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Friday Foster

Originaltitel: Friday Foster__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1975__Regie: Arthur Marks__Darsteller: Pam Grier, Yaphet Kotto, Eartha Kitt, Carl Weathers, Rosalind Mils, Julius Harris, Tierre Turner, Scatman Crothers, Godfrey Cambridge, Thalmus Rasulala, Jim Backus, Ted Lange, Paul Benjamin, Jason Bernard u.a.

Friday Foster Banner

Friday Foster

“Friday Foster” erscheint als Nr. 17 in der “Black Cinema Collection”.

Pam Grier is Friday Foster.

Flatternde Mode im Wind. Spontan bildet sie Silhouetten und verflüchtigt sich wieder; zurück bleibt nur die Leuchtkraft ihrer Farben. Ganz unverbindlich schmiegt sie sich dabei an die Körper der vorführenden Models, die wie Bronzestatuen vor dem Publikum posieren und keine Miene verziehen. „Was ist Eleganz anderes, als das zu vergessen, was man trägt?“, soll Yves Saint Laurent einst gesagt haben, jener Modemacher, dessen Signatur gut sichtbar auf das bunte Tuch gestickt ist, das Pam Grier zu einem ihrer vielen Outfits um den Hals trägt.

Verglichen mit den kompromisslosen Hardboiled-Krimis „Coffy“ (1973) und „Foxy Brown“ (1974), durch die Grier zum Star wurde, umweht „Friday Foster“ eine schwerelose Anmut, obschon im Kontrast dazu wieder eine Welt gezeigt wird, in der man hart sein muss, um zu überleben. Die Modefotografin, die dem Film in guter Blaxploitation-Tradition ihren griffigen Namen leiht, stammt ursprünglich aus dem Comicstrip einer amerikanischen Tageszeitung. Innerhalb dieses Formats, das sich traditionell eher um Charaktere wie „Blondie“ (seit 1930) oder „Dick Tracy“ (seit 1931) dreht, gehörte sie zu den ersten afroamerikanischen Titelfiguren überhaupt. Die Eroberung besetzter Domänen ist Mitte der 70er aber eben auch eines der zentralen Anliegen des schwarzen Kinos. Es ging vielleicht weniger den Produzierenden, dafür aber umso mehr den Darstellenden um den Traum von gesellschaftlicher Verschiebung hin zu mehr Gleichberechtigung. Bei aller Leichtigkeit: Das Gewicht dieses Traums ist als Flimmern deutlich in der Atmosphäre spürbar, als Friday Foster der Statik des Zeitungspanels entsteigt und in die fließende Bewegung des filmischen Mediums eintaucht.

Grundsätzlich folgt diese Comicadaption weniger den Schemata moderner Actionfilme nach New-Hollywood-Art, wie so viele der vorherigen AIP-Produktionen, sondern fühlt sich eher in Tradition alter Private-Eye-Geschichten mit Wurzeln zu den Noirs der 30er und 40er Jahre aufgehoben, vielleicht sogar in Mystery-Thrillern und Low-Key-Kriminalfilmen, bei denen die Opfer mit ihrem letzten Atemzug einen rätselhaften Hinweis aushauchen. Eine Besonderheit ist die Hauptfigur selbst, nicht gerade eine Schnüfflerin Holmes’scher Prägung, zeigt sie sich doch von eher naivem, oder je nach Sichtweise vielleicht auch spontanem Gemüt. Selbst in unmittelbarer Gefahr neigt sie zu unbedarftem Verhalten, wodurch sie gleich zu Beginn der Handlung bereits in eine heftige Schießerei an einem Flughafen verwickelt wird. Dass Regisseur Arthur Marks im Laufe dieser ersten großen Actionsequenz eine Montage erzeugt, in der die rauchenden Knarren der Schergen mit dem Fotoapparat der knipsenden Investigativjournalistin verschnitten werden, ist ein niedliches kleines Detail, das aber eine durchaus mächtige Intension in sich birgt, denn es zeigt auf, dass hier eine Frau am Werk ist, die lieber ihre eigenen Waffen wählt als dem Weg allen Wassers zu folgen.

