Originaltitel: Morgue__Herstellungsland: Paraguay__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Hugo Cardozo__Darsteller: Francisco Ayala, María del Mar Fernández, Abel Martínez, Pablo Martínez, Raúl Rotela, Willi Villalba, Aldo Von Knobloch u.a. |
„Nightwatch“ und dessen Fortsetzung, „Play Dead“, „The Autopsy of Jane Doe“ oder „The Possession of Hannah Grace“: Leichenhallen sind ein beliebter Schauplatz für Thriller und Horrorfilme. Mit „Morgue – Der Tod schläft nicht“ haben wir einen exotischeren Vertreter aus Paraguay, der jetzt, mit etwa fünf Jahren Verspätung, seinen Weg nach Deutschland findet.
Er erzählt von Diego Martinez, einem kleinen Möchtegern, der immerzu klamm und mit einer höchst eifersüchtigen Freundin gestraft ist. Er ist gerade auf dem Heimweg, als ebenjene Freundin ihn mit Aussicht auf Sex zu sich lockt. Der mehr als abgelenkte Diego baut sogleich einen üblen Unfall und begeht Fahrerflucht. Als er am nächsten Morgen bei sich zu Hause erwacht, klingelt auch schon sein Telefon.
Sein Chef beordert ihn zu einem Krankenhaus, wo der Security-Mann die Nacht über Wache schieben soll. Nachdem ihm seine Freundin für sein Nichterscheinen am vorhergehenden Abend einen ordentlichen Einlauf verpasst hat, wird Diego in dem Krankenhaus vorstellig und erhält seine Einweisung. Er soll den Kellerbereich rund um die Leichenhalle bewachen.
Auf einem Seziertisch liegt tatsächlich eine Leiche aufgebahrt. Es handelt sich um eine Person, die bei einem Unfall mit anschließender Fahrerflucht verstorben sein soll. Das fängt ja gut an. Doch die Nachtwache wird für Diego noch einige Schocks mehr bereithalten.
„Paranormal Activity“ aus Paraguay
Der Independent-Streifen aus Paraguay hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf. Diego wird flott eingeführt und ist leider kein sonderlich sympathischer Zeitgenosse. Die deutsche Synchronisation verpasst ihm obendrein ein manchmal arg schroffes Auftreten. Sein Verhalten bei dem Unfall macht Diego nicht wirklich nahbarer. Doch bevor das große Zweifeln ob der Involvierung beginnen kann, landen Held und Zuschauer schon in der Leichenhalle.
Und hier bolzt Regisseur Hugo Cardozo, der auch das Drehbuch verfasste, sofort mit Atmosphäre. Die Kamera kippt immer wieder leicht zur Seite und macht mit dem effektiven Sounddesign schon früh deutlich, dass dieser Schauplatz nicht der angenehmste werden wird. Dass die Leichenhalle zudem arg abgeranzt wirkt, setzt einen schönen Kontrapunkt zu anderen Leichenhallen-Streifen, die ja überwiegend klinisch rein daherkommen. Wer in der Leichenhalle von „Morgue“ gerne Dienst schiebt, muss schon sehr speziell drauf sein.
Sitzt Diego dann auf seinem Hintern und lässt den Abend auf sich zukommen, ändert sich das optische Konzept leicht. Ab sofort werden die Winkel immer weiter, so dass man möglichst viel vom Hintergrund mitbekommt. Wie bei „Paranormal Activity“, an den „Morgue“ in diesem Abschnitt frappierend erinnert, wird der Blick des Zuschauers fortan von Regisseur Cardozo äußerst effektiv gelenkt. Und nach langen Einstellungen passiert dann auch regelmäßig etwas. Türen öffnen sich, Gestalten huschen unbemerkt auf den Überwachungsmonitoren herum, Gegenstände bewegen sich.
Mit zunehmender Laufzeit packt „Morgue“ immer mehr zu. Zu Beginn macht er dabei den Fehler, seine Horrormomente mittels Soundspur zu offenkundig anzukündigen. Das lässt „Morgue“ jedoch glücklicherweise bald bleiben und so hauen dann auch die Jump Scares wie gewünscht rein. Außerdem strampelt sich der Horrorfilm zunehmend von seinem Vorbild frei. Denn wo „Paranormal Activity“ und seine Nachfolger zumeist endeten, legt „Morgue“ erst richtig los.
Dazu schließt er Diego in einen Raum ein und entfesselt hier den ganzen Horror. Und das funktioniert prächtig. Selbst wenn man kein Fan von Diego ist. Wobei sich dessen Wirkung im Laufe des Filmes bessert, auch weil er erstaunlich angstfrei agiert und irgendwann in seiner Verzweiflung doch nahbar wirkt. Zudem spielt Pablo Martinez im Horrorteil des Filmes erstaunlich nuanciert.
Cordoza präsentiert seinen Film an äußerst dunklen Bildern. Die muten zu Beginn etwas zu glatt und digital an, werden am Hauptschauplatz aber extrem gritty und grieselig. Im Finale nimmt der Regisseur dann beinahe jegliches Licht aus den Bildern und präsentiert eine Finsteroptik, die die Imagination des Zuschauers auch dank ordentlichen Sounddesigns gehörig Achterbahn fahren lässt. Doch keine Sorge, die Money Shots – und damit die Jump Scares – sind immer gut zu erkennen.
„Morgue“ ist ein hübscher kleiner Schocker für Zwischendurch
Der paraguayische „Morgue“ mag das Horrorgenre nicht neu erfinden. Er punktet auch nicht mit einer unvorhersehbaren Story oder sonderlich ausgearbeiteten Figuren. Stattdessen setzt er auf das, was er am besten kann: Stimmungsvollen Grusel, bei dem er immer mehr an der Eskalationsschraube dreht und sich bis zum Finale Furioso famos steigert.
Das tolle Setting und die düstere Bebilderung erzeugen in Zusammenarbeit mit dem tief dröhnendem Sound zudem eine absolut unbehagliche Atmosphäre, die dem Gruselfaktor hervorragend in die Karten spielt. Das Ergebnis ist ein kleiner, aber ungemein effektiver Horrorhappen, der Filmfans auf der Suche nach einem Snack für den kleinen Horrorhunger zwischendurch richtig gut runtergehen sollte.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 12. September 2024 von der Busch Media Group. Ihr könnt den Horrorfilm natürlich auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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