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The Hidden – Das unsagbar Böse

In Jack Sholders fetzigem Action-Horror-Hybriden „The Hidden“ hängen sich FBI-Agent Kyle MacLachlan und Cop Michael Nouri an die Spur zuvor unbescholtener Bürger, die urplötzlich Verbrechen begehen und Amok laufen. Dahinter steckt ein außerirdischer Parasit, der menschliche Opfer als Wirtskörper benutzt.

Originaltitel: The Hidden__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Jack Sholder__Darsteller: Kyle MacLachlan, Michael Nouri, Claudia Christian, Clarence Felder, Clu Gulager, Ed O’Ross, William Boyett, Richard Brooks, Larry Cedar, Katherine Cannon, John McCann, Chris Mulkey, Lin Shaye, Danny Trejo u.a.
The Hidden - Das unsagbar Böse

In Jack Sholders fetzigem “The Hidden” gehen Kyle MacLachlan und Michael Nouri auf Alienjagd

Mit „The Hidden – Das unsagbar Böse“ schuf Genre-Spezi Jack Sholder („Renegades“) einen kleinen Klassiker des B-Movies für das Studio New Line Cinema – unterhaltsam, wenn auch nicht perfekt.

Der Beginn ist ein echter Bringer: Ohne Grund rennt ein bisher braver Bürger in eine Bank, flintet alles an Wachleuten um, was ihm vors Rohr kommt, und flieht mit einem Haufen Geld in einem Sportwagen. Nach verlustreicher Verfolgungsjagd kann der Amokläufer von einem Polizeikommando gestoppt werden, welches den Mordbuben mit mehr Löchern versieht als ein Schweizer Käse. Der Auftakt überzeugt durch recht ausgiebige Action, die zudem auch nicht gerade harmlos geraten ist (u.a. überfährt der Flüchtige einen Rollstuhlfahrer) und auch gut inszeniert. Fast könnte der Auftakt auch eine Art Gegenentwurf zu „Sie leben“ aus dem gleichen Veröffentlichungsjahr sein: Dort ballerte der Held in der Bank um sich, weil er Aliens sah, hier ist es ein Alien in menschlichem Wirtskörper, das sich um sich schießt, wie man kurz darauf erfährt.

Detective Tom Beck (Michael Nouri) und sein Partner Cliff Willis (Ed O’Ross) ermitteln in dem Fall und versuchen der Sache auf den Grund zu gehen, warum ein unbescholtener Einwohner auf einmal kriminell wird, sich mit lauter Rockmusik zudröhnt und so nur noch mehr bei seinen Verbrechen auffällt. Derweil entfleucht dem menschlichen Sieb im Krankenhaus ein Alien-Parasit, der sogleich auf den Zimmernachbarn übergeht, der dann wieder mordend und rockend durch L.A. rennt. Die Idee des Körpertausch-Aliens ist eine gewitzte, durchaus neue Idee, Teil einer kleinen Welle von Filmen, in denen Aliens auf der Erde Stunk machten, siehe etwa auch „Dark Angel“ oder „Peacemaker“.

Beck muss derweil mit dem FBI-Agenten Lloyd Gallagher (Kyle MacLachlan) zusammenarbeiten, der über sehr gute Hintergrundinfos verfügt. Vom praktischen Leben hat er nicht allzu viel Ahnung, scheint aber mehr über die Täter zu wissen als er preisgibt…

Schaut euch den Trailer zu „The Hidden“ an

„The Hidden“ drückt von Anfang an mächtig aufs Gas, was dem Film angesichts seiner eher simplen Story gut zu Gesicht steht. Das Publikum weiß früh über den Parasiten Bescheid, im Gegensatz zu Detective Beck, weshalb es keine großen Plottwists oder viel Suspense gibt. Allenfalls die Frage, was Gallagher genau weiß und ob er wirklich der ist, der er vorgibt zu sein, sorgt für ein bisschen Spannung, inklusive ungewöhnlicher, aber sinniger Beantwortung aller Fragen. Im Mittelteil wiederholt sich das Ganze ob der Suche nach den neuen Wirtskörpern (Alien-Parasit) und der Jagd nach Amokläufern sowie der Obduktion immer neuer Leichen (Heldenduo), doch Sholder sorgt stets für Tempo. Allzu grobe Logikfehlern leistet sich „The Hidden“ auch nicht, doch ganz ohne Plotschwächen geht es nicht vonstatten. Vor allem die Frage, warum das Alien Amok läuft wird nie geklärt, vielleicht ist es ein Ausdruck außerirdischer Spaßkultur, was dann auch erklären würde, warum der Geselle so unsubtil vorgeht. Ähnlich sieht es mit Frage aus, warum das Biest am Ende einen Präsidentschaftskandidaten besetzen will, wenn es nun nicht besonders gut darin ist sich zu verstellen.