Never fear. Pam Grier is here!

Obwohl längst Vollprofi in ihrem Sujet, durchschnittlich immerhin mit rund drei Filmproduktionen pro Jahr beschäftigt, finden sich in Griers Spiel immer wieder Momente, in denen sie kurz aus ihrer Rolle zu fallen scheint, als hätte man auf einmal nicht mehr die Titelfigur vor sich, sondern nur noch die heitere Schauspielerin Pam, die einst aus North Carolina auszog, um den Rest des Landes als Actionheldin im Sturm zu erobern. Man mag darin schauspielerische Defizite erkennen, wenn man will, tatsächlich wird der Film gerade durch diese Momente aber erst lebendig. Man könnte sagen, es ist Grier selbst, die dem ansonsten recht steif nach etablierten Schemata aufgebauten Streifen um den Hals flattert wie das eingangs erwähnte bunte Tuch. Die zu Promo-Zwecken verwendete Tagline „Wham! Bam! Here Comes Pam!“ verdankt ihren Punch nicht lediglich einem schlichten Haufenreim, sondern der Authentizität ihres Ausdrucks auf der Leinwand. Sie hält die Handlung wie ein Wirbelwind am Leben, wenn diese zu ersticken droht.

Schaut in den Trailer

Auch wenn die Hauptdarstellerin von der ersten Minute an der eigentliche Clou in „Friday Foster“ ist, wird auch sonst nicht gerade mit klangvollen Namen gegeizt. Fast unbemerkt schleicht sich bei der einführenden Flughafenschießerei zum Beispiel Carl Weathers in die Handlung. Weathers war damals allenfalls als Footballspieler bekannt, hier steht er noch am Anfang seiner Schauspielkarriere und spielt ein Jahr vor seinem Durchbruch als Sylvester Stallones Gegner Apollo Creed in „Rocky“ (1976) eine seiner ersten Rollen überhaupt. Der spätere „Action Jackson“ hinterlässt bereits mächtig Eindruck als wortkarger „Killer in Disguise“, der in Schlüsselmomenten erscheint und dann wieder verschwindet, fast ein wenig wie Yul Brynner in „Westworld“ (1973). Yaphet Kotto beweist an der Seite der Hauptdarstellerin einmal mehr seine Vielseitigkeit und zeigt auf, dass er nicht nur Pimps, Supervillains oder verbitterte Cops, sondern auch kumpelhafte Sidekicks mit vielen Facetten ausstatten kann. Seinen Privatdetektiv, der den nicht minder titelwürdigen Namen Colt Hawkins trägt, reichert er mit einer Art ironischem Fatalismus an, was als Bindemittel für eine solide Chemie zwischen ihm und Grier sorgt. Es ist schon beeindruckend, wie es ihm gelingt, derart charismatisch zu spielen, ohne seiner Kollegin ungewollt die Butter vom Brot zu nehmen. Viele der Nebendarsteller vermögen es darüber hinaus, auch isolierte Szenen zum Spektakel geraten zu lassen; Sängerin/Schauspielerin Eartha Kitt etwa, die in der „Batman“-TV-Serie etwa Catwoman verkörperte, bringt reichlich Glamour in das Fashion-Ambiente. Godfrey Cambridge vermag den Film in seinen zwei kleinen, dafür hochgradig karikaturistischen Auftritten zum Cartoon geraten zu lassen, während Scatman Crothers als notgeiler Reverend die Regeln des guten Geschmacks über den Haufen wirft. Auch Thalmus Rasulala, Ted Lange, Paul Benjamin oder Julius Harris sind bekannte Gesichter im Geschäft und sorgen dafür, dass an jeder Ecke der Kenn-ich-doch-Detektor anspringt.

