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Latency (aka “Hana’s Game”)

Originaltitel: Latency__ Herstellungsland: USA-Thailand__ Erscheinungsjahr: 2024__ Regie: James Croke__ Darsteller: Sasha Luss, Alexis Ren, Daria Skrygina, Margarita Bakhtina, Chloe Schwank, Ava Caryofyllis, Robert Coleby, Harlee Timms, Edward Frame, …

Hana's Game - Latency

Zum Trailer (engl. OV) geht´s hier!

Bei “Latency” handelt es sich um einen thailändisch-amerikanischen Horror-Psychothriller aus dem Jahr 2024, der hierzulande unter dem nicht nur banaleren, sondern zugleich auch (ähnlich wie im Fall von Ishana Shyamalan’s “the Watchers” Schrägstrich “They see you”) nicht optimal zu dem eigentlichen Inhalt passenden Titel “Hana’s Game” veröffentlicht wurde. Verfasst und in Szene gesetzt seitens des Australiers James Cook, der zuvor primär als Production-Designer tätig war sowie in Gestalt dieses düsteren Kammerspiel-artigen Streifens hier sein Feature-Film-Debüt vorlegte, stand für die Realisierung des Projekts zwar kein allzu umfangreiches Budget zur Verfügung – doch merkt man dem gebotenen Endresultat erfreulich klar an, dass alle Beteiligte (vor und hinter der Kamera) mit hohem Engagement zu Werke gegangen waren…

Sich fast vollständig an einem einzigen Schauplatz entfaltend sowie aus Wych Kaosayananda’s “Kaos Entertainment”-Schmiede stammend – was nach der parodistischen Action-Adventure-Comedy “Sheroes” (2023) die entsprechend zweite Kollaboration mit Hauptdarstellerin Sasha Luss markierte – fanden die Dreharbeiten Ende 2022 in Bangkok statt – woraufhin Cook seine abgelieferte Fassung im Nachhinein allerdings erst noch ein wenig umschneiden und verändern musste, um das von “Grindstone Entertainment” und “Lionsgate” für den US-Kinostart gewollte PG-13-Rating zu erhalten. Cook gelang das u.a. dadurch, indem er im Rahmen der Abmischung an einzelnen Stellen die Lautstärke der beanstandeten F-Bombs reduzierte bzw. er andere Sounds eben jene dann stets für Sekunden-Bruchteile weitestgehend übertönen ließ…

In einer unfernen Zukunft angesiedelt, lernt der Zuschauer die professionelle Gamerin Hana (Luss) kennen, deren E-Sports-Karriere zuletzt nicht mehr sonderlich erfolgreich verlaufen war, so dass sie sich ihr Geld inzwischen vorrangig als Spiele-Testerin verdient – was momentan jedoch nicht auslangt, um pünktlich zu den Stichtagen ihre Miete zu zahlen. Aufgrund dessen, dass sie unter intensiver Agoraphobie leidet, verlässt sie ihr Apartment nie – selbst ein Öffnen der Tür (bspw. wenn sie ein Päckchen in Empfang nehmen muss) stresst und belastet sie jedes Mal sehr. Ihr alleiniger persönlicher Kontakt ist ihre etwas jüngere, quirlige, in einem der Stockwerke über ihr lebende Nachbarin Jen (Alexis Ren), welche sich herzensgut-gern um Besorgungen für sie kümmert und ihr regelmäßig Freude spendende Gesellschaft leistet…

Als Hana auserwählt wird, ein neues High-Tech-Produkt zu erproben, das demnächst auf den Markt kommen wird, ist sie überglücklich: Omnia genannt, wird dieses “Gehirn-Computer-Interface” Diadem-ähnlich am Hinterkopf getragen, schließt eine elektro-enzephalographische Connection und ermöglicht es dem Nutzenden auf diesem Wege, Kommandos via Gedanken direkt an den PC zu übermitteln, ohne dafür eine Tastatur oder Maus gebrauchen zu müssen – und das mit einer nahe null angesiedelten Reaktions-Geschwindigkeit. Bei einem anstehenden Online-Shooter-Turnier gedenkt sie dank dieser Vorteile gegenüber der Konkurrenz eine hohe Preissumme zu gewinnen, um so ihre ausstehenden Rechnungen begleichen zu können, bevor in ein paar Monaten gewiss jeder in ihren Kreisen ein Omnia-Exemplar besitzen dürfte…