Die Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Attitüde des Schurken hat dafür reichlich Vorteile auf der Unterhaltungsseite. Zum einen sorgt das Ganze für eine schwarzhumorige Momente, etwa wenn ein schmieriger Autohändler und sein zugekokster Kunde einen vermeintlichen Biedermann abwimmeln wollen, in dessen Körper allerdings das Alien ist. Außerdem gibt es durch dessen Rock- und Metalvorlieben ordentlich was auf die Ohren, selten von bekannteren Künstlern wie ULI, aber auch die weniger bekannten Kapellen wie The Truth, Concrete Blonde oder Hunters & Collectors machen Laune. Nur das Sound-Design ist manchmal etwas zu konsequent: Man hört die Mucke nur, wenn man auch den Alien-Wirtskörper sieht, was die Stücke etwa bei Verfolgungsjagden und Gegenschnitten zu den Helden immer etwas abhackt oder abwürgt. Da wäre eine Dauerbeschallung fetziger gewesen.

Besagtes Heldenduo sorgt dann auch für einen leichten Buddy-Cop-Faktor. Auf der einen Seite der ständig abgenervte Tough Guy Beck, auf der anderen der leicht weltfremde Gallagher (der manchmal wie eine Vorstufe zu Kyle MacLachlans Rolle in „Twin Peaks“ wirkt). Das schwingt sich nicht zu großen humoristischen Höhen auf, sorgt aber für nette Reibungen und kleine Gags, die das Geschehen auflockern und das krawallige Spektakel mit Augenzwinkern unterfüttern. Nur kurz vorm Showdown hängt „The Hidden“ etwas durch, wenn sich die Partner noch mal kurz zerstreiten müssen und das Alien eine kleine Kreativpause einlegt, zumal das eigentliche Finale etwas antiklimaktisch und klein daherkommt.

Dafür ist meist ordentlich was los und das auch alles andere als zimperlich, denn mit political correctness hat „The Hidden“ wenig am Hut – denn regelrecht durchsiebte Frauen und überfahrene Rollstuhlfahrer sind nichts für zartbesaitete Naturen und noch weniger für Kinder. Geboten werden einige Verfolgungsjagden sowie diverse blutige Shoot-Outs, in denen sowohl die Opfer als auch die Wirtskörper des Aliens so einiges einstecken müssen. Neben dem explosiven Auftakt und einer weiteren rasanten Autojagd macht vor allem eine Schießerei kurz vorm Showdown einiges her, wenn das Alien in bester „Terminator“-Manier sogar das Polizeirevier attackiert.

Michael Nouri („Unbesiegbar“) gibt den harten (und natürlich neue Partner hassenden) Cop überzeugend und auch Kyle MacLachlan („The Doors“) macht sich in der FBI-Agentenrolle ganz gut, auch wenn man ihm schon früh anmerkt, was der Grund für sein Verhalten sein könnte. Als bekannte Gesichter sind unter anderem Ed O’Ross („Lethal Weapon“) als Partner von Beck, Claudia Christian („Serbian Scars“) als Stripperin, Danny Trejo („A Tale of Two Guns“) als Knastbruder, Lin Shaye („Zwei Stunden vor Mitternacht“) als Assistentin des Senators sowie Clu Gulager („Once Upon a Time in Hollywood“) und Clarence Felder („Last Boy Scout“) als Vertreter der Polizei-Obrigkeit zu sehen. Den ersten Wirtskörper des Aliens gibt MacLachlans späterer „Twink Peaks“-Kollege Chris Mulkey.

„The Hidden“ ist ein fetziges B-Movie, dass mit seinen Versatzstücken aus Action- und Horrorfilm für ordentlich Krawall, gut getrickste Effekte und etwas Buddy-Cop-Stimmung sorgt. Die Geschichte ist denkbar einfach, kurz vorm Finale hängt das Ganze etwas und nicht alles macht bei genauer Betrachtung Sinn, aber „The Hidden“ ist so zackig wie Sportwagen der Wirtskörper und so treibend wie sein Soundtrack, sodass man gar nicht groß darüber nachdenkt.

Eine ganze Weile war „The Hidden“ in Deutschland nur auf VHS erhältlich, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben und zeitweise sogar indiziert. Plaion Pictures bringt den Film nun als Mediabook mit Blu-Ray und DVD heraus, inzwischen heruntergestuft auf FSK 16. Als Bonusmaterial gibt einen Audiokommentar, eine Special-Effects-Featurette und Trailer.

© Nils Bothmann (McClane)

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