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Gallowwalkers

Originaltitel: Gallowwalkers__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Andrew Goth__Darsteller: Wesley Snipes, Riley Smith, Kevin Howarth, Tanit Phoenix, Steven Elder, Patrick Bergin, Dallas Page, Jenny Gago, Alex Avant, Hector Hank u.a.
Gallowwalkers

Wesley Snipes jagt Untote im Wilden Westen in “Gallowwalkers”

Eines Tages wird die Frau von Aman von einer Horde marodierender Outlaws vergewaltigt. Spätestens als sie kurz darauf ihren Verletzungen erliegt, schwört Aman Rache für diese Untat. Zu seinem Glück wurden die Bösewichter von den örtlichen Behörden festgesetzt. So muss sich Aman nur noch Zutritt zu dem lokalen Gefängnis verschaffen, wo er die Vergewaltiger samt und sonders hinrichtet. Leider ist Aman bei seinem Rückzug unvorsichtig, übersieht einen Gesetzeshüter und fängt sich eine tödliche Kugel ein. Die Mutter Amans, in den schwarzen Künsten bewandert, schließt einen Packt mit den mächtigsten Kräften überhaupt. Diese erlauben es Aman, zurückzukehren, allerdings nur unter der Vorgabe, dass all die Bösewichter, die Aman zuletzt gerichtet hat, ebenfalls zurück auf die Erde dürfen. Als untote „Lebewesen“. Der Revolverheld muss nun noch einmal seine Rache vollziehen. Keine leichte Aufgabe, denn die Untoten lassen sich nicht wirklich leicht erledigen und sie rekrutieren immer neue Gefolgsleute…

Viel wurde bereits über „Gallowwalkers“ geschrieben. 2006, und damit weit vor Wesley Snipes’ Knastaufenthalt wegen Steuerhinterziehung, wurden die meisten Szenen des Filmes abgedreht. 2008 beraumte man Nachdrehs an, um 2010 festzustellen, dass man irgendwie immer noch nicht so richtig fertig war. Also wurde der Film auch die folgenden drei Jahre, während denen Snipes einsaß, zurückgehalten, um ihn parallel zur Freilassung von Wesley Snipes als Comeback zu lancieren. So zumindest die offizielle Erklärung. Doch nach über sieben Jahren Produktionszeit, muss man sich nicht wundern, dass sich mehr und mehr jene Stimmen mehrten, die raunten, dass der Film wohl noch aus ganz anderen Gründen zurückgehalten wurde. Man kennt ja die Legende um die Giftschränke der Studios. Erste Reviews kündeten dann davon, dass die Giftschrankvariante wohl die wahrscheinlichste Theorie darstellt. Ganz so übel ist „Gallowwalkers“ aber definitiv nicht geworden…

httpv://www.youtube.com/watch?v=5M_8eIIaBRQ

Gallowwalkers

Cooles Outfit, coole Type, Wesley Snipes als Aman in “Gallowwalkers”

Zum einen ist er nämlich eine herrlich schräge Räuberpistole geworden, die beständig ein Hauch von Trash umweht. Da ist eine große Rachegeschichte, eine Art Faustischer Pakt, Untote, die beständig Menschen killen müssen, um deren Haut als „Kleidung“ nutzen zu können, und mittendrin ein anscheinend ebenfalls untoter (so genau wird das nie geklärt) Held, der sich extrem rigoros durch die Gegnerhorden schnetzelt. Das ist die Grundlage für ein paar sehr effektive, durchaus breit ausgespielte Splattereffekte und flotte Shootouts. Das Ganze steigt in einem nach wie vor unverbrauchten, sehr gut funktionierendem Westernsetting. Und auch wenn Zombies bzw. Untote im Wilden Westen nichts Neues mehr sein mögen, sind sie für das Westerngenre immer noch ungewöhnlich genug, um für etwas frischen Wind zu sorgen. Man hätte sich allerdings eine etwas klarere Abgrenzung gewünscht: Sind die Untoten Dämonen? Vampire? Zombies? So richtig eindeutig kann man das nie zuordnen.

Seine Hausaufgaben hat vor allem die Optikfraktion des Streifens gemacht, denn „Gallowwalkers“ erinnert in vielen Bildkompositionen an die großen Streifen des Western- und dabei vornehmlich des Spaghetti-Westerngenres. Breiteste Panoramabilder mit sorgfältig ausgewählten Bildausschnitten, eindrucksvolle Zooms und eine elegische Bildsprache lassen vor allem die kargen Landschaften des Drehortes Namibia förmlich erstrahlen. So staubtrocken und eindrucksvoll schön war schon lange kein Western mehr. Auch die Inszenierung der Shootouts mit Standoffs, im Wind wehenden Kleidungsstücken, herangezoomten Augenpaaren und zuckenden Handrücken zeigt, dass zumindest der Kameramann definitiv wusste, was er bei „Gallowwalkers“ tat.

