In „Sniper: Reloaded“ tritt Chad Michael Collins erstmals in die Fußstapfen von Tom Berenger, hier unterstützt von Billy Zane. Bei seinem ersten Auftritt als Brandon Beckett gerät Collins bei einer UN-Friedensmission in einen Sniper-Hinterhalt und überlebt nur knapp. Um seine Kameraden rächen zu können und die Hintergründe des Attentats aufzudecken, muss er seinem Vater nacheifern und selbst zum Scharfschützen werden.
Originaltitel: Sniper: Reloaded__Herstellungsland: USA/Südafrika/Deutschland__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Claudio Fäh__Darsteller: Chad Michael Collins, Billy Zane, Annabel Wright, Richard Sammel, Justin Strydom, Hlomla Dandala, Rob Fruithof, Kayla Privett, Conrad Kemp, Patrick Lyster u.a. |
Brandon Beckett, Sohn des legendären Scharfschützengottes Beckett, ist mit einer UN-Friedensmissionseinheit im Kongo unterwegs, um einen ausländischen Farmer vor einer unmittelbaren Bedrohung durch kongolesische Rebellen zu beschützen. Auf dem Anwesen des Farmers wird die Einheit Becketts von einem Scharfschützen gestellt. Mann um Mann schaltet der Scharfschütze aus. Nur Beckett überlebt. Er wird von einem Jäger gefunden und wieder aufgepäppelt. Gemeinsam kehrt man zur Farm zurück und findet hier die Tochter des Farmers lebend auf. Diese berichtet, dass ihr Vater mit allen möglichen Parteien des tobenden Konfliktes Handel betrieben habe. Vor allem wäre es um Waffen gegangen. Die drei kehren in das Lager des Jägers zurück, das gerade von Rebellen verwüstet wird. Diese nehmen auch die Kinder mit, um die sich der Jäger lange Zeit kümmerte, damit sie nicht zu Kindersoldaten umerzogen werden konnten. Kampfeslustig hängt sich der Jäger an die Fersen der Rebellen, während Beckett zu seiner Basis zurückkehrt. In seinem Schlepptau das Mädchen des Farmers. In der UN-Basis entwickelt Beckett den Plan, dem Jäger zu helfen und nebenbei seine Männer zu rächen, indem er den Scharfschützen ausschaltet. Dieser scheint seltsamerweise aus UN-Reihen zu stammen! Beckett vermutet ein weitreichendes Komplott … unverhoffte Hilfe auf seinem Rachefeldzug erhält er von einem alten Bekannten seines Vaters …
„Sniper“ kann wohl als kleiner Kultklassiker des Genres bezeichnet werden. Straighte Action, coole Bilder, ein souveräner Tom Berenger und die faszinierende Mentalität der präsentierten Scharfschützen aus Passion wissen ein ums andere Mal zu begeistern. Teil II, Jahre später nachgeschoben und billig im Ostblock runtergekurbelt, gemahnte an einen Schlag in die Fresse jedes Fans des Originals, während sich Teil III wieder als grundsolide Actionkost entpuppte, in der auch Tom Berenger wieder deutlich motivierter wirkte. Da konnte ein vierter Teil gerne kommen. Dieser trägt nun den Titel „Sniper: Reloaded“ und man ahnt es: Ein Neuanfang soll gemacht werden. Darum konzentriert man sich nun auf Becketts Sohn, wohl auch, weil der gute Tom sicherlich keine Lust mehr hatte, sich für einen weiteren Actionkracher in glaubwürdige Soldatenform zu bringen.
Und so folgen wir nun seinem Sohn. Dieser ist ein simpler Marine in UN-Diensten, was gleich zu Beginn die Erwartungen an den Film herunterschraubt, denn die Scharfschützenmentalität, die im ersten Teil noch so cool abgefeiert wurde, spielt in „Sniper: Reloaded“ keine wirkliche Rolle mehr. Was natürlich schade ist und den „Reboot“ des Franchises in arg beliebige Fahrwasser gleiten lässt. Glücklicherweise verkommt der Streifen nun aber zu keinem Hohelied auf die Marines oder die Amerikaner, da Brandon Beckett nur als Teil der UN agiert und dementsprechend das Weltpolizeitum der USA keine wirkliche Rolle spielt. Vielmehr wird der Streifen flott zu einer persönlichen Rachegeschichte, bei der der Marine auf einen Könner der Scharfschützenzunft trifft und versuchen muss, dessen Achillesferse zu finden.
