Originaltitel: Knox Goes Away__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Michael Keaton__Darsteller: Michael Keaton, James Marsden, Al Pacino, Marcia Gay Harden, Ray McKinnon, Lela Loren, John Hoogenakker, Dennis Dugan, Chad Donella, Suzy Nakamura, Joanna Kulig u.a. |
Die Diagnose ist ein harter Niederschlag: John Knox leidet an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Obendrein an einer äußerst aggressiven Variante. Sein Arzt gibt John nur noch wenige Wochen, dann werde er zunächst all seine Erinnerungen verloren haben und alsbald sterben. John hat schon jetzt heftige Symptome. Er leidet an Wortfindungsstörungen, vergisst Sachen und hat sogar richtige Aussetzer.
Das ist seinem Job freilich alles andere als zuträglich. John Knox ist nämlich ein Auftragskiller. Als solcher muss er immer Herr der Lage sein. Doch das geht schon bei seinem nächsten Auftrag schief. Nicht nur tötet er neben der Zielperson eine unschuldige Frau, er ballert in einem Moment der Konfusion sogar seinen langjährigen Partner Muncie über den Haufen.
John ist klar, dass er nun seine Schäfchen ins Trockene bringen muss. Doch in seine Vorbereitungen auf das Ende platzt auf einmal sein von ihm entfremdeter Sohn Miles. Der hat im Affekt den erwachsenen Liebhaber seiner Teenager-Tochter ermordet und bittet seinen Vater um Hilfe.
Michael Keaton als Killer mit Erinnerungslücken
Killer mit krankheitsbedingt unzuverlässigen Erinnerungsleistungen sind spätestens seit dem Film „Totgemacht – The Alzheimer Case“ und dessen Remake „Memory – Sein letzter Auftrag“ keine Unbekannte mehr. Michael Keaton („The Protégé“) suchte sich für seine zweite Regiearbeit „A Killer’s Memory“ ebenjenes Sujet aus und gab ihm einen interessanten Kniff. Denn sein Killer nimmt nicht wie gewohnt den letzten großen Auftrag an, um sich hernach zur Ruhe zu setzen. Vielmehr ist er bemüht, sein Leben final zu ordnen.
Er will die für ihn wichtigen Menschen versorgt wissen. Dass sein Sohn in zusätzlichen Trouble geraten ist, nimmt er als Antrieb, einen letzten brillanten Plan zu entwickeln. Und dieser sorgt für einige Überraschungen im eigentlichen Handlungsverlauf. Der Plan ist zwar definitiv ein wenig überkonstruiert und nicht immer glaubwürdig, aber er ist interessant und sorgt für eine feine Grundspannung. Parallel kommt Knox seinem Sohn wieder näher, was schön emotionale Momente zur Folge hat.
Dabei kann „A Killer’s Memory“ vor allem auf Michael Keaton als John Knox setzen. Der schultert den Film weitgehend alleine und spielt angenehm sympathisch auf. Egal, ob Momente mit seinem Sohn, seiner Ex-Frau sowie einer Hure oder Szenen, in denen er glaubhaft den geistigen Verfall seiner Figur transportiert, der Mime trifft immer genau den richtigen Ton.
Eigentlich freue ich mich darauf, einiges zu vergessen. (John Knox)
Damit macht er seine Co-Stars zwar zu ziemlichen Statisten, denen ringt er als Regisseur aber dennoch feine Leistungen ab. James Marsden („Red Machine“) als Sohnemann, Al Pacino („Donnie Brasco“) als Vertrauter Xavier und Joanna Kulig („Hänsel und Gretel: Hexenjäger“) als Prostituierte Annie seien stellvertretend genannt. Bei aller handlungsbedingten Dramatik ist im Film aber auch viel Humor zu finden. Vor allem rund um die Ermittlungen der Polizisten um Detective Emily Ikari, stark gespielt von Suzy Nakamura, wird es teils richtiggehend kauzig. Problematisch ist nur, dass sie John Knox nie gefährlich werden, was die bloße Existenz der Cops für die Dramaturgie des Filmes fragwürdig macht.
In technischer Hinsicht überzeugt der Film mit langen und ruhigen, konzentrierten Einstellungen. Etwas hektischer wird der Film in den ultrakurzen Actionmomenten, in denen Michael Keaton trocken Kugeln verteilen darf. Der Fokus des Filmes liegt allerdings nicht auf diesen Szenen. Einen Actionthriller sollte man sich also trotz des Auftragskiller-Sujets nicht erwarten. Die Musik verrichtet einen leider etwas arg unauffälligen Dienst.
„A Killer’s Memory“ hat keine Lösung gegen das Vergessen
Der Thriller mit dramatischem Einschlag punktet vor allem mit dem verzwickten Plan, mit dem Keatons Killer John seinem Sohn helfen möchte (oder auch nicht!). Hier gibt es ein paar überraschende Entwicklungen, die wie die starken Schauspieler mit ihren netten Figuren mühelos im Film drin halten. Leider ist „A Killer’s Memory“ mit 111 Minuten deutlich zu lang geraten, was sich durchaus auch in Leerlauf-Momenten äußert.
Vor allem auch, weil die Krankheit des Killers und sein verzwickter Plan selten zusammenfinden. Man könnte meinen, dass die rasant fortschreitende Krankheit den extrem komplexen und mit leicht übersehbaren Details versehenen Plan heftig gefährden und so für zusätzliche Spannungsschübe sorgen könnte – das passiert aber leider so gut wie gar nicht. So wird man von Michael Keatons kleiner Fingerübung, die im Original im Übrigen den schön mehrdeutigen Originaltitel „Knox goes away“ trägt, insgesamt zwar ganz nett unterhalten, wirklich begeisternd wird es aber nicht.
Der Film wurde zunächst bei Prime Video veröffentlicht. Das Label DCM Film reicht nun am 4. Oktober 2024 eine physische Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray nach. Hier erscheint der Film mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und hat außer dem Filmtrailer keine Extras zu bieten.
In diesem Sinne:
freeman
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: DCM Film / HIDDEN HILL LLC. ALL RIGHTS RESERVED__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |