Originaltitel: Red Sun Rising__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Francis Megahy__Darsteller: Don Wilson, Terry Farrell, Mako, Michael Ironside, Soon-Tek Oh, Edward Albert, James Lew, Stoney Jackson, Yuji Okumoto, James Hatch, Forry Smith u.a. |
Paul Maslak, Autor für das Magazin „Inside Kung Fu“ und gut in der Martial-Arts-Szene vernetzt, trat eines Tages an Don „The Dragon“ Wilson heran. Beide kannten sich gut. Maslak hatte Wilsons erste Schritte im Filmbusiness als dessen Manager begleitet und war infolgedessen immer tiefer ins Filmbusiness hinein gerutscht. Er stellte dem Kampfsportstar das Skript zu dem Actionfilm „Red Sun Rising“ vor. Er wollte den Film produzieren, der die Handlung von „Black Rain“ in wesentlichen Punkten umkehrte und mit mystischen Elementen anreicherte. Don Wilson hatte Bock und das Ergebnis bezeichnet er heute als seinen besten und einen seiner liebsten Filme.
Thomas Hoshino observiert im japanischen Kyoto mit seinem Partner Yuji einen örtlichen Verbrecherboss. Der plant ein Treffen mit dem eigentlichen Ziel der beiden Cops: dem Waffenhändler Yamata. Als der tatsächlich irgendwann auftaucht, eskaliert die Lage schnell. Denn Yamata räumt seinen Konkurrenten und dessen Lumpenpack eiskalt ab. Hoshino und Yuji mischen sich zwar schnell ein, kommen den Angreifern Yamatas aber ebenfalls nicht bei. Mehr noch: Die rechte Hand Yamatas, ein eiskalter Killer namens Jaho, verpasst Yuji den Death Touch. Ein Move, der in der dunklen Magie der Ninjas gründet und Yuji brutal aus dem Leben reißt.
Vier Monate später landet Hoshino in Los Angeles. Yamata sei hier aufgetaucht und den Polizisten in die Hände gelaufen. Hoshino will ihn zurück nach Japan überführen und ihn der dortigen Gerichtsbarkeit übergeben. Doch Yamata entkommt den Polizisten. Mit Jaho stiftet er in der von Bandenkriegen zerrütteten Stadt viel Unfrieden. An der Seite der Polizistin Karen Ryder versucht Hoshino, den Lump wieder dingfest zu machen. Und freilich würde er nicht nein sagen, wenn er Jaho für den Mord an Yuji bestrafen könnte.
Mystische Todesberührungen und Don Wilson
„Red Sun Rising“ ist einer der wenigen Filme Don Wilsons, bei denen Roger Corman (siehe „Futurekick“ oder „Tödliches Inferno“) mal nicht seine Finger im Spiel hatte. Was man sofort merkt. Der Film sieht um ein Vielfaches wertiger aus, er ist mit durchaus gut spielenden Darstellern besetzt und die Story wirkt regelrecht durchdacht. Man denke nur an das große Ganze hinter Yamatos Agieren. Und sie hat auch etwas zu bieten: Action, eben eine nette Storyline, etwas Romantik, guten Humor und das Mystik-Element um verbotene Kampftechniken.
All das findet hier wirklich gut zusammen. So gut, dass nicht einmal das Mystik-Element um die Todesberührung albern wirkt. Im Gegenteil: Sie wird gut in der Handlung verankert und genutzt, um Don Wilson einen großartigen Mako („Eine perfekte Waffe“) an die Seite zu stellen, der ihm als Meister neue Moves beibringen darf. Das sorgt mit „du musst die Energie fühlen“-Weisheiten und absurdem Mumpitz, bei dem Don Wilson mittels Gedanken Kerzen auspustet, für viel Amüsement beim Zuschauer.
Doch auch Don Wilsons Rolle selbst wirkt erstaunlich rund. Witzigerweise ist sein Rollenname „Hoshino“ der Mädchenname seiner Mutter und der Kampfname, unter dem Wilson während seiner Kampfsportkarriere in Japan kämpfte. Auch sonst habe die Figur viele Ähnlichkeiten mit Wilson selbst, wie er in den Extras des Mediabooks zu „Red Sun Rising“ erklärt. Und das Drehbuch findet zahlreiche Möglichkeiten, seine Figur in erstaunlichen Einzelszenen mit immer mehr Leben anzureichern. Obendrein spielt Wilson richtig gut!
Was allerdings auch an Terry Farrell („Fegefeuer der Eitelkeiten“) in der Rolle der Karen Ryder liegt. Die Mimin zieht Wilson durch den Film, bricht dessen Charakter auf, hat eine tolle Chemie mit ihm und darf ihm auch mal romantische Seiten entlocken. Insgesamt merkt man zwar, dass ihre Rolle ursprünglich mal ein männlicher Charakter war, aber sie nutzt das brillant, um ihre Figur wundervoll tough und fast als eine Art Parodie auf O-Beinige-Supermachos anzulegen. Sie trägt damit verdammt viel zum Gelingen des Filmes bei.
