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Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin

Originaltitel: Rebel Moon – Part Two: The Scargiver__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Zack Snyder__Darsteller: Sofia Boutella, Ed Skrein, Michiel Huisman, Djimon Hounsou, Doona Bae, Ray Fisher, Anthony Hopkins, Staz Nair, Fra Fee, Cleopatra Coleman, Stuart Martin u.a.

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Das Poster von “Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin”.

Skynet kann ein Liedchen davon singen: Manchmal laufen die Dinge einfach nicht so wie geplant. Da schickst du deinen tödlichsten Terminator, um einen einfachen Auftrag auszuführen, und er wird kurzerhand per Luftpost als Metallklumpen an die Basis zurückgeschickt. Aber deswegen aufgeben? Keine Chance. Ab in die Regenerationskammer und zurück auf Anfang. Terminator 2 – Tag der Abrechnung.

„Rebel Moon – Die Narbenmacherin“ beginnt unmittelbar dort, wo „Kind des Feuers“ endete, und doch beginnt er dort, wo auch „Kind des Feuers“ begann – auf Veldt, dem von unbeugsamen Farmern bevölkerten Mond, der nicht aufhört, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Eine beispiellose Selbstdemontage dieser frisch in die Filmgeschichte geschlüpften Weltraumsaga schlägt sich binnen weniger Minuten Bahn. Nachdem der gerade erst (buchstäblich) am Boden zerstörte General Noble (Ed Skrein) als Collage zu den Schlüsselbildern aus „Star Wars – Episode III“ wieder zusammengeflickt wurde, steigt er aus seinem Raumschiff und betritt den fruchtbaren Boden Veldts, als sei alles Vorherige nur ein schlechter Traum ohne Bedeutung gewesen. Die Fortsetzung negiert das Original, und das Feuilleton ist nicht mehr vonnöten, um ihm seine Relevanz abzusprechen. Das schafft Weltenbauer Snyder ganz alleine, indem er fröhlich revidiert, was er gerade erst auf das Publikum losgelassen hatte.

Wer möchte, kann also die giftigen Blicke einer gemeinsam erlebten Vergangenheit zwischen Ed Skrein und Sofia Boutella einfach ignorieren und so tun, als wäre dies hier der Auftakt. Besser wird es dadurch freilich nicht; ganz im Gegenteil. Kaum auszumalen noch im Dezember, dass man dem planlosen Planet Hopping zwecks Rekrutierung einer interstellaren Suicide Squad mal nachtrauern würde, doch dort unten, inmitten warm leuchtender Agrar-Romantik, umhüllt von den weichen Konturen bekömmlicher Caro-Kaffee-Landschaften, da beginnt man sich doch tatsächlich nach dem chaotischen Sternenchaos des Vorgängers zu sehnen.

Snyder muss wohl einige Male zu oft die besinnlichen Hobbit-Momente aus Peter Jacksons „Herr der Ringe“- und „Hobbit“-Trilogien konsumiert haben, anders lässt sich nicht erklären, wie er auf die Idee kommt, kostbare Filmminuten darauf zu verschwenden, die zentralen Charaktere in nostalgischer „Wisst ihr noch“-Laune an einem Tisch zu versammeln und in Rückblenden schwelgen zu lassen.

Selbstgebasteltes von Etsy wird da an die tapferen Krieger verteilt, es muss einstehen für das undurchdachte Zerrbild einer vermeintlich tief in Traditionen verankerten Kultur, die nicht halb so gut vermittelt wird, wie Snyder das gerne hätte, und die wahrscheinlich auch er selbst nur halb so gerne mag, wie sie es verdient. Es sind unerträglich lange Minuten, in denen fehlende Substanz die Zeit zerfließen lässt wie zähen Kaugummi. Mit den Kontrasten zwischen Zeiten des Kriegs und des Friedens, die Jackson noch so meisterhaft einander gegenüberzustellen wusste, hat all das herzlich wenig zu tun, und ebenso wenig reicht es, zwei Silhouetten in eine Einstellung vor dem purpurnen Himmel mit planetaren Ringen zu zwängen, um mit ihnen Romantik zu forcieren.