“Latency” beginnt mit einer netten Sequenz, in der eine Horde aggressiver Kreaturen in Hana’s Wohnung eindringt, welche sie mit gezielten Pistolen-Schüssen abzuwehren versucht. Ist das mal wieder so ein “Ausblick” auf spätere Geschehnisse im Film? Nein – denn kurz danach entpuppt sich das Ganze als ein holographisches Augmented-Reality-Game, das sie sofort anhält, als sie einen Glitch erspäht. Sprich: Sie gibt einen Pause-Befehl – worauf die angreifenden Wesen um sie herum postwendend “einfrieren”. Flüchtig hat mich das an die Roboter-Trainingssession in “Lara Croft: Tomb Raider” (2001) denken lassen. In beiden Fällen ist das Publikum bis zur jeweiligen Preisgabe voll in der Action-reichen Entfaltung immersiert – für ein B-Movie wie dieses geht die präsentierte CGI-Qualität der Geschöpfe in Ordnung…

Hana beherrscht den Umgang mit der Technik und möchte sich und ihr Können unter Beweis stellen. Ihr zurückgezogenes, sich räumlich auf zwei Zimmer, Küche, Bad beschränkendes Dasein verbringt sie überwiegend vor ihrem Rechner. Darüber hinaus bestehen ihre Tage im Prinzip bloß nur aus schlafen, essen und trinken – meist Energy-Drinks sowie von Treffen mit Jen Übriggebliebenes – Fitness-Übungen und Körperhygiene-Pflege. Bei ihr drinnen ist es immerzu relativ dunkel, ihre Möbel sind älter – mit teils sichtbar abgegriffenen Oberflächen – verschiedene Schlösser und Verriegelungen verstärken ihre Tür und rund um ihren Gaming-Platz wurden Decken- und Wand-Bereiche mit Akustikmaterialien schallgedämmt. Tendenziell einen “klaustrophobischen” Eindruck erweckend, ist das nichtsdestotrotz ihr Safe Space

Wenn es ihr mal zu viel wird – z.B. infolge von Stress oder anderweitigen Einwirkungen – offeriert ihr Tetris auf einem Gameboy aus ihrer Kindheit Beruhigung. Die Einzigen, zu denen sie sozialen Kontakt nicht meidet, sind ein hin und wieder durch den Etagenflur laufendes Mädchen (Ava Caryofyllis) und Jen – welche für sie einkauft, mitunter kocht sowie ihr zugewandt, verständnisvoll und ermutigend nicht nur bei der Bewältigung etwaiger “Down-Phasen” und Angst-Attacken hilft. Gemeinsam quatschen sie ausgelassen, hören Musik, tanzen oder hängen einfach nur zusammen ab. Ihr vertraut Hana an, dass ihre Mutter ebenfalls unter Agoraphobie litt, sowie dass sie früher mit ihrem Vater stets ohne Probleme rausgegangen ist, als jener noch nicht verstorben war. Nach seinem Tod hatte sich das jedoch geändert…

Hana ist aufgeregt, Omnia testen zu können. Automatisch mit ihrem Computer gekoppelt, erläutert ihr eine Stimme prompt die Setup-Schritte. Während das aufgesetzte Stück Hardware einen Daten sammelnden “Neural-Link” zwischen ihrem Gehirn und dem System knüpft, muss sie erst einmal einen ausgiebigen Kalibrierungs- und Synchronisations-Prozess absolvieren, am Ende dessen sie alles dann rein per “Gedanken-Übertragung” kontrollieren und ausführen kann. Neben der positiven Optimierung ihrer Skills sind allerdings auch Gegebenheiten zu registrieren, die eine kritischere Betrachtung rechtfertigen – unter ihnen dass eine der Aufgaben vorgibt, dass sie sich Schmerz zufügt, sowie dass der Umfang und die Verwendung all des von diesem KI-gestützten Produkt “Gelernten” fern von eindeutig ist…

“Latency” beschäftigt sich nicht weiter mit den Details der entwickelten Funktionen sowie dem dafür verantwortlichen Unternehmen im Background, sondern konzentriert sich voll auf Hana: Bei dem (an sich übrigens nur eher beiläufig abgehandelten) Wettkampf profitiert sie tatsächlich im erhofften Maße von ihrem so erhaltenen “Schummel-Vorteil” – sieht sich parallel dazu allerdings simultan mit gewissen Irritationen und Erscheinungen konfrontiert, welche sie verunsichern sowie von Stunde zu Stunde anwachsender verängstigen. Ein Ball, der plötzlich in ihrer Wohnung auftaucht, ist zwar eigenartig – im Gegensatz zu einem “Videodrome”-esk aus ihrem Monitor herausgreifenden Arm jedoch vergleichsweise harmlos; von einem Kind und einer erschreckend-feindselig auftretenden creepy Geister-Frau mal ganz zu schweigen…

Die aktive Schnittstelle kehrt Erinnerungen an traumatische Erfahrungen in Hana’s Vergangenheit zutage. Fortan verschwimmt für sie die Wirklichkeit mit dem, was das Gerät ihr “projiziert”: Dinge vermischen sich – etwa verformt sich ihr Kiefer in einer Szene hin zu einem großen, Zähne-fletschenden Maul, so wie es die Kreaturen eingangs in dem von ihr getesteten Spiel hatten, und stößt die erwachsende weibliche “Entität” bisweilen ohrenbetäubende Schreie aus – was wiederum zu Hana’s Gamer-Namen passt, der Banshee lautet. Ihr Verstand verliert sich sozusagen immer abgründig-tiefer in dieser augmented Reality. Sie kann nicht mehr unterscheiden, was echt ist und was nicht – neben dem Genannten u.a. bspw. noch Maden im Essen sowie die sich fies entzündende Wunde, welche sie sich auf Omnia’s Geheiß hin zugefügt hatte…

Gegenwärtig verleben die Menschen bereits massig Zeit online – nutzen künstliche Intelligenzen und flüchten sich in “virtuelle Welten”, während Websites fleißig Informationen über einen sammeln und diese bei künftigen Interaktionen in eben jene mit einfließen lassen. Deshalb ist ein Produkt wie Omnia perspektivisch keineswegs unglaubwürdig. In Hana’s Fall kommt zu den allgemeinen Faktoren überdies ihr mentaler Zustand hinzu: Fragiler als sie selbst es offenbar ahnt, kann sowohl das Programm als auch ihr Gehirn mit dem “Aufgewühlten” nicht richtig umgehen – und so vermengt sich das mit ihrer ohnehin schon ausgeprägten Phobie zu einem wahren Albtraum für die junge Frau; was bei einem seelisch Gesunden in der Form vermutlich nicht geschehen wäre, da die Technik prinzipiell wie beabsichtigt zu funktionieren scheint…

Eine umfängliche Ausleuchtung dieser komplexen Sachlage (einschließlich bestimmter ethischer und gesellschaftlicher Ansätze sowie Hana’s Beziehung zu ihren Eltern) bietet einem “Latency” leider nicht – dafür aber (trotz der Verknüpfung mit gängigen Horror-Elementen) ein Ursprünge, Symptome und Folgen (wie Verlust, Einsamkeit und Furcht) vernünftig berücksichtigendes Herangehen an das Themenfeld psychische Störungen. Hana ist kompetitiv und agiert zielstrebig – was mit dazu beiträgt, dass sie von diesem “Abwärtsstrudel” mitgerissen wird. Natürlich hätte sie angesichts der ersten “Warnzeichen” stracks aufhören und die Hardware zurückschicken sollen – doch ist ihr das Turnier wichtig, um nicht ihre Wohnung zu verlieren, und ist es nicht lange danach (wegen der konstant voranschreitenden Vernetzung) schlichtweg zu spät

