Das „Breakin‘“-Trio Lucinda Dickey, Adolfo Quinones und Michael Chambers kehrt zurück. Im schnell nachgeschobenen Sequel „Breakin‘ 2“ unter der Regie von Sam Firstenberg versuchen die drei ein Jugendzentrum vor einem Baulöwen zu retten, der die Einrichtung für ein Einkaufszentrum plattmachen will. Doch mit der Kraft von Musik und Breakdance hat der Turbokapitalist nicht gerechnet.
Originaltitel: Breakin’ 2: Electric Boogaloo__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Sam Firstenberg__Darsteller: Lucinda Dickey, Adolfo Quinones, Michael Chambers, Susie Coelho, Harry Caesar, Jo De Winter, John Christy Ewing, Ice-T, Steve Notario, Sabrina García, Lu Leonard, Ken Olfson, Peter MacLean, Lela Rochon, John LaMotta, Donovan Leitch u.a. |
Der Abspann von „Breakin‘“ hatte bereits ein Sequel mitsamt des Titels „Breakin‘ 2: Electric Boogaloo“ versprochen, doch als die zahlenden Massen dafür sorgten, dass der Erstling mehr als das Zwanzigfache seines Budgets einspielte, schoss Cannon die Fortsetzung binnen sieben Monaten nach. Dessen Erfolg konnte „Breakin‘ 2“ nicht wiederholen, spielte aber immer noch das Fünffache seines 3-Millionen-Dollar-Budgets ein.
Auf große Kontinuität abseits des Personals vor der Kamera wurde allerdings nicht geachtet, weshalb sich einige Lücken im Vergleich zum Vorgänger auftun. Kelly ‘Special K‘ Bennett (Lucinda Dickey) bekommt auf einmal reiche Eltern angedichtet, nachdem sie im Erstling noch als Kellnerin über die Runden kommen musste. Obwohl das fiktive Breakdance-Musical „Street Jazz“ am Ende des Vorgängers der heiße Scheiß war, ist das TKO-Trio wieder getrennt und mäßig erfolgreich: Kelly sucht nach neuen Jobangeboten, Orlando ‘Ozone‘ Barco (Adolfo ‘Shabba Doo‘ Quinones) und Tony ‘Turbo‘ Ainley (Michael ‘Boogaloo Shrimp‘ Chambers) sind in der Jugendarbeit im Viertel tätig. Die im Vorgänger leicht angedeutete Romanze zwischen Kelly und Ozone gab es wohl tatsächlich, die ist aber wieder vorbei, weshalb Ozones Ex Rhonda (Susie Coelho) prompt Besitzansprüche anmeldet.
Der eigentliche Ärger geht jedoch von einem Baulöwen aus, der gern ein Einkaufszentrum dort bauen möchte, wo das Jugendzentrum steht und auf Baumängel hinweist. Den Betroffenen bleiben nur 30 Tage, um 200.000 Dollar für die notwendigen Reparaturen aufzutreiben. Kellys reicher Vater könnte helfen, doch der hat wenig für „Leute von der Straße“ übrig, möchte seine Tochter lieber als Studentin in Princeton und als Verlobte eines reichen Anwaltsfatzkes sehen…
Schaut euch den Trailer zu „Breakin‘ 2 – Elecric Boogaloo“ an
„Breakin‘ 2“ hatte mehr als doppelt so viel Budget in der Tasche wie der Vorgänger, was man auf der Leinwand sieht, was sich auch an der inhaltlichen Ausrichtung bemerkbar macht. War „Breakin‘“ noch ein reiner Tanzfilm, so folgt „Breakin‘ 2“ phasenweise den Regeln des Musicals, gerade bei seinen aufwändigeren Nummern. Wenn eine ganze Horde Breakdancer durch die Straßen tanzt, dann fällt der Rest der Bevölkerung, von den Postboten bis zur alten Dame an der Bushaltestelle, mit in die Choreographie ein, ähnlich sieht es bei einem Dance-Off-Gangkrieg (mit Nunchakus) aus oder in jener Szene, in welcher der verletzte Turbo im Krankenhaus gesundgetanzt wird, wobei Krankenschwestern, Ärzte und Patienten Teil der Nummer werden. In einer anderen Szene tanzt Turbo an den Wänden und der Decke eines Zimmers, wofür man sich extra den drehbaren Raum der „Nightmare on Elm Street“-Macher ausborgte. Allerdings scheint „Breakin‘ 2“ dem Musical-Konzept nur so halb zu vertrauen, denn in anderen Phasen ist er wieder ein eher normaler Tanzfilm.
