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McCinsey’s Island

Originaltitel: McCinsey’s Island__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Sam Firstenberg__Darsteller: Hulk Hogan, Grace Jones, Robert Vaughn, Todd Sheeler, Anya Hoffmann, Paul Wight, Isaac C. Singleton Jr., Ed Leslie, Tom Akos u.a.
McCinsey's Island

In “McCinsey’s Island” schickt Sam Firstenberg Wrestlingstar Hulk Hogan auf Schatzsuche

In den 1980ern und 1990ern war Hulk Hogan der größte Star des Wrestlings, doch in die Welt des Films konnte er seinen Ruhm kaum übertragen. Seine Star-Vehikel waren auf familienfreundlich getrimmte Billigproduktionen, die anfangs („Der Ritter aus dem All“, „Mr. Babysitter“) noch etwas Aufmerksamkeit erregten, während spätere Versuche wie „McCinsey’s Island“ kaum noch auf dem Radar flogen.

Immerhin konnten sich Cast und Crew hoffentlich ein paar schöne Tage am Strand machen, denn „McCinsey’s Island“ beruft sich auf den Piratenfilm, also gibt es Sandstrände, Palmen, Dschungel und Schatzkarten. Angesiedelt ist das Ganze in der Gegenwart, wo sich Ex-Geheimagent Joe McGrai (Hulk Hogan) einen schönen Ruhestand am Strand macht, gelegentlich ein paar Jetski-Rowdys verprügelt, sonstwie seine Muskeln vorführt und auf seinen nutzlosen Sidekick Billy (Todd Sheeler) aufpasst. Billys größte Leistung in den Film besteht darin eine Schildkröte zu finden, auf deren Panzer der berühmte Pirat McCinsey eine Karte zu seinem versteckten Schatz eingeschnitzt hat. Kurz darauf wird Billy entführt, denn Joe hat eigentlich in bester Ich-bin-zu-alt-für-diesen-Scheiß-Mentalität eigentlich gar keinen Bock auf Schatzsuche.

Natürlich ist so eine Haltung in einem Abenteuerfilm inakzeptabel, weshalb gleich mehrere Ereignisse Joe zum Handeln zwingen, außer Billys Entführung natürlich. Erst wird er beinahe überfahren, als er mit der deutschen Touristin Sabrina (Anya Hoffmann) eine nette Unterhaltung hat, was er aber noch als möglichen Unfall abtut. Dann taucht sein früherer Chef Walter Denkins (Robert Vaughn) auf und erzählt ihm, dass seine alte Feindin Alonso (Grace Jones) dahintersteckt, was Joe aber immer noch nicht so wirklich aktiv werden lässt. Als Alonsos Schergen jedoch Joes Hütte die Luft jagen, Joe sowie sein dauerquatschender Papagei dabei beinahe draufgehen und eben Billy entführt wird, da ist der Ofen aus.

Da Alonso nicht nur Rache will, sondern zufällig auch gerade von der McCinsey-Schatzkarte erfahren hat, schlägt Denkins vor, dass sie den Schatz finden, um so die Terroristin und Billy aufzuspüren. Also machen sich Denkins, Joe und (aus wenig nachvollziehbaren Gründen) Sabrina auf den Weg…

Schaut euch den Trailer zu „McCinsey’s Island“ an

„McCinsey’s Island“ ist – wie viele von Hogans Star-Vehikeln – einer dieser Action-Abenteuerfilme, die für kleine Kinder zu derbe sind, für pubertäre oder erwachsene Genrefans aber zu kindisch und albern, sodass die Zielgruppe sich wahrscheinlich auf Jungs zwischen 8 und 12 beläuft, die am besten große Wrestlingfans sind. Die dürften dann vielleicht noch Spaß an dem infantilen Blödelhumor haben, etwa wenn Alonso ihre Söldnertruppe mit Zwangsfrühsport ertüchtigt oder irgendwer extradoof guckt, wenn er gerade eine verbraten bekommen hat. Lediglich zwei Sachen sind ansatzweise zum Schmunzeln: Joes Papagei mit Kodderschnauze und der nie erklärte Umstand, dass Denkins anscheinend überall eine Abkürzung kennt und daher trotz fortgeschrittenen Alters immer vor Joe am Ziel ist. Der Rest dagegen produziert noch nicht mal ein gequältes Lächeln, ist einfältig und dumm.

Einfältig und dumm sind auch die besten Attribute um das Drehbuch zu beschreiben, welches das Papier nicht wert ist, auf dem es gedruckt ist. Die Logiklöcher dürften selbst der anvisierten Zielgruppe auffallen, etwa warum man einfach so eine Touristin auf eine gefährliche Mission mitschleppt, wieso alle Welt urplötzlich so genau über einen seit hunderten von Jahren verschwundenen Schatz Bescheid weiß, warum es Alonso in der Endszene für einen Hinterhalt hält, wenn sie deutlich sichtbar auf Wasserskiern übers offene Meer auf Joe und Co. zu rast usw. usf. Überall knarzt der Sand im Getriebe, wenn der Plot auf Hölzchen auf Stöckchen kommt, um die 90 Minuten gerade so voll zu bekommen. Im Hintergrund dudelt stets ein- und dasselbe Musikstück, vielleicht weil die Produzenten keine Lust hatten besonders viel Geld für Musik springen zu lassen. Dass die Figuren allesamt Volltrottel sind, macht „McCinsey’s Island“ nur noch uninteressanter, hilft aber beim Laufzeitschinden. Da wird Billy schon vor der Halbzeitmarke befreit, fällt am Ende einer Verfolgungsjagd aber aus dem Boot, was, hohoho, keiner der anderen Helden mitbekommt, weshalb Alonsos Schergen ihn kaschen und er wieder befreit werden muss.

Die Verfolgungsjagd mit Booten und Jetskis dürfte dann vielleicht der Grund gewesen sein, warum man B-Action-Fachmann Sam Firstenberg („American Fighter“) mit der Regie betraute und gehört zu den wenigen Lichtblicken des Films. Einige Stunts sind ganz nett, auch wenn es insgesamt an Dynamik fehlt und das Ganze nie zu aufregend wirkt. Dafür ist es immerhin eine Actionszene, die auf ihre jugendfreie Art noch funktioniert, im Gegensatz zum Rest. So kann Joe die Söldner besiegen, indem er einfach jede Menge Sachen in ihrem Zeltlager hochgehen lässt, natürlich ohne dass jemand dabei zu Tode kommt. Aber die Schurken machen sich dann ordentlich in die Buchsen, mit dem Kommentar, dass ihnen ja niemand gesagt habe, dass sowas passieren könnte. Anscheinend war es ihr erster Auftrag. Alle Nahkämpfe sehen aus wie eine Schulhofprügelei und wurden anscheinend auch von Drittklässlern choreographiert, etwa der Endfight zwischen Joe und einem Giganten, den Wrestler Paul Wight („MacGruber“), besser bekannt als Big Show, spielt.

Es haben noch ein paar andere Wrestling-Buddies des Hauptdarstellers kleine Gastauftritte, etwa Ed Leslie („The Ultimate Weapon“) als Jetski-Fahrer. Um Hulk Hogans extrem beschränkten schauspielerischen Fähigkeiten entgegen zu kommen, ist Joe McGrai einfach nur eine Version seiner selbst bzw. seiner Wrestling-Persona, aber selbst da versagt der Hulkster darstellerisch kläglich. Robert Vaughn, der mit Firstenberg kurz zuvor noch „Blue Motel“ gedreht hatte, spielt verschmitzt-okay, Grace Jones („Conan – Der Zerstörer“) overactet schlimmer als die Polizei erlaubt, während Todd Sheeler („Countdown X – Alarm im All“) und Anya Hoffmann („Adrenalin“) furchtbar amateurhaft spielen, was allerdings ganz gut zum Restniveau des Films passt.

So bleibt einfältiger Abenteuer-Blödelklamauk mit extrem eingeschränkter Zielgruppe, konfus zusammengeschrieben und mies gespielt, mit wenigen Actionszenen, die komplett jugendfrei und oft auch noch sehr grobschlächtig inszeniert sind. Die Boot-Verfolgungsjagd lässt ansatzweise Firstenbergs Können durchschimmern, ansonsten allerdings ein Stinker, der sich nahtlos in desaströse Endkarrierephase des eigentlich talentierten Genreregisseurs einfügt.

„McCinsey’s Island“ ist Deutschland bisher nur auf VHS bei Highlight erschienen, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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