Obwohl der Aufbau des Plots relativ formelhaft bleibt, kommt das Produktionsteam immer wieder mit netten Set Pieces um die Ecke, die als Knotenpunkte für die Wendepunkte im Drehbuch fungieren, auch wenn die Auswahl, darunter Clubs, Modeschauen und Hochhausdächer, recht konventionell bleibt. Impulse bleiben aber nie lange aus, und wenn doch, scheut sich die Hauptdarstellerin auch nicht, zur Auflockerung die Nudity-Klausel im Vertrag zu erfüllen. Welche Szenen jedoch in Kalifornien gedreht wurden und welche vermutlich reines Stock Footage aus der US-Hauptstadt sind, die hier mit Monument, Weißem Haus und allen Schikanen als Schauplatz posiert, ist ungleich einfacher zu durchschauen als bei vielen artverwandten Filmen jener Phase, die auch gerne mal mitten in Problemvierteln amerikanischer Großstädte entstanden. Dieser Streifen gibt sich da tendenziell internationaler, „bondiger“, ohne natürlich die ganz großen Geschütze auffahren zu können.

Letztlich stammt aber gerade daher auch die Leichtigkeit, die im Vergleich mit Filmen wie „Coffy“ oder „Foxy Brown“ zur Geltung kommt, deren Motoren einzig auf Rache und Vergeltung optimiert waren. Diesmal findet der eigentliche Kampf eher auf politischer Ebene statt, er involviert Verschwörungen, Attentate und unvorhergesehene Abläufe der Ereignisse. Fridays unkomplizierte Denkweise erweist sich gerade gegen Ende oftmals als hilfreich, um die verschachtelte Rassenthematik auf ihren einfachsten Nenner zu bringen und die Fakten auf eine Weise beim Namen zu nennen, wie es sonst wohl nur ein Kind könnte. Die Szenen um Fridays kleinen Bruder wirken nicht ohne Grund wie Fremdkörper, stehen sie doch für eine Zukunft, die zum Zeitpunkt der Handlung noch geschrieben werden muss.

Her name is Friday, but you can dig her any day of the week.

Anhand solcher Aspekte spürt man letztlich auch, dass „Friday Foster“ bereits zur einsetzenden Spätphase der Blaxploitation-Bewegung gehört. Es ist kein ausschließlich reaktionärer Film mehr, sondern einer, der ungewöhnlich klassische Genre-Elemente verwendet, um mit ihnen die komplexeren Betrachtungsweisen der New-Hollywood-Bewegung aufzugreifen, die das etablierte System hinterfragte und dabei unterschiedliche Perspektiven anwandte. Das produzierende Studio wird einfach einen weiteren billigen Streifen mit Pam Grier für den schnellen Dollar darin gesehen haben, denn was sonst sollte die Verfilmung einer Bildergeschichte aus der Tageszeitung auch sein. Drehbuch und Machart mögen ihnen auch Recht geben; aber manchmal entwickeln Filme einen gewissen Wert darüber hinaus.

06 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Friday Foster”

Black Cinema Collection #17

Wham! Bam! Here Comes Pam! Again! Zum dritten Mal nun beehrt uns Pam Grier als Hauptdarstellerin eines Films aus der „Black Cinema Collection“, was alleine statistisch bereits ihren Ausnahmestatus in diesem Bereich belegen dürfte. „Friday Foster“ ist allerdings der bisher am wenigsten bekannte Film des Trios, der auch dementsprechend spärlich ausgewertet wurde. Das DVD-Zeitalter hatte man in Deutschland sogar vollends verschlafen. Während die Amerikaner in den frühen 2000ern bereits auf eine DVD von MGM zurückgreifen konnten, wurden hier noch fleißig VHS-Bänder gespult. Mitte der 2010er folgte dann über Olive Films in den USA bzw. 88 Films in Großbritannien eine Blu-ray, und die wenigen Glücklichen, die zu diesem Zeitpunkt noch einen Kassettenspieler ihr Eigen nannten, konnten sich darüber freuen, zu den Auserwählten zu gehören, die noch eine deutsche Fassung des Films besaßen. Der nun erfolgte deutsche Blu-ray-Release war also mehr als überfällig.