Schaut euch den Trailer zu „Sniper Reloaded“ an
Als Hilfe agiert Billy Zane („Deception“) in einer nur kleinen Rolle, ruft aber aufgrund seiner bloßen Präsenz viele positive Assoziationen an den ersten Teil hervor und bringt auch Berengers Figur immer mal wieder zur Sprache, weshalb sich „Sniper: Reloaded“ in diesen Momenten auch wirklich wie ein Teil des Franchises anfühlt. Leider nutzt man Zanes Rolle nicht, um Brandon Beckett zum Sniper auszubilden. Interessante Trainingssequenzen wären sicherlich die Folge gewesen und hätten den Mittelteil hundertprozentig aufwerten können. Doch man verschenkt diese Möglichkeit und setzt stattdessen auf belanglose Dialoge, ein paar tolle Bilder des afrikanischen Kontinents und eine bemühte Liebesgeschichte. Kurzum: Im Mittelteil hängt der Actionfilm komplett durch. Im Grunde passiert gar nichts und auch Action will es einfach keine geben. In diesem Abschnitt fällt dann auch heftig auf, dass Chad Michael Collins („Dead Zone Z“) der Charakterfresse Tom Berenger nicht ansatzweise das Wasser reichen kann. Und auch Billy Zane stiehlt ihm geradezu beiläufig die meisten Szenen. Obendrein wirkt der arg bubihaft herüberkommende Darsteller in den ersten Minuten extrem fehl am Platze, denn von einem kantigen und harten Marine hat er nicht viel.
Glücklicherweise ändert sich das mit zunehmender Laufzeit ein wenig. Denn wenn Collins in Action ist, weiß er durchaus zu gefallen. Schon erstaunlich, was ein wenig Dreck im Gesicht an Härte bringen kann. Ansonsten hat der Mime Berengers Anlage seiner Figur anscheinend gut studiert, denn mitten im Gefecht holt er plötzlich Berengers kultigste Schussstellungen hervor und nietet die Halunken um. Damit wären wir bei der Action. Hier hat es drei größere Scharmützel. Keines davon setzt irgendwie auf Sniperduelle, stattdessen gibt es hübsche Shoot Outs, in denen mit allen möglichen Waffen das Halunkenpack blutspritzend und teils recht harsch umgenietet wird. Dank der Anwesenheit von Zanes Figur gibt es sogar Trickschüsse durch Häuserwände mit fatalen Folgen. Das ist alles sauber umgesetzt und hat auch einige sehr hübsche optische Momente, etwa wenn Regisseur Claudio Fäh („Beyond Valkyrie“) die Kamera an den Lauf der Kamera klemmen lässt und diese dann den Träger der Waffe filmt. Hierbei entstehen sehr eigenwillige Momentaufnahmen.
Was der Action fehlt, sind ein paar spektakulärere Momente wie Explosionen oder Car Chases. Die Konzentration auf reines Geballer lässt die Actionszenen leider alle recht ähnlich wirken. Und auch die unter der Action laufende Musik will nicht wirklich fesseln. Gemessen am aktuellen Genrestandard kann man sich aber actiontechnisch wahrlich nicht beschweren, vor allem da der Showdown ordentlich Laune macht. Dennoch hätte es im Mittelteil noch mindestens eine Actioneinlage mehr dringend gebraucht. Weniger gebraucht hätte man den Epilog, der noch mal in wenigen Minuten zusammenfasst, was in den Minuten zuvor passiert ist und fast so wirkt, als traue man dem Actionzuschauer nicht zu, dass er kapiert hat, was da gerade die 80 Minuten vorher an ihm vorbeigerast ist. So komplex ist der Film dann wahrlich nicht meine Herren!
