Clawfoot – Blutbad in der Vorstadt

Francesca Eastwood und Milo Gibson in “Clawfoot – Blutbad in der Vorstadt”.

Was kommt wohl heraus, wenn der Sohnemann von Mel Gibson mit der Tochter von Clint Eastwood einen Film dreht? Nun, im Falle von „Clawfoot“ eine angenehm unterhaltsame Schwarze Komödie!

Janet lebt ein ultra langweiliges Leben. Ist der Mann aus dem Haus, wird gekocht, geputzt, sich ein wenig beim Yoga verbogen, mindestens eine halbe Flasche Wein geleert und sinnfrei mit der besten Freundin dialogisiert. Dann ist es schon an der Zeit für die Zubereitung des Abendessens und danach wird sich mit dem Mann gelangweilt.

Doch der aktuelle Tag verläuft anders. Ganz anders. Ein ultrafrecher und aufdringlicher Monteur klopft an Janets Tür und will eine neue Badewanne, ein Krallenfußmodell (daher der Filmtitel „Clawfoot“), einbauen. Ihr Mann habe die Renovierung des Bades veranlasst. Janet weiß von nichts, doch ein Vertragsdokument überzeugt sie. Sie lässt Handwerker Leo herein.

Der fühlt sich sofort sichtlich wohl in dem herrschaftlichen Anwesen. Oben ohne schnüffelt er in Janets Sachen herum, spielt ihre Instrumente, versaut ihre Bolognese, drängt sich auf und stellt äußerst unangenehme Fragen. Doch Janet scheint ein Geheimnis zu haben, das es ihr offensichtlich unmöglich macht, den rüden Typ einfach loszuwerden beziehungsweise die Polizei zu holen.

Schaut in den Film hinein

Schwarze Komödie mit Milo Gibson und Francesca Eastwood

„Clawfoot“ von Langfilm-Regie-Debütant Michael Day nach einem Drehbuch von April Wolfe ist eine idealtypische Schwarze Komödie. Sie beginnt ganz langsam und ruhig. Etabliert ihre Figuren, startet die grundlegende Handlung und streut unentwegt Hinweise, dass hier etwas so gar nicht zu stimmen scheint. Dann beginnt der Film mit Wonne zu eskalieren. Plötzlich erfahren wir, dass etwa Janet eine finstere Faszination für Gewalt hat. Und Leo ist von Anfang an nicht koscher und hat freilich ebenfalls Geheimnisse. Nur sein Gehilfe Samuel ist, wer er ist: Ein liebenswerter Tor mit Ernährungstick.

„Clawfoot“ hält also zahlreiche Überraschungen bereit. Sowohl was die Charaktere, den Schauplatz und die Handlung angeht. Das hat freilich Konsequenzen, vor allem für die Lachmuskeln des Zuschauers. Denn „Clawfoot“ wird zunehmend witziger. Und er eskaliert in Richtung Finale großartig. Hier wird es dann blutig. So richtig. Und diejenigen, die das Blutbad veranstalten, führen einfach köstliche Dialoge miteinander, die für offenherzige Lacher sorgen.

Fantasie oder Wirklichkeit? Hausfrau trifft Klempner.

Auf der Tonspur tanzt derweil wortwörtlich die Affenbande. Denn die Soundtrack-Maestros Jeff Francis und Coen Wolters haben ein feines Gespür, wie man die zunehmend absurdere Handlung noch weiter hochkochen kann. Wo zunächst augenzwinkernde Themen den Ton angeben, übernimmt mit dem Gemetzel die Natur und so dröhnt hier der Dschungel, wenn wie wild auf Opfer eingestochen wird.

Genauso gelungen: die Bebilderung. Die bildet nämlich mit ihren lichtdurchfluteten, wirklich schön farbigen Bildern einen angenehmen Kontrapunkt zum brutalen Treiben. Ich hätte mir ein paar optische Sperenzchen mehr gewünscht, vor allem, wenn „Clawfoot“ dann ausflippt, aber im Großen und Ganzen ist die technische Umsetzung äußerst gelungen.

Hat einiges von seinem Herrn Papa: Milo Gibson als nerviger Klempner Leo.

Darstellerisch stechen natürlich die beiden Star-Sprösslinge hervor. Francesca Eastwood („Awake – Der Alptraum beginnt“) ist dabei nicht nur optisch der Hingucker schlechthin, auch wie sie ihre Janet anlegt und zwischen deren doch äußerst verschiedenen Befindlichkeiten hin und her switcht, funktioniert bestens. Mit Milo Gibson („All the Devil’s Men“) als Leo hat sie eine großartige Chemie. Der gibt seinen Handwerker mit Wonne, manipuliert sich um Kopf und Kragen und ist trotz seines äußerst aufdringlichen, ja übergriffigen Verhaltens trotzdem nie unsympathisch.

Eine Schau ist zudem Janets Freundin Tasha. Die Anwältin wird von Olivia Culpo („Reprisal“) mit spürbarer Verve zum Leben erweckt. Und sie sorgt gemeinsam mit Francesca Eastwood für ein paar enorm witzige Dialoge. Oliver Cooper als Leos Kollege Samuel ist okay und gibt den liebenswerten Trottel ordentlich. Mehr Figuren braucht „Clawfoot“ gar nicht und hat nur noch ein paar kleinere, ordentlich gespielte Nebenrollen in petto.

„Clawfoot – Blutbad in der Vorstadt“ unterhält prächtig

„Clawfoot“ hält für den Zuschauer eine Menge Wendungen bereit. Einige zünden dabei leider nicht ganz so, wie man sich wünschen würde. Vor allem das Finale wirkt nicht so wirklich ausgekostet. Man hat ständig das Gefühl, es ginge alles noch ein Stückchen fieser. Dabei spritzt das Blut eigentlich ordentlich und werden einige Eimer mit menschlichen Überresten entsorgt. So richtig hundertprozentig zündet das Gebräu also nicht.

ABER es unterhält für 90 Minuten mehr als nur gut. Die Darsteller sind mit Spaß bei der Sache, die zwischen inhaltslos und genial bissig changierenden Dialoge machen Laune und die Eskalation der Handlung hält im Film drin und sorgt durchgehend für Kurzweil. Die Enthüllungen und Überraschungen im Handlungsverlauf sorgen zudem für eine nette Grundspannung. Obschon „Clawfoot“ also nie einen Klassikerstatus erlangen wird, ist die Schwarze Komödie ein echter Spaßbringer.

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 5. September 2024 von Tiberius Film / Sunfilm und ist mit einer FSK 18 ungeschnitten. Im Vergleich zu vielen anderen Veröffentlichungen des Labels hat die Komödie eine richtig starke, den Ton absolut treffende Synchronisation abbekommen.

In diesem Sinne:
freeman

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