Gallowwalkers

Raue Sitten im Wilden Westen …

Da kann das Drehbuch, egal wie angeschrägt es auch sein, nicht wirklich mithalten. Das verwechselt nämlich recht früh Elegie mit Langeweile und so schleichen sich einige sehr zähe Momente in den Film, die unruhige Blicke gen Armbanduhr zur Folge haben. Auch hätte man den Film sehr gerne chronologisch geradliniger ablaufen lassen können, denn die eigentliche Geschichte von „Gallowwalkers“ hätte den Film mühelos getragen, auch ohne pseudokomplizierte Handlungsentwicklung. So zieht sich „Gallowwalkers“ vor allem im Mittelteil sehr und nachdem er seinen Showdown im eigentlichen Sinne lanciert hat, findet er kein rundes Ende und muss noch einen Zweitshowdown nachschieben, der dem ersten aber nicht das Wasser reichen kann. Ebenso wird kaum eine Figur tiefergehend beleuchtet. Selbst Aman bleibt kaum mehr als eine leblose Hülle. Erstaunlich ist beispielsweise, dass Aman mit seinem Schicksal niemals zu hadern scheint und ihn das Ableben seiner Geliebten doch erstaunlich kalt lässt. Wenn er sich dann mitten im Film noch einen Kompagnon rekrutiert, der für den Film aber keinerlei Zweck hat und vollkommen überflüssig anmutet, wird es in Sachen Charakterzeichnung richtig fatal. Selbst den Bösewichtern gesteht man keinerlei Form von Motivation zu, was sie gefühlt sehr unpräsent und damit auch ungefährlich wirken lässt. Gefahr geht von ihnen sowieso kaum aus. Was sich freilich auch in Sachen Spannung auswirkt. Davon hat „Gallowwalkers“ eigentlich gar nichts zu bieten.

Gallowwalkers

Bösewicht Kansa will nicht so leicht sterben …

Wesley Snipes wirkt in dem Film deutlich motivierter als noch in „Blade 3“ und den diversen nachfolgenden DTV Produktionen. Ihm steht das Westernoutfit genauso gut wie die Attitüde des Lonesome Hero. Merkmale wie coole Dreadlocks und ein weiß eingefärbter Kinnbart sind echte Hingucker und verleihen Snipes’ Aman eine sehr coole Aura. Auch sein Make Up bei seinem Rachefeldzug rockt cool. Die restlichen Darsteller des Streifens sind rundweg meistens unbekannte Nasen. Robert Patrick („Robin Hood – Ein Leben für Richard Löwenherz“) und Tanit Phoenix („Death Race 2“ und „Death Race: Inferno“) geben sich mit kleinen und kleinsten Rollen zufrieden. Kevin Howarth („The Last Horror Movie“) als Oberbösewicht profitiert zumindest von seinem ebenfalls recht coolen Äußeren.

Actiontechnisch wird das westernübliche Standardrepertoire geboten. Shootouts, Mano a Mano Duelle, Pferdestunts, größere Ballereien und kleine Kloppereien gehen in angenehmer Folge auf den Zuschauer hernieder. Leider zeigt Snipes nichts von seinen Capoeira-Fähigkeiten und liefert sich nur einen kleinen Boxfight mit einem beeindruckenden Gegner (verkörpert vom Wrestler Dallas Page). Die eigentlichen Highlights der Action setzen aber die Finisher, denn hier rutscht „Gallowwalkers“ häufiger ins Splattrige ab. Da werden saftige Kopfschüsse gesetzt, Köpfe komplett zerschossen, Köpfe mit Wirbelsäule dran aus dem Körper gerissen und werden menschliche oder untote Körper mit Kugeln und Stichwaffen perforiert. Die Splattereffekte stammen dabei vornehmlich aus dem Rechner, sind allerdings mehr als ansehnlich umgesetzt.

Was an „Gallowwalkers“ ein wenig ärgert, ist, dass er aus seinen Bösewichtern nicht mehr macht. In Gestalt von ein zwei oder drei Figuren entstehen hier nämlich wirklich beeindruckende und auch wundervoll seltsame Gegner für Aman, die es erst einmal niederzuringen gilt. Auch vermisst man eine griffige Mythologie für die Bäddies. Dass die Geschichte etwas zu verklausuliert aufgezogen ist und leider ins Langweilige abdriftet, habe ich schon erwähnt, ebenso, dass der Film aufgrund seiner Optik ordentlich Boden gut macht. Leider tönt unter den tollen Bildern aber ein schrecklich banaler, elektronischer Score, der in keinster Weise an die großen Vorbilder heranreicht und einfach nur billig wirkt. Die solide Performance von Snipes, einige coole Ideen, die derben Effekte und einige wirklich hübsche Actionszenen machen den Film zu einem netten Filmsnack für Zwischendurch. Ein „Blade“ im Wilden Westen ist am Ende aber leider nicht herausgekommen.

Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Ascot Elite und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Interviews zum Film und eine B-Roll findet man in der Extras-Abteilung.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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