Was bleibt ist ein Anhängsel ans „Sniper“-Franchise, das leider den großen Fehler macht, den Scharfschützenaspekt viel zu sehr in den Hintergrund zu rücken. Spätestens wenn man merkt, dass die Taktiken und Aktionen des fiesen Snipers interessanter sind als der gesamte Film, wird einem das schmerzlich bewusst. Zumindest müht sich der neue „Sniper“ redlich, dem zumindest auf einem Foto gezeigten Berenger kann sein junger Ersatz aber wahrlich nicht das Wasser reichen. Dafür bringt Billy Zane ein paar schöne Momente in den Film, die fast schon wehmütig an den ersten Teil anknüpfen. Die Geschichte der Chose ist zweckdienlich, neigt im Mittelteil aber zum Labern. Optisch sind die Bilder des schwarzen Kontinents eine wahre Zierde und auch in der Action weiß des Regisseurs Optikansatz zu gefallen. Die präsentierte Action ist hart und flott umgesetzt, lässt aber spektakuläre Elmente missen. Solide B-Action … nicht mehr, nicht weniger …
In diesem Sinne:
freeman
…
Sieben Jahre nach dem „Sniper 3“ wagte sich Sony an eine Neubelebung der Reihe, wobei der Titel „Sniper: Reloaded“ auf den ersten Blick wie ein Anwanzen an „Matrix Reloaded“ klingen mag, auf den zweitem aber passend erscheint: Suggeriert das „Matrix“-Sequel das Neuladen eines Computerprogramms, so tut die „Sniper“-Fortsetzung mit dem Nachladen eines Gewehrs.
Aber auch in Sachen Hauptfigur wird nachgeladen, denn der in den Vorgängern von Tom Berenger verkörperte Thomas Beckett hat sich aufs Altenteil zurückgezogen. Doch er hat einen Sohn namens Brandon (Chad Michael Collins), der Sergeant ist und aktuell bei einer UN-Friedensmission im Kongo Soldaten für den Kampf gegen bewaffnete Rebellen ausbildet. Beckett jr. ist bewusst als Teilweise-Gegenstück zu seinem Vater angelegt: Brandon ist kein Scharfschütze, obwohl er von Papa viel darüber gelernt hat, sondern bevorzugt das offene Kampfgeschehen. Fast schon etwas verächtlich blickt er auf die Sniper-Tätigkeit seines Vaters. Zum Team im Kongo der gehört auch der beste Kumpel Brandons und man ahnt bereits, was folgen wird.
Zur Katastrophe kommt es, als das Team einen Farmer evakuieren soll, dessen Grundstück von einem Rebellenansturm bedroht ist. Der Mann weigert sich anfangs, dann wird das Team von einem Scharfschützen unter Feuer genommen. Der Farmer, der beste Freund und fast alle anderen Teammitglieder überleben den Hinterhalt nicht und auch Brandon nur deshalb, weil er schwer verwundet und für tot gehalten wird. Es ist fast so, als ob all seine Antipathien gegen und all seine Vorurteile über das Handwerk des Scharfschützen sich hier auf schlimmste Weise manifestieren, ehe er mit Hilfe eines Jägers überleben und zur Basis zurückkehren kann.
Als weitere Verbindung zur Reihe taucht dort Richard Miller (Billy Zane) auf – Protegé von Beckett sr. im ersten „Sniper“ und mittlerweile selbst Scharfschützenausbilder. Er will Brandon dabei helfen seine Teamkameraden zu rächen und mehr über die Hintergründe des Anschlags zu erfahren, hat er den gegnerischen Schützen doch selbst trainiert…
Man kann „Sniper: Reloaded“ mit Blick auf die kommenden Sequels fast weitsichtig nennen, auch wenn das vielleicht gar nicht so geplant war. In der Rückschau wirkt er beinahe wie die Origin Story eines neuen Regulars der Filmreihe. Brandon wird hier vom Soldaten zum Sniper, unter anderem durch die Anleitung von Miller, auch wenn es kaum Ausbildungs- und Trainingsszenen gibt. Miller wiederum garantiert nicht nur den Bogen zum Original, sondern sorgt mit markigen Sprüchen auch für etwas humoristische Auflockerung, siehe seinen Kommentar zum In-die-Hose-Strullen, wenn man als Sniper lange warten muss. Der Drehort Südafrika bot nicht nur vergleichsweise viel für den kleinen Direct-to-Video-Budget-Geldbeutel, sondern sieht auch schick aus, mit seinen Landschafts- und Tieraufnahmen, die Regisseur Claudio Fäh („No Way Up“) immer wieder einstreut. Obendrein ist er ein sinniges Handlungsort für die Geschichte aus der Feder von John Fasano („Und wieder 48 Stunden“).