Mit ihr in nahezu jedem Moment im Fokus des Films, vermochte es Sasha Luss (“Shattered“), die Emotionen und Facetten des Parts glaubwürdig darzustellen – welche von ruhiger, introvertiert-verletzlicher Irritation über Verzweiflung bis hin zu einem beherzten, Kräfte mobilisierenden Aufbäumen gegen das, was sie zu verschlingen droht, reichen. Hana’s einzige Freundin ist ihre sie regelmäßig besuchende Nachbarin Jen: Sie injiziert Spaß, Humor und “Wärme” in ihr ansonsten meist eintönig-ernstes Dasein. Alexis Ren (“the Enforcer“) verkörpert sie quirlig-sympathisch – doch ist die Rolle nur eine recht oberflächlich geartete und hätte ich mir die Verbindung zwischen den beiden seitens des Skripts ein wenig inspirierter gestaltet gewünscht. Spürbar ist Hana’s Angst nachempfindbar, als Jen irgendwann auf einmal nicht mehr vorbeikommt…

Croke und sein Team haben das fern von üppige Budget optimal ausgeschöpft und ein optisch ansprechendes, stylish-schickes Werk geschaffen. Der Look ist düster – aber stets mit einzelnen kräftigfarbenen Akzenten aufwartend – und die Ausstattung von Hana’s Apartment – welches ihre untherapierte Agoraphobie sie vehement zu verlassen hindert – ist reizvoll anzuschauen: So z.B. gefiel mir eine Pac-Man-Lampe sowie dass ihre Computer-Screens wie Tetris-Blöcke angeordnet wurden. Ebenfalls cool: Sequenzen, in denen sich viereckige Teilbereiche der Einrichtung herauslösen und verschieben, sowie dass man gar im Movie-Trailer die Tetris-Theme-Musik mit eingebunden hat. Für die gelungene Bebilderung war Produzent Wych Kaosayananda (“the Driver“) höchstpersönlich zuständig – den Score hat Justin Katz (“Two of us”) komponiert…

Das effektive Sound-Design bekräftigt die Wirkung diverser Augenblicke dienlich – wie als Hana urplötzlich mal hilflos von einer unsichtbaren Macht in die Luft gehoben wird – worüber hinaus die CGIs von solider Güte sind, die heraufbeschworene Atmosphäre passt sowie die 85-minütige Lauflänge ein ordentlich bemessenes Tempo aufweist. Was dem Streifen allerdings schadet, das sind seine weitestgehend konventionellen “Horror-Genre-Versatzstücke” (á la Jump-Scares, Albträume und Flashbacks), deren Vertrautheit überdies unweigerlich gewisse Vorhersehbarkeiten mit sich bringen – zumal der grundlegende Suspense-Grad nie hoch genug ist, um das ergiebig ausgleichen zu können. Alles in allem gibt es an “Latency” so einiges zu mögen – doch wäre mit einem besser ausgearbeiteten Drehbuch einfach deutlich mehr möglich gewesen…

7 von 10zu verorten nahe der Grenze zur7 von 10

Hierzulande erscheint “Latency” als “Hana’s Game” am 27.09.24 auf DVD und BluRay…

Stefan SeidlLatency

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Latency

Copyright der “Latency” bzw “Hana’s Game” Poster-/Covermotive und Pics: Grindstone Ent. / Kaos Ent. / Red Sea Media / Lionsgate (US) / Splendid Film, WVG (D)__ Freigabe: FSK-16__ DVD/BluRay: ja/ja

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Categorised in: Horror, the Horror Pit

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