Die Extras

Weil weder die US-Disc von Olive Films noch die britische Variante von 88 Films nennenswerte Extras zu bieten hatte, konnte es diesmal nur heißen: Selbst gemacht schmeckt besser. Kurzerhand nahm Content Manager Laurent Ohmansiek die Kamera in die Hand und stattete Stuntman Anthony Brubaker, der in „Friday Foster“ eine kleine Rolle belegte, einen Besuch ab. Mutmaßlich geschah das wohl im April 2023 während eines Besuchs in Los Angeles, der auch anderweitig genutzt wurde, um fleißig Content für verschiedene Projekte zu sammeln. Der finale Zusammenschnitt, der schließlich auf der Disc gelandet ist, hört auf den Titel „Anthony Brubaker – A Hollywood Stunt Legend“. Er misst mehr als eine satte Stunde und darf sich daher glatt einen „Film“ schimpfen; zumindest tut er das im motivierend geschnittenen Vorspann. Weitere Gesprächspartner, die sich möglicherweise über Brubaker äußern könnten, wurden allerdings nicht organisiert, insofern handelt es sich weniger um eine klassische Dokumentation als vielmehr um ein ausführliches Interview. Der Schnitt fällt recht großzügig und weitgehend unsichtbar aus, was nichts anderes heißt, als dass Brubaker sehr viel Freiraum gegeben wird, sich zu entfalten und seine Erfahrungen an die Kamera weiterzugeben, wobei die Interviewpartnerin, dem Nachnamen zufolge eine Verwandte, nicht zu sehen oder zu hören ist. Bei der Thematik werden natürlich Erinnerungen an Dar Robinson wach, der in einer Doku auf der Blu-ray-Edition von „Sie nannten ihn Stick“ zu Ehren kam, und tatsächlich erwähnt auch Brubaker kurz ehrfürchtig den Namen seines Kollegen, eines Spezialisten für große Höhen. Brubaker selbst präsentiert sich als Allrounder, der an einer derart großen Zahl bekannter Filme mitgewirkt hat, dass man ihm tatsächlich bescheinigen muss, nicht nur eine Ära mitgeprägt zu haben, sondern gleich mehrere, weit über die wilde Zeit der 70er hinaus, um die es hier geht. Die Regie wirft im Laufe des Gesprächs Clips aus insgesamt 40 Referenzfilmen ein, die noch einmal visuell untermauern, von welchen Dimensionen wir hier sprechen.

Anthony Brubaker

Unter den Extras befindet sich ein extra für diese Edition produziertes Interview mit Stuntlegende Anthony Brubaker.

Brubaker erweist sich im Laufe der Stunde als ein sehr angenehmer und pragmatischer Zeitgenosse, der offensichtlich immer schon alles so genommen hat, wie es kam. Sein Humor ist subtil, aber vollmundig, wenn er etwa selbstironisch davon spricht, dass er niemand sei, der das Wort „afraid“ verwende, weil er eher „concerned“ bevorzuge, oder wenn er seine kapitalistische Ader zum Running Gag ausbaut („it’s uncomfortable… but you gonna get paid for it). An seiner Begeisterungsfähigkeit für seinen Berufszweig besteht jedoch von Anfang an kein Zweifel. Seinen Monolog beginnt er im Kleinen, indem er erläutert, wie alles mit der Liebe zum Pferdesport begann. Man fühlt sich fast wie in Jordan Peeles 2022er-Film „Nope“, wenn er über die Arbeit mit Pferden am Set spricht. Das ist aber nur der Startpunkt für allerlei Erfahrungswerte, die sich über Jahrzehnte an Sets von „Rollerball“, „Predator“, dem „A-Team“ oder „Training Day“ ergeben haben. Die dabei geteilten Einblicke in den Stuntberuf gehen nicht allzu sehr ins technische Detail, wissen aber mit wenigen einfachen Worten ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie es ist, der Typ zu sein, der für berühmtere Typen seinen Kopf in hinhält. Zum Schluss spricht Brubaker noch über die Stuntarbeit im heutigen Hollywood, und obgleich hier offensichtlich einer von der alten Schule das Wort hat, wird keineswegs pauschal die „früher war alles besser“-Keule ausgepackt. Im Gegenteil, er scheint sich aufrichtig auf „John Wick 4“ zu freuen, der zum Zeitpunkt des Interviews kurz vor dem Kinorelease stand. Auch wenn der direkte Bezug zum Hauptfilm bei diesem Feature eher kurz kommt, ist es also ohne Zweifel als bereichernd zu bezeichnen.