Der Plot ist allerdings nichts Besonderes. Im Grund bilden die beiden Duelle mit dem gegnerischen Sniper den Rahmen des Films, den Fasano dann mit Fleisch füllen muss. Und das ist bisweilen reichlich mager. Denn im Mittelteil passiert wenig von Belang, weshalb „Sniper: Reloaded“ noch einen Subplot um Kinder einbaut, die von dem Jäger beschützt und von den Rebellen als potentielle Soldaten entführt werden, weshalb sie gerettet werden müssen. Das führt zu etwas Action in Form von zwei Scharmützeln, ist aber insgesamt von Bedeutung, weil sich Jäger und Kinder danach sang- und klanglos aus dem Film verabschieden. Außerdem gibt es noch den holprigen Versuch einer Beziehungskiste, wenn Lieutenant Ellen Abramowitz (Annabel Wright), die das Fiasko untersucht, in Rekordzeit mit Brandon in die Kiste steigt. Gleichzeitig ist da noch die Frage, ob es einen Verräter im Team gibt. Ist Ellen etwa nicht die, die sie vorgibt zu sein? Ist etwa der UN-Kommandant Colonel Ralf Jäger (Richard Sammel) in die Sache verwickelt oder vielleicht jener einheimische Soldat, der den Hinterhalt wie durch ein Wunder unverletzt überlebt? Des Rätsels Lösung ist dann allerdings die Standardklischeekiste, die Hintergründe des Ganzen nicht allzu aufregend, sodass sich Thrill und Überraschungen in Grenzen halten.
Die Action kommt dann auch nicht im Übermaß vor, ist aber von Fäh souverän inszeniert, wenn es denn rund geht. Der Hinterhalt besteht natürlich zum größten Teil daraus, dass Brandons Team vom gegnerischen Sniper dezimiert wird, hat aber einige blutige Einschüsse zu bieten. Bei den beiden Actionszenen um den Jäger, seine Schützlinge und Brandon als Verstärkung geht der Bodycount in die Höhe, wenn zwei Meisterschützen mit überlegenen Waffen und guter Taktik kleinere Trupps ausschalten, auch wenn das alles gern etwas länger gehen dürfte. Dafür liefert der Showdown dann ordentlich ab, wenn Beckett und Miller erst angreifende Rebellen dezimieren und es danach zum Sniper-Duell zwischen Brandon und dem Schurken kommt, das mit Spannung, Tricks und Finten aufwarten kann. Das vorige Gefecht mit den Rebellen sorgt dann für mehr Schauwerte, gerade wenn Miller mit einem Kaliber-50-Gewehr dafür sorgt, dass auch Hauswände keine ausreichende Deckung mehr bieten.
Chad Michael Collins („Company of Heroes“) gibt hier zum ersten Mal Brandon Beckett und muss sich noch etwas in die Rolle einfinden, da er weniger markig als in den Sequels wirkt. Einen okayen Job macht er trotzdem. Wesentlich stärker ist dagegen Billy Zane („Twin Peaks“), der trotz begrenzter Screentime die meisten Akzente setzt. Das kann auch Richard Sammel („3 Days to Kill“) als möglicherweise zwielichtiger Kommandant, während Annabel Wright („Lake Placid vs. Anaconda“) als UN-Soldatin und Justin Strydom („Outpost 37“) als schurkischer Sniper trotz nomineller Rollen wenig einprägsam agieren.
„Sniper: Reloaded“ sieht dank Claudio Fähs Inszenierung schick aus, tritt aber im Mittelteil auf der Stelle und verfügt über einen mäßig aufregenden Standardplot. Die Actionmenge ist nicht allzu üppig, inszenatorisch machen die Shoot-Outs aber etwas her, vor allem im Finale. Ein okayer Beitrag zu der Reihe, die danach so richtig produktiv werden sollte.
© Nils Bothmann (McClane)
Die deutsche DVD des Films kommt von Sony und ist ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Als Bonus gibt es Trailer.
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