Doch auch die restlichen Darsteller wissen zu gefallen. Darunter eben Mako, aber auch Michael Ironside („Neon City“) als Polizeichef von Los Angeles, Soon-Tek Oh („Missing in Action 2“) als Yamato und James Lew („Manhunt“) als dessen rechte Hand. Mit Lew wären wir dann auch bei der Action. Hier gibt Regisseur Francis Megahy („Ein Mann wie Taffin“) in den bereits erwähnten Mediabook-Extras erstaunlich freimütig zu, bei den Dreharbeiten zu „Red Sun Rising“ keine Ahnung von Martial-Arts-Action gehabt zu haben.
Stattdessen habe er voll auf Don Wilson und Fight-Koordinator Art Camacho gesetzt. Und die liefern sauber ab. Wilson lässt sich hier auch mal zu etwas spektakuläreren Moves wie Drehkicks verleiten. Was allerdings auch bitter notwendig ist, denn James Lew wirbelt im Vergleich mit einem Furor durch seine Szenen, die Wilsons Kickereien ziemlich lahm wirken lassen. Zumindest in Richtung Finale entsteht so aber auch ein netter Kontrast aus bodenständigem Wilson-Gekicke und Lews Highflying-Action. Schön auch, dass das Mystik-Element in der Action nie überstrapaziert wird. Man haut sich schon erstmal amtlich aufs Maul, bevor dann die Special Moves greifen dürfen.
Von der guten Martial-Arts-Action abgesehen, gibt es auch ein wenig blutiges Geballer (vor allem im Showdown gibt es ein paar fette Einschlusslöcher) und eine große Auto-Explosion zu begutachten. Spektakulär angehauchte Verfolgungsjagden gibt es leider nicht. Die Action ist insgesamt gut über den Film verteilt, ist aber zumeist eher kurzer Natur. Auch den Showdown hätte ich mir ausladender gewünscht.
Sowohl in der Action als auch in den Handlungsszenen sieht man, dass Produzent Ashok Amritraj („Machete“) den einen oder anderen Taler mehr hat springen lassen. „Red Sun Rising“ hat neben einem allgemein gefälligen Look nette Schauplätze fernab von abgerissenen Stadtteilen und kargen Hinterhöfen zu bieten. Die Musik ist zwar wenig memorabel, geht aber für die Dauer des Filmes absolut in Ordnung.
„Red Sun Rising“ ist ein Höhepunkt in Don Wilsons Filmografie
„Red Sun Rising“ ist einer der rundesten Filme von Don „The Dragon“ Wilson. Er schafft es, viele Elemente gut harmonierend zusammen zu würfeln, die sonst in den Filmen des Martial-Artists eher weniger zusammenfinden. Der Humor, die romantischen Momente und die Entwicklung der Handlung und Figuren laufen hier nicht nebeneinander her, sondern bedingen sich und finden am Ende zu einem unterhaltsamen Ganzen. Klar, der Mystik-Mambojambo um den Death Touch ist nun nicht der Weisheit letzter Schluss, doch trotzdem wird er auch aufgrund seiner zurückhaltenden Inszenierung nie als Fremdkörper oder als unfreiwillig komisch begriffen.
Unfreiwillig komisch sind eher die klischeeverseuchten und vor allem naiven Handlungselemente rund um die Banden von Los Angeles. Die Bezugnahmen auf die japanische Kultur muten ebenfalls reichlich klischiert an. Und auch sonst ist „Red Sun Rising“ weit entfernt von Perfektion. Wie kann man beispielsweise einen Michael Ironside so verschwenden? Warum darf Soon-Tek Oh als Yamato so gut wie nichts zum Film beitragen? Einige witzig gemeinte Zeilen versanden doch ziemlich und am Ende hätte man sich die Action einfach immer etwas umfangreicher gewünscht. Trotzdem: Will man einen guten Don-Wilson-Film sehen, dann ist „Red Sun Rising“ eine verdammt gute Wahl.
„Red Sun Rising“ wurde 2018 erstmals von Fokus Media in Mediabooks veröffentlicht. Eigens hierfür wurden auch retrospektive Interviews mit zahlreichen am Film Beteiligten (etwa Don Wilson, James Lew oder Paul Maslak) geführt. Bild (könnte schärfer sein) und Ton (leicht verrauscht) sind okay. Für den 11. Oktober 2024 ist eine neue Blu-ray-Auflage von WMM / Cargo Records geplant. Im Folgemonat soll auch eine erneute Mediabook-Auswertung erfolgen. Der jeweils ab 18 freigegebene Actioner wurde bislang ausschließlich ungeschnitten ausgewertet. Streamen kann man den Film auch.
In diesem Sinne:
freeman
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