Erweitert wird das Interview um das Basispaket mit Promotionsmaterial: Es gibt natürlich den englischsprachigen Originaltrailer mit reichlich Funk auf Augen und Ohren, dessen Highlight sicherlich der Kommentator ist, der wahrlich weiß, wie man einen Film zu bewerben hat („It’s open season on that super sister, and every stud and his brother is out to put her down or shake her up… but she don’t take that game“). Seine Phrasen darf er außerdem noch einmal in einem Radio Spot abfeuern („She’s a super sister, who’s gonna hit D.C. like a beautiful stick of TNT“ u.v.m.). Eine neunminütige Bildergalerie hat darüber hinaus eine Menge an Postern, Aushangfotos, Stills und Cover-Artworks zu bieten.

Um das Bonus-Paket dennoch ein bisschen breiter zu schnüren, wurden einfach passend zur Hauptdarstellerin noch ein paar Boni zu „Coffy“ und „Foxy Brown“ mit auf die Disc gepackt, die bei den damaligen Releases der Filme verpasst wurden. Zum einen wurde für jeden der beiden Filme ein „Trailer from Hell“ aufgetrieben, kommentiert von deren Regisseur höchstpersönlich, Jack Hill. Der füllt die wenigen Minuten mit erstaunlich vielen Informationen zum Status der Filme, zu seiner Motivation, sie zu drehen, aber auch zur Verbindung der Filme untereinander und wie die Werbeetage aus dem ursprünglich als Sequel angedachten „Foxy Brown“ etwas ganz Neues machte. Zum Schluss kann sich Hill einige böse Worte gegen das Studio AIP nicht verkneifen, das seiner Aussage nach generell schlecht mit seinen Regisseuren umgegangen sei. Wer noch mehr über die Werbestrategie bei diesen beiden Produktionen erfahren möchte, kann zusätzlich noch in die jeweiligen Radio Spots reinhören, die ebenfalls auf der Disc enthalten sind. Und zur Abrundung gibt es dann noch die „Blax History Month“ mit Justin Murray auf die Ohren, eine Reihe von Youtube-Quickies, die man erst im Laufe der zweiten „Black Cinema Collection“-Box für sich entdeckt hat. Ähnlich wie der Regisseur selbst scheint sich Murray ein wenig zu wundern, weshalb es ausgerechnet „Foxy Brown“ war, der sich im kollektiven Bewusstsein als Kultfilm verankert hat, sei dieses Quasi-Sequel, das außerdem vom zwischenzeitlich erschienenen „Cleopatra Jones“ beeinflusst gewesen sei, doch ein klarer Fall von Style Over Substance (was aber im Grunde wieder eine gute Erklärung für den Erfolg ist). „Coffy“ kommt im Vergleich etwas besser weg, wird aber auch als rau und ungeschliffen bezeichnet, was anhand der typischen humoristischen Aufschlüsselung logischer Fehler untermauert wird.

