen im Nichts verlaufen. So spielt er durchaus auch mit den Erwartungen des Zuschauers.

Im Zusammenspiel mit einigen cleveren inszenatorischen Entscheidungen sorgt das für eine angenehm unbestimmte, creepy Atmosphäre. Die zudem gut mit der Ungewissheit über Cecilias tatsächlichen Zustand korreliert. Highlight ist dabei unbedingt die konsequente Düsteroptik. Es wirkt, als habe Mohan vollkommen auf eine künstliche Lichtsetzung verzichtet. Kerzen und wenig Helligkeit erzeugende Lampen sorgen in Kombination mit dem alten Gemäuer für eine beständig in Richtung Brauntöne kippende Farbpalette. Teilweise starrt man hier angestrengt ins Dunkel, ohne zu wissen, was irgendwann zurück starrt oder daraus hervor schnellt.

Sydney Sweeney in Immaculate

Jeder will ein Stück von Cecilia…

Mit der Zeit ändert sich der Ton von „Immaculate“. Die unbefleckte Empfängnis lässt den Film zunehmend abdrehen. Der orientiert sich überdeutlich in Richtung Exploitation. Splatter und Gore finden ihren Weg in die Erzählung. Nasse Kleider kleben dekorativ an Frauenleibern und geben beinahe unverstellt den Blick auf die Vorzüge von Frau Sweeney und ihren Co-Stars frei. Zungen werden abgeschnitten, Brandzeichen gesetzt und irgendwann wird das große Ganze hinter „Immaculate“ enthüllt. Jetzt wird es trashy, auf eine äußerst unterhaltsame Art und Weise.

Und es fallen schöne Sätze wie „Wenn es nicht Gottes Wille ist, warum verhindert er es dann nicht?“. Genau. „Immaculate“ legt noch einmal zu mit dem Blutgehalt, Köpfe werden zerstört und Menschlein angezündet, alles im Namen des Heilands. Das Tempo des mit 90 Minuten ohnehin nicht langen Streifens zieht noch einmal brutal an und in den letzten Minuten darf Frau Sweeney so heftig das Kino zusammen schreien, dass es noch lange in den Ohren nachhallt.

Nonnenhorror mit Sydney Sweeney

Cecilia wird wie ein Wunder behandelt.

Ein brutales und provokantes Finish, das einen mit einigen Fragen alleine lässt, schickt einen dann in den Abspann. Leider ist man da trotz des bislang eigentlich schön kaputten Verlaufs ein wenig enttäuscht. Denn Regie und Drehbuch verpassen eine finale Steigerung. Ein letztes großes Abdrehen. Und das, wo mit den Katakomben unter dem Kloster ein tolles Setting für das Finale aufgefahren wird. Blöderweise passiert in dem nichts mehr, was den Film zum Highlight hätte machen können.

Sydney Sweeney schlägt sich in „Immaculate“ wacker. Wenngleich sie meines Erachtens lange braucht, um den Zuschauer richtig zu packen. Mich hat sie erst im letzten Drittel erreicht, als sie ihren Leidensweg durchzumachen beginnt. Vorher wird ihr vor allen von den Nebendarstellern mehrfach die Butter vom Brot genommen. Vor allem Benedetta Porcaroli als Schwester Gwen hätte ich viel mehr Screentime gegönnt. Die restlichen Darsteller der zu weiten Teilen in Italien gedrehten Produktion schlagen sich ebenfalls ordentlich.

„Immaculate“ macht – mit angepassten Erwartungen – wirklich Spaß

Die Legende will, dass Sydney Sweeney bereits vor zehn Jahren für diesen Film vorgesprochen haben soll, der dann aber nicht zustande kam. Sie hat die Idee wohl Jahre mit sich herum getragen, jetzt ihre aktuelle „Marktmacht“ genutzt, sich selbst zur Produzentin gemacht und die Entstehung des Filmes vorangetrieben. Ein Kampf, der sich für Freunde der nicht ganz geschmackssicheren Unterhaltung definitiv gelohnt hat.

Denn „Immaculate“ beschreitet nur anfänglich vermeintlich bekannte Genre-Pfade und strampelt sich ziemlich schnell frei. Findet einen eigenen Rhythmus und einen eigenen Weg – und der mündet gerne mal in trashy Gefilde. Hier kostet der Film dann exploitativ seine neuen Freiheiten aus. Es wird blutig und brutal und die Geschichte wird herrlich gaga. Leider fehlt eine finale Eskalation. Ein totales Abheben. Und auch in Sachen Sex und Erotik hätte sich „Immaculate“ gerne ein Beispiel am bereits erwähnten „Benedetta“ beziehungsweise am Nunsploitation-Genre an sich nehmen dürfen.

Das atmosphärisch stimmig inszenierte und eine ordentliche Grundspannung aufweisende Ergebnis ist trotzdem extrem unterhaltsam geraten und eine willkommene Abwechslung zum aktuell in den Kinos laufenden Horror nach immer gleichem Muster.

7 von 10

Der Film läuft seit dem 4. April 2024 in den deutschen Kinos. Er kommt von Capelight Pictures und ist mit einer wohlverdienten Freigabe ab 18 ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 4.4.2024 im Kino

Tagged as: , , , , , , , , , ,

Wie Viele Actionnerds gibt es?

  • Keine Sorge, du bist mit deiner Vorliebe nicht allein! Uns besuchten bereits 16847313 andere Actionnerds