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You Can’t Run Forever

Originaltitel: You Can’t Run Forever__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Michelle Schumacher__Darsteller: J.K. Simmons, Fernanda Urrejola, Allen Leech, Isabelle Anaya, Graham Patrick Martin, Andres Velez, Kevin Quinn, Olivia Simmons, Michael Spears, Alet Taylor u.a.
You Can't Run Forever DVD Cover

J.K. Simmons spielt in “You Can’t Run Forever” einen eiskalten Killer.

Nach dem Selbstmord ihres Ehemannes fand Jenny Halt bei dem sympathischen Eddie. Kurze Zeit später erwarten beide ihr erstes gemeinsames Kind. Jennys erstes Kind, eine Tochter namens Miranda, hat an dem Tod ihres eigentlichen Vaters schwer zu knabbern. Was nicht verwundert, da sie es war, die den leblosen Körper gefunden hatte. Seitdem wird sie immer wieder von Panikattacken erfasst.

Als Miranda eines Tages mit Eddie unterwegs ist, begegnen sie an einer Raststätte einem unheimlichen Biker, der sich merkwürdig verhält. Auf offener Straße beginnt der Typ dann, auf den Wagen von Miranda und ihrem Stiefvater zu schießen. Eddie wird dabei schwer verletzt. Er fährt an den Straßenrand und sorgt so dafür, dass Miranda in den nahegelegenen Wald flüchten kann. Der Biker killt derweil Eddie und beginnt eine unnachgiebige Hatz auf das Mädchen.

Schaut in den Film hinein

Survival-Thriller mit J.K. Simmons

Direkt vorweg: „You Can’t Run Forever“ ist kein guter Film. Vielmehr ist er einer dieser Streifen, bei denen man sich sehr schnell fragt, wie der namhafte Hauptdarsteller hier hineingeraten konnte. Zumal J.K. Simmons („Renegades – Mission of Honor“) in seiner bislang um die 200 Werke umfassenden Filmografie eigentlich immer recht stilsichere Entscheidungen getroffen hatte. Entsprechend lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin von „You Can’t Run Forever“ heißt Michelle Schumacher. Sie ist die Ehefrau von J.K. Simmons! Die gemeinsame Tochter Olivia spielt in dem Thriller eine Hauptrolle. Sohnemann Joe Simmons komponierte die Filmmusik. Und Michelles Bruder Randle produzierte das Familienprojekt. Natürlich hilft ein großer Name wie J.K. Simmons, Geld für ein solches Projekt aufzutreiben. Und er hilft, das Ergebnis international zu vermarkten. Der Grund für J.K. Simmons Mitwirken ist also familiäre Verbundenheit – und weniger die Qualität der Story.

Die wird von Beginn an vom Zufall getrieben. So wird J.K. Simmons Killer eingeführt, wie er irgendwelche Leute aus nicht nachvollziehbaren Gründen an einer Tankstelle erschießt. Auch die Begegnung mit Eddie und Miranda ist der pure Zufall. Während das zu Beginn durchaus reizvoll anmutet und ein wenig an „Hitcher – Der Highway Killer“ gemahnt, wird schnell offensichtlich, dass der Film ohne Freund Zufall gar nicht funktionieren würde. Und dass der Bogen mehr als einmal überspannt wird.

Isabelle Anaya wird von J.K. Simmons gejagt

Isabelle Anaya spielt die Gejagte Miranda.

Wenn etwa Miranda im vollen Sprint in den Wald rennt und Simmons Killer erst Ewigkeiten später gemütlich lostrabt, nur um nach dem nächsten Umschnitt direkt neben dem kurz pausierenden Mädchen zu stehen, wird’s schon arg unglaubwürdig. Und wenn Mirandas Mutter einfach mal so den Laptop aufklappt, random irgendwas in eine Suchmaske eingibt und sofort den Killer findet, bleibt kaum mehr als höhnisches Lachen. Eine Farce ist zudem der vollkommen unglaubwürdig herbei konstruierte Showdown. Im Übrigen trotzdem der einzige Moment, in dem „You Can’t Run Forever“ mal so etwas wie Spannung aufbaut.