Schaut in den Trailer

Eine wahllose Verkettung von Standbildern und Zeitlupen, in deren Trägheit krampfhaft nach Tiefe gesucht wird, bleibt bei „Die Narbenmacherin“ auch im Anschluss Trumpf. Insbesondere betrifft das die Rückblenden, die einzig zu dem Zweck gedacht sind, kurze Sneak Peeks auf weitere Orte und Zeiten dieses Universums zu ermöglichen. Der Regisseur versucht sich in diesen kurzen Momenten als Erschaffer von Gemälden, die er nicht mühsam kontextualisieren muss, um sich an ihrer isolierten Wirkung zu erfreuen: Ein Trauerzug mit einem weißen Greif, ein Königsmord, ein Sturz von einem Gebäude, während um die Selbstmörderin herum die Welt untergeht. Poetisch gemeinte Augenblicke, die sich letztlich aber oft bloß als Selbstzitate entpuppen und in der Ausführung manchmal sogar an die stilistischen Mittel von Komödie und Parodie anknüpfen, ohne vom erbarmungslosen Ernst des Erzähltons abzulassen – wir reden hier schließlich immer noch vom nächsten großen Ding nach „Star Wars“, und so etwas hat ja schließlich Ehrfurcht verdient.

Das eigentliche Geschehen spielt sich derweil durchgehend auf Veldt ab, und wenn man die Wiederholung des bereits Gesagten als Trial and Error begreift, schneidet der General beim zweiten Versuch letztlich noch erbärmlicher ab als beim ersten, schafft er es doch nicht einmal mehr, die Auseinandersetzung auf einen anderen Standort zu verlagern. Snyder beginnt mit kleinen Kniffen aus Kriegs- und Gefängnisfilmen zu spielen; verborgene Tunnel, taktische Überrumpelungsmanöver und Harakiri-Einsätze bestimmen das Bild, derweil Doona Bae, Michiel Huisman und Sofia Boutella die militärische Großoperation um explodierende Raumschiffe und Laserschussgefechte gelegentlich mit den individualistischen Einflüssen des Samuraifilms (Schrägstich Jedi-Films) aufpeppen. Djimon Hounsou scheint nur dabei zu sein, um im Moment des Erfolgs zu jubilieren oder im Moment der Niederlage die Augen vor Entsetzen aufzureißen, fast wie der Edelfan, der sein Sportteam durch alle Höhen und Tiefen begleitet, ohne selbst am Spiel teilnehmen zu dürfen.

Aufregend oder spektakulär ist das aber nie, wofür es eine ganze Handvoll Gründe gibt: Weder werden die Figuren auch nur ansatzweise mit Schichten versehen, die sie menschlich machen würden, noch ist der Krieg durch die dicke Plane aus Künstlichkeit anderweitig greifbar. Der Spannungsaufbau versagt seinen Dienst, die Dialoge sind ein Rauschen im Wind, die Musik ebenso pompös wie aufgeblasen. Erneut wurden auch die Gewaltspitzen gewaltsam amputiert.

Zudem hat man das Gefühl, mit den Resten vom Boden des Schneideraums abgefertigt zu werden, weil das schlecht montierte Material ganz offensichtlich von den Sessions stammt, in denen auch Teil 1 gedreht wurde. Fatal ist aber vor allem, dass nichts, was Snyder im ersten Drittel zum Preis der Ereignislosigkeit installiert, sich dazu eignet, die nachfolgende Action mit einem Unterbau zu versehen. Und so verbringt man die Zeit in einem Zustand der Passivität, während das Feuerwerk nur so vorbeirauscht und sich Geschichte nur vier Monate später wiederholt.

Wer soll denn da noch Lust haben auf die anstehenden Extended Cuts? „Kind des Feuers“ war in der Kinofassung schon ein Lustkiller erster Güte, doch mit „Die Narbenmacherin“ unterzeichnet Zack Snyder seine endgültige Bankrotterklärung. Das an sich abgeschlossene, dann aber doch wieder offene Ende lässt Schlimmes befürchten für die Zukunft. In gewisser Weise trägt dieses Scheitern eines einstigen Regie-Wunderkinds aber auch eine wertvolle Erkenntnis in sich: Eine Idee wie „Star Wars“, die so einfach und zugänglich wirkt, als könne man sie auch selbst erdacht haben, lässt sich nicht ohne Weiteres auf ein beliebiges neues Universum übertragen. Dazu braucht es echte Visionen, gutes Timing und eine glückliche Fügung der Umstände. Für „Rebel Moon“ stehen die Sterne hingegen denkbar schlecht.

Gute
2 von 10

Ab sofort ist „Rebel Moon – Teil 2: Die Narbenmacherin“ bei Netflix abrufbar… und damit noch vor Veröffentlichung des Extended Cuts von Teil 1, der eventuell im Sommer folgen soll. Anderweitige Auswertungsformen sind derzeit nicht zu erwarten.

Sascha Ganser (Vince)

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