Der Audiokommentar

Kommen wir nun aber zurück zu „Friday Foster“, denn da wartet zumindest noch ein Audiokommentar. Der harte Kern bestehend aus Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese ist wahrscheinlich jedem bekannt, der sich einmal etwas intensiver mit einer Blu-ray-Edition dieser Reihe auseinandergesetzt hat; keinen der darin erschienenen Filme haben sie bislang unbehandelt gelassen. Wenn das Duo mal im Trio diskutiert, dann in der Regel zusammen mit Matthias Künnecke, der zumindest gelegentlich mitmischt. Diesmal jedoch ist mit der deutschen Schauspielerin und Synchronsprecherin Annabelle Mandeng ein Spezialgast an Bord. Wie sie im Laufe der Diskussion selbst anmerkt, ist sie keineswegs Expertin für Blaxploitation oder schwarzes Kino im Speziellen, sondern hat sich erst durch vorherige Recherche näher mit diesem Bereich befasst; als Dunkelhäutige, die im Filmgeschäft tätig ist, versteht sie es vielmehr als ihre Aufgabe, die sich verändernden Bedingungen in ihrem Berufszweig anhand eigener Erfahrungen zu kommentieren und sie zumindest teilweise auch auf die Erfolge des schwarzen Kinos in den 70er Jahren zurückzuführen. Voller Tatendrang schnappt sie sich dann auch gleich mal die Anmoderation und zeigt sich auch im weiteren Verlauf als extrovertierte und leidenschaftliche Persönlichkeit, die unter anderem für James Bond, aber durchaus auch gerade für Pam Grier eine große Schwäche hat. Mandeng prägt die Diskussion so sehr, dass Naumann und Klaese gar nicht so recht dazu kommen, ihre auf das Black Cinema geprägten Analysen durchzusetzen. Die ohnehin sich selten am Bildschirmgeschehen orientierenden Situationen driften hier noch weiter in eine allgemeine Diskussion ab, die unter dem Strich auf Pam Grier und ihre Wirkung auf das schwarze Kino sowie die Entwicklung des Kinos (insbesondere am Beispiel deutscher Filmindustrie) in den folgenden Jahrzehnten beschränkt bleibt. Diese Aspekte werden immerhin in allen Aspekten beleuchtet, ein wenig ratlos bleibt man allerdings zurück, wenn man sich noch mehr Inhalte spezifisch zu „Friday Foster“ erhofft hat. Immerhin die Comic-Ursprünge werden intensiv aufgearbeitet und lassen eine tiefgehende Recherche vermuten, angesichts der anderen dominierenden Themen bleibt aber in dem 90-minütigen Film kaum genug Zeit, diesen Ansatz noch mehr zu vertiefen.

Bild und Ton

Bei Bild und Ton sind keine allzu großen Überraschungen zu vermelden. Englisch und Deutsch stehen im gewohnten DTS-HD Master Audio als Monospur zur Verfügung, die jedoch über beide Frontspeaker ausgegeben wird. Beim Soundtrack ergeben sich zwischen beiden Spuren kaum Unterschiede. Die Stimmen der erst 1987 entstandenen Synchronisation, aus der einmal mehr Tommi Pipers Knarzstimme (auf Yaphet Kotto) hervorsticht, liegen im Endmix natürlich klar im Vordergrund, während die Live-Action-Stimmen der Originalsprecher ungleich leiser aus den Boxen schallen. Aber wer akustisch nicht mitkommt, kann ja die deutschen Untertitel einschalten. Optisch erinnert vieles an „Foxy Brown“: Die Pastelltöne der Ausstattung, die bunten Akzente der Garderobe. Die Schärfe ist solide, die Sauberkeit auf einem hohen Niveau. Insgesamt lässt die technische Präsentation kaum Anlass zur Beanstandung. Der Hauptfilm ist gemeinsam mit sämtlichen Extras übrigens sowohl auf Blu-ray als auch auf einer beiliegenden DVD untergebracht, das heißt, inhaltlich sind beide Formate diesmal absolut identisch.

Die Verpackung

Black Cinema Collection

“Friday Foster” ist die nunmehr 17. Ausgabe der “Black Cinema Collection”.

Verpackt ist das Ganze wie üblich im Scanavo Case, mit Rahmen-Layout, das mit weißen Flächen und schwarzer Blockschrift arbeitet. Das Cover kommt im knalligen Kanariengelb mit roter Schrift, die Farben sind somit auffälliger als das Motiv selbst, das eher zum Genre-Standard gehört, insbesondere was die merkwürdig verschnittene Collage im unteren Bereich angeht, bei der ausgerechnet wichtigster Nebendarsteller Yaphet Kotto nur recht klein abgebildet ist, während die Birne von Godfrey Cambridge trotz dessen kleiner Rolle wie eine dicke Bowlingkugel an Pam Griers Bein klebt. Die wiederum zeigt mit ihrem flatternden Outfit, dass Mode im Film eine wichtige Rolle spielt, und dass nicht nur mit Knarren geschossen wird, sondern auch mit der Kamera. Als Innenmotiv findet man einen Ausschnitt aus einer Liebesszene im Film, wie immer in schwarz- bzw. grauweiß.

Das Booklet

Als letztes großes Highlight der Edition ist unbedingt noch das Booklet zu erwähnen. Nicht nur finden wir darin einen Essay von Filmwissenschaftlerin Lio Schlösser, die endlich die dringend benötigte filmhistorische Einordnung zum Film liefert. Ihren Text nennt die Autorin „Eine Blaxploitation-Interpretation im sozialpolitischen Kontext der Black-Power-Bewegung“. Entsprechend finden wir darin einen Abriss zur Geschichte der Black-Power-Bewegung, die als Grundlage für die im Film thematisierte Geheimorganisation „Schwarze Witwe“ herangezogen wird. Damit wird das übergeordnete Grundthema des Films initial umrissen und die Motivation der darin vorkommenden Figuren erläutert. Insbesondere am Beispiel der Hauptdarstellerin führt das die Autorin auf die Fährte der politischen Ebene, die der Empowerment-Bewegung und besonders diesem Film unterstellt werden kann; Schlösser schließt sogar mit dem Fazit, dass kaum ein Film, den die Blaxploitationwelle hervorgebracht hat, im politischen Sinne komplexer und bedeutsamer war als dieser.

Booklet

Im Booklet findet man Auszüge aus dem Original-Comic.

Darüber hinaus hat das Booklet sogar noch einen Auszug aus dem zugehörigen „Friday Foster“-Comic zu bieten, der anders als der restliche Teil des Booklets sogar in bunt abgedruckt ist (ganzseitiges Querformat, Lettering in Englisch). Teilweise kann man das auch als Werbung verstehen, da auf der letzten Seite noch ein Link zum Ablaze-Shop angegeben ist, wo man den Comic bestellen kann. Es ist aber auch eine ebenso kreative wie wertvolle Beigabe, um die Hintergründe der Figur zu verstehen, die Pam Grier spielt.

Fazit

Auch wenn die Materiallage eher dünn gesät war, was die Boni angeht, findet die Blu-ray-DVD-Edition von „Friday Foster“ also wieder vielseitige Wege, den Hauptfilm zu kontextualisieren. In der Kombination von Audio- und Video-Features sowie Lesematerial wird man unter dem Strich umfassend versorgt. Und was den Hauptfilm angeht, ist man überhaupt froh, ihn erstmals in guter Bild- und Tonqualität auf einem deutschen High-Definition-Medium sehen zu können – das ist ein Luxus, von dem man vor ein paar Jahren noch nicht unbedingt ausgehen konnte.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie

Friday Foster

Friday hat am Freitag noch lange keinen Feierabend.

Friday Foster

Kids & Pimps on da Streets of DC.

Friday Foster

Eartha Kitt weiß immer noch die Hüften zu schwingen.

Friday Foster

Da ist mal wieder allerhand los auf dem Hausflur.

Friday Foster

Carl Weathers in einem seiner ersten Filmauftritte.

Friday Foster

Godfrey Cambridge (l.) bringt mal wieder viel Buntes in den Film.

Friday Foster

Auf ihren Kumpel Colt (Yaphet Kotto) kann sich Friday immer verlassen.

Friday Foster

Im Finale geht nochmal einiges zu Bruch.

Die Black Cinema Collection bei den Actionfreunden:

01: Slaughter [1972]
02: Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs [1970]
03: Strasse zum Jenseits [1972]
04: Ghetto Busters [1988]
05: Die Organisation [1971]
06: Foxy Brown [1974]
07: Car Wash [1976]
08: Coffy [1973]
09: Visum für die Hölle [1972]
10: Black Caesar – Der Pate von Harlem [1973]
11: Cotton Comes to Harlem [1970]
12: Riot – Ausbruch der Verdammten [1969]
13: Hit! [1973]
14: Vampira [1974]
15: Sugar Hill [1974]
16: Hell Up In Harlem [1973]
17: Friday Foster [1975]
18: In the Heat of the Night [1967]
19: Cooley High [1975]
20: Hammer [1972]

Sascha Ganser (Vince)

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