Doch so sehr der Aufwand in Sachen Massenszenen und Ausstattung zu sehen ist – ausgerechnet in Sachen Breakdance zieht „Breakin‘ 2“ den Kürzeren gegenüber dem Vorgänger. Bei dem ganzen Drumherum kommt der eigentliche Tanzstil seltener zum Zuge und oft wiederholen sich die Körperdrehungen am Boden – trotz einiger netter Ideen, darunter ein Breakdance-Pantomine, ein Breakdancer mit Seil und ein breakdancendes Maskottchen während der finalen Show oder die Einbindung von Krankenhaus-Equipment bei der Einlage im Spital. Natürlich muss man den Beteiligten immer noch Respekt für ihre Fähigkeiten zollen, die meist wegen ihrer tänzerischen Skills rekrutiert wurden.
So ist darstellerisch hier immer noch wenig los, auch wenn man bei allen drei Hauptdarstellern Verbesserungen sehen kann. Adolfo Quinones („Tango & Cash“) wirkt nicht mehr ganz so steif, Michael Chambers („Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft“) wird gewinnbringender als Comedic Sidekick eingesetzt, der hier sogar seine eigene Liebesgeschichte mit einer Latina-Tänzerin haben darf. Mit Lucinda Dickey kam Regisseur Sam Firstenberg („Riverbend“) anscheinend gut klar, denn er gab ihr hierauf die Hauptrolle in dem eigenwilligen „Die Herrschaft der Ninja“. Ice-T („Ticker“) ist auch wieder am Start und wird als größerer Star gefeatured, auch wenn er bei seinen beiden Auftritten im Nieten-Outfit so ausschaut, als sei er bei Judas Priest eingebrochen und habe deren Outfits geklaut. Harry Caesar („Ghetto Blaster“) zeigt sein markantes Nebenrollengesicht als Leiter des Jugendzentrums, tänzerische Unterstützung gibt es wieder von Breakdance-Szenegrößen sowie Quinones damaliger Frau Lela Rochon („The Big Hit“), die nach einem Statistenpart in Teil eins hier auch mal das Tanzbein schwingen darf. Ebenfalls dabei: Lifestyle und Mode der Breakdance-Eighties, mit Tanktops, ausgefallenen Ohrringen, weiten Hosen, Bandanas am Kopf und weiteren schrägen Fummeln. Im Hintergrund gibt es eingängige Mucke, die zwar keinen Hit-Titel wie „Ain’t Nobody“ aus dem Erstling produzieren konnte, aber trotzdem gut ins Ohr geht, vor allem der Song „Believe in the Beat“ von Carol Lynn Townes.
Wie schon im Erstling ist die Geschichte nur eine dünne Folie für Gesang und Tanz, auch wenn es dieses Mal etwas mehr an Handlung gibt. Allerdings verpuffen erneut alle Konflikte einfach so. Der Schleimi von Anwalt, den Mama und Papa Bennett gern an Kellys Seite sehen und trotz Trennung als ihren Verlobten bezeichnen, taucht nur für eine Comedy- und Klassenkampfszene am Abendbrottisch auf. Rhonda giftet Kelly zweimal an, doch danach ist der Streit um den Männe anscheinend ad acta gelegt, stattdessen geht es nur noch um die Rettung des Jugendzentrums, während die Romanze zwischen Kelly und Ozone gleich mit auf halber Strecke verreckt. Und die Lösung aller Probleme ist auch grenzenlos naiv: Da stellt man sich einmal den Baggern entgegen, holt ein Kamerateam und schon kriegt der Baulöwe, der vorher jeden miesen Trick im Arsenal angewandt hat, derart Muffensausen, dass nicht nur der Abriss abgeblasen wird, nein, man kann den Schurken auch noch zu einer 10.000-Dollar-Spende bequatschen. Und Kellys Eltern lassen alle Vorurteile und Anfeindungen fahren, wenn sie ihren Spross einmal live im TV tanzen sehen. Das würde aber zumindest erklären, warum sie im Erstling mit Abwesenheit glänzten: Offensichtlich haben sie sich nie eine von Kellys Performances angeschaut.
„Breakin‘ 2“ ist also aufwändiger und bunter als der Vorgänger, arbeitet passend zum Untertitel die Rollenpersona von Michael ‘Boogaloo Shrimp‘ Chambers besser aus, ist dafür aber in Sachen Breakdance schwächer als der erste Teil. Die Handlung ist weiterhin nur Beiwerk, die meisten Beteiligten können erneut merklich besser tanzen als schauspielern, aber ganz spaßig ist auch das Sequel auf seine grelle, bisweilen unfreiwillig komische Eighties-Weise. Sam Firstenberg macht auf dem Regiestuhl einen soliden Job, war aber im Actionkino dann doch wesentlich besser aufgehoben.
„Breakin‘ 2“ ist in Deutschland wie der Vorgänger bei Infopictures/Ascot Elite auf Blu-Ray und DVD erschienen, ungekürzt ab 6 Jahren freigegeben. Als Bonusmaterial gibt es Trailer zu vier Tanzfilmen von Cannon, darunter „Breakin‘“ und „Breakin‘ 2 – Electric Boogaloo“.
© Nils Bothmann (McClane)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Infopictures/Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 6__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |