Originaltitel: We Are Zombies__Herstellungsland: Frankreich, Kanada__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: François Simard, Anouk Whissell, Yoann-Karl Whissell alias RKSS__Darsteller: Megan Peta Hill, Benz Antoine, Clare Coulter, Vincent Leclerc, Patrick Abellard, Derek Johns, Carlo Mestroni, Teneisha Collins, Alexandre Nachi, Guy Nadon, Kevin Woodhouse u.a. |
Mit „Turbo Kid“ hatten RKSS (steht für „Roadkill Superstar“ und vereint die kreativen Köpfe von François Simard, Anouk Whissell und Yoann-Karl Whissell) 2015 einen echten crowd pleaser fabriziert, an dem fast alles stimmte und der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Doch das Nachfolgeprojekt „Summer of 84“ machte 2018 trotz unbestreitbarer Qualitäten keine vergleichbare Welle. Kann das Team nun mit seinem neuen Film „We are Zombies“ an seine alte Form anknüpfen? Ziel war dabei ganz offensichtlich kein gewöhnlicher Zombie-Film. Denn obschon auch in „We are Zombies“ eine Zombie-Apokalypse durcheskaliert ist, ist hier alles anders.
So sind die Zombies von RKSS nicht etwa hirngeile Untote. Vielmehr sind die Zombies hier in die Gesellschaft integrierte Untote, die Berufen nachgehen, in normalen Wohnungen hausen und so gar keinen Appetit auf Menschlein zu haben scheinen. Doch mit den Zombies wird auch Unfug getrieben. So nutzen sie manche Künstler für ihre Shows und finstere Wissenschaftler wollen finsteren Wissenschaftskram mit den Untoten anstellen. Legal ist dieser Missbrauch freilich nicht.
Hier treten Karl und Freddy auf den Plan. Die zwei Loser haben sich darauf spezialisiert, Zombies zu entführen und teuer zu verkaufen. Dabei kommen sie alsbald einem Unternehmen in die Quere, das Zombies in ganz großem Stil entführt und an ihnen forscht. Das Unternehmen sieht viele Probleme in der Zombie-Plage. Denn leerer wird die Erde dadurch, dass in der aktuellen Situation wirklich jeder Tote zum Zombie wird, nicht. Vielmehr könnte es bald mehr Zombies als Menschen auf unserem Planeten geben.
Und genau das passt den Chefs des Unternehmens so gar nicht. Deshalb schmieden sie einen finsteren Plan, um die Zombie-Plage zu beenden. Diesen könnten eigentlich nur noch Karl und Freddy mit ihren neu dazu gewonnenen Verbündeten durchkreuzen. Fragt sich nur wie.
Zombie-Apokalypse mal anders
„We are Zombies“ hat wirklich viele enorm witzige Ideen. Schon die unter dem Vorspann laufenden Nachrichtenfetzen, die die Grundsituation etablieren, sind einfach nur klasse. Hier sieht man, wie die Zombies in den Alltag integriert werden und sich da auch erstaunlich wohl zu fühlen scheinen. Auch der schnell getaktete Opening Gag macht mit seinem Mittelfinger-reckenden Bettlerzombie viel Spaß und wird noch um witzige Details gesteigert.
Auch die Handlung um die Zombies klauenden Hauptfiguren wird angenehm flott angeschoben. Parallel werden die äußerst sympathischen Slacker Karl und Freddy mit Leben gefüllt und verfangen fast sofort. Auch im weiteren Filmverlauf in die Handlung geworfene Charaktere werden ausreichend genug unterfüttert, um zu funktionieren. Egal ob sie gut, böse oder irgendwas dazwischen sind. Die durch die Bank guten Schauspieler helfen, in das Figuren-Karussell hineinzufinden.
So gelingt „We are Zombies“ ein wirklich ordentlicher Start. Aber Drehbuch und Regie bekommen jetzt den Schalter nicht umgelegt. Die Handlung verliert sich im Mittelteil ein wenig in dem humorigen Grundton. Es passiert nicht wirklich viel Zwingendes. Und aufgrund der Anlage der Handlung werden weder Zombies noch Menschlein zerschnetzelt, was zuminest bei den Gorehounds für Kurzweil gesorgt hätte.
Es dauert zudem eine ganze Weile, bis die Bösewichte im Film wirklich offenbart werden und diese dann ihren Masterplan offenlegen. Der knüpft toll an die Grundidee des Filmes an und lässt auf ein derb-blutiges Finish hoffen. Doch auch das passiert nicht so hundertprozentig. Immer wieder denkt man als Zuschauer, dass „We are Zombies“ genau jetzt durchstarten und in „Turbo Kid“-Fun-Regionen aufsteigen könnte – aber genau das passiert nicht.
RKSS sorgen freilich trotzdem für blutige Eskalationen. Es wird halbiert, enthauptet, ausgeweidet und zermatscht. Und das alles geschieht durch die Bank handgemacht, was wunderbar detailverliebte Splatter- und Goreszenarios offeriert. Auch die Zombie-Masken und ein in Richtung Finale präsentierter „Kunstinstallationszombie“ sehen einfach nur absolut genial aus. Aber es bleibt leider alles auf einem unterwältigenden Niveau. „We are Zombies“ geht nie steil. Er wird nie apokalyptisch.
Dafür sieht er toll aus. RKSS setzen auf farbsatte und kontraststarke Bilder, die sich problemlos von den aktuell im Horrorgenre dominierenden Digitalbildern abheben und den Film einen wertigen (Retro-)Look verleihen. Der geil groovende Synthwave-Score von Le Matos passt zu der ganzen Thematik und der Aufmachung wie Arsch auf Eimer – könnte aber auch noch mehr abgehen.
„We are Zombies“ sucht nach dem Gaspedal
„We are Zombies“ ist in seiner Handlung und deren kurios-witzigen Details sehr bemüht, nicht die übliche Zombie-Litanei abzuspulen. Im Grunde sind die untoten Schlurfer hier nur Nebendarsteller, die eine ganz nette Story um zwei ziellos vor sich hinmäandernde Slacker aufpeppen. Letztere erleben ein ungewöhnliches Abenteuer und machen dabei die klassische Heldenreise durch. Das ist dank feiner Darsteller und sympathischer Figuren wirklich unterhaltsam und nett – aber leider auch nicht mehr.
Als Zuschauer will man eigentlich viel mehr von den Zombies sehen und wie die sich im Alltag schlagen. Hier hat „We are Zombies“ seine besten Momente. Etwa wenn plötzlich auf der Straße stehende Zombies umgefahren werden und aus dem Radkasten gekratzt werden müssen – ohne dass sie sich darüber irgendwie „aufregen“. Oder wenn sie als Webcam-Zombie-Girl erotische Fantasien befeuern. Aber „We are Zombies“ verzettelt sich in der Slacker-Story. Findet die gefühlt witziger, als sie ist. Und verpasst einfach zahllose Möglichkeiten, richtig abzudrehen. Selbst der Showdown, der zum Aderlass in einem Schwimmhallenbecken lädt, will einfach nicht richtig abliefern. Dafür schmeißen uns RKSS mit einem coolen Lacher aus ihrem amüsanten Film.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 29. August 2024 von Capelight Pictures und ist mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten. Streamen kann man den Film auch.
In diesem Sinne:
freeman
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