Vorher sorgt die seltsam sprunghafte und unfokussierte Handlung dafür, das keinerlei Suspense entsteht. Der Film kann sich gefühlt nie entscheiden, welche Figur er dem Zuschauer nun an die Hand geben will, um ihr durch die Handlung zu folgen. So kommt Miranda und ihr Überlebenskampf nie beim Zuschauer an. Zumal dieser seltsam unproblematisch erfolgt. J.K. Simmons Killer stapft derweil einfach durch den Wald und killt wahllos Jäger, Camper und andere Menschlein, die zufällig (da haben wir es wieder) durch den Wald latschen.

Mirandas Mutter hofft und bangt, Stiefschwester Emily nervt die Cops und die sind mit der Situation komplett überfordert. Die beiden Polizisten im Film sind einem beinahe am sympathischsten, da beide Rookies sind, den eigentlichen Sheriff vertreten und das so gar nicht hinbekommen. Das wird von deren Darstellern extrem glaubwürdig rübergebracht.

Ein Lob, das man hier nicht vielen machen kann. J.K. Simmons wirkt als Killer einfach nur total gelangweilt. In den Momenten, in denen er irgendwen umnietet, kommt er immer wieder unfreiwillig komisch rüber. Dass Simmons zudem keinerlei Gelegenheit bekommt, seinen Killer irgendwie bedrohlich anzulegen, schadet dem ganzen Streifen nachdrücklich. Und sein Modus Operandi, sich nach den Morden mit den Gekillten hinzusetzen und ein wenig heile Welt zu spielen (oder sich einen runterzuholen!!!!), ist totaler Kokolores. Und die Erklärungen für sein Tun bestehen aus einer Abfolge an – ihr ahnt es – Zufällen.

J.K. Simmons als Killer in You Can't Run Forever

Gibt sich cool: J.K. Simmons als Killer.

Isabelle Anaya kann als Miranda keine Duftmarken setzen. Sie wirkt relativ unbedarft und hat einige schwache Schauspielmomente. Fernanda Urrejola („Die Faust des Condors“) spielt dafür als Jenny wunderbar intensiv und viel zu gut für den Film. J.K.’s Tochter Olivia hingegen agiert durchgehend richtig mies. Was aber auch daran liegt, dass das Drehbuch sie reichlich dumm dastehen lässt. So ist beispielsweise die von ihr zusammengetrommelte Hilfsmannschaft zur Suche von Miranda trashy as hell.

Genauso trashig mutet ein kurios (das hier für dumm steht) hergeleiteter Drogentrip an, der das bereits mehrfach erwähnte und hinreichend installierte Trauma von Miranda noch einmal bebildern soll. Hier verliert der Film den Zuschauer teils vollständig und lässt ihn auf der Couch herzhaft vor sich hin lachen.

Zumindest sieht „You Can’t Run Forever“ ganz ordentlich aus. Der bebilderte Laubwald liefert nun zwar kein überbordendes Eye Candy, aber er funktioniert. Leider wird er nicht hinreichend bespielt und darf so gut wie keine Herausforderung für Miranda und den sie verfolgenden Killer liefern. Die Musik plätschert belanglos vor sich hin, ein „Nothing Else Matters“-Coversong im Abspann lässt zumindest kurz aufhorchen. Die Umsetzung der Action ist total belanglos. CGI-Mündungsfeuer treffen auf „Peng-Peng-Du-Bist-tot“-Momente, in denen Opfer einfach umkippen. Zumindest zaubert die Maske in den darauf folgenden Szenen ein paar Blutspritzer auf die Opfer.

„You Can’t Run Forever“: Hauptsache ist, dass ihr zumindest diesem Film entkommt

Ein lustloser J.K. Simmons hangelt sich als absurd gezeichneter Killer durch diesen spannungslosen Survival-Thriller. „You Can’t Run Forever“ entwickelt keinerlei Intensität, zieht den Zuschauer nicht in seine Story hinein, ist mit 102 Minuten Laufzeit viel zu lang und beginnt mit seiner zufallsbasierten Story schnell zu nerven und zu langweilen. Wenigstens ist der Showdown in seiner Abstrusität und Überkonstruiertheit ansatzweise unterhaltsam. Ob den allerdings so viele Zuschauer tatsächlich erleben werden, ist mehr als fraglich. Denn als Couch-Potatoe ist das Weglaufen vor „You Can’t Run Forever“ verdammt leicht. Ein Druck auf den Powerknopf und man ist safe.

2 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 12. Juli 2024 von LEONINE und ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten. Extras zum Film gibt es keine. Natürlich könnt ihr den Thriller auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